Seit es beim Gondo Event den Doppelmarathon gibt (2006), sind Läuferinnen und Läufer von Marathon4you/Trailrunning.de am Start. Coronabedingt wird dieses Jahr die Veranstaltung abgesagt. Ich erinnere mich an herrliche Tage und Erlebnisse am Simplon-Pass. Als Rückblick gibt es meinen Laufbericht aus 2007.
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Dass einem diese Formel nicht gleich beim Zieleinlauf oder unterwegs einfällt, ist klar. Zu anstrengend sind die zweimal 42 Kilometer, die fast ausschließlich auf Trails gelaufen werden und jeweils mehr als 2.000 HM beinhalten. Ist man aber im Ziel und genießt die Glückwünsche und die bewundernden Blicke der Zuschauer, hat man durchgeatmet und sich erfrischt, dann ist einem klar: Man ist ein Glückspilz.
Der Anlass zum Gondo Event ist furchtbar. Das kleine Dorf an der Grenze zu Italien wurde am 14. Oktober 2000 von einem katastrophalen Erdrutsch fast zur Hälfte zerstört, 13 Menschen fanden den Tod. Mit dem ersten Gondo Event 2002, das unter dem Motto stand „Gondo soll wieder leben“, feierte man das erste Fest nach der Katastrophe. Dann erweiterten die Organisatoren die tägliche Laufdistanz auf 42,195 Kilometer und landeten damit einen Volltreffer. Auf Anhieb konnte die Teilnehmerzahl fast verdoppelt werden und in diesem Jahr wird noch einmal kräftig nachgelegt: 107 Voranmeldungen werden registriert, 99 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen an den Start. 87 beenden den Abenteuerlauf erfolgreich.
Ungefähr 2/3 der Teilnehmer kommen aus Deutschland. Kein Wunder, dass ich mir am Freitagabend bei der Pastaparty im 5. Stock des Stockalperturms vorkomme wie bei einer deutschen Veranstaltung mit großer Schweizer Beteiligung. „Gehört ihr alle zusammen?“, fragt mich ein Schweizer. Es sieht wohl so aus. Das Ambiente in dem großen Giebelraum ist klasse, der Salat, die Pasta und die verschiedenen Soßen köstlich.
Gondo (855 m), ein kleiner Ort im Wallis mit vielleicht 100 Einwohnern, ist durch den Lötschbergtunnel, über Brig und den Simplonpass gut zu erreichen. Mit dem Auto sind es ab Basel ungefähr 220 Kilometer. Um die 230 CHF bezahlt man für das gesamte Leistungspaket, das die Übernachtung im Zivilschutzraum, Frühstück, Pastaessen am Freitag, das Abendessen am Samstag und ein Funktionsshirt einschließt.
Man kann auch (auf eigene Rechnung) den historischen Stockalperturm als Quartier wählen. Er liegt direkt an dem kleinen Grenzübergang nach Italien an der Passstraße, die nach Domodossola und zum Lago Maggiore führt. 1670 erbaute ihn Kaspar Jodok von Stockalper (1609 – 1691), der es mit seinem Salzmonopol, Im- und Exportgeschäften und Bergwerken zu unermesslichem Reichtum brachte. Er diente als Warenlager und Unterkunft für Mensch und Tier.
Seit dem letzten Jahr ist dort dieser Tradition entsprechend ein modernes Hotel mit Restaurant eingerichtet. In einmaliger Art und Weise ist es gelungen, Alt und Neu mit einander zu verbinden und mit Holz und Stein eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. 10 Zimmer stehen zur Verfügung, dazu ein „Massenlager“ mit 20 Betten, das ich nur mit dem Zusatz "de luxe" mit dieser Bezeichnung durchgehen lasse. Denn die Einrichtung sowie die Duschen, der Waschraum und die Toiletten sind vom Feinsten.
Luxuriös ist auch das Frühstücksbüffet, das für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im entsprechenden Startgeld enthalten ist. Unglaublich, wie die Hotelchefin Monika Holzegger und ihr Team die Marathonis verwöhnen: verschiedene Brotsorten, Wurst und Käse, Marmeladen und nicht zu vergessen ein Obstbuffet, das in einem Fachgeschäft nicht besser sortiert sein kann. Jeder ist begeistert.
