Wieder ein Checkpoint und eine Getränkestelle. Was Michele zu wenig dabei hat, hat Antony zu viel. Immer wieder überrascht er uns mit einer anderen Leckerei. Hier haben wir vielleicht sogar ein wenig zu lange pausiert. Wir lassen uns nicht hetzen, schultern unsere Rucksäcke und ziehen weiter. Das Profil der Strecke bleibt kurzweilig und in der Ferne knarrt ein Wasserrad.
Michele drückt immer wieder mal aufs Tempo, denn es gibt noch viel zu sehen. Ich schaue erst gar nicht auf die Uhr. Zu schön ist das, was wir fortwährend zu sehen bekommen. Auch hier, an der malerischen Küstenlinie, sind die die von Hand gegrabenen Salzpfannen durchzogen von der Sonne. Die historischen Salinenfelder vor Marsalforn gibt es schon seit 1740 und werden noch genutzt.
Ohne die Verpflegungspunkte und unser Wasser im Getränkerucksack würden wir inzwischen wie Dörrobst in der Gegend liegen. Wir sind nun an der 3. Verpflegung in QBajjar. Auch hier betreuen wieder die jungen Pfadfinder (Xaghra Scout Group) den Stand. Und mal wieder ist es zu gemütlich, um schnell weiterzulaufen.
Dass Marsalforn zu den beliebten Touristenorten gehört, wird beim Überqueren der Strandpromenade klar: Die Plätze in den Restaurants sind auch jetzt zur Mittagszeit bis auf den letzten Platz mit Ausflüglern besetzt. Verglichen mit ihrer großen Schwester Malta ist Gozo nicht nur friedlicher, auch das Preisniveau ist niedriger.
Etwa nach 30 Kilometern laufen wir direkt an unserem Calypso Hotel vorbei. Ich bin froh, noch nicht im Ziel zu sein, denn noch immer habe ich Lust, mehr und Meer zu erleben. Hinter Marsalforn wieder ein steiler Anstieg, die Landschaft mutet lieblicher an, was sich jedoch als Maskerade entpuppt.
Zwölf Meter groß ist das Abbild Jesus‘ auf dem Tas-Salvatur, von dem man sagt, es sei einst ein Vulkan gewesen. Die Statue soll den Ausbruch verhindern. Bis heute hat es funktioniert.
Dieser alte Zaunpfahl mitten im Nirgendwo.
Nun bin ich an dem Ort, von dem ich nie geglaubt hätte, dass es mich jemals dorthin verschlagen würde, schon gar nicht ein zweites Mal. Wir laufen einige Kilometer den „Entdeckertrail“ (siehe Laufbericht) (LINK)
Das Meer entlang der Küste ist hier türkisblau mit weißen Schaumkronen.
Sämtliche Laufmagazine schwärmen vom Trailrunning und beschreiben es letztlich als hautnahe Kontaktaufnahme mit der Natur. Es gibt Läufe, von denen weiß man, dass sie kein Spaziergang werden und einen fordern und leiden lassen. Läufermassen werden angezogen von überteuerten Spaßläufen, bei denen man sich durch Schlamm und Dreck in künstlicher Umgebung wühlt. Ich habe schon mal über 30 Minuten gewartet, bevor ich ein Hindernis konnte.
Ich laufe auf einem lehmigen, glitschigen Pfad mitten durch einen Schilfurwald. Versteckt im dichten Schilf ist der Eingang zu einer Bambushöhle. Tief gebückt bewegen wir uns hindurch. Draußen bleibt mir nun endgültig vor Staunen die Spucke weg.
Die Italiener können gar nicht anders, als Frauen hinterher zu schauen. Das liegt wohl in ihren Genen. Dass aber ein Sizilianer vor mir einen Bückling macht…! Nicht weniger charmant der Malteser in unserer kleinen Laufgruppe. Zum Sprung über einen Bach reicht er mir galant seine Hand.
Und als wäre das noch nicht genug, geht es für eine kurze Strecke auf allen Vieren nach oben. Teilweise sind wir so langsam, Schnecken könnten uns rechts überholen.