Der GaPa Trail geht heuer in sein drittes Jahr und hat sich in der Kürze der Zeit bereits zu einem echten „Burner“ entwickelt. Die 1.500 Startplätze sind bereits seit zwei Monaten ausgebucht, allerhöchstens über eine Warteliste ist mit Glück noch ein Startplatz zu ergattern.
Ich war bereits im Vorjahr am Start und schätze hier vor allem zu Beginn meiner Trailrunning-Saison die Möglichkeit auf einer technisch nicht zu schweren Strecke wieder eine gewisse Bergform zu erlangen, um für längere und schwerere Aufgaben gerüstet zu sein. Neben der von mir gewählten Langstrecke über 27 km mit ca. 1.100 Höhenmetern, gibt es noch die Option Mittelstrecke mit knapp 20 km / 850 Hm und die einer Kurzstrecke mit etwa 10 km. Alle drei Distanzen können jeweils auch als Wanderer absolviert werden und gerne dürfen auch Hunde mitgenommen werden.
Dazu kommt heuer erstmals noch der GaPa Vertikal, dieser findet bereits am Freitagabend um 19.00 Uhr statt. Auf der offiziellen Slalom-Weltcup-Strecke am Gudiberg geht es durchgängig steil nach oben. Auf einer Gesamtlänge von 650 Meter sind dabei 190 Höhenmeter zu bewältigen. Die es aber in sich haben. Direkt nach dem Start geht es auf die Partnachwiese mit einer Steigung von 45 %. Im Mittelteil folgt der Anstieg über den Schanzenhang, bevor es im letzten Abschnitt mit einer Steigung von 58 % noch einmal richtig zur Sache geht.
Bedingt durch die Langschläferfreundliche Startzeit von 11 Uhr, kann ich bequem direkt zum Start anreisen, wodurch mir natürlich leider das Spektakel am Gudiberg am Vorabend entgeht. Startpunkt für alle Läufe ist auch heuer wieder im Olympia-Skistadion von 1940 in Garmisch-Partenkirchen (die Spiele fanden allerdings nicht statt), direkt unterhalb der Schanzenanlage. Hier gibt es auch einen großen Parkplatz, aber für die große Menge an Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie vermutlich auch vielen Touristen, wird es hier bereits gut eine Stunde vor den Starts der Trailrunning-Wettbewerbe verdammt eng. Das war im Vorjahr noch nicht so extrem der Fall. Alternativ stehen noch Parkplätze am Olympia-Eisstadion zur Verfügung, wo auch ein Buspendelverkehr eingerichtet ist, oder man nimmt einen ca. halbstündigen Fußmarsch auf sich.
Für Sportler*innen und Zuschauer*innen gibt es dafür viel Platz im Innenraum des Stadions. Neben einigen Ständen der kleinen Expo, ist so auch Raum für Aufwärmgymnastik. Jeweils 20 Minuten vor den einzelnen Trailrunning-Starts findet immer ein Warm-Up statt. Die Trainerin steht auf der Tribüne und gibt uns Anweisungen, was vom Fußvolk auch gut angenommen wird.
Pünktlich um 11 Uhr wird die Langstrecke gestartet, nach ein paar Glockenschlägen der „Hells Bells“ wird der Start freigegeben. Durch Bengalo-Feuer am Eingangstor verlassen wir das Stadion und schlängeln uns anschließend durch das vollbesetzte Parkplatzgelände. Für uns hat man das Kainzenbad geöffnet, wir laufen am nur schwach gefüllten Naturwasserbecken entlang. Liegt vermutlich gerade an der schon seit längerer Zeit anhaltenden Trockenheit, normalerweise erneuert sich das Wasser ständig durch einen Gebirgsbach.
Nach Verlassen des Bades ist nach 700 Metern unsere Einlaufphase beendet, ganz schnell wird es richtig steil, ein Wanderweg führt uns mit satten Steigungsprozenten nach Wamberg, eines der höchstgelegenen Kirchdörfer Deutschlands auf knapp 1.000 m Höhe. St. Anna steht gleich am Ortseingang, der Anlauf da hin, bietet uns Zeit kurz durchzuschnaufen und auch einen Blick auf sie zu werfen. Aber wir sind durch die etwa 30 Einwohner zählende Gemeinde schnell durch und die Steigung legt wieder zu.
Leider sind die Wolken noch ziemlich dicht, so ist die Aussicht auf die umliegende Bergwelt nur mäßig. Auf einer Motocross-Maschine kommt uns ein Bauer entgegen, mit Filzhut und Heugabel im Anschlag kommt er mir wie ein moderner Ritter vor. Nach 4,2 km erreichen wir die Streckentrennung. Für die Langstreckler*innen geht es noch weiter aufwärts auf den Wamberg. Während die Teilnehmer*innen der Mittelstrecke, die 45 Minuten nach uns starten, direkt nach rechts geleitet werden und unsere anschließende Schleife erspart bleibt.
Die Steigung nimmt jetzt spürbar ab, der weitere Verlauf ist mehr wellenförmig. Es geht rauf und runter, aber tendenziell immer noch mehr bergauf. Nach 6 km erreichen wir unseren höchsten Punkt (1.300 m) auf dem Wamberg, die Hälfte aller Höhenmeter liegen bereits hinter uns. Die letzten 700 Meter unserer Zusatzschleife sind als Begegnungsstrecke angelegt, hier kommen uns die vor uns liegenden bereits wieder entgegen.
Unsere erste Genussstation – so nennen sich die Verpflegungsstellen hier – liegt genau am Ende dieses Abschnitts. Die Ellmauer Alm heißt uns nach 8 km herzlich willkommen, das Verpflegungsangebot – bayrisch zünftig – lässt kaum Wünsche offen. Mein erster Blick fällt auf die Weissbiergläser, stilecht in Glas, da lasse ich mich nicht lange betteln. Dazu noch eine Leberkässemmel im Miniformat, so lässt sich das hier ganz gut aushalten. Es stehen noch weitere Leckereien im Angebot. Gesundheitsbewusste können aber auch zu Apfelschnitzen und Iso oder Wasser greifen. Cola wird auch angeboten.
Leicht aufwärts führt uns der Begegnungsabschnitt wieder zurück an ihren Anfangspunkt, den eine Gruppe der Bergwacht kontrolliert. Jeder Zurückkommende wird mit einer La-Ola-Welle begrüßt. Auf den nächsten zweieinhalb Kilometern können wir einen Zahn zulegen, eine komfortable Schotterstraße führt meist leicht abwärts. Erst kurz bevor sich Lang- und Mittelstrecke wieder vereinen, geht’s erneut bergan.
Schon von weitem kann ich die Musik vernehmen, die uns ein DJ vor der Bergstation der Eckbauerbahn (Km 12,5) auflegt. Mit leckeren Häppchen werden wir an dieser Genussstation vom TSV Partenkirchen versorgt. Da haben sich doch einige eingefunden, die die Stärkung mit Musik garniert, etwas länger genießen. Weiter hinten hat der DJ seine Soundmaschine aufgebaut, zu überhören ist er aber deswegen nicht.
Mein Lieblingsabschnitt folgt direkt im Anschluss. Ein wunderbarer Single Trail führt uns mit vielen Serpentinen wieder runter vom Berg. A bisserl Vorsicht schadet nicht, der weiche Waldboden ist sehr feucht und schmierig. Gutes Profil auf den Schlappen ist definitiv von Vorteil. Passendes Schuhwerk zählt vom Veranstalter nicht umsonst zur empfohlenen Ausrüstung. Ich würde ungern hier mit Straßenschuhen heruntereiern. In Vordergraseck ist unser Downhill nach 2,5 km beendet.
Ich bin etwas überrascht, im Vorjahr ging es unmittelbar nach einer Spitzkehre in Vordergraseck auf direktem Weg runter in die Partnachklamm und über die neue Eiserne Brücke. Hier gibt es scheinbar heuer eine Streckenänderung. Wir bleiben weiter auf dem Wanderweg, erst nach der Kaiserschmarrn Alm geht es in den Wald in Richtung Klamm.
Wow, geil das Teil, ich traue kaum meinen Augen. Nach einem kurzen Trailabschnitt bekommen wir den Blick auf eine noch neuere Brücke geboten, die bei mir sofort Ötztal-Feeling auslöst. Im Juli 2024 wurde sie eröffnet und überspannt seitdem eine Hangrinne am Südende der Partnachklamm. Aufgrund des großen Höhenunterschieds wurde sie als Stufenhängebrücke konstruiert mit insgesamt 36 Meter Länge. Damit kommt sie zwar nicht an die 80 m lange Hängebrücke am Ötztaler Stuibenfall heran, aber ich bin dennoch richtig begeistert. Die ersten Schritte darauf sind fast vergleichbar mit ihrem Pendant: sie schwingt auch etwas, aber doch deutlich schwächer als die im Ötztal.
Der Rundwanderweg vom Südende der Klamm nach Vordergraseck ist ganzjährig beliebt und führt über die Hangrinne, die in den vergangenen zehn Jahren stark erodierte und regelmäßig von Muren betroffen war. Die wiederkehrenden Schäden machten jährliche Instandhaltungsarbeiten von etwa 25.000 Euro notwendig. Nach ausführlichen Untersuchungen mit Geologen erwies sich der Bau der Stufenhängebrücke als einzig dauerhafte Lösung. Die Kosten betrugen rund 450.000 Euro, die Hälfte davon wurde aus EU-Fördermitteln finanziert. Hört sich auch wirtschaftlich nach einer optimalen Lösung an.