Wie jedes Jahr ist vor der Schule unten am Bach ein großes Festzelt aufgebaut. Dort gibt man sein Gepäck ab. Brigitte Wolf, die die technische Leitung beim Gondo Event übernimmt, gibt letzte Informationen, Tipps und Hinweise zum Reglement. Als ehemalige Weltmeisterin im Orientierungslauf ist sie dafür genau die Richtige. „Wir sehen uns in Brig“, dann geht es los.
Die Strecke führt uns am ersten Tag von Gondo (885 m) über Simplon-Dorf , Simplonpass (2006 m), Bistinenpass (km 24 - 2417 m), Saltinaschlucht nach Ried-Brig (918 m). Bis auf ganz wenige Abschnitte verläuft der Kurs auf schmalen Pfaden, deren Beschaffenheit je nach Höhenlage variiert. Das Angebot reicht vom romantischen Wiesenweg, knorrigen Wurzelpfad, felsigen Steilhang, senkrechten Abhang, schwindelerregender Brücke bis zur Flussquerung durch knietiefes Wasser.
Die Landschaft ist atemberaubend. Tiefe Schluchten, wilde Wasser, idyllische Siedlungen, bunt blühende Sträucher, Wiesen und Weiden, schattige Fichten- und Lärchenwälder, irre Berge, deren Namen ich nicht kenne oder mir nicht merken kann, wechseln sich ab. Ständig habe ich neue Eindrücke. Ginge es darum, alle im Bild festzuhalten, ich bräuchte den Apparat nicht weg zustecken. Aber es ist ein Lauf hier, keine Fotosafari.
Gerade haben wir die engen, dunklen Gänge eines Forts aus dem 2. Weltkrieg hinter uns, erreichen wir die alte Passstraße zum Simplon. Bevor Napoleon sie 1801 bis 1805 für seine Artillerie bauen ließ, gab es nur den Säumerpfad aus der Zeit des Stockalper. Man weiß zwar, dass der Simplon auch schon zur Steinzeit begangen wurde, aber einen ausgebauten Übergang gab es nicht. Sogar die Römer mit ihrer hoch entwickelten Baukunst hielten die wilde Gondoschlucht für unüberwindbar.
Dem „Große Stockalper“ oder „Simplon-König“ begegnet man hier auf Schritt und Tritt. Nicht nur, dass der neu angelegte Wanderweg, dem wir meist folgen, seinen Namen trägt. Seinen Turm an der Grenze haben wir ja schon kennen gelernt. Nach Simplon-Dorf (km 9), führt uns der Weg durch traumhaft schöne Landschaften und kleine Siedlungen mit uralten Steinhäusern immer weiter aufwärts.
Zuerst sehen wir links unten den langgezogenen Bau des Barral-Hauses, so benannt nach Pater Barral, der das ehemalige Ferienheim 1900 bis 1907 errichten ließ. Dann sehen wir den auffallenden, mehrstöckigen Bau mit dem Glockenturm vor uns, das „Alte Spittel“ (km 15). Es ist ein wunderschöner Platz, den der Stockalper 1650 für seinen Sommersitz ausgesucht hat. Da er äußerst geschäftstüchtig war, richtete er in dem Gebäude gleichzeitig eine Herberge für Wanderer und Kaufleute ein. Sozial eingestellt war er wahrscheinlich auch, denn die unterste Etage stand armen Reisenden kostenlos als Unterkunft zur Verfügung. Vielleicht war er auch noch fromm, ganz oben unter dem Dach ist nämlich eine Kapelle untergebracht.
Zwei Kilometer weiter erreichen wir auf 2006 Metern Höhe den Simplon, der in den 1970er und 80er Jahren mit vielen Brücken und Galerien zu einem ganzjährig befahrbaren Alpenpass ausgebaut wurde. Darunter gibt es noch den 1898 – 1912 erbauten, knapp 20 Kilometer langen Simplontunnel, ein Eisenbahntunnel von Brig nach Iselle di Trasquera (Piemont, Italien).
