Es wird zunehmend steiniger und dann sehen wir nach einem Aufschwung die Station Cabane auf 2485 Meter Höhe. Es ist jetzt schon sehr kühl geworden. Wieder eine Verpflegung mit vollem Programm. Meine Partnerin bleibt zurück und verpflegt wohl länger. Ich will nicht zuwarten und mache mich davon.
Und dann baut sich der übelste Kilometer vor dem Läuferfeld auf. Sausteil. Wohl an die 30 Grad Steigung. Gut, dass ein Weg durch das Geröll freigescharrt wurde. Aber leicht würde ich diesen Aufschwung nicht bezeichnen. Es ist fast zum Verzweifeln. Nur im Kriechgang geht es in Serpentinen nach oben. Ich bin froh, die Marke 23,5 Kilometer zu sehen. Oben geht es nochmals im Zick-Zack weiter, dann haben wir den schlimmsten Kilometer geschafft.
An der Moräne gibt es Getränke, vorletzte Stelle. Ich greife zu. Der Tsanfleuron-Gletscher ist zum Greifen nah. Und dann bin ich dort. Kalte Luft streicht über den Gletscher. Es ist knapp über dem Gefrierpunkt, höchstens fünf Grad. Ich ziehe meine Goretex-Jacke an. Es geht über Steine, dazwischen fließt das Gletscherwasser. An wenigen Stellen sind Seile zur Sicherung angebracht. Die dienen wohl eher der Psyche.
Und dann ist meine Begleiterin wieder da. Sie hat sich eine Jacke angezogen. Ich werde neugierig, ist ja meine Aufgabe, und frage nach dem Namen und ob sie Waffenläuferin oder Bergführerin sei. Aber Bea Hasuwirth ist weder das eine noch das andere, aber ihr Gatte ist Bergführer. Und der hat ihr wohl den sicheren und gleichmäßigen Gang in den Bergen beigebracht. Wie oft er sie in die Berge „geschleift“ hat, wage ich nicht zu fragen. Ich gehe ja auch gerne ins Gebirge, nur, dass ich das Hobby nicht so eifrig betreiben kann, wie ich möchte.
Nun geht es auf den Gletscher. Ist fast so ausgeschildert wie ein Baustellenbereich auf der Autobahn. Wir müssen nur der Raupenspur folgen. Zusätzlich sind an der Seite Seile gespannt. Einmal erkenne ich eine Gletscherspalte, würde gerne näher hineinschauen, kann aber nicht, da mir sonst die Bea davonläuft. Vielleicht ist es aber auch eine Gletschermühle. Das sind Abflüsse des Schmelzwassers im Gletscher. Sie entstehen meist im flacheren Gletscherteil und können mitunter bis zum Gletschergrund reichen.
Es ist ein geiles Gefühl auf dem Gletscher zu laufen, da es auf dem gespurten Weg ja sicher ist. Normale Gletscherbegehungen sind in der Regel nur mit Bergführern und dann auch nur angeseilt möglich. Wer das noch nie gemacht hat und daran interessiert ist, der sollte sich das mal unter Aufsicht gönnen.
Dann sehe ich einen mit einer Kamera herumhantieren. Der Klaus. Er ist wahrscheinlich vom Ziel herunter gelaufen. Er fotografiert uns beide. Ich weiß nicht mehr, ob ich was gesagt habe. Weiter.
Bea beschreibt mir den weiteren Weg. Zuerst noch leicht ansteigend, dann kommt vor dem Ziel noch ein Aufschwung. Wir verlassen den Gletscher mit einer Rechtsverschwenkung. Wo der Boden offen ist, ist er tief. Doch ein paar Schritte weiter ist er wieder fest.
Die Steigung nimmt wieder zu. Ein, zwei Mitläufer bleiben zurück. Mann, ist die Frau stark. Ich habe alle Mühe dranzubleiben. Dann sehe ich Stufen. „Gleich sind wir im Ziel“, sagt sie. „Komm mit auf den Stairway To Heaven“, antworte ich. So wie die britische Rockband Led Zeppelin den Song gespielt hat, so fühle ich mich jetzt.
Die ersten Stufen sind sauhoch. Wir nehmen Stufe um Stufe. Vor uns keiner mehr. Die Verfolger sind nun außer Reichweite. Weitere Stufen auf Gitterrost folgen. Und dann sind wir im Himmel angekommen. Das Ziel auf knapp 3000 Meter. Ein super Gefühl. Das muss ich wieder machen.
Zeitnahme:
Chip von Datasport
Logistik:
Stadtnummernausgabe im Sportzentrum. Keine Nachmeldung mehr am Wettkampftag. Kleidertransport zum Ziel. Rücktransport der Läufer mit der Luftseilbahn und mit Busshuttle. Pastaparty bei der Siegerehrung. Eintritt ins Hallenbad enthalten.
Verpflegung:
Zehn Stellen mit Wasser, Iso, Cola, Bouillon, Gel, Riegel, Orangen, Bananen.
Zuschauer:
Viele in Gstaad, Gsteig und in Reusch, einzelne an den Höfen, sowie an den Bergstationen.
Strecke:
Die ersten 16 Kilometer zum Einrollen und zum Gewöhnen, nur etwa 300/400 Höhenmeter. Der Rest muss der über 1600 Höhenmeter muss bis zum Ziel bezwungen werden. Steiler Kilometer nach der Station Cabane.
Fazit:
Für geübte Bergläufer fast ein Muss. Rechnet mal mit einer Zeit wie bei einem Marathon. Bei gutem Wetter Sicht auf zahlreiche Viertausender.
Sieger Männer
1. Cox Martin, GB-Leicester 2:27.05,5
2. Barz Michael, D-Durach 2:30.58,4
3. Jenzer Urs, Frutigen 2:31.24,1
Frauen
1. Landolt Claudia,Jonschwil 2:46.57,4
2. Zeller Corinne, Weissenburg 2:49.11,9
3. Habegger Susanne, Kehrsatz 2:53.44,5