Eine kleine Holzbrücke führt uns über die grüne Wiesent. Für vier Kilometer werden wir nicht von ihrer Seite weichen bis zum Viertälerort Behringsersmühle. Drei kleine Flüsse fließen hier zusammen: Die Wiesent, Ailsbach und die Püttlach, die sich tief in die Berge gegraben haben. Die Wiesent bietet die einzige noch erlaubte Flusswanderfahrt durch die Fränkische Schweiz und ist besonders bei Kanu-Fahrern sehr beliebt.
Daher erstaunt es uns wenig, dass mit uns, sozusagen auf gleicher Höhe, ein Kanute paddelt. Er hat nicht ganz den sportlichen Ehrgeiz und so kommt es an diesem Vormittag nicht zu einem Wettkampf. Wir hätten auch schlechte Karten, denn es geht ständig flussabwärts. Direkt an der Stempfermühle haben wir Kilometer 19 erreicht und hier verlassen wir den Fluss.
Nicht laufen, eher steigen wir aus dem idyllischen Wiesenttal hinauf nach Gößweinstein. Während wir langsam wieder an Höhe gewinnen und der Wald im hellen Grün schimmert, hört man aus dem Tal die Wassersportler schreien.
Weit und breit sind nur vereinzelt Läufer zu sehen. Felsen, wie Steinruinen voller Moos, aus denen Büsche und Bäume herauswachsen. Bevor wir wieder aus dem Wald heraus laufen, heißt es tief einatmen für das bevorstehende Kulturhighlight Gößweinstein. Über die Burgstraße erreichen wir die Burg Gößweinstein.
Seit über 1000 Jahren wacht die Burg über den Wallfahrtsort. Was jetzt passiert, grenzt schon fast an Kitsch: Noch die Burg mit der Kamera fokussiert, erwarten uns um die Ecke schon die Türme der wichtigsten Wallfahrtskirche der Fränkischen Schweiz - „Die Heiligste Dreifaltigkeit“. Die Kirche wurde im 18. Jahrhundert vom Barockarchitekten Balthasar Neumann erbaut. Die Stadt ist vom Glockengeläut der Basilika erfüllt und mit den Klängen einer Trachtenkapelle, die vom Tal zu uns nach oben hallt, laufen wir weiter. Noch völlig beeindruckt geht es wieder abwärts.
Bei Kilometer 22 ist Tüchersfeld erreicht. Es ist der Ort, an dem die Häuser beinahe mit den Felsen verschmelzen. Briefmarkensammler würden das Motiv sofort erkennen. Nur ganz kurz bekommen wir die grauen, knollige Felsensäulen, die Reste eines urzeitlichen Riffs, um das vor zweihundert Millionen Jahren ein tropischer Ozean wogte, zu sehen. Für weitere vier Kilometer geht es nun flach an der Püttlach entlang.
Der Landkreis Bayreuth mit der Ortschaft Pottenstein ist erreicht. Mir fällt der Pendelbus ein, der Bus, der uns ab 15:00 Uhr zurück zum Start bringen soll. Ich fange an nachzurechnen. Die Zeit ist ausreichend und so müssen wir auch auf der zweiten Hälfte der Strecke nicht hetzen.
1812 also genau vor 200 Jahren taucht der Name „Fränkische Schweiz“ erstmals in einer Beschreibung von Erlanger Studenten auf. Aber bereits 1774 berichtete der Pfarrer Johann Friedrich Espen über Höhlen im Land auf dem Gebürg und lockte damit die ersten Gäste an. Der Beginn des Fremdenverkehrs ist dabei in Pottenstein zu finden. In der ältesten Burg der Fränkischen Schweiz gibt es sogar eine Ferienwohnung zu mieten. Sich einmal wie ein Burgfräulein fühlen an einem Ort, den schon die Heilige Elisabeth als Zuflucht suchte.