Die Verpflegungsstelle ist an einem kleinen See aufgebaut. Wasser, Eistee und Iso werden angeboten, Riegel, Gel und Obst (Bananen, Äpfel und Orangen) gibt es ebenfalls. Man möchte sich setzen, oder am besten hinlegen, so schön ist es hier. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm, ideal zum Laufen. Die Berge rundum sind verschneit, auch im sonnenverwöhnten Wallis ist es diesen Sommer feuchter als sonst. Der Blick hinauf zum 2417 Meter hohen Bistinenpass (km 24), unserer nächsten Station, verspricht dann auch ungewöhnlich abwechslungsreich zu werden.
Über Almwiesen geht es rauf und runter auf schmalen Pfaden weiter. Zunächst nur langsam gewinnen wir so an Höhe. Das Schmelzwasser füllt den kleinen Bach bis an den Rand. Blumen blühen in leuchtenden Farben. Man weiß nicht, worauf man sich konzentrieren soll. Aufpassen muss man auch, der Weg ist äußerst rustikal und jetzt auch deutlich steiler. Eine Wandergruppe kommt uns entgegen. „Hopp, hopp, hopp“, feuern sie uns an. Dann, und das ist die wichtigere Information: „Noch 500 Meter“. Gleich sind wir da. Der Schnee liegt stellenweise noch knöcheltief auf dem Pass. Goretex sei Dank, bleiben die Füße trocken. Die Helferinnen und Helfer freuen sich, dass es was zu tun gibt und offerieren ihr ganzes Sortiment.
Der anschließende Abwärtslauf ist ein Genuss, obwohl das insbesondere an den zahlreichen steilen und unwegsamen Passagen mächtig in die Beine geht. Ich konzentriere mich ganz auf die Alm rechts, an der wir letztes Jahr eine Markierung übersehen haben und falsch gelaufen sind. Wir, das sind Marianne, Elke, Eberhard und ich. Bis auf Elke, die heute etwas ambitionierter zur Sache geht, sind wir in gleicher Besetzung unterwegs. Also rechts abbiegen und hinunter zur Nidristi Alp im Nanztal. Machen hier die Werbefuzzys die Fotos für die Schokoladenwerbung? Wie eine kitschige Postkarte mutet das Bild der Idylle mit dem Gamsa-Bach, den saftig grünen Wiesen, den Kühen und den Bergen an.
Weiter geht es abwärts, immer am Westhang von Spitzhorli und Glishorn entlang, meist im Wald. Bald haben wir herrliche Ausblicke ins Rhonetal. Auch hier bremsen äußerst steile Passagen den Lauf. „Noch 7 Kilometer“, so die Information an der Verpflegungsstelle Schratt. In Kenntnis dessen, was jetzt kommt, richte ich mich mal auf 80 Minuten restliche Laufzeit ein.
Geht es zunächst noch mit moderatem Gefälle abwärts, wird es plötzlich steil und immer unwegsamer. Wir erreichen die Saltinaschlucht. Das Unwetter, das seinerzeit die Katastrophe in Gondo verursachte, riss auch die Brücke über den Bach mit sich. Längst ist sie wieder aufgebaut und stabiler denn je. Benutzt darf sie heute trotzdem nicht werden. Denn beim ersten Gondo Event 2002 war sie auch nicht da und man musste durch das kalte Wasser. Gefährlich ist es nicht, es sind Seile gespannt und Bergwacht und Feuerwehr überwachen die Aktion. Für die meisten ist ein großer Spaß. Von Carmen Hildebrand ist sogar überliefert, dass sie zur Verblüffung aller ein ausgiebiges Bad genommen hat.
Noch einmal gibt es zu trinken, dann kommen die letzten zwei Kilometer. Geschafft? Denkste. Kaum ist das Wasser aus den Schuhen abgelaufen, geht es rechts so steil den Berg hoch, dass man an seine nassen und quitschenden Füße nicht mehr denkt. Ich behaupte auch heute wieder, es ist der steilste Anstieg der gesamten Strecke. Aber nicht der längste. Knapp ein Kilometer wird es sein, dann wird die Teerstraße erreicht. Obwohl sie leicht ansteigt, wird gleich getrabt, zum Beine lockern und Füße trocknen.
