2012 wagten Norbert und ich unseren ersten richtigen Ultralauf. Der Rennsteiglauf sollte es sein: Der Supermarathon mit 73 Kilometer und vielen Höhenmetern klingt zwar furchteinflößend, aber genau das war auch die Herausforderung.
Der Rennsteiglauf folgt in weiten Teilen dem Rennsteigwanderweg auf der Kammlinie des Thüringer Mittelgebirges. Eigentlich startet dieser im Eisenacher Stadtteil Hörschel an der Werra und nach 169,29 km hat man Blankenstein an der Saale erreicht. Der Weg ist mit einem weißen R, dem „Mareile“, gekennzeichnet. Im Verlauf der Wanderung überquert man die ehemalige deutsch-deutsche Grenze insgesamt sechs Mal. Es gibt zahlreiche Rastplätze, Aussichtstürme, Infotafeln und ca. alle 5 bis 10 km kleine offene Schutzhütten.
2012 wurde der 40. Rennsteiglauf ausgetragen. Wir waren damals topp vorbereitet und erreichten deshalb das Ziel relativ locker in unter 10 Stunden (Norbert war sogar unter 8 Stunden). Seither waren wir 8mal erfolgreich auf der Strecke. Ehrensache, dass wir dieses Jahr zum 50. Jubiläum erneut am Start stehen werden. Leider hat uns eine unendliche Verletzungsgeschichte dazu genötigt, auf den Marathon umzumelden.
Lange war mir gar nicht so richtig klar, dass es beim Rennsteig noch etwas anderes geben könnte, als den Supermarathon. Aber da sind dann doch die vielen Berichte auf Marathon4you, die den stimmungsvollen Start und der tolle Marathonstrecke beschreiben. Ich bin da skeptisch. Aber wenn ich diesmal dabei sein will, muss ich wohl offen sein.
Ziel beim Rennsteiglauf ist immer Schmiedefeld. Während Supermarathon, Halbmarathon und 17 km Familienwanderung aus Richtung Eisenach kommen, wird der Marathon und die Marathonwanderung entgegengesetzt, in Neuhaus am Rennweg, gestartet. Uns steht also ein völlig neues Lauferlebnis bevor.
Wir treffen am Freitag auf dem großzügigen Veranstaltungsgelände in Neuhaus ein. Das Apelsberg Gymnasium samt Sportgelände und der GutsMuths-Halle, als Sporthalle, vereint quasi alles unter einem Dach: großzügige Parkmöglichkeiten, Startnummernausgabe, Kloßparty und diverse Verköstigungen. Nach Voranmeldung kann hier auch übernachtet werden.
Am frühen Nachmittag ist noch alles ruhig, denn nur ein kleiner Teil der über 3000 vorangemeldeten Läufer und Wanderer ist bereits Vorort. Weil es zeitlich leider gar nicht passt, lassen wir die Kloßparty um 17 Uhr aus.
Am nächsten Morgen bekomme ich bereits die ersten Bilder des Starts des Supermarathons in Eisenach aufs Handy, aufgenommen von Laufkollegen. Ich bin ein bisschen neidisch, genieße aber auch den Vorteil eines geruhsamen Frühstücks, denn unser Start wird erst um 9 Uhr sein.
Pünktlich setzen wir uns ins Auto. Die Anfahrt nach Neuhaus ist störungsfrei und ich freue mich über das schöne Wetter und die großartige Landschaft. Am Zielort geht es zunächst gut voran. Die Schlange der Parkplatzsuchenden war ja zu erwarten. Wir sind uns aber sicher jetzt um 8 Uhr auf dem großzügigen Schulgelände genügend Möglichkeiten vorzufinden.
Leider kommen wir gar nicht so weit. Die Helfer der Feuerwehr leiten bereits großräumig um. Eine viertel Stunde später stellen wir das Auto, zusammen mit hundert anderen, irgendwo im Wohngebiet ab. Hoffentlich finden wir es heute Abend wieder. Nach längerem Fußmarsch erreichen wir das Schulgelände. Noch sind wir einigermaßen im Zeitplan.
Die Schlangen an den Dixies sind lang, wegen der netten Leute vergeht die Zeit jedoch wie im Flug. Es wird viel gescherzt und gelacht. Unser nächster Programmpunkt ist die Abgabe der Kleiderbeutel, die dann im Ziel wieder abgeholt werden können. Auf dem Weg dorthin passieren wir den Startbogen. Eine riesige Menschenmenge dahinter wiegt sich im Takt der Volksmusik. Die Stimmung ist ansteckend und so freuen wir uns auf den bevorstehenden Start.
