Mit den 2120 Höhenmetern ist der Berglauf auf den Glungezer ein schwerer Kurs, den man mit Bedacht angehen sollte. Ein wenig Erfahrung am Berg schadet nicht.
inteilen lässt sich die Strecke in zwei Teile: Die erste Hälfte, knapp zehn Kilometer mit rund 1000 Höhenmeter, lässt sich fast ausschließlich belaufen, während es auf dem zweiten Teil so richtig zur Sache geht. Knapp fünf Kilometer mit nochmals gut 1000 Höhenmeter bis zum Gipfel des „Glungi“, wie die Einheimischen zu ihrem Hausberg sagen.
Der Start, letztes Jahr an der Karlskirche, musste zu einer Stelle oberhalb des Gotteshauses verlegt werden. Damit ihr Euch ein Bild der Wallfahrtskirche neben der Autobahn verschaffen könnt, es sind die letzten zwei Bilder der Galerie.
Feuerwehrmänner stehen bereits bei meiner Anfahrt parat und weisen uns auf Parkplätze ein. Ein Privatgrundstück darf genutzt werden, das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Der Weg zur Anmeldung ist kurz. Schade, dass nur nur rund 70 Anmelder auch tatsächlich zum Lauf erschienen sind.
Vielleicht hat das Startgeld von 35 EUR bei Voranmeldung einige abgeschreckt, aber hier ist ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis vorhanden: Funktionsshirt, Rückfahrt mit der Bergbahn, bei der Siegerehrung ein Essens- und Getränkegutschein sowie die übliche Versorgung mit Wasser, Iso und Obst. Ein Gepäcktransport bis fast ins Ziel ist eingerichtet. Und wer seine Familie mitbringt, auch für deren Bergfahrt ist gesorgt.
Start ist bei der Lourdeskapelle Bruggenwaldele kurz oberhalb der Karlskirche um Punkt 10.00 Uhr. Kurz zuvor finde ich im kurz gemähten Gras einen Autoschlüssel, der bei der Startansprache wieder seinen Besitzer findet.
Nach ein paar Metern auf einem gekiesten Almweg schwenken wir auf die asphaltierte Kleinvolderbergstraße ein, die uns in Serpentinen schon eine Menge Höhenmeter belaufen lässt. Kurz vor Kilometer fünf endet die Teertrasse, es läuft sich auf befestigen Untergrund gefällig weiter.
Kilometer 5,1, die erste von vier Verpflegungsstellen auf der Strecke, ist erreicht. Schnell ein Stück Banane und einen Becher mit Iso einverleibt und ich mache mich weiter auf den Weg. Zuschauer sind natürlich fast an einer Hand auf der Strecke zu zählen. An den Almen stehen halt die Senner und Helfer, beobachten und feuern uns an.
Wie verlassen kurz nachher den Fahrweg nach rechts auf einen schmalen Wanderweg durch den Wald. Farnkräuter reichen bis in den Weg, fast idyllisch, wenn nicht die Schnauferei wäre. Kurz danach geht es wieder über Almwiesen, weicher Grasboden, eine Wohltat für die Füße.
Mittlerweile ist linkerhand tief unten im Talgrund das Rauschen des Volderbaches zu hören. Kurzzeitig laufen wir wieder auf einem kurzen Schotterstück, bis uns eine über den Weg gelegte Holzstange nach links weist. Und da geht es einige Höhenmeter im Kriechgang weglos hoch zur Stiftsalm (1337 Meter).
Immer weiter steil bergan geht es an der Kneißlhütte vorbei und dann wartet nach einem kurzen flachen Erholungsstück an der Station Halsmarter (1560 Meter) eine Tankstelle. Wer Zeit hat, kann in der Wirtschaft gleich einkehren. Das können die ersten Läufer der wenigen Staffeln ausnutzen, denn sie übergeben an den zweiten Mann bzw. Frau. Hier machen ein Moderator und die vielen Zuschauer Stimmung.
Doch jetzt ist Schluss mit lustig, denn es folgt der Abschnitt entlang der Skipiste. Weglos, zwar nicht mehr ganz so steil wie vorhin, doch zum Laufen ist es eindeutig zu hart. Ich sehe keinen am Joggen. Die Läufer haben sich ewig weit auseinandergezogen. Zwar kommen von hinten ein, zwei Gegner, die am Berg geländegängiger als ich sind, doch ich kann auch ein bis zwei überholen. Das hält sich somit die Waage.
Bei jedem Umdrehen wird die Aussicht immer grandioser und spektakulärer auf die Nordkette und das Karwendelgebirge. Tief unten ist das Inntal zu erkennen. Der Blick nach Nordwest fällt auf die Landeshauptstadt Innsbruck. Der zehnte Kilometer ist kurz vor der Bergstation Tulfein.
Es lassen sich wieder einige Meter laufen, bis mich die Skipiste am Kalten-Kuchl-Lift wieder zum Bergwanderer werden lässt. Am Tulfeinjöchl auf 2278 Meter Höhe gibt es nochmals Gelegenheit zur Labe. Dann wartet das letzte Stück auf einem Steig. Der ist zwar nicht gefährlich, doch wollen die Schritte gewählt sein. Wer genug Luft und Kraft hat, der kann noch die Abkürzer nehmen. Wem es da mangelt, der läuft, äähhh geht die Serpentinen. Und verliert auch keine Zeit. Denn nämlich mein Verfolger kommt trotz meiner Foto- und Verschnaufpausen auch nicht effektiv näher.
Einen Wanderer frage ich nach dem Gipfel und der deutet auf das einige Zeit zu sehende Gipfelkreuz hin. Ist gar nicht so weit mehr weg, aber die Dimensionen sind am Berg etwas anderes, wo du für einen Kilometer Laufstrecke 15 bis 20 Minuten brauchst. So ist es auch hier.
Aber dann werden die zehn bis fünfzehn Zuschauer am Grat immer größer und deren Applaus und Ansprache immer lauter. Dann deutet man mir, zwischen die zwei Beach-Flaggen hindurch zu laufen. Glückwunsch, heißt es von den Helfern. Rettungsdecken werden von einer Helferin gereicht, die sich dann fast ziert, da ich sie aufs Foto haben will.
Ein Härtetest ist dann die Rückfahrt mit der oberen Sektion der Bergbahn. Ein Einzelsessellift mit einer Geschwindigkeit, die dich fast einschlafen und aus dem Sessel kippen lässt. Die Siegerehrung findet fast pünktlich unten in Tulfes beim Tuxerbauer statt. Die Sieger erhalten Obstkörbe, die schnellsten einen Geldpreis. Ach ja, ein Transfer von der Talstation zum Startgelände ist auch im Startgeld enthalten.
Fazit: Ein schwerer, aber schöner Berglauf, der uns tief unten vom Inntal bis fast in den hochalpinen Bereich bringt. Der Blick nach Süden geht zu den gewaltigen Eisriesen der Zillertaler Alpen. Wenn dann noch die Sonne fast ohne Unterlass scheint und die Temperaturen auch in der Höhe passabel sind wie heute, ist die Teilnehme ein Erlebnis. Aber die Sportler will ich hinweisen, bei Schlechtwetter gehört adäquate Wechselkleidung in den Rucksack. Und eine Goretex-Jacke um die Hüfte. Die Sportler des SV Tulfes laden schon für 2013 ein.