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06.06.15 - Hochkönigman Trailrunningfestival

Königliche Premiere bei teuflischer Hitze

Das Internet ist wie ein Dealer, der Trail-Junkies immer wieder neue Drogen anbietet. Ständig flüstert jemand irgendetwas von angekündigten neuen Veranstaltungen oder schwärmt von bekannten Strecken, die man selbst einmal ausprobieren soll. Auf der Suche nach immer neuen Trails, auf denen ich meine Trail-Sucht stillen kann, stieß ich schon früh auf den Hochkönigman. 

Die Dosis dieser neuen Trail-Droge lässt sich je nach Bedarf gut aufteilen. Wer einen verrückten Trip mag, der kann am Freitag beim Hindernis Opening Run starten. Am Samstag bringt der Speed Trail den kurzen, schnellen Rausch oder dient als Einstiegsdroge für spätere Groß-Konsumenten,  gut dosierten Lauf-Rausch gibt es beim Marathon-Trail, nachhaltige Endorphin-Ausschüttung beim Endurance Trail.  Beim Hindernislauf muss man 2 x 3 km mit vielen Hindernissen laufen, der Speed Trail misst 21,4 km mit 1469 Hm, der  Marathon, bei dem dieses Mal auch die Österreichische Trail-Marathon Meisterschaft ausgetragen wird, hat 46,6 km und 3082 Hm, der zum Europacup der Ultramarathons zählende Endurance Trail 85,3 km und 5593 Hm.

Maria Alm liegt südlich von Salzburg auf 800 m Höhe am Fuß des Steinernen Meer. Wer so wie ich ohne Auto anreist, fährt mit dem Zug über Wörgl nach Saalfelden und von dort noch wenige Minuten mit dem Wanderbus. 

Am Freitagabend startet um 18 Uhr der Hindernis Opening Run, bei dem auf einem 2 x 3 km Rundkurs nicht nur genügend Höhenmeter gelaufen werden, sondern auch einige Hindernisse überwunden werden müssen. Da die Strecke nicht so extrem ist wie bei vielen szenetypischen Veranstaltungen, dazu noch sehr schöne Aussicht bietet, gefällt mir der Kurs, den ich aber nur als Fotograf begleite, ohne selbst in die Wassercontainer zu müssen. Die Fotos davon findet Ihr am Schluss. Mit nur etwa 30 Teilnehmern ist hier noch deutlich Luft nach oben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass in Familien, in denen die Eltern auf einer der größeren Trail-Strecken starten, der jugendliche Nachwuchs am Freitag den Spaß-Lauf macht.  

Bei der Pastaparty am Freitagabend halte ich mich nicht lange auf. Um Mitternacht heizt ein guter Radio-Moderator mit fetziger Musik und flotten Sprüchen die Läufer der langen Distanz ein, die dann um 01 Uhr auf ihre Strecke geschickt werden.  Da im östlichen Teil ihrer Strecke ein Abschnitt aus Sicherheitsgründen kurzfristig aus der Planung genommen werden musste, dürfen sie zuerst eine große Runde bei Maria Alm laufen, bevor ihre eigentliche Strecke beginnt. Daher müssen sie die  5 km vom Start bis zum Massingsattel  nach dem ersten Ortsdurchlauf ein zweites Mal laufen, was nicht jedem gefällt.

Um 7 Uhr findet das Briefing für uns Marathon-Trailer statt. Wie zuvor schon angekündigt, wird bei einigen Läufern das Gepäck auf die Pflichtausrüstung kontrolliert, heute betrifft das alle, deren Startnummer mit einer 4 endet. Eine sehr lobenswerte Idee, die man auch auf alle anderen Trails übertragen sollte ist, dass man seine Gels, Riegel und sonstige Eigenverpflegung mit seiner Startnummer markieren muss. Wer unterwegs Müll auf die Strecke wirft, kann so identifiziert und disqualifiziert werde. Und es funktioniert tatsächlich, denn ich sehe heute auf der gesamten Strecke absolut keinen Müll. 

 
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Dann heizt der Moderator auch bei uns die Stimmung an. Keine Überraschung: pünktlich um 8 Uhr rockt der Sound von AC/DC.

