Vorweihnachtlich gestimmt ist es an der Zeit, auch an all diejenigen zu denken, denen es nicht so gut geht. Wer helfen will, hat es nicht schwer, karitative Organisationen gibt es ja zuhauf. Bloß, wo kommt mein Geld am besten an?
Laufendhelfen.de ist eine private Initiative von Brigitte und Rolf Mahlburg, die sich zum Ziel gesetzt hat, mit laufsportlichen Leistungen anerkannte Hilfsorganisationen finanziell zu unterstützen. Als versierte Ultraläufer organisieren sie seit Jahren attraktive Laufveranstaltungen, deren Erlös dann ohne Abzüge Hilfsbedürftigen zu Gute kommen.
Ein besonderes Highlight im Kalender von laufendhelfend.de ist der Eisweinlauf Mitte Dezember. Gestartet wird in Offenburg, Ziel ist der Weihnachtsmarkt von Baden-Baden. In 6 Etappen sind hier an einem Tag ca. 65 km zu bewältigen. Es wird gemeinsamen gelaufen und wer sich die gesamte Distanz nicht zutraut, kann an festgelegten Stellen einsteigen. Steigungen werden konsequent gegangen.
Die Veranstaltung beginnt bereits am Vorabend. In der Tullahalle in Bühl-Vimbuch ist beim gemütlichen Abendessen Gelegenheit, die Veranstalter und Mitläufer kennenzulernen. In der Halle steht genügend Platz zum Übernachten zur Verfügung.
Nach dem gemeinsamen Frühstück geht es mit dem Bus nach Offenburg. In diesem Jahr müssen Norbert und ich diesen schönen Auftakt leider auslassen. Wir reisen erst am frühen Morgen an. Der Bus steht schon bereit, so dass wenig Zeit zur Begrüßung bleibt. Pünktlich um 6 Uhr 30 fahren wir los, um gleich wieder anzuhalten. Eine verspätete Läuferin wird noch aufgesammelt und dann geht es endgültig weiter.
Um Viertel nach 7 treffen wir am Bahnhof von Offenburg ein. Hier ist der Sammelpunkt für über hundert Läufer, die vom Start weg mitlaufen. Im Ziel, in Baden-Baden, werden es mehr als zweihundert sein. Wir erhalten unsere Namensschilder mit den Notfallnummern und ein Coupon fürs Gepäck. Endlich haben wir Zeit, Bekannte zu begrüßen.
Es ist kurz vor 8 Uhr, als wir draußen auf der Freitreppe Aufstellung für ein Foto nehmen. Noch ignorieren wir die kleinen Tropfen, die vom dunklen Himmel fallen. Es gibt ein Geburtstagsständchen für einen Helfer und eine Ansprache vom Verantwortlichen der Winzergenossenschaft Durbach. Dann verabschiedet uns Rolf, der heute gar nicht selbst mitläuft. Wir machen uns unter der Führung von Brigitte auf den Weg.
Bereits kurz nach Verlassen des Bahnhofs bekommen wir einen Vorgeschmack auf das Kommende: Auf der Brücke über die Schienen ist es spiegelglatt. Jeder warnt den anderen und so schaffen wir es glücklich ohne Sturz hinüber. Ein Polizeiauto eskortiert uns aus der Stadt.
Langsam wird es heller. Es regnet leicht aber stetig. Nach dem stabilen Herbstwetter der letzten Tage hatten wir uns eigentlich auf einen regenfreien Tag gefreut. Besonders, nachdem es bereits im letzten Jahr zeitweise geschüttet hatte.
Unsere Strecke führt auf dem Ortenauer Weinpfad entlang. Er verläuft parallel zur badischen Weinstraße - allerdings oberhalb, über die Weinberge hinweg. Zu erkennen ist der Pfad an der roten Raute mit blauer Traube auf weißem Grund. Allerdings stimmt "Pfad" hier nur bedingt. Meistens befinden wir uns auf Straßen oder gut ausgebauten Wegen. Hin und wieder machen Schilder die Wanderer auf die unterschiedlichen Rebsorten aufmerksam. Und natürlich, dem Gelände angepasst, führt der Weg ständig auf und ab. Leider liegt die Landschaft in grauen Nebelschwaden verborgen. Im Wald sind die Wege aufgeweicht. Trotzdem kann man ganz gut laufen. Nur die ganz dicken Matschpfützen werden großzügig umgangen.
Vor uns liegt, schon von Weitem sichtbar, das Durbacher Schloss Staufenberg auf einer markanten Felsnase, dem Staufenberg. Seit 1000 Jahren blickt es von hier auf die Kuppen des Schwarzwalds, über die Ortenau und das Elsass. So wehrhaft dies in früheren Jahrhunderten geschah, so einladend wirkt das Gemäuer heute auf seine Besucher. Gemeinsam haben die Familie des Markgrafen von Baden und der Durbacher Hotelier Dominic Müller (Hotel Ritter, Durbach) hier auf Schloss Staufenberg einen Ort der Gastlichkeit geschaffen. Ein badisches Wahrzeichen, das weit über die Grenzen Badens hinaus Besucher in seinen Bann zieht.
Es geht steil bergauf. Zum Schluss müssen wir noch über eine lange Weinbergtreppe, dann ist das alte Gemäuer erreicht. Die Tore stehen einladend offen. Unser Gepäck ist nach Nummern geordnet bereitgestellt. Schnell hole ich meinen Regenumhang. Norbert ist es zu warm, und er entledigt sich, geschützt im Haus, seines Unterziehshirts. Zur Verpflegung geht es draußen noch eine Treppe höher. Ein eisiger Wind empfängt uns auf der Terrasse des Ausflugslokals. Hier ist ein langes Buffet vorbereitet. Es gibt alle denkbaren Genüsse. Die vielen Läufer scharen sich um die Tische und greifen begeistert zu. Ich habe erst einmal Durst. Es gibt Tee, Wasser und Brühe, den Außentemperaturen angepasst, warm bis heiß, Bier, Malzbier und Cola.
Rolf mahnt zum Aufbruch. Auf dem gleichen Weg, den wir gekommen sind, verlassen wir die gastliche Stätte. In moderatem Tempo geht es weiter. Die meisten Läufer sind in Gespräche vertieft. Nachdem man mit seinen Bekannten die letzten Neuigkeiten ausgetauscht hat, durchmischt sich die Gruppe und man kommt auch mit anderen ins Gespräch. Trotz des miesen Wetters ist die Stimmung gut. Alle sind locker drauf.
Spannend sind die Ortsdurchquerungen. Wenn eine so große Gruppe am Samstagvormittag durch die beschaulichen Ortschaften kommt, fällt das schon auf. Die Sicherung der Strecke beim überqueren von größeren Straßen übernimmt das Begleitfahrzeug. Mit gelbem Warnlicht wird der Verkehr gesperrt. In Oberkirch zeigt die Fußgängerampel rot. Die breite und stark befahrene Straße mit dieser Menschenmenge jetzt zu überqueren, ist viel zu gefährlich. Daher warten wir bis es grün wird. So können auch Nachzügler aufschließen.