Auf geht’s zur vorletzten Etappe, einen ganzen Marathon haben wir jetzt schon geschafft und ein halber geht immer. Ich weiß, ein für nicht-so-viel-Läufer saudoofer Spruch, aber er stimmt halt, willsemaache. Ein längeres Stück durch den Wald erfordert wieder höggschte Aufmerksamkeit, bevor uns Fàtima zum zweiten Mal beglückt: In Kappelwindeck hat man eine nette Gedenkstätte gebaut, an der aber alle achtlos vorbeilaufen, soweit ich es beobachtet habe. Aber man muß sich nicht wirklich darüber wundern, die km werden länger und länger, da hat man nicht mehr Lust darauf, sich alles anzusehen.
Nach vielen, vielen Bergabstücken unterqueren wir eine Straße, mit unseren schlammverschmierten Schuhen die Treppen herunter und hinauf eine echte Herausforderung. Wie gewonnen, so zerronnen, schon sind auf der Gegenseite wieder etliche Höhenmeter zu nehmen. Da – endlich! Tatsächlich finde ich einen Wingert, in dem noch etliche Trauben hängen, die bisher der Vernichtung durch Mensch und/oder Tier entgangen sind. So komme ich dann doch an ein paar Fotos, die dem Namen dieses Laufs gerecht werden. Auch an das von einem in flagranti erwischten Mundräuber.
Es wird immer dunkler, Tom Eller sagt mir an einer Kapelle, daß es hier bei seiner sechsten Teilnahme zum ersten Mal finster ist, wir sind also spät dran. Vorbei am berühmten Weingut/Restaurant „Alder Gott“ finden wir vor der Kirche von Neuweier die letzte Verpflegungsstelle, diesmal überdacht, dafür dunkel. Erst unmittelbar vor unserem Aufbruch gehen die Lichter an, ich bin aber zuversichtlich, daß sich keiner in die Finger gebissen hat.
Ab jetzt ausgerüstet mit Stirnlampe und Warnweste (meine Angeberweste mit Aufdruck des TEFR kommt erstmals zum Einsatz und provoziert die erhoffte ehrfürchtige, aber unberechtigte Nachfrage) – dies ist eine der Bedingungen für die behördliche Genehmigung des Laufs – geht es auf die letzte Etappe. Ich muß zugeben, es wird zäh, aber wann ist das bei einem Lauf mal anders, egal wie lange er dauert? Bald benötigen wir die Lampen wirklich, die Kamera streikt bei der Finsternis und alle hoffen, daß es bald vorbei sein möge, so schön es trotz der ungünstigen Witterung bisher war.
Dann erreichen wir, erneut polizeibegleitet („Bitte folgen“ leuchtet es aus dem Heckfenster – sonst werde ich darüber nervös), die ersten Gebäude von Baden-Baden und schneller als erhofft, fast bin ich überrascht, höre ich „Zieleinlauf!“. Quer über den Weihnachtsmarkt hat man einen Einlaufkanal abgesperrt, der vor der hellerleuchteten Konzertmuschel die gesamte Breite einnimmt. Direkt vor ihr gibt es für uns Tee, Glühwein und Dambedeis, für Nicht-Badener: Weckmänner. Für Nicht-Rheinländer: Zartes Hefegebäck in Menschenform, das der sofortigen Vernichtung bedarf. Allerdings nicht durch mich, denn bevor ich zugreifen kann, befiehlt mich ein scharfer Blick von Rolf auf die Bühne, um das weitere Geschehen im Bild festzuhalten. Unvermeidliches Schicksal des Chronisten, auch wenn er ausgelaufen hat.
Dort steht schon eine Abordnung des Gymnasiums Hohenbaden, das in einer Spielshow 600 € gewonnen hat und diese Summe dankenswerterweise der Aktion „benni & co.“ zur Verfügung stellt. Von einer Stadtvertreterin herzlich begrüßt, richtet Rolf vom hohen Podest ein paar flammende Worte an seine Untertanen, die ihn dafür mit heftigem Applaus überschütten. Zwei Schecks à 4.500 € gehen an „benni & co.“ sowie an die Baden-Badener Lebenshilfe, nur alleine mit dem heutigen Eisweinlauf erwirtschaftet. Fürs komplette Jahr rechnet Rolf mit einer Gesamt-Spendensumme von rund 31.000 €. Ein Wahnsinnserfolg und der gerechte Lohn für ein Engagement der beiden Mahlburgs, das über ein Hobby weit hinausgeht und mittlerweile beider Leben zumindest mitbestimmt.
Einen würdigen Abschluss findet die höchst lobenswerte Aktion wieder in der Tullahalle in Bühl-Vimbuch, wo wir uns die Bäuche erneut mit einem leckeren Nudelgericht sowie mehreren selbstgebackenen Kuchen vollschlagen und so bestens für die dreistündige Rückfahrt gewappnet sind (wir hätten hier allerdings ein weiteres Mal übernachten können). Für jeden ist sogar noch eine kleine Flasche Spätburgunder bereitgestellt; die örtliche Winzergenossenschaft hat sich darüber hinaus bereit erklärt, eine bestimmte Weinsorte künftig mit laufend-helfen.de-Werbeaufdruck zu verkaufen und pro Flasche einen Betrag zu spenden. Das nenne ich Nachhaltigkeit.
Wenn Euch diese Art der gemeinsamen Fortbewegung gefällt und Ihr die gute Sache unterstützen möchtet, empfehle ich Euch auf Rolfs Seite laufend-helfen.de zu klicken, hier sollte keine Frage offenbleiben. Zur Kurzinformation seien hier trotzdem in aller Kürze die Aktivitäten der nächsten Zeit aufgelistet und zur Teilnahme empfohlen (darüber hinaus gibt es etliche Läufe, die Freunde nach diesem Beispiel durchführen):
23.12.2012 Freundschaftslauf Durbach-Straßburg (30 km)
22. – 29.03.2013 Rheinsteig-Erlebnislauf (8 Tagesetappen, insgesamt 320 km)
05.05.2013 Course d’Alsace (25/50 km)
21.06.2013 Nachtlauf von Baiersbronn nach Baden-Baden (63 km)
23.06.2013 Michelbacher Vollmondlauf (10 km und kürzer)
06.07.2013 Freundschaftslauf Renchen-Ulm – Rheinau-Linx (25 km)
03.10.2013 Baden-Badener Panoramalauf (60 km)
14.12.2013 Eisweinlauf
22.12.2013 Freundschaftslauf Durbach-Straßburg (30 km)
Startgeld:
35 € für den Lauf inkl. (!) Abendessen am Freitag und Samstag sowie die sehr gute Streckenverpflegung, 10 € pro Übernachtung und Frühstück. Da kann man problemlos noch das Sparschwein füttern (weitergegebene Spende).
Wettbewerb:
Ca. 62 km, ca. 1.800 Höhenmeter über sechs Etappen.
Streckenbeschreibung:
Überwiegend auf dem Ortenauer Weinpfad, sehr schöne Panoramen, viele Naturwege, teilweise durch Wald.
Auszeichnung:
Urkunde aus dem Netz.
Logistik:
Dein Rucksack wird vom Begleitfahrzeug mitgeführt und liegt sortiert, ggf. gegen Regen geschützt, an der Verpflegungsstelle parat.
Verpflegung:
Traumhaft in Vielfalt und Menge, laßt Euch überraschen.