Am 31.12. jeden Jahres gibt es einen festen Termin in meinem Laufkalender: In Gummersbach findet der Silvestercross statt. Und das in diesem Jahr schon zum 59. Male. Der Lauf ist der älteste und härteste Silvesterlauf Deutschlands – so die veranstaltende LG Gummersbach.
Es ist für jeden etwas im Angebot. Kinder und Jugendliche laufen 1,5 Km, Erwachsene können zwischen 5 und 10,7 Km wählen. Der Hauptlauf über 10,7 Km hat es in sich. Gut 250 Höhenmeter sind rauf und runter zu bewältigen.
Ich freue mich auf einen schönen Lauf durch das Oberbergische. Es hat am Morgen satte 8 Grad minus, aber es ist sonnig und trocken und verspricht ein schöner Tag zu werden. Da der Start des Hauptlaufes erst um 11.10 Uhr erfolgt, kann ich in Ruhe frühstücken und gemächlich nach Gummersbach fahren. Am Stadion Lochwiese gibt es reichlich Parkplätze und ich schlendere hinüber zur Eugen-Haas-Sporthalle. Hier ist das logistische Zentrum. Es gibt hier die Startunterlagen, Umkleiden und Duschen. Nach dem Lauf finden in der Halle die Siegerehrungen statt.
In der kleinen Warteschlange beim Voranmeldeschalter treffe ich Stefan. Er war wie viele andere die ich treffe auch beim Glühweinlauf in Marienhagen am 1. Adventssamstag dabei. Wir zahlen unsere Startgebühr. Für ganze 7 Euro ist man hier dabei. Hier ist alles noch zivil. Auch die Preise für Kaffee (50 Cent) und Kuchen/Getränke (je 1 Euro) sind ausgesprochen moderat.
Als ich Stefans Startnummer 9 sehe, witzele ich noch, dass er heute eine Top-Ten-Platzierung belegen müsse. Stefan kontert locker, als er kurz darauf meine Startnummer sieht. Man hat mir die Startnummer 1 gegeben. Laufe ich jetzt doch auf Sieg?
Wir gehen hinüber zum Stadion Lochwiese und schauen uns die Starts des Kinderlaufes und der 5 Km an. Dabei sehe ich auch den ersten Besenläufer für heute am Ende des Kinderlaufes mit einem Besen im Rucksack. Später werde ich noch einen sehen.
Dann heißt es einlaufen. Der Boden des Kunstrasenplatzes ist dicht mit Reif bedeckt. Es ist rutschig. Da gilt es gleich: Obacht beim Laufen. Ich merke direkt, dass ich heute die falschen Schuhe anhabe. Egal, es kommt mir nicht auf die Zeit an. Schöne Fotos sind mir lieber und Spaß will ich auch haben.
Pünktlich um 11.10 Uhr wird dem Tagesdatum gemäß eine Silvesterrakete als Startschuss abgefeuert. Über 200 Läufer setzen sich in Bewegung. Es geht die ersten Meter noch über den Parkplatz am Stadion über Asphalt. Aber nach wenigen hundert Metern ist Schluss mit Asphalt und wir sind im Wald.
Und es geht direkt aufwärts. Links unter uns ist ein kleiner schon etwas angefrorener Weiher in dem sich Enten in der noch kalten Sonne tummeln. Rechts an der Strecke sehe ich Helmut Urbach. Der ist aber auch bei jeder Laufveranstaltung im Oberbergischen dabei denke ich.
Und da ist er auch schon, der erwartete Stau an den Serpentinen nach rechts aufwärts. Aber nur die Ruhe, die kurze Wartezeit gibt uns nach der Schnauferei der ersten Höhenmeter Gelegenheit wieder zu Atem zu kommen. Ich höre einen Scherzkeks von hinten rufen: Platz da, ich bin BMW-Fahrer und hab Vorfahrt. Aber alle halten sich an das Hinweisschild: Bitte nicht drängeln.
