Klein und fein, familiär und mit vielen Höhenmeter gespickt ist der Lauf zwischen Naturpark Hainich, Hörselberg und Rennsteig. Dabei geht es für mich ganz hoch hinaus. Bericht und Bilder machen hoffentlich Appetit auf die Rennsteigquerung.
Spaziergang in Beringen und Umgebung
Ziemlich genau in der Mitte des Bundesgebiets ist der Wettkampfort angesiedelt. Um es genau zu sagen: Eisenach ist ein ja Begriff. Jedenfalls die, die den Rennsteig begehen, belaufen oder beradeln, kennen den nördlichen Startpunkt des Premiumwanderweges durch und über den Thüringer Wald. Der Start zur Rennsteigquerung ist in Behringen und das Ziel in Bad Salzungen, knapp 20 Kilometer von der Wartburgstadt entfernt. Reizvoll an der Strecke ist auch, dass von A nach B gelaufen wird. Aber für den langen Kanten mit 44 Kilometern bei rund 1000 Höhenmetern solltest du gut trainiert haben.
Übrigens ist die ganze Familie bestens in sportlicher Art und Weise unterhalten: Die Ausdauerfreaks laufen den Marathon alleine oder teilen sich die Strecke zu zweit (einer radelt, der andere läuft, mit fliegenden Wechsel). Per Zweirad geht es auf die Rhönradetappe (73 Kilometer, 1312 Höhenmeter) mit vielen Steigungen. Läufer nehmen sich den Halbmarathon mit 405 Höhenmeter vor die Einsteigerstrecke über zehn Kilometer. Für Kinder gibt es Juniorläufe über fünf und einen Kilometer. Und alle treffen sich dann in Bad Salzungen am Keltenbad zum geselligen Beisammensein bei Wurst und Gröstel.
Das Meldegeld ist auf niedrigstem Niveau. denn der Marathon kostet bei Nachmeldung unschlagbare 20 EUR. Dafür gibt es die übliche Versorgung auf der Strecke und im Ziel. Daneben erhalten alle Sieger Medaillen, Urkunden (auch aus dem Internet) und ein Läuferbier im Ziel. Wer ins Keltenbad will, der findet im Startbeutel einen Gutschein für einen Nachlass beim Eintritt. Die Zeitnahme geschieht mit dem SI-Chip, der an die Startnummer oder an die Laufhose gehängt wird.
Ich quartiere mich im Ortsteil Hütscheroda ein, das etwa vier Kilometer von Behringen entfernt ist. „Du kannst gleich zum Einlaufen in der Frühe den Skulpturenweg am Waldrand laufen, ein Trail der besonderen Art“, so schlägt mir Werner Reinhold Wolf vor, der Chef des Pummpälzweg e.V, der als Veranstalter auftritt. Da der Start bereits um 07.30 Uhr vorgesehen ist, begnüge ich mich am Vorabend mit einem längeren Spaziergang in Hütscheroda. Ein idealer Ort für einen Urlaub, denn du kannst dich hier in Ferienhäusern oder im Hotel einquartieren.
Wer für den Lauf das Ziel in Bad Salzungen mit seinen Auto anfahren will, für den gibt es eine preiswerte Transportmöglichkeit mit einem Taxiunternehmen am Lauftag in aller Herrgottsfrühe für ein paar EUR. Hierzu muss man sich anmelden.
Vor dem Start
Am nächsten Morgen sind die Temperaturen fast noch einstellig, aber die Sonne strahlt schon kräftig, als ich meine Karre auf dem neben dem Rathaus liegenden Parkplatz eines Supermarktes abstelle. Die Startnummern werden im Rathaus gerade ausgegeben. Drangvolle Enge herrscht hier nicht, denn das Gros der Sportler wird auf die Halbmarathonstrecke und auf die zehn Kilometer gehen. Knappe 50 Teilnehmer haben für den langen Kanten und den „Run & Bike“ gemeldet.
Gleich am Startort daneben zeigt ein Wanderschild auf den Rennstieg, der als Kammwanderweg in den Hainich, ein Erholungsgebiet nördlich von Behringen, zeigt. Nebenan ist der Schlospark Behringen, der im 18. Jahrhundert erschaffen wurde. Sehenswert ist die rund 200 Jahre alte Weymouthskiefer, um dessen Stamm eine Rundbank dem Wanderer eine Sitzgelegenheit anbietet, besonders für jene, die den Skulpturenweg aus Hütscheroda hinter sich gebracht haben.
Ein uriger Moderator gibt die letzten Infos zum Lauf. „Ihr müsst heute alle ein fröhliches Gesicht machen“, höre ich, denke meinen Teil, entsichere mein Arbeitsgerät, „denn ein laufender Reporter ist heute auch dabei.“ Und später verweist er auf den Internationalen Kindertag, den in Ostdeutschland viele Feste als Motto haben. „Besucht heute Eure Kinder oder setzt noch eines in die Welt, denn das ist noch nicht zu spät“. Damit hat er die Lacher auf seiner Seite.
Kurz vor dem Start werden wir aufgefordert, für ein gemeinsames Bild Aufstellung unter dem Startbanner zu nehmen. Damit kann ich, vermute ich, einen Rekord aufstellen: Fast alle Läufer habe ich vor meiner Linse. Die letzten Sekunden verstreichen schnell und der OK-Chef Werner fährt seine Startklappe auseinander.
Start, erste Kilometer
Dann höre ich nur ein Klatschen und die Sportler setzen sich ohne große Hektik in Bewegung. Die Radfahrer übernehmen auf der Hauptstraