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19.07.14 - Eiger Ultra Trail

Ein Stück Eiger (E51)


Übern First zum Faulhorn


In zunächst leichtem Auf und Ab führt unser Kurs weiter zum First, einer Verflachung des Südwest-Rückens zum Widderfeldgrätli. Wer hin und wieder einen Blick auf die zahlreich aufgestellten Wegweiser wirft, wird feststellen, dass neben den gelben Hinweistafeln auch eine Ausschilderung des Eiger Ultra Trail existiert. Die große Nachfrage bewog das Organisationskomitee dazu, den Kurs den ganzen Sommer erlebbar zu machen. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden wurde die fixe Beschilderung über die kompletten 101 km realisiert. 250 Wegweiser ermöglichen es so Interessierten, sich auf der Originalstrecke zu testen oder zu trainieren. Die weißen Schilder sind mit dem grünen Logo des Eiger Ultra Trail versehen.

Immer großartiger wird die Aussicht. Leuchtendweiß bauen sich die schnee- und eisbedeckten Bergriesen vor uns auf. Ich bin ja nicht der große Bergkenner und erkundige mich bei einem Mountainbiker, welche Spitze denn nun genau der Eiger ist? Der erste markante Berg, auf den wir direkt zusteuern, ist das Schreckhorn, dann kommen Eiger, Mönch und Jungfrau. Ich wäre da auf dem falschen Dampfer gewesen, sie sehen aber auch von hier ziemlich ähnlich aus.

Schmale Bergpfade an Hängen entlang und Schotterstraßen wechseln sich in diesem Abschnitt immer wieder mal ab. Über eine Wiese erreichen wir die VP First. Das Verpflegungsangebot ist reichhaltig. Neben Energy-Gels und -Riegeln werden auch Brot, Kuchen und Früchte angeboten. Zur Getränkeaufnahme gibt es heuer eine Neuerung, es werden keine Becher mehr ausgeben, aus Gründen des Umweltschutzes. Beim Empfang der Startunterlagen wurde jedem ein Becher mitgegeben. Was für mich anfangs wie ein ganz gewöhnlicher zerbrechlicher Plastikbecher aussah, entpuppt sich im Verlaufe des Tages als wirklich unglaublich flexibles High-Tech-Teil, das problemlos allen Anforderungen des Laufes gewachsen ist. Ich kann ihn außen in meinen Rucksack quetschen ohne irgendwelche Rücksichtnahme.

Ab First führt uns ein großzügig angelegter Weg in leichtem Auf und Ab zum Bachalpsee. Von seinem Ufer aus bietet sich ein herrliches Panorama auf die mit ewigem Eis bedeckten Berner Alpen, im Wasser spiegelt sich majestätisch das mir jetzt schon bekannte, über 4000 Meter hohe Schreckhorn. Kein Wunder, dass der Platz auch ein begehrter Ort eines Event-Fotografen ist. Die Bilder, die von jedem Teilnehmer geschossen werden, können sich auch wirklich sehen lassen. Der See ist natürlichen Ursprungs und wird durch die Schneeschmelze und Niederschläge gespeist, so  dass er bereits seit über 100 Jahren auch dazu dient, Energie für Grindelwald zu erzeugen, fällt eigentlich niemand auf. Wir haben hier 16 km hinter uns.

 
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Nach einigen weiteren klitzekleinen Seen beginnt für mich einer der schönsten Abschnitte des Kurses. Nicht umsonst nennt sich die E51-Strecke auch Panorama Trail. Die Aussicht auf die jetzt direkt gegenüberliegenden Eiger, Mönch und Jungfrau ist einfach atemberaubend. Aufsteigend bewegen wir uns weiter bis zum Sattel Spitzen. Bis zum Übergang am Grad sind auch kleinere Kletterpartien zu absolvieren. Ich genehmige mir eine ein- oder zwei-Minütige Pause, um die grandiose Aussicht zu genießen, kann da nicht einfach so vorbei laufen.

Auf Höhen, durchgängig über 2000 Metern, geht es abwärts weiter, meist mit traumhafter Panoramasicht hinunter ins Grindewaldtal. Nach Durchqueren einiger technisch anspruchsvoller Felspassagen, Steintreppen und Geröllfelder traversieren wir in der Bonera den Bussalpbach. Nach etwa 21 km erreichen wir die dritte Labestation an der Oberläger Alm.

 
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Eine Richtungsänderung um fast 180 Grad beschert uns den Ausblick auf das 2680 m hoch gelegene Gasthaus auf dem Gipfel des Faulhorns, das zugleich unser nächstes Ziel ist und auch den höchsten Punkt der beiden Langstrecken beinhaltet. Bisher hatte ich meine Stöcke noch am Rucksack verschnürt, hier lohnt sich der Einsatz in jedem Fall. Über der Waldgrenze gelegen zieht sich der Aufstieg über 3 km an einem durchgehend sonnigen Südhang nach oben. Der steile Abschnitt beinhaltet über 600 Höhenmeter. Aber zumindest hat man sein nächstes Etappenziel immer vor Augen und kann gut erkennen, wie sich die Distanz verringert.

