Noch bin ich nicht kurz vor dem Ziel, sondern erst vier Kilometer davon entfernt am letzen Verpflegungsposten auf der Strecke. Weit ist es nun nicht mehr, doch das in der Ausschreibung abgedruckte Profil täuscht nur noch Gefälle vor. Tatsächlich gibt es aber ein paar giftige Gegensteigungen. Dadurch abgelenkt, erstaunt es mich, als plötzlich ein Schild auftaucht, das die letzten 1500 Meter ankündigt.
In einem von Bäumen bewachsenen Areal unterhalb der Straße sind größere Gebäuderuinen auszumachen. Sind das Teile der Überreste vom Goldrausch, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts 500 Arbeiter nach Gondo brachte? Ich muss dieser Sache einmal ohne Marathon näher nachgehen und mich nach dem Besuch der Goldmine im Goldwaschen versuchen.
Von Goldrausch ist nichts zu spüren. Trotz erhöhtem Tempo am zweiten Tag watschle ich noch nicht wie Charlie Chaplin im Film Gold Rush. Oder gibt es da doch etwas? Ja, die Natursteinstufen hinunter zur Doveria, die letzten paar hundert Meter, fühle ich mich wie berauscht. So viel Naturschönheit, tolle Laufstrecken, Gastfreundschaft und gemütliches Miteinander und Kameradschaft kann schon ein solches Gefühl bewirken. Da stört es mich nicht einmal, dass die Duschen nicht „Gold“ sind, sondern „cold“…
Zur Überbrückung der Zeit bis zur Siegerehrung nach dem Zieleinlauf der Schlussläufer gibt es genügend Möglichkeiten: Den Nachwuchs bei den Kinderläufen anspornen, ein kleines Nickerchen, im Festzelt den Salz- und Flüssigkeitsbedarf mit Pommes und einem Bier regulieren und dabei zusammen weitere Laufpläne schmieden.
In der Rangliste und bei der Siegerehrung gibt es keine Gesamtsieger, es werden immer die Kategorien aufgeführt und aufgerufen. Und zwar werden alle Teilnehmer nach vorne gebeten. Auf den Fotos sieht man große, runde, gelbe Dinger, welche stolz präsentiert werden. Das ist die besondere XXL-Goldmedaille des Gondo Event, ein schmackhafter Laib Simpiler Käse.
Bei der Verabschiedung sagt mir Gerhard, dass er nach dieser ersten Teilnahme am Gondo Event die Rangliste seiner Marathonfavoriten eben korrigiert hat. Es ist der Neueinsteiger, der von Null auf den ersten Platz gestiegen ist. Und das gerade im Doppelpack.
Also: Zweimal Gold für Gondo. Oder eben: Gondoppeltes Gold.