Noch immer liegen 20 Kilometer vor uns, fast ein Halbmarathon. Gleich hinter dem Grenzadler folgt der nächste kräftige Anstieg. Langsam tasten wir uns an den Kulminationspunkt unserer Strecke heran, der uns bei km 61,8 in eine Höhe von 973 m üNN, knapp unterhalb Gipfels des großen Beerbergs (982 m), dem höchsten Punkt des Thüringer Waldes, führt. "Plänckners Aussicht" wird dieser Punkt genannt, benannt nach dem Topografen Julius von Plänckner, der 1830 die erste Rennsteigwanderung von Blanckenstein nach Hörschel unternahm. Vielleicht hat der gute Mann vor 180 Jahren hier noch mehr gesehen. Wir sehen jedenfalls den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dafür dürfen wir uns ab hier auf eine Aussicht ganz anderer Art freuen, eine, die die meisten wohl weitaus mehr motivieren dürfte als irgendein Panorama: Die Aussicht, dass es nun (fast) nur noch bergab geht.
Dass es Petrus sich kurz darauf doch anders überlegt und uns mit heftigem Donnergrollen und einem nicht minder heftigen Regenguss empfängt, stört da nicht mehr wirklich, zumal es weiterhin keineswegs kalt ist. Die Verpflegungsstelle "Schmücke" bei km 64 offeriert ein letztes Mal deftige Kost, dann können wir langsam an den Endspurt denken. Eigentlich hatte ich vor, den letzten Streckenabschnitt mit einem Becher Köstritzer einzuläuten, ziehe aber dann doch eine Cola, hier stilecht in Form von “Vita-Cola” kredenzt, als Energieschub vor. Ein paar fiese kleine Steigungen folgen noch, doch gelingt es mir wie auch den meisten anderen Läufern um mich herum, auf diesen letzten Kilometer noch einmal so richtig ins Laufen zu kommen.
Etwa bei km 70 höre ich erstmals Lärmfetzen durch den Wald dringen. Das Ziel ruft schon. Aber ein paar Schleifen durch den Wald und durch einige Sträßlein in Schmiedefeld müssen wir uns noch durchkämpfen, ehe der Zieleinlauf in Sicht kommt.
Ein dichtes Zuschauerband begleitet uns auf den letzten Metern und bereitet uns einen überaus herzlichen Empfang. Nach der Ruhe und Stille entlang der Laufstrecke scheint im Ziel der Teufel los zu sein. Ein riesiges Festzelt, zahllose Verkaufs- und Gastronomiestände verwandeln das Zielgelände in einen Volksfestplatz. Was vor dem Lauf begonnen hat, wird hier fortgesetzt: Es wird gefeiert, bis in die tiefe Nacht. Wasserflaschen sieht man keine auf den Tischen, dafür umso mehr Bier und Sekt (“Rotkäppchen” natürlich). Der Duft gegrillter Thüringer Bratwürste umweht meine Nase. Ich fühle mich in gewisser Weise in die Schlussszenerie eines Asterix und Oblelix-Bandes versetzt, wo jedes bestandene Abenteuer gleich endet: Mit einem rauschenden Fest. Und ich kann gut verstehen: Wer das einmal erlebt hat, der möchte gerne wieder dabei sein. Und daher wundert es mich auch gar nicht, dass vor dem Container, wo man sich schon für 2012 voranmelden kann, schon gleich wieder eine lange Schlange ansteht.
Supermarathon
Männer
1 Huemer, Klemens (AUT) Team RuN Sport 05:29:54
2 Lynas, Matthew (GER) LTV Erfurt 05:32:34
3 Philipp, Anton (GER) Berglaufteam Haglöfs 05:43:22
Frauen
1 Bendl-Tschiedel, Carola (AUT) LG Wien by IS Eybl 06:36:12
2 Iseler, Judith (GER) FUNactiv SEEend e.V. 06:46:22
3 Ullrich, Doreen (GER) USV Jena 06:48:58
1947 Finisher
Marathon
Männer
1 Fritsch, Alexander (GER) LSV Lok Arnstadt 02:40:24
2 Burzik, Jan (GER) Team Laufladen Jena 02:42:16
3 Kersten, Ulf (GER) BLV Ilsenburg 02:50:53
Frauen
1 Jakob, Anja (GER) VSC Klingenthal 03:23:44
2 Kerrutt, Anja (GER) Erfurt 03:34:43
3 Herzberg, Anna (GER) Uni Jena 03:35:34
2805 Finisher