Dass es einen Lauf auf die Burg Hochosterwitz in Kärnten gibt, habe ich im April im Zuge der Marathonmesse in Wien erfahren. Mittelalterlich gewandete Damen und Herren machten darauf aufmerksam, sogar ein Ritter in Rüstung war dabei. So etwas fällt auf. Ob der Lauf auf die Burg auch heuer stattfinden würde war fraglich, da wegen eines Felssturzes noch kostenintensive Sanierungs- und Sicherungsarbeiten nötig waren. Ende Mai dann war der Lauf gesichert.
Die Burg ist seit dem 16. Jahrhundert im Privatbesitz der Familie Khevenhüller, in der 18. Generation. Wenn man so wie ich in der Khevenhüllerstraße das Khevenhüller-Gymnasium besucht hat, ist einem der Name sehr vertraut.
300km für einen 8,1km langen Lauf anzureisen, wäre mir dann doch zu weit gewesen. Da Evi und ich aber gerade in der Gegend sind, nehme ich diesen Bewerb gerne mit.
Weithin sichtbar liegt die Burg auf einem 160m hohen Felsen. Hochwasserprobleme haben die so bald nicht. Den Eintrittspreis von € 12,- pro Person, um die Burg bzw. den Berg zu besichtigen, kann man optimieren. Das Startgeld beträgt € 14,-, dafür bekommt man im Ziel Getränke und eine riesige Auswahl an hausgemachten Kuchen. Außerdem darf die Begleitperson zum Kinderpreis von € 7,- rein, bzw. rauf. Da ich nicht mit vollem Magen laufen will, verzichte ich das Frühstück im Hotel Fuchspalast in St. Veit a.d. Glan und erspare mir € 9,50! Wenn das kein gutes Geschäft ist!
Der Start zum Lauf auf die Burg Hochosterwitz ist für 10 Uhr angesetzt. Bis 9 Uhr soll man in Launsdorf, dem Startort sein, dann bekommt man seine Startnummer. Ein Shuttle bringt mich und andere vom Parkplatz der Burg hin. Überschaubare 70 StarterInnen werden teilnehmen. Josef, gemäß Visitenkarte Schwertkampflehrer, wird auch heute starten. Er ist einer von acht Teilnehmern am diesjährigen Vienna City Marathon, die in schwerer Montur den Staffelbewerb absolviert haben. Da seine Rüstung so scheppert, läuft er mit Musik im Ohr. „Was von Scooter oder Heavy Metal, irgendetwas lautes jedenfalls, denn auf Dauer ist der Lärm der Rüstung nicht auszuhalten.“ Ich bin gespannt wie er sich tut, es ist eine Stunde vorm Start schon nicht mehr kühl. Anna Sophie von der Ehrengarde läuft auch in Uniform, Ansprüche an eine schnelle Zeit hat sie deswegen keine.
Viele der Starter kennen sich. Erich ist ein paar Marathons gelaufen, der letzte ist aber schon ein paar Jahre her. Christina ist relativ siegessicher. Als einzige unter 20 Jahren ist ihr der Klassensieg kaum zu nehmen.
Um 10Uhr wird gestartet. Anfangs geht es ganz flach dahin. Wenn man kurz nach dem Start über die rechte Schulter sieht, kann man die imposante Burg schon sehen. Nach einem flachen km erreichen wir eine schöne Allee, die am Ende bergwärts führt, erst noch im Schatten. Zur gleichen Zeit ist Evi bereits oben auf der Burg Hochosterwitz und kann uns als Farbtupfer da herunten laufen sehen, beinahe die ganze Strecke kann sie von oben überblicken.
Nach dem Anstieg geht es weitestgehend flach dahin, Schatten gibt es nun keinen. Ein paar feuern uns an, eine Fotografin hockt am Straßenrand und knipst die LäuferInnen mit der
Burg im Hintergrund. Das Feld ist längst auseinander gezogen. Nach etwa 4km die erste und einzige Versorgungsstelle, ich freue mich schon drauf. Es gibt Wasser und Iso. Im Schatten geht es nun wieder bergab, am Wald entlang an einer Kirche vorbei. Im schönsten Schwung eine Spitzkehre, gefolgt von einem Anstieg. Auch hier sind einige Einheimische am Straßenrand die uns anfeuern. Der Anstieg zieht sich, Thomas von der Burg-Garde Hochosterwitz überholt mich, auch er hat zu kämpfen. Schließlich erreichen wir einen Bauernhof, sehen den Burgberg vor uns, müssen aber auf einer Geröllstraße wieder runter laufen.
Auf der Zufahrtsstraße zum Parkplatz der Burg ein Polizist, dessen Auftritt wohl Autolenker bremsen soll. Nun sind es nur mehr wenige Höhenmeter rauf zum Parkplatz, bevor es richtig losgeht.
Die letzten 700m weisen beachtliche 160 Höhenmeter auf. Für uns Läufer ist die Zutrittsbarriere geöffnet, auf Kies geht es durch das erste von 14 Toren. Margarete Maultasch, eine Tiroler Herzogin, hat hier ihren Gedenkstein. Infolge ein Tunnel aus dicken Baumstämmen zum Schutz vor herabfallendem Gestein. Der Tunnel gibt auch gleich ein wenig Schatten. Dann wird der Anstieg heftig. Laufen kann ich da nicht mehr. Jedes kg macht sich bemerkbar.
Der Ausblick ist aber imposant! Und der wird ständig beeindruckender! Alle 100m ein Smiley-Schild, dessen Gesichtsausdruck immer freundlicher wird. Einholen werde ich keinen mehr, unmittelbar hinter mir ist aber auch niemand. Da und dort ein paar Spaziergeher, die froh sind, nicht so hetzen zu müssen und zufrieden sind, es überhaupt da rauf zu schaffen. Wobei, einen Fahrstuhl gibt es mittlerweile auch.
Über einen Holzrost, dann durch ein Tor mit Falltüre, im letzten Tor schließlich eine Kanone. Dann sind noch einige Treppen zu überwinden, ich werde freudig begrüßt. Ein paar Höhenmeter sind es aber doch noch, bevor ich im Burghof und somit am Ziel bin.
Evi hat ein Weißbier für mich, wegen der Elektrolyte! Froh, dass das heute kein Marathon war, falle ich über das Kuchenbuffet her, mein Frühstück!
Noch einige tröpfeln nach mir ins Ziel, schließlich auch die „gerüsteten“ Josef und Anna Sophie. Was für eine Leistung - bei diesem Wetter und diesem Streckenprofil!
Bis zur Siegerehrung vergeht noch etwas Zeit, schließlich werden auch noch die restlichen Nordic Walker abgewartet. Evi und ich besichtigen das Museum, im Eintrittspreis inklusive. Die Waffensammlung der Khevenhüllers ist gut sortiert, halt auf dem Stand von vor ein paar Jahrhunderten. Ein besonderes Stück ist die Steinbombarde aus dem 15. Jahrhundert. Fotografieren verboten, man kann sich aber auf der Homepage einen Eindruck davon verschaffen.
Schließlich folgt die Siegerehrung. Der Burgherr, Herr Khevenhüller, man nennt ihn hier den Herrn Grafen, ehrt die Tagessieger. Udo Gärtner hat es in 33:08min geschafft und ist schon über 50! Die Siegerin Marlies Penker als Gesamtsiebente war nach nur 37:31min im Ziel!
Hinterher noch eine Tombola, wo kaum einer leer ausgeht. Eine superklasse Laufveranstaltung geht zu Ende, die ich guten Gewissens weiter empfehlen kann. Erstklassig organisiert, der Zielort an sich ist schon eine Sensation. Wenn ich das richtig verstanden habe, mussten sogar Napoleons Truppen erfolglos weiter ziehen. Was einen nicht wundert, wann man die Burg Hochosterwitz einmal gesehen hat.