In Kahlert gibt es eine Tränke für die Läufer. Kurz dahinter in der Dorfmitte ist ein Dorffest mit Blasmusik. Es beginnt zu donnern und zu regnen, da packt die Musikkapelle lieber schon mal ein.
Hinter Kahlert haben wir einen herrlichen weiten Blick über den Thüringer Wald. Es geht abwärts bis zum Ortsbeginn von Neustadt am Rennsteig. Jetzt beginnt ein weiterer Aufstieg in den Ort. Hier am oberen Punkt des Ortes (km 29,3) ist die nächste Versorgungsstation, ebenfalls in ein Dorffest eingebunden.
Wir laufen ein Stück der Hauptstraße entlang, immer von Zuschauern begleitet. Wir verlassen den Ort über einen Feldweg- und Wiesenweg leicht bergab. 30 sind wir bis jetzt gelaufen. Nach dem Überqueren einer Landstraße macht uns ein Orgelspieler den 800m langen Aufstieg zum Großen Burgberg (818 m) schmackhaft. Wir befinden uns am steilsten Stück der Strecke.
Der Regen wird stärker und jetzt bin ich froh mir meine Regenjacke umgebunden zuhaben. Bis hierher habe ich den zusätzlichen Ballast verflucht, nun finde ich meine Kleiderwahl wieder optimal. An der nächsten Wasserstation ist der Weg schon aufgeweicht und der Schlamm läuft in die Schuhe. Hier gibt es eine Recyclingstation für die massenhaften gebrauchten Getränkepappbecher. Der Trail wird anstrengender und vor der nächsten Asphaltstraße sind die Schuhe einmal übergelaufen vom Regenguss.
Es geht mal wieder 1,5 km bergauf und dann wieder leicht bergab. Bei 34,3km sind wir am Dreiherrenstein der nächsten Getränkestelle. Ab jetzt geht es „einstellig“ Richtung Ziel. Es geht leicht bergab Richtung Frauenwald. Bei km 37 sind wir in ALLZUNAH. Hallo Klaus, der Ursprung des Ortes geht auf eine Glashütte zurück. Da es hier mehrere Glashütten gab waren die Stützebacher Bürger der Meinung, dass diese Glashütte „all zu nah“ an der ihren liegt. Diese Siedlung mit knapp 30 Einwohnern hatte sogar von 1913 – 1965 Eisenbahnanschluss.
Wir sind wohl auch schon „all zu nah“ am Ziel und laufen deshalb noch eine Schleife Richtung Frauenwald. Es schüttet immer noch und die Temperatur ist stark gefallen. Bevor wir nach Frauenwald kommen geht es nochmal über einen giftigen Anstieg zum Monument am Bohrstuhl auf dem Meisenhügel. Hier gibt es eine letzte Stärkung in Form von fester und flüssiger Nahrung. An einem Zelt wird allen ein Stempel auf die Startnummer gedrückt. Für Freunde des Schwarzbieres gibt es einen Energieschub natürlich mit Alkohol, denn wir sind ja hier auf dem Rennsteig und hier ist alles anders. Von da aus geht's leicht bergab nach Frauenwald.
Der Ort ist ein etwa zwei Kilometer langes Straßendorf. Die Dorfstraße führt über einen Kamm an dem die Hänge steil links und rechts abfallen. Dadurch gibt es einen herrlichen Weitblick in die umliegenden Fichtenwälder. In Wellen geht es durch den Wald. Die Laufstrecke ist total durchweicht und sehr rutschig. Der Regen hat aufgehört und die Sonne kommt wieder durch. Es geht jetzt bergab nach Schmiedefeld.
Km 41 - wir sind noch mitten im Wald. Dann kommt bei den ersten Häusern das Km-Schild 42 und unten im Ort vor der Kurve sind die 42,195km vollendet. Dies wird wieder mit einer Zeitnamematte dokumentiert. Der Marathon ist zu Ende aber noch nicht die Laufstrecke. Um uns herum parken überall Autos und viele Läufer ziehen sich hier an ihren Fahrzeugen um. Wir sind noch nicht im Ziel. Der Rennsteig hat noch was Besonderes für uns aufgehoben. Die letzten 900m zum Sportplatz sind der letzte Härtetest für heute (Km 42,59 622 Hm – km 43,50 711 Hm).