Die Ersten des E101 und der E 51-Couples auf dem Gipfel bekommen in einer separaten Bergwertung von einem Sponsor je eine Kamera als Sonderpreis überreicht …ja, natürlich erst bei der Siegerehrung am Sonntag. Bei den Langsameren schlägt dafür das Zeitlimit zu. 6:30 Stunden gilt es zu unterbieten.

Vor 200 Jahren wurde das Faulhorn noch als Damengipfel bezeichnet, weil es keine sonderlichen alpinistischen Schwierigkeiten bietet. Sein Name hat nichts mit Faulheit zu tun, sondern geht auf die lockeren Gesteinsschichten aus Mergel und Schiefer (Fulen) zurück, aus denen der Berg besteht. Das Berghotel auf dem Gipfel eröffnete bereits 1832, noch heute kann man die Zimmer fast unverändert beziehen. Im Winter führt ein Schlittelweg hinunter nach Grindelwald. Die 15 km lange Piste ist angeblich die längste Schlittenabfahrt der Welt.

Über den Rundumblick auf die Berner Alpen und die Seen im Tal muss ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr viel erzählen, er ist einzigartig. An der VP wird uns auch warmer Tee geboten, reißenden Absatz findet der bei den heutigen Temperaturen aber nicht, obwohl hier oben doch ein leichter, kühlender Wind zu verspüren ist und somit recht angenehme Bedingungen schafft.

 
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Zur Schynigen Platte


Auf der anderen Seite der Gipfelkuppe verlassen wir das Faulhorn. Nach einem ersten rustikalen Bergabstück über Geröllhalden geht es zunächst auf gemäßigten Trails weiter. Zunehmend werden die schmalen Bergwege aber immer technisch anspruchsvoller. Oft sind gefährliche, felsige Stellen, teils sogar mit kleinen Restschneefeldern zu passieren, auf die aber meist mit Hinweistafeln aufmerksam gemacht wird. Über einen abschüssigen Hang gelangen wir zum Berghaus Männdlenen, hier ist für uns aber keine offizielle Versorgung vorgesehen, unsere Getränke-VP folgt erst etwa einen Kilometer später in Egg.

Bereits vor mehr als 100 Jahren war dieser Abschnitt von der Schynigen Platte bis zum Faulhorn herauf ein beliebter Wanderweg. Vor 1930 musste man aber ohne Zwischenverpflegungsmöglichkeit auskommen. Hans Weber, Betreiber einer kleinen Hühnerfarm, kam deshalb auf die Idee, etwa auf halber Strecke eine kleine Station zu errichten. Zuerst versuchte er nur mit einem Stuhl und einer Milchkanne die vorbeiziehenden Wanderer zu verpflegen. Natürlich war er den wechselhaften Wetterbedingungen ausgesetzt und so entschied er sich, das Hühnerhaus seiner kleinen Hühnerfarm nach Männdlenen zu transportieren. 1934 riss er dieses zu Hause ab und transportierte es mit Hilfe von Frondienstarbeitern, Packeseln und Pferden hier herauf. Die heutige Hütte wurde im Juli 2002 eröffnet und hat mit der Urhütte nichts mehr zu tun, sie wird aber von einigen immer noch als Weberhütte bezeichnet.

An den Flanken des Indri-Sägissa führt uns der Trail durch urwüchsige Karstlandschaft. Von unten leuchtet in blaugrün der Sägistalsee und ansatzweise auch der Brienzersee herauf. In voller Pracht zeigt sich dieser aber erst an einem Kammübergang unterhalb des Loucherhorn. Auch hier ist wieder eine Location, die sich der Event-Fotograf nicht entgehen lässt. Ständig wechselnde Perspektiven und Aussichten lassen landschaftlich überhaupt keine Ermüdung aufkommen, da haben es die Beine bei den hohen Anforderungen nicht so leicht. Ein Treppenaufstieg steht ebenso auf dem Programm wie steile Bergab-Passagen.

An blühenden Almwiesen vorbei erreichen wir die Schynige Platte. An der über 100 Jahre alten Station der Schnynige-Platte-Bahn kommen wir aber nicht direkt vorbei. Die nostalgische Zahnradbahn wurde bereits 1893 eröffnet und 1914 elektrifiziert. Sie bringt noch heute ihre Mitfahrer mit liebevoll gepflegten, historischen Loks und Wagons in 1967 m Höhe. Betreuer von Läufern müssen zu uns an die Laufstrecke noch einen 20-minütigen Marsch in Kauf nehmen.

 
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Ein besonderes Angebot macht hierzu der Veranstalter den Begleitern. Für einen Spezialpreis von 80 CHF können Freunde oder Angehörige eine Fahrkarte erwerben, mit der am Veranstaltungstag die Züge der Berner Oberland-Bahn, alle involvierten Liftbetriebe und Bergbahnen sowie der Grindelwald Bus sooft benützt werden können, wie man Lust hat.

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