Der Umweg bis ans Ende der Partnachklamm trägt auch zu einer Verlängerung von etwa einem Kilometer für Lang- und Mittelstrecke bei. Ich denke, bei so einem Highlight, legt diese jeder gerne zurück. Auch der nachfolgende Aufstieg hoch zur Partnachalm verlängert sich dadurch natürlich für uns spürbar. Aber der Trail ist sehr schön und gut zu begehen. Lediglich der kurze Blick direkt in die Klamm, bleibt uns durch diese Umleitung verwehrt, was aber mit dem neuen Brückenhighlight locker zu verschmerzen ist.
An der Partnachalm (Km 17,5) haben wir fast 1.000 Höhenmeter im Aufstieg und somit bereits den Großteil derer geschafft. Eine asphaltiertes Sträßlein führt uns weit oberhalb der Klamm und ohne Blickkontakt zu ihr wieder bergab. Hier sind für mich auch ein paar unangenehm steile Abschnitte dabei, die ordentlich in die Oberschenkel ziehen. Deswegen bin ich froh, dass wir nach 19 km wieder auf Trails zurückkehren. Per Luftlinie sind wir hier gerade nur noch etwa einen Kilometer vom Olympiastadion und den Schanzen entfernt, so kann man immer wieder mal den Stadionsprecher vernehmen.
Am Fuße des Kochelberg wartet 500 m weiter Genussstation Nr. 3 auf uns. Da jetzt so langsam die Sonne zum Vorschein kommt und es wärmer wird, fülle ich auch meine Getränkeflasche auf. Direkt im Anschluss geht es wieder hoch, ein paar kleinere Steigungen beinhaltet auch der Restabschnitt noch. Der allerletzte Anstieg wird uns dann noch mit mehreren Folien schmackhaft gemacht. Wenig später erreichen wir bergab den Rießersee.
Man könnte es gar nicht vermuten, aber die Entstehung des Rießersees geht bis ins Mittelalter zurück. Damals wurde der See in einer Waldlichtung künstlich angelegt. Bei klarem Wetter spiegelt sich sogar das Zugspitzmassiv im Wasser. Schmal und langgezogen zieht er sich dahin. Früher, als es noch richtige Winter gab, wurden viele Eissport-Wettbewerbe darauf ausgetragen, wie z.B. Eisschnelllauf und Eishockey bei den Olympischen Spielen von 1936. Der SC Riessersee trug auf dem zugefrorenen See früher noch seine Eishockeyspiele aus. Wir dürfen ihn fast komplett umrunden.
Nach der knapp einen Kilometer langen Umrundung wartet vor den Hotelanlagen nochmals eine letzte Genussstation auf uns. Frisch gemachte Waffeln werden angeboten, dazu Kaffee mit Blick auf den See und die Berge. So viel Zeit nehme ich mir jetzt nicht mehr, aber für eine Waffel to go reicht es.
Ein letzter Abstieg führt uns mit einer wunderbaren Aussicht auf Garmisch herunter vom höhergelegenen Rießersee bis ins Tal. An der Bahnlinie entlang geht es praktisch auf einer 3 km langen Zielgerade auf Asphalt zurück ins Olympia-Stadion. Durch die beiden olympischen Türme gelangen wir zum Zieleinlauf, wo wir von Cheerleaderinnen empfangen werden und auch gleich die verdiente Medaille umgehängt bekommen.
Mittlerweile hat sich auch die Sonne komplett durchgesetzt, so lässt es sich noch hervorragend im Zielbereich aushalten und das Läuferfest ausklingen lassen. Wenig später beginnen auch schon die Siegerehrungen.
Auch der dritte GaPa Trail sorgte mit seinen fast 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder für eine unvergessliche Atmosphäre im wunderschönen Umfeld der Bayerischen Berge. Die abwechslungsreichen Strecken sind nicht zu schwer und durch das großzügige Zeitlimit für alle Leistungsklassen geeignet. Breitere Wege und schmale Trails wechseln sich ab. Dazu kommen die Genussstationen, die kaum Wünsche offenlassen. Für mich der perfekte Einstieg in die Berg- und Trailsaison.
Der Termin für 2026 steht auch schon fest, am 25. April geht der GaPa Trail in seine vierte Runde. Wer dabei sein möchte, sollte es sich nicht zu lange überlegen, heuer waren bereits zwei Monate vor dem Start alle Tickets ausverkauft.
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27.04.24 | Ein Hauch von Olympia |
Bernie Manhard |