Der Weg hinunter nach Masserberg ist ziemlich steil aber gut zu laufen. Ein richtiger Trail dagegen führt uns etwas später hinunter zur Getränkestelle Schwalbenhauptwiese (km 23). Hinter einigen unsicheren Läufern staut es sich etwas. Ich will die nächste etwas breitere Stelle nutzen, um einen Läufer zu überholen. Da gibt der Gas. Ich bleibe zurück und sage: „Danke, Kamerad“. „Hier wird nicht überholt“, meint der nur. Ich tu’s dann doch, ungestraft.
Genial sind übrigens die Hinweise bei den Getränke- und Verpflegungsstellen. Es ist immer angeschrieben, wo man ist, die Kilometer und die Distanz zum nächsten Posten. Selbstverständlich ist auf der Strecke jeder Kilometer markiert. Zusätzlich sind fast alle Schutzhütten unterwegs mit einem Sanitätsposten besetzt.
Das Wetter hält, aber die Sonne ist längst hinter einer geschlossenen Wolkendecke verschwunden. Die Temperaturen sind angenehm (von bis zu 14 Grad ist die Rede), Wind geht kaum. Ich bin mit meiner nicht ganz freiwilligen Kleiderordnung ganz zufrieden. Überhaupt muss ich mich unterwegs mehr als einmal dafür loben, diese Strecke gewählt zu haben. Ich bin einfach begeistert von der Landschaft, den Menschen und der ganzen Atmosphäre. Dass mein Vergnügen heute 29 Kilometer kürzer ist, muss ich verschmerzen.
Der Rennsteig verläuft nun parallel zur Fahrstraße Richtung Neustadt. Es ist so viel wie kein Verkehr und viele Läufer nutzen die bequemere Straße. Hinter Kahlert, bis eben spielte hier auch noch eine Musikkapelle, erreicht man eine unbewaldete Hochfläche, von der aus man schon gut Neustadt (km 29) sehen kann.
Eine Glashütte war im 17. Jahrhundert Ursprung der Ansiedlung. Später kamen auch Holzfäller und Köhler dazu, der Ort war zweigeteilt und gehörte zum einen Teil Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, zum anderen Teil zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. Aus diesem Grund gibt es noch heute zwei Kirchen. Früher gab es auch zwei Schulen, zwei Feuerwehren usw.
Die Verpflegungsstelle gleicht einem Dorffest, selbstverständlich mit zünftiger Blasmusik. Dann wird es noch einmal recht ungemütlich, denn zum Burgberg ist es ein kurzes Stück ziemlich steil. Laufen ist da nicht mehr. „Einstellig!“, ruft es hinter mir. Stimmt, nur noch 9,5 Kilometer und gleich sind wir bei der Getränkestelle am Großen Dreiherrenstein. Auch der hat wieder seine Geschichte. Davon aber ein andermal. Interessieren würde mich, wie es zu dem Namen Allzunah kommt. So heißt nämlich der Ort bei km 37. Die Trommler wissen das natürlich nicht. Sie wurden hier mit dem Bus her gekarrt, „Stimmung machen“. Sie tun das gekonnt.
Bevor es hinunter nach Frauenwald (km 38) geht, gibt es noch einmal einen giftigen Anstieg. Per Lautsprecher wird die Musik von der Verpflegungsstelle hierher übertragen. Danke Leute, Ihr wisst halt wie der Läufer fühlt. Der Sprecher begrüßt schließlich die Ankömmlinge und muntert sie auf. Was der nicht schafft, erledigt das Köstritzer, das hier kistenweise ausgeschenkt wird. Alkoholfrei? Nö, wir sind doch auf dem Rennsteig.
Jetzt geht es fast nur noch abwärts. Gut, wer noch was drauf hat. Blöd, wer hier marschieren muss. Bald ist schon die Musik vom Ziel in Schmiedefeld zu hören. Das beflügelt.
Der Ort ist ein einziger Parkplatz, überall stehen Autos und Busse. Jetzt kommt der letzte Anstieg, hinauf zum Sportplatz. Die Zuschauer treiben Dich nach oben. Die Reihen werden immer dichter, oben ist nur noch eine schmale Gasse frei. Dann kommt das nach Meinung vieler „schönste Ziel der Welt“. Der Sportplatz gleicht einem Rummelplatz mit Bier- und Imbissbuden. Auf einem holprigen Wiesenweg umrundet man fast das ganze Gelände, immer wieder angefeuert von den vielen Zuschauern. Dazu Musik. Kein Beat, kein Rock. Stimmung ist angesagt, Rennsteig-Pop. Es ist der Hammer. Überall würdest Du Dich fragen: „Haben die nichts anderes?“. Hier gehört es hin, hier muss es sein. Der Holperweg ist lang und doch viel zu schnell zu Ende.
Rennsteig, bleibe wie Du bist.
Übrigens, zusammen mit den Laufberichten von Eberhard (Supermarathon) und Joe (Supermarathon und 50 km Neuhaus) gibt es dieses Jahr zum ersten Mal eine lückenlose Dokumentation der Rennsteigläufe mit vielen hundert Bildern auf der Gesamtlänge des legendären Grenzweges. Danke Freunde, dass Ihr das möglich gemacht habt.
Siegerliste
Supermarathon
Männer
1 Stork, Christian (GER) BLT Laufsport Saukel 05:23:50
2 Philipp, Anton (GER) BLT Laufsport Saukel 05:26:59
3 Biehl, Marcus (GER) LG Lage-Detmold 05:28:48
Frauen
1 Miedtank, Anja (GER) Lauf Team Unna 06:34:29
2 Schumann, Kerstin (GER) SC DHfK Leipzig e.V. 06:37:24
3 (Braun, Marion (GER) Germania Eicherschei 06:43:46
Marathon
Männer
1 Fritsch, Alexander (GER) LSV Lok Arnstadt 02:36:51
2 Gehrisch, Johann (GER) Skiklub Dresden 02:43:58
3 Bräutigam, Marcel (GER) GMRV Oberhof 02:46:07
Frauen
1 Lehmann, Diana (GER) Potsdam 03:17:11
2 Schreier, Johanna (GER) SG Motor Arnstadt 03:27:10
3 (Wagner, Judith (GER) Berlin 03:28:06