Schon auf dem ersten Kilometer haben wir von einem breiten, moderat ansteigenden Fahrweg einen sehr schönen Blick auf den wuchtigen Gebirgszug des Steinernen Meer und  zurück nach Maria Alm. Schon bald mündet der breite, sonnige Weg in einen schmalen Trail, auf dem wir nun durch den Wald hinauf steigen. Ich bin über den Schatten froh, denn bereits so früh am Morgen ist es viel zu warm. Das wird später noch übel werden!

Ich spüre noch die wunderschöne, aber anstrengende Azoren-Strecke vom letzten Wochenende in den Beinen und komme daher anfangs nur langsam voran. Als ich die Bergstation der Gondelbahn bei Natrun erreiche, sind nur noch vier oder fünf Leute hinter mir.

Noch ein Stück auf einem Trail bergauf, vorbei an einem Waldseilpark, dann folge ich einem Bergrücken. Links erblicke ich immer wieder die sehr fotogene Aussicht zum Steinernen Meer, später auch zum Hochkönig, hinter mir die Lofer Steinberge, rechts sehe ich nun ab und zu den Grat mit Hundstein und Schwalbenwand, dem ich am frühen Abend folgen werde. Ein herrlich verwurzelter Trail führt nun steil bergab. Ich liebe solche Wurzelwege und renne mit viel Spaß bergab. Bei der Jufenalm ist ein Restaurant mit großer Terrasse, auf der ich bereits vorgestern ein Bier getrunken hatte.

 
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Nun geht es hinauf zum Brinbachkögerl, runter zur Brinbachalm und auf schönen Wald-Trails zum Massingsattel. Den Streckenabschnitt bis hier mussten die Endurance-Trailer heute Nacht zweimal  bewältigen. Hier zweigt auch die Route des um 10 Uhr startenden Speed Trail links ab, um anschließend in eine ganz andere Richtung als unser Weg zu führen. 

Etwas mehr als 300 Höhenmeter Abstieg, teilweise entlang an einem Bach, bringen uns nach Hintertal, wo einige Wasserkanister für uns bereit stehen. Bei der üblen Hitze dringend notwendig! Erst elf Kilometer sind wir unterwegs, aber schon jetzt bin ich froh, dass ich heute Morgen statt den bei der Pflichtausrüstung geforderten 1 Liter drei volle 0,5 Liter Flaschen in den Rucksack gesteckt habe, die ich nun bereits auffüllen muss. Selbst das wird heute nicht ausreichen. 

Gleich geht es weiter, nun immer direkt auf den Hochkönig zu. Jede Gelegenheit, an einem Brunnen oder Bach Wasser über den Kopf zu schütten oder eine nasse Mütze aufzusetzen, wird nun genutzt. Ich kann gar nicht so schnell trinken, wie ich alles wieder rausschwitze. Die Trails sind nicht zu schwer und nicht zu leicht, genau die passende Mischung.  

 
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Etwa 500 Höhenmeter Aufstieg bringen uns zuerst zur Mußbachalm, dann zur Pichlalm. Hier liefen heute Morgen die Teilnehmer der langen Distanz geradeaus weiter, wir dagegen steigen nun rechts 150 Höhenmeter hinab zum Filzensattel, wo wir eine Straße überqueren. 

Nach einem kurzen Aufstieg folgt ein steiler Abstieg über eine Wiese voll blühender Blumen. Beinahe verpasse ich eine Abzweigung. Zum Glück weist mich eine Läuferin auf meinen Fehler hin. Am Mittag wird mir dasselbe noch einmal passieren. Die dunkelblauen Markierungsbändel fallen vor dunkelgrünem Laub nur wenig auf, auch für dunkelblaue, auf den Boden gesprühte Pfeile oder Punkte braucht man manchmal gute Augen. Dennoch ist die Markierung ausreichend. Wie ich später erfahre, funktioniert sie nachts dank Reflektoren an den Bändeln und selbstleuchtenden Punkten am Boden sogar besser.

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Informationen: Hochkönigman Trailrunningfestival
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