Die Kleiderbeutel werden nach Startnummer geordnet in bereitstehende Transporter gelegt. Dann dürfen wir endlich zum Start. Leider ist der Eingang zum Sportgelände voll mit Menschen - das kann dauern. Soeben wird der Schneewalzer gespielt. Wir schunkeln kurzerhand draußen mit. Beim Rennsteiglied haben wir es dann auch geschafft. Was für ein Bild: 3000 Läufer und einige hundert Wanderer haben die Arme oben. Es sieht aus wie ein Meer aus Händen.
Ich erinnere mich an den Start des Supermarathon in Eisenach. Der frühen Morgenstunde geschuldet ist es eher ruhig und besinnlich und der Respekt vor der langen Strecke liegt in der Luft. Neuhaus feiert eine mitreißende Party. Es gibt noch ein Wanderlied während der Helikopter des Fernsehens Stellung bezieht. Es wird heruntergezählt und schon geht es los.
Zumindest vorne. Es dauert etwas, bis sich die Masse in Bewegung setzt. Wir defilieren an der Showbühne vorbei, wo Neuhausens Bürgermeister Uwe Scheler, Sänger und Moderator Hans-Peter Müller mit den Lichtetaler Musikanten und Sonneberger Vize-Landrat Jürgen Köpper die Läufer anfeuern.
Ich brauche 5 Minuten, bis ich die Startlinie überquere. Über eine Böschung geht es steil nach oben, vorbei an der GutsMuths-Halle und den Parkplätzen. Neuhaus liegt am Hang, das bedeutet, es geht erst einmal bergauf. Soweit das Auge reicht, sehe ich nur Läufer – ein phantastisches Bild. Die Straße ist gesäumt mit Schaulustigen.
Bei uns hinten im Feld ist die Laune prächtig, der Eine oder die Andere sind im Laufschritt unterwegs, aber die Mehrheit verständigt sich auf schnelles Walking. So gelangen wir zügig nach oben bis zu einem großen Kreisverkehr wo ein Popduo die Zuschauer mit Livemusik verwöhnt.
Die Meute verfällt in mäßiges Joggingtempo. Auf der gesperrten B281 findet das gesamte Feld genügend Platz. Irgendwo am Ortsausgang müsste sich die Weiche für die Wanderer befinden, sie dürfen gleich auf den Rennsteig. Wegen deren um 10 Minuten versetzten Starts ist hier nichts los. Wir müssen vorerst auf der Straße bleiben, 3000 Läufer würden sich auf dem Wanderweg unnötig aufstauen. Ortskundige haben den Weg neben der Straße entdeckt und laufen im Gras.
Die Straße führt durch Wald und fällt zunächst sachte und dann stärker. Ich fühle mich leicht und locker. Bei km 6 erreichen wir das „Ibiza vom Rennsteig“, wie der Moderator behauptet. Er begrüßt die Läufer an der ersten Verpflegungsstelle Steinheider Hütte des WSV Scheibe-Alsbach. Hier sind die Rennsteigfinisher Shirts der letzten 50 Jahre auf der Wäscheleine aufgereiht - ganz schön beeindruckend. Die Helfer füllen im Akkord Becher mit Tee und Wasser. Das klappt wie am Schnürchen. Viele Läufer machen Erinnerungsfotos an einer großen „50“ aus Metall.
Unsere ersten Kilometer auf dem Rennsteig sind auf Schotter. Als Entschädigung bieten sich herrliche Aussichten auf den Stausee Scheibe-Alsbach und die Gipfel des Thüringer Waldes. Hinter km 8 durchqueren wir Limbach. Dahinter führt die Straße steil bergauf. Anwohner haben sich auf der Wiese postiert und erleichtern mit anhaltenden Anfeuerungen den Läufern den Anstieg.
Bald zeigt sich auch der Rennsteig, wie er sein sollte: wir zweigen auf einen gemütlichen Wanderweg ab. Es geht bergauf, die Sonne brennt – „das Wandern ist des Läufers Lust“. Am Waldrand entlang wird der Weg matschig. Das ist sicher den anhaltenden Regenfällen der letzten Tage geschuldet. Bei km 9 verschwinden wir in den Wald.
Nun wird es spannend: Wurzelpfade und Matschlöcher fordern die volle Konzentration, während es gleichzeitig im Wald so viel zu entdecken gibt: Umgestürzte Bäume in Tierform, alte Grenzsteine, bemooste Steine und ein feines Spiel von Licht und Schatten. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll.
Ein Denkmal verdient besondere Aufmerksamkeit: Der Dreistromstein. Der 1903 eingeweihte Obelisk informiert, dass hier drei Wildbäche, die Rambach, der Grümpen und das Türkengründlein entspringen, deren Wasser sich später in Elbe, Weser und Rhein ergießt. Die dreiseitige Sandsteinpyramide, besteht aus typischen Gesteinen der jeweiligen Stromgebiete (Elbe: Granit, Rhein: Quarz, Weser: Grauwacke). Auf den Seitenflächen der Pyramide sind die Namen der oben erwähnten Bächlein nebst denen der sie aufnehmenden größeren Gewässer gemeißelt. Darunter die Namen der Staaten, deren Grenzen und Hoheitsgebiete sich ehemals an diesem Punkte berührten.
Hinter km 11 laufen wir im Zickzack über eine weite Lichtung, die bereits aufgeforstet wurde. In ein paar Jahren wird hier ein stattlicher Wald entstehen. Heute empfangen uns laute Musik und ein paar Schlachtenbummler, die uns frenetisch beklatschen. Die Läufer und die Fans haben Spaß!
Bei km 12 wartet die 2. Verpflegungsstation Dreistromstein mit dem legendären Rennsteigschleim. Das ist für mich die optimale Läufernahrung: schmackhaft und gut bekömmlich. Ein Moderator begrüßt die Läufer und klärt über das Angebot und den weiteren Verlauf des Rennens auf. Hundert Meter weiter hinter der großen Wiese soll uns Blasmusik unterhalten. Ich höre aber nichts, erst beim Näherkommen kann ich die Werrataler Blaskapelle sitzen sehen. Sie machen im Moment Pause.
Ich bin gerade vorbei, da gibt der Dirigent das Zeichen. Schnell drehe ich um und genieße die ersten Takte eines bekannten Wanderliedes. Der Dirigent entpuppt sich dabei als veritabler Sänger. Die Läufer sind begeistert.
Nach den Anstrengungen auf den letzten Kilometern sind wir nicht böse, dass der Rennsteig nun bis km 15 einen breiten Wanderweg nutzt. Dort zweigen wir erneut auf schmalen Pfad. Unvermittelt liegt ein Fotograf auf der Lauer. Das gibt stimmungsvolle Bilder!
Bis km 18 steigt der Weg an. Die VP Turmbaude Masserberg liegt auf dem Gipfel des 841 m hohen Eselsbergs und ist der höchste Punkt beim Marathon. Hier herrscht Volkfeststimmung. An verschiedenen Ständen gibt es Apfelschorle, Bananen, belegte Brote, Tee, Schleim, Wurst. Dazu wird gerade wieder der Schneewalzer gespielt. Petra und Bodo, zwei Läufer des TSG Boxberg Weißwasser, tanzen spontan mit und der Moderator gibt „Damenwahl“ aus. Mich begeistert die lockere Stimmung unter dem 33 Meter hohen Aussichtsturm. Ich kann mich kaum losreißen.
Nun geht es steil bergab, ich lasse es laufen. Von vielen Schaulustigen angefeuert, streifen wir im Tal den kleinen Ort Masserberg. Zwischen grünen Wiesen geht es gleich wieder bergauf. Rechts gibt es sogar einen Skilift. Hinter km 21 zweigt die Strecke vom Hauptweg ab. Es geht jetzt über eine Zeitmessmatte und dann folgt als absolutes Sahnestück ein enger, steiler Trail bergab. Zuerst bin ich noch vorsichtig, weil ich heute mit „Straßenschuhen“ unterwegs bin. Dann kann ich aber doch nicht widerstehen und ziehe das Tempo an. Bereitwillig gehen die Läufer vor mir zur Seite, bewundernde Worte werden mir nachgerufen.
Helfer von der Bergwacht kontrollieren diesen Streckenabschnitt von einem erhöhten Punkt. Für mich gibt es hier kein Halten. Vor mir erkenne ich ein kleines Sträßchen, Polizei sichert den Übergang. Gerade will ein Läufer vor mir auf den nächsten Trail einbiegen, da ruft ein weiterer: „Lass mal die Frau voran!“
Ich hatte zwar eine Bremsaktion eingeleitet, bin aber glücklich, einfach weiter fliegen zu können. Noch an einer längeren Läuferschlange vorbei, dann erreiche ich die gesperrte L2052 und die VP Schwalbenhauptwiese. Außer Atem, aber glücklich greife ich einen Becher Tee. Die Lieder der anwesenden Blaskapelle hallen mir noch nach, als ich auf einem kurzen Stück auf der Straße weiterlaufe. Anschließend zweigt der Rennsteig nach rechts auf einen ansteigenden Wiesenweg ab.
Weil die L2052 ebenfalls einen Rechtsbogen macht, führt der Weg bald an der Straße entlang. Schnell erobern die meisten Läufer die Straße. Hier scheint es besser zu gehen. Auch Norbert kommt nun zügig an mir vorbei gestapft. Weil der Weg recht eng ist und ich schlecht überholen kann, wechsle ich auch auf die Straße. Das ist zwar nicht Rennsteig-like, aber der Zweck heiligt hier die Mittel.
Irgendwann hat sich das dann erledigt, denn wir zweigen hinter km 25 links in einen hübschen schmalen Pfad ab. Im Örtchen Kahlert quert man zunächst die Straße und läuft weiter auf dem Radweg bergauf (km 27), um dann bergab bis zum Ortseingang Neustadt am Rennsteig zu rollen. Hier informiert ein großes Banner, dass die Versorgung in 1000 Meter zu erwarten ist.
Im Ort führt die Tannengrundstraße steil bergauf. Ein paar Anwohner spenden Applaus während wir uns mehr oder weniger schnell nach oben kämpfen. Ein weiteres Banner (Verpflegung in 500 m) ist wenig tröstend. Nicht nur mir ist ganz schön warm. Bernd erzählt mir, dass er seine Lauffreundin Elke bei ihrem ersten Marathon begleitet. Beide sind noch fit und gut gelaunt. Das wird sicher klappen.
Für den Aufstieg entschädigt werden wir durch ein großes Zelt mitten auf dem Festplatz. Zuerst sieht es so aus, als ob die Gemeinde hier ihr Straßenfest veranstaltet. Dann erkenne ich, dass alles für die Läufer aufgebaut ist: Obst, Gel, Tee, Wasser, Cola, mein geliebter Schleim und natürlich, wie überall, bestens gelaunte Helfer.
Weiter geht es durch eine enge Gasse in das Ortszentrum und an der Straße entlang bis zum Ortsausgang. Ein Schlachtenbummler hat hier eine Tröte, die sich wie ein Martinshorn anhört. Damit erregt er schon von weitem Aufsehen. Bei km 29 verlässt der Rennsteig bewohntes Gebiet und fällt über einen Wiesenweg moderat bergab.
Unten erwartet uns der im Wald versteckte Aufstieg zum Großen Burgberg. Dieser wird erleichtert durch eine Gruppe Fans, die mit Musik und LaOla fantastische Abwechslung bieten. Erst spät erkenne ich, dass es hinter der nächsten Kurve richtig steil weiter geht. Irgendwann bin ich oben (811 Hm) und lasse es anschließend zügig bergab rollen.
An der Straßenkreuzung der L1137 wird eine Läuferin sehnlichst erwartet, es gibt eine Umarmung zur Belohnung. Aha, hier können Ortskundige mit dem Auto an die Strecke fahren. Die Polizei hat weiter nichts zu tun.
Der Rennsteig wird jetzt wieder eng und lauschig. Auf dem Anstieg Richtung Dreiherrenstein (838 Hm) lerne ich Christian kennen. Er hat seine Schwester Antje zu ihrem ersten Marathon überredet. Wieder eine Geschichte, die der Rennsteig schreibt. Wir verabreden uns im Ziel zu einem Fotoshooting.
Die VP Großer Dreiherrenstein, km 33,4, liegt etwas unterhalb des gleichnamigen Berges an der Kreuzung der Straßen Ilmenau – Neustadt am Rennsteig und Dreiherrenstein – Frauenwald. Es gibt eine Gaststätte, eine Bushaltestelle und einen Wanderparkplatz. Bereits vor 400 Jahren trafen an dieser Stelle verschiedene Fürsten- und Herzogtümer und später dann das Königreich Preußen aufeinander. Hier war Pass und Zollstation.
Heute haben die Helfer der IG Stützerbach alle Hände voll zu tun, um die Läufer gut zu versorgen. Die Stände sind liebevoll geschmückt; die fleißigen Helfer haben sich sogar kostümiert. Man fühlt sich sehr willkommen und greift gerne zu.
Es folgen ein veritabler Anstieg zum kleinen Dreiherrenstein und ein steiles Bergabstück. Dunkle Wolken hängen über dem Wald. Ich freue mich über den kühlen Wind bei km 34. Der Wanderweg ist gut gepflegt und führt wellig dahin. Ich bin gerade mit Ulrike im netten Gespräch vertieft, als ein weiteres Banner „Wir rollen für Euch den roten Teppich aus“ ankündigt. Und tatsächlich, mitten im Wald auf dem Gipfel des Meisenhügels ist ein großes Marathontor der Laufgruppe Frauenwald aufgebaut und darunter ein roter Teppich ausgerollt. Auf dem Tor prangt die Aufschrift „Durch dieses Teil laufen Sieger“. Wir haben zwar noch gute 5 Kilometer, fühlen uns aber tatsächlich schon als solche.
Locker rollen wir den Berg hinunter. Über eine weitere Zeitmessmatte erreichen wir die VP in Frauenwald bei km 37,1. Kurz vorher wartet der Moderator, um die Läufer zu begrüßen. Wir dürfen eine Glocke läuten, dann geht es weiter zu Speis und Trank. Zielgerichtet greife ich zum Bier und verführe auch Ulrike („ich trinke kein Bier“). Gleichzeitig hat sich auch Norbert hinter uns eingereiht. Wir stoßen an und lassen es uns gut gehen. Ulrike und ihre Freundin haben die ersten 33 km gemeinsam gemeistert, sich aber dann getrennt. Beide werden heute ihren ersten Marathon finishen!
Auf einem Wiesenweg geht es weiter an der K58 entlang vorbei am Naturcamp am Lenkgrund. Leicht wellig entfernen wir uns immer mehr von der Straße. Bald danach fällt der Weg steiler ab, auf einer Strecke von einem Kilometer verlieren wir 60 Höhenmeter. Dann müssen wir aber doch noch einmal ein kurzes Stück hinauf, um bei km 40 die ersten Häuser von Schmiedefeld zu erreichen.
Das finale Gefälle ist genau nach meinem Geschmack. Ich breche zwar keine Rekorde, aber kann kraftfrei laufen. Der Läufer vor mir macht es genauso, gemeinsam rollen wir zuerst auf der Straße und anschließend scharf links auf dem Gehweg der stark befahrenen Frauenwälder Straße nach Schmiedefeld hinunter.
Als der Bahnhof in Sicht kommt, bin ich sprachlos, so viele Menschen haben sich hier versammelt, um den Rennsteiglauf live gemeinsam mit den Läufern zu erleben. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sitzen Moderatoren unter einem Zelt, laute Musik und anhaltender Jubel empfängt uns. Gerade wird mein Name angesagt. In einem eigens abgesperrten Korridor klatschen wir das Publikum ab und machen uns an den letzten Anstieg.
Was hier abgeht, ist unbeschreiblich: Hunderte Zuschauer schreien und applaudieren uns den Berg hinauf. Eigentlich hatte ich gedacht, dass mir hier die Puste fehlen würde, aber der anhaltende Applaus setzt die letzten Kräfte frei. Mit Gehen und Laufen erreiche ich bald das Zielgelände.
Beim Zieleinlaufs selbst ist der Teufel los. Ich bin sprachlos. Die Zuschauer feuern jeden Finisher frenetisch an. Das Ziel ist in Sicht. Oh, der Zielbogen ist neu. Sieht aus wie ein stilisiertes „R“. Die Moderatoren sagen mich an, ich bin im Ziel. Kurze Zeit später kommt auch Norbert. Wir beglückwünschen uns gegenseitig, nehmen unsere Medaillen entgegen und gehen zur Zielverpflegung.
Fazit:
Der Rennsteig-Marathon ist ein einmalig schöner, wunderbarer Landschaftslauf. Auf der Strecke herrscht eine Bombenstimmung und die Verpflegung ist großartig.
Als großer Fan des Supermarathons muss ich sagen, dass der Rennsteig Marathon auch für mich eine echte Alternative ist. Die Strecke ist durchaus anspruchsvoll, trotzdem war ich immer von vielen Läufern umgeben. Bei meinem Zieleinlauf war richtig viel los, anders, als wenn ich beim Supermarathon mit über 11 Stunden im Ziel bin. Wir sind sicher, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.