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06.04.25 - Grand Défi des Vosges

Frühlingserwachen in den Nordvogesen

Der Grand Défi des Voges war einer meiner ersten echten Trails. Damals konnte man bei uns mit dem Begriff Trail noch nicht viel anfangen, da gab es in den Vogesen schon jedes Wochenende eine große Anzahl verschiedener Rennen. Das ist auch kein Wunder. Der Naturpark der Nordvogesen hält eine Fülle von Ausflugszielen für Sportler aller Art bereit. Ob Burgruine oder Kletterfels, idyllische Ortschaften oder Badeseen. Es ist einfach alles da, was das Sportlerherz höherschlagen lässt und was geradezu nach einer Veranstaltung schreit.

So ist es auch im kleinen Kurort Niederbronn-les-Bains. Nicht mal hundert Kilometer von meiner Haustüre entfernt, bieten die Vosgirunners der Trailgemeinde seit nunmehr 22 Jahren einen bunten Strauß an Strecken und Formaten. Ich habe mich diesmal für den Grand Défi des Vosges angemeldet, das Marathon-Format.  Samstags findet bereits Le Défi des Seigneurs mit einer knackigen 80 km Strecke statt, und es beginnen die 24 Stunden Formate, die neu im Angebot sind. Am Sonntag folgen dann der Marathon (Grand Défi) und die kürzeren Strecken, die allesamt sehr beliebt sind. Wer möchte, kann die Strecken auch zu einem wirklich langen Wochenende kombinieren.

Die 43 km mit satten 1500 Höhenmetern sollen bei mir für diesmal aber reichen. Es wird so schon ein harter Wettkampf gegen mich selbst, bin ich doch erst letzte Woche ein schweres Rennen gelaufen. Heute soll es also so gemütlich werden, wie es die Cutoff-Zeit erlaubt.

 

Auf zu den Vosgierunners

 

Um viertel vor fünf stehe ich bei Swen vorm Haus. Es ist lausig kalt und dazu noch windig. Dabei hatten wir gestern über zwanzig Grad. Immerhin ist für den ganzen Tag blauer Himmel gemeldet. In Zweibrücken laden wir Petra ein, die im Pfälzer Wald zuhause ist und die ganze Gegend kennt, wie ihre Westentasche. Über kleine Straßen geht es nach Niederbronn, wo uns Schilder und Helfer den Weg zu einem der reichlich vorhandenen Parkplätze weisen.

 

 
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Die Sonne scheint schon vom makellos blauen Himmel, kann aber über die Eiseskälte nicht hinwegtäuschen. Wenigstens ist es in der Sporthalle angenehm warm. Ein Kaffee weckt die restlichen Lebensgeister. Wir treffen etliche bekannte Gesichter. Es sind viele Läuferinnen und Läufer aus Deutschland am Start. Die Halle füllt sich immer mehr. Wir müssen nochmal ans Auto und machen uns startklar. Shirt, Ärmlinge und Windjacke werden mit Handschuhen ergänzt. Dann wieder schnell in die warme Halle. Das Startgelände ist praktischerweise direkt daneben auf dem Sportplatz, wo sich die Elite schon warmläuft. Ich hebe mir das für die ersten Kilometer auf, muss ich doch mit meinen Kräften haushalten. Der Moderator macht noch etwas Stimmung, um die Kälte zu vertreiben und dann geht es auch schon los.

 

Bonne Course!

 

Ich schätze, dass etwa 400 Läuferinnen und Läufer auf unserer Strecke unterwegs sind. Nach einer kleinen Schleife rund um die Halle geht es unter viel Applaus gleich berghoch. Erst noch auf einem Fahrweg, dann wechseln wir auf einen Trail. Der Wind bläst und im Schatten ist es sehr frisch. Ich bin froh, dass ich die Handschuhe noch angezogen habe. Die Steigung sortiert das Feld recht gut. Überholen ist nirgends ein Problem. Der Untergrund ist sehr trocken und sandig und so staubt es, als würde vor uns ein Rodeo stattfinden. Fahrwege und steinige Pfade wechseln sich ab. Die Steigung bleibt immer moderat. Stöcke habe ich gar nicht erst mitgenommen.

 

 
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Die Strecke ist sehr „roulante“. Es gibt nur wenige Abschnitte, die ich nicht laufen kann. Am Col du Pottaschkopf stehen viele Zuschauer und feuern uns an. Wir laufen ein Stück oberhalb der kleinen Straße bis zum Col de la Lies, dann geht es in den ersten steilen Anstieg zum Grand Wintersberg (581m), dem höchsten Gipfel der nördlichen Vogesen. An einem hohen Aussichtsturm befindet sich die erste Verpflegungsstation. Ich habe noch alles, was ich brauche und genieße den anschließenden langen Downhill. Heute muss ich mir über die Cutoff-Zeiten keine Gedanken machen. Meine Beine sind von der letzten Woche noch schwer, aber ich komme gut voran und genieße die sanften An- und Abstiege.

Nachdem wir am Col du Riesthal wieder die Straße überquert haben, wird es zunehmend felsiger. So hatte ich die Strecke auch in Erinnerung. Wir passieren mächtige verwitterte Sandstein-Riesen. Die Sonne hat jetzt mehr Kraft und ihre Strahlen spenden etwas Wärme. Im Schatten ist es immer noch kalt und der eisige Wind ist unser ständiger Begleiter. Die Vegetation hat sich geändert und große Kiefern duften in der Morgensonne schon ein wenig nach Sommer. Wir erreichen die Ruine der Burg Hohenfels, von der außer dem riesigen Felsrücken nur ein paar Mauerreste auf die frühere Nutzung hinweisen. Ein bequemer Weg führt uns ins Tal, das uns mit saftigen Wiesen und blühenden Obstbäumen empfängt.

 

 
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Im kleinen Dörfchen Dambach ist die zweite Verpflegung untergebracht. Das Buffet ist reichlich gedeckt und ich nehme etwas Wurst und Käse. Als Nachtisch noch ein Stück Schokoriegel und weiter geht’s. Wir folgen einem kleinen Bachlauf, vorbei an einem Bunker der Maginot Linie, bevor wir wieder aufsteigen. Schöne Felsformationen begleiten uns die nächsten Kilometer. Viele Anstiege lassen sich gerade noch laufen. Dann geht es wieder in einem langen gemütlichen Downhill zu Tal. Waren meine Beine anfangs noch schwer, läuft es jetzt immer besser und ich fühle mich sehr wohl.

 

Felsen und Burgen

 

Wir passieren einen großen Weiher und steigen auf zum Chateau de Schoeneck. Das beliebte Ausflugsziel gilt als besterhaltene Burgruine der Nordvogesen. Zahlreiche Wanderer sind hier unterwegs und klatschen Beifall, wenn wir vorbeilaufen. Am Wanderparkplatz warten viele Angehörige auf ihre Lieben und feuern uns kräftig an, bevor wir auf der anderen Seite zum Chateau de Wineck aufsteigen.

Die Sonne hat jetzt endgültig gewonnen und ich ziehe die Ärmlinge runter. Meine Beine überraschen mich und wollen sogar Tempo machen. Die Downhills haben genau das richtige Gefälle. Ich muss nur die Füße anheben und komme ohne großen Kraftaufwand voran. Ein paar Singletrails im Anstieg sorgen dafür, dass es nicht zu langweilig wird. Ich genieße die Strecke sehr. Die jungen Birken mit ihrem leuchtenden Grün haben den Frühling endgültig eingeläutet. Alles sprießt und gedeiht.

 

 
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Eine gut gelaunte Truppe im Rinder-Kostüm der Vosgirunners winkt uns in den nächsten Anstieg zur Ruine Windstein. Auf dem weiteren Weg gibt es eine ganze Gruppe von Felsenburgen mit Ober- und Unterburgen. Am steilen Abstieg bejubeln uns viele Zuschauer, bevor wir direkt wieder zur Nachbarburg Mittel-Windstein aufsteigen. Kurz darauf erreichen wir Neu-Windstein. Wir laufen praktisch direkt durch die Reste der imposanten Anlage. Über bequeme Fahrwege rollen wir wieder ins Tal.

 

Ein schöner Schlussakkord

 

Es folgt der letzte bedeutende Anstieg zum Finsterkopf. Danach geht es recht moderat weiter. Die leichten Steigungen lassen sich alle laufen. Leider ist der Kiosk am Heidenkopf noch geschlossen. Von hier hat man einen schönen Blick in die Ebene und man kann das Ziel schon erahnen.

Es geht nur noch bergab. Unter uns hört man schon die Ansagen aus dem Zielbereich. Ich laufe in einer für mich unerwartet guten Zeit durch den Zielbogen. Ein perfekter Lauf in den Frühling geht zu Ende. Zur Belohnung gibt es ein Finishershirt. Swen und Petra sind schon lange im Ziel. Wir genießen gemeinsam das Finisherbier in der proppenvollen Halle. Ich habe den Lauf sehr genossen.

 

 
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Fazit

 

Der Grand Défi des Vosges ist ein einfacher Traillauf, der sehr gut für Neulinge geeignet ist. Breite Wege und moderate Trails wechseln sich ab. Bizarre Sandsteinfelsen und viele verfallene Burgruinen machen die Strecke auch aus historischer Sicht interessant und lassen keine Langeweile aufkommen. Wer möchte, kann es auf den gut laufbaren Wegen auch so richtig krachen lassen.

Anfang April ist die Natur schon erwacht und die Bäume treiben aus. Die Strecke ist perfekt markiert. Die Verpflegungsstationen sind mit allem ausgestattet, was man sich auf einem langen Lauf wünscht. In der moderaten Startgebühr sind ein Shirt, Präsente aus der Region (Bier und Vinaigrette) und freier Eintritt ins örtliche Schwimmbad enthalten.  Es lohnt sich also durchaus eine frühe Anreise, um das komplette Wochenende dort zu verbringen.
 

Die ganze Veranstaltung ist von A bis Z perfekt organisiert. Ein optimaler Start in die Saison.
 

Strecken

 

Le Défi des Seigneurs  80 Km / D+ 2900 m
Le Grand Défi des Vosges   43 Km / D+ 1500 m
Le Mac VI   26 Km / D+ 1000 m
La Vosgi‘Gazelle   12,5 Km / D+ 370 m
La Vosgi‘Ballade    12 Km / D+ 350 m (Wanderung)


Neben den klassischen Wettbewerben
gibt es auch ein 24 Stunden Format (Solo oder Duo)

L’X                                                         6,3 Km / D+ 290 m pro Runde
L’X en Duo                                          6,3 Km / D+ 290 m pro Runde

 

 

Informationen: Grand Défi des Vosges
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