Mir wird die falsche Schuhwahl beim Aufstieg in den Serpentinen zum Verhängnis. Ich lege mich glatt hin, weggerutscht. Und voll auf die Kamera. Ich schaue mir das gute Stück direkt an und kriege einen Riesenschreck. Das Display ist weiß und bleibt auch nach Aus- und Einschalten immer noch weiß. Au Backe, und das zu Beginn des Laufes. Aber nach einem Moment des Schreckens fällt mein Blick auf den Programmregler und ich sehe erleichtert, das dieser verstellt ist. Ein Dreh nach links und alles ist wieder im grünen Bereich.
Oben angekommen biegen wir rechts ab und laufen in herrlicher Sonne oberhalb des Friedhofs Grotenbach. Dort wo die Sonne schon auf den Boden kommt ist der Reif weg. Aber es hat noch reichlich Meter mit schönem weißen Überzug.
denke ich. Meine Laune steigert sich als wir links in den Wald abbiegen und einen schönen schmalen etwas eingeschnittenen Waldweg hochlaufen. Einfach Klasse. Die Hände sind schon warm geworden, die Kälte ist nicht mehr spürbar.
Unser Hohlweg mündet in einen breiten Forstweg. Und da ist er vor mir. Ein Mann mit einem Besen im Rucksack läuft vor mir. Ich frage, ob er hier auf den letzten Zehner warte. Nein sagt er, er laufe hinter dem letzten Fünfer. Der breite Waldweg führt uns über den bewaldeten Sandberg.
Eine scharfe Kurve führt uns nach rechts. Ein freundlicher Streckenposten warnt jeden Läufer vor der scharfen Kurve. Wir laufen in Richtung Reininghausen-Becke. Nur 2 Km sind es bis dorthin verrät mir ein Schild.
Ein Höhepunkt der Strecke wartet auf uns. Der Wiesenweg führt uns steil abwärts. Das Gras ist dick mit Reif überzogen und läßt mich sehr vorsichtig nach unten laufen. Alle machen es so wie ich.
Unten heißt es rechtzeitig bremsen, es geht scharf nach links wieder auf einen breiten Waldweg. Die Strecke bietet alles was das Läuferherz begehrt. Sie ist ausgesprochen abwechslungsreich. Ein Genuss hier zu laufen.
Wir kommen an eine Kreuzung im Wald. Ein Streckenposten weist uns den Weg nach rechts. Ein Schild zeigt es auch. Wir Zehner müssen rechts abbiegen, die Fünfer dürfen geradeaus weiter. Schade für die Fünfer, da entgeht ihnen was.
Wir kommen nach einer Schleife wieder an die Kreuzung zurück und später werden wir hier noch einmal vorbei kommen. Aber erst haben wir die Schleife vor uns. Wir laufen über den Meienberg und Henneckenberg. Auf dem kurzen Stück zum Meienberg kommen uns die ersten Läufer aus Richtung Niedernhagen entgegen. Haben die ein Tempo drauf. Respekt.
Ich trabe gemütlich weiter. Bald kommt uns keiner mehr entgegen. Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht links an der Strecke. Ich werde von einigen Läufern erkannt. Du warst doch auch Glühweinlauf höre ich öfters.
Wir verlassen den breiten Waldweg und machen uns auf in Richtung Märchenwald. Damit dies jeder mitkriegt weist ein Schild auch darauf hin. Und ich freue mich auf mein persönlich zweites Schmankerl bei diesem Lauf.
Wir werden vom Waldweg auf einen mit rot-weißen Absperrband markierten Pfad durch den Märchenwald geführt. Einfach nur Klasse, zum Genießen. Der Pfad führt abwärts, ist schmal, hat jede Menge Wurzeln und erfordert höchste Konzentration. Aber ich genieße jede Sekunde. Leider ist der Pfad durch den Märchenwald wieder viel zu kurz und wir stoßen an eine große Weidefläche, die Pfaffenbrache. Die liegt teilweise im Schatten und ist herrlich mit Reif bedeckt. Das Auge läuft ja mit.
Ein Schild weist wieder auf Wurzeln hin. Und es steht auf einem orangenem zweiten Schild wieder: Achtung Cross. Ja hier ist Cross drin wo Cross drauf steht denke ich mir. Schön, dass der Veranstalter weiter den Begriff Cross verwendet und nicht den landauf und landab neudeutschen Begriff des Trails benutzt. Für die Jüngeren: Früher hießen solche Läufe auch mal Waldlauf. Aber das ist ganz lange her.
Vor uns liegen die ersten Häuser von Niedernhagen. Wir laufen jedoch nicht in den Ort sondern biegen rechts ab und arbeiten uns zu einem Hof hinauf. Dort steht Wendi und ruft nach mir. Klar, ich stoppe und greife mir einen Kamm um Wendi, das Pony, zu striegeln. Ihr gefällt es und wir schließen Freundschaft. Leider muss ich meine neue Freundin bald wieder verlassen, der Lauf ist ja noch nicht zu Ende.
Allerdings haben wir schon die Hälfte rum. Der Wald nimmt uns wieder auf und es geht wieder aufwärts. Wir biegen ab auf die A 2. Hoffentlich heute kein Stau auf der A 2 denke ich mir. Aber unbeschadet erreichen wir zum zweiten Male den Knotenpunkt und müssen auf breitem Waldweg rechts laufen.
Wieder kommen uns für ein kurzes Stück Läufer entgegen.Auch Hansi aus Engelskirchen stürmt mir entgegen dem Ziel zu. Ich biege nach rechts ab. Es geht zum Schlammpfad. Noch ein Höhepunkt der Strecke. Allerdings ist der Pfad heute durch den Frost kaum schlammig. Das war im letzten Jahr anders.
Aber an einigen Stellen muss man schon aufpassen sonst droht ein Einsinken im Schlamm. Auf und ab geht es durch den Wald. Ein Warnschild weist auf Steinplatten hin. Ist denn hier der Weg mit Steinen ausgelegt? Es liegen wirklich Natursteine auf dem Weg und Obacht ist angesagt. Aber nix passiert.
Es geht wieder scharf um die Kurve. Diesmal nach links auf wieder breiten Waldweg. Aufwärts geht es zu den Steinmüllers. Auf 353 m Höhe stehen zwei Denkmäler für Carl Steinmüller (1840-1909) und Lebrecht Steinmüller (1838-1899), Industriepioniere des Oberbergischen.
Vorbei am Abzweig hinunter zum Schlammpfad geht es zum Knotenpunkt zurück. Und hier wartet der absolute Höhepunkt der Strecke auf uns. Es gilt den Höllenpfad zu bewältigen. Und dabei wird gebeten von Fluchen abzusehen. Zum Fluchen gibt es aber keinen Grund. Ich genieße wieder jeden Meter der schönen Bergabpassage durch den alten Hohlweg. Es ist zwar auch hier kaum Matsch, aber der Reif erfordert auch hohe Konzentration.
Ein Fotograf hat sich an strategisch günstiger heikler Stelle positioniert und schießt Fotos von den Läufern. Der Höllenpfad ist zwar deutlich länger als die Passage durch den Märchenwald, aber wie der Märchenwald ist auch der Höllenpfad zu kurz.
Eine Brücke über einen kleinen Bach ist zu überqueren und es heißt geradeaus hinunter zu laufen. Vorbei geht es an den Serpentinen wo jetzt natürlich kein Stau mehr ist. Unter uns taucht rechts der kleine Weiher auf und der Asphalt hat uns wieder. Die Straße ist noch immer mustergültig abgesichert durch Polizei und Helfer.
Noch einmal über den Parkplatz und hinein ins Stadion Lochwiese. Ein sehr schöner Lauf ist zu Ende der für meinen Geschmack gerne länger sein dürfte. Im Ziel sehe ich nur fröhliche Gesichter. Ich greife beim angebotenen warmen Tee zu.
Schnell zum Parkplatz und die Tasche aus dem Auto holen und ab geht es zur heißen Dusche in die Eugen-Hass-Halle. Hier laufen schon die Siegerehrungen des Kinder- und 5 Km-Laufes.
Ich konzentriere mich auf das Kuchenbuffet.
Fazit
Cross vom Feinsten. Toller Crosslauf mit abwechslungsreicher Strecke. Durchaus anspruchsvoll. Perfekt organisiert.
Ich wiederhole mich: Nicht nur für Oberberger empfehlenswert.
Sieger
Frauen
1. Rike Westermann 48,47
2. Annabel Diawuoh 52,24
3. Beate Zschorlich 55,07
Männer
1. Christian Schmidt 41,15
2. Richard Glatz 41,27
3. Markus Mockenhaupt 41,42