Schon weit vorher hört man den Trubel vom Ziel her. Jetzt kommt der letzte Anstieg, hinauf zum Sportplatz. Wir laufen, das heißt, um mich rum sind die meisten am Gehen. Die Asphaltstraße, sie will einfach nicht enden. Viele Läufer sind schon auf dem Rückweg und feuern uns auf dem letzten Anstieg an. Gleich bin ich oben. Die Reihen werden immer dichter. Hier oben ist Volksfeststimmung. Wir drehen noch eine halbe Runde um den Sportplatz. Von den vielen Zuschauern und vom Rennsteig-Pop werden wir über die letzten hundert Meter ins Ziel getragen. Der Zieleinlauf ist phantastisch. Gänsehautgefühl, überwältigend. Von rechts kommen die Ultras und es geht gemeinsam die letzten 200 Meter ins Ziel. Geschafft sind 43,5 Kilometer Rennsteiglauf-Marathon, Europas größter Crosslauf ist zu Ende, auf jeden Fall erst mal für mich.
Für die 43,5km Länge mit 637m Anstiegen und 706m Abstiegen habe ich 5:24:55 Stunden benötigt, geplant hatte ich 5:30. Es werden heute noch viele nach mir glücklich und erschöpft ins Ziel kommen. Kein Spanier könnte stolzer sein als die Läufer und Läuferinnen, die nach und nach durchs Ziel laufen und ihre Medaille in Empfang nehmen. Die meisten kommen erschöpft aber mit erhobenen Händen und einem Lachen im Gesicht ins Ziel. Es gibt aber auch die glücklichen, die sich die Tränen aus den Augen wischen. Mancher hat heute sein eigenes kleines Jubiläum gelaufen und den Rennsteig zum 10., 20., 30. oder sogar alle 39 gefinisht. Rennsteigläufer zu sein, egal ob Marathon oder Ultra, ist was ganz Besonderes und zur Rennsteiglauf-Familie zu gehören sowieso.
Ich laufe jetzt seit 24 Jahren Marathon, habe viele schöne Strecken kennengelernt und herrliche Landschaftsläufe gemacht, aber der Rennsteig, mein 89. Marathon wird mir in besonderer Erinnerung bleiben.
Auf der großen Wiese ist ein Volksfest und überall sieht man nur gut gelaunte Menschen. Im Duschzelt gibt es warmes Wasser und anschließend ein Schwarzbier und eine heiße Brühe. Nach dem Ausdruck der Soforturkunde unterhalte ich mich noch mit einem Rennsteig-Veteranen (M75). Der Lauf ist auch ein Seniorentreffen der ganz, ganz harten Läufer. Mit meiner Zeit bin ich nur 95. in der Altersklasse M60. Gesamt bin ich 2037. von 2805 Finishern. Der Sieger der M80 lief 7:20:37 und war nicht letzter, der kam nach 8:45:05 durchs Ziel.
Supermarathon
Männer
1 Huemer, Klemens (AUT) Team RuN Sport 05:29:54
2 Lynas, Matthew (GER) LTV Erfurt 05:32:34
3 Philipp, Anton (GER) Berglaufteam Haglöfs 05:43:22
Frauen
1 Bendl-Tschiedel, Carola (AUT) LG Wien by IS Eybl 06:36:12
2 Iseler, Judith (GER) FUNactiv SEEend e.V. 06:46:22
3 Ullrich, Doreen (GER) USV Jena 06:48:58
1947 Finisher
Marathon
Männer
1 Fritsch, Alexander (GER) LSV Lok Arnstadt 02:40:24
2 Burzik, Jan (GER) Team Laufladen Jena 02:42:16
3 Kersten, Ulf (GER) BLV Ilsenburg 02:50:53
Frauen
1 Jakob, Anja (GER) VSC Klingenthal 03:23:44
2 Kerrutt, Anja (GER) Erfurt 03:34:43
3 Herzberg, Anna (GER) Uni Jena 03:35:34
2805 Finisher