Gleich sind wir im Dorf und werden vom Sprecher und den Zuschauern freundlich begrüßt und beglückwünscht. Wie war’s? „Phantastisch“, „Wahnsinn“, „Super“, „Einmalig“, nur Lob gibt es für die Strecke und die tolle Arbeit des Orga-Teams - obwohl sich etliche auf dem letzten Stück verlaufen haben. Aber sportlich fair räumen sie eigenes Verschulden ein und beim Abendessen ist das Malheur vergessen. Es gibt nur ein Thema: Was erwartet uns morgen?
Reis und Nudeln, köstliche Soßen, Geflügelfleisch und verschiedene Salate stehen auf dem Speiseplan. „Freut mich, dass es schmeckt“, so der Kommentar der freundlichen Helferin, als ich Nachschlag hole. Für ein Paar Franken gibt es frischen Aprikosenkuchen. Diese Walliser Spezialität sollte man unbedingt probieren.
Nach dem luxuriösen Frühstück gestern ist heute „gut bürgerlich“ angesagt, was nicht zu beanstanden ist. Die Brötchen sind frisch, der Kaffee heiß und stark. Satt wird jeder.
Die Schnellen starten heute zuerst, und zwar in der Reihenfolge und dem zeitlichen Abstand des Zieleinlaufes gestern. Damit will man erreichen, dass der Gesamtsieger zuerst in Gondo einläuft. Um 7.00 Uhr geht es los, um 7.30 Uhr startet das restliche Feld.
Die enge Gasse durch Ried vorbei an den alten Holzhäusern haben wir kaum passiert, da geht es links auf einem schmalen Wiesenweg gleich richtig zur Sache. Meine Stöcke habe ich erst gar nicht im Rucksack verstaut, sondern nutze sie gleich als Steighilfe.
Die Höhenmeter verteilen sich heute im Wesentlichen auf den Aufstieg durch das Gantertal zum Simplonpass und auf den Schlussanstieg zum Furggu. Insgesamt habe ich die Strecke im Vergleich zum ersten Tag als anstrengender in Erinnerung. Alle hatten im letzten Jahr länger gebraucht. Die Streckenänderung, nach der die Schleife auf relativ guter Straße um Simplon-Dorf zu Gunsten einer Verlängerung des Trails im Zwischbergental wegfällt, wird daran nichts ändern. Im Gegenteil. Trotzdem ist mir nicht bange. Ich fühle mich sehr gut und frisch.
Die Strecke beginnt wie gestern: spektakulär. Rechts hat man einen herrlichen Blick in die tiefe Saltinaschlucht und mancher wird innerlich einen Fluch ausstoßen, wenn er dabei an die letzten Kilometer gestern denkt. Dann ist aber schon wieder Konzentration angesagt, denn der Anblick der folgenden Holzbrücke über die Schlucht kann durchaus ein ungutes Gefühl in der Magengegend verursachen.
Wenig später staunen wir über eine ganz anderes Bauwerk dieser Kategorie: In einem S-Bogen überspannt die Ganterbrigga auf 678 Metern Länge das tiefe Tal des Ganterflusses. Konstrukteur dieser waghalsigen Brücke ist Christian Menn, der auch für die Sunnibergbrücke in Klosters verantwortlich zeichnet. Diese Brücke sorgte kürzlich für Aufsehen, als dort der neue Halbmarathon im Rahmen des Swissalpine gestartet wurde.
Über Schallberg führt uns der Weg in moderater Steigung weiter Richtung Simplon, teilweise folgen wir parallel der Autostraße, manchmal laufen wir auf der alten, stillgelegten Passstraße. In der Nähe eines Parkplatzes erreichen wir die Verpflegungsstelle Rothwald und haben schon 13 Kilometer und 800 Höhenmeter gemeistert. Wie das aber so ist im Gebirge, die nächsten gut 2 Kilometer geht es abwärts, und schon haben wir wieder gut 200 Höhenmeter verloren.
Nach der Verpflegungsstelle Taferna kennt der Weg dann allerdings nur noch eine Richtung: aufwärts. Zunächst ist es entlang der wild tosenden Ganter noch ganz gemütlich. Zwischen Felsbrocken und mannshohen Sträuchern schlängelt sich der Pfad nach oben. Es wird dann aber bald steiler, wir verlassen den Flusslauf und erreichen nach einer Alm bei km 19 die Verpflegungsstelle vor dem Simplonpass (2006 m).
Aus dem Marsch wird wieder ein Lauf, denn der Weg ist fast eben bis zur eigentlichen Passhöhe. Den nächsten Streckenabschnitt kennen wir von gestern. Wir laufen abwärts am „Alten Spittel“ vorbei und durch Egga, weiter nach Simplon-Dorf und Gabi zur Gondoschlucht. Warm ist es hier, man spürt den Sommer.
Jetzt beginnt bei km 30 der Anstieg nach Furggu. 3 Kilometer und 600 Höhenmeter sind zu bewältigen. Ich bewundere die Blumenwiesen und den herrlichen Blick ins Tal. Schattiger Wald und weitläufige Serpentinen machen den ersten Teil ganz angenehm. Dann geht es über Almen auf ruppigen und steilen Wegen mühsam weiter. Das Geläut der Kuhglocken kündigt ein baldiges Ende des Aufstieges an. Kaum werden wir an der Verpflegungsstelle gesichtet, beginnt der Alphornbläser mit seinem musikalischen Vortrag. „Geht es gut?“, ist die erste Sorge der freundlichen Helferin. Dann: „Was wollt ihr haben? Boullion, Iso, Wasser, Gebäck, Obst, Riegel, Gel?“ Ungefähr in der Reihenfolge wird aufgetankt.
„Es geht nur noch abwärts“, heißt es dann zur Aufmunterung. Ich lass mich aber nicht täuschen, ich weiß wie steil es teilweise ist und wie unwegsam. Solange es geht, legen wir ein gutes Tempo hinunter ins Zwischbergental vor. Bald weist der Weg aber die schon bekannten Schwierigkeiten auf, gleichzeitig zweigt er nach rechts auf einen Umweg ab. Zunächst ist das ganz harmlos, richtig schön sogar. Auch die Brukapelle ist echt sehenswert. Aber dann geht es aufwärts, steil sogar und über Stufen. Ich bekomme erstmalig dieser Tage einen dicken Hals. „So eine Scheiße“, bricht es aus mir raus. Der ruhige Schwabe Eberhard ist ganz erschrocken. Beim zweiten Anstieg fehlt mir die Luft für einen Fluch, dann ist es vorbei. Nach einem kurzen flachen Stück sind wir wieder auf dem Weg, den ich vom letzten Jahr her kenne.
Wir kommen ins Tal und an den Fluss, in dem Kinder baden und ihre Späße treiben. An Ruinen aus der Goldgräberzeit vorbei führt uns der Weg jetzt Richtung Gondo. Schon den Römern waren die Goldvorkommen hier bekannt, aber am meisten profitierte von ihnen der Stockalper. Durch die alten Minen gibt es heute geführte Besichtigungen.
Noch 1500 Meter werden angezeigt. Wir kommen auf eine Teerstraße und meine Füße wissen nicht, was los ist. Kaum wollen sie sich daran gewöhnen, geht es wieder auf einen schmalen, steilen Pfad. Dann aber ein letzter Sprint die Straße hinunter zum voll besetzten Festzelt und es ist vorbei. Jeder wird über Lautsprecher begrüßt und seine Leistung gewürdigt. Händeschütteln, Schulterklopfen und Umarmungen, es ist schön dabei zu sein, es ist schön dazuzugehören.
Richtig laut wird es noch einmal, als der junge Martin Squaratti ins Ziel läuft. Er begleitet als Schlussläufer Jean, den ältesten Teilnehmer ins Ziel. Während Jean alle Veranstaltungen mitgemacht hat, ist Martin ein echtes Greenhorn. Als solches hat er sein Marathondebüt gleich im Doppelpack abgeliefert, denn auch gestern war er auf der Strecke.
Schnell unter die (warme) Dusche, denn gleich beginnt die Siegerehrung. Alle Finisher werden aufgerufen und geehrt. Jeder bekommt eine Urkunde und entweder ein Weinpräsent oder einen echten Simplonkäse. Die drei Ersten der Altersklassen bekommen sogar eine Geldprämie.
Wer will, kann noch einmal im Zivilschutzraum übernachten (kostenlos). Die anderen machen sich langsam auf den Heimweg. Ich auch - leider muss ich sagen. Aber ich komme wieder, keine Frage.
Auf Wiedersehen beim Gondo Marathon am 07. und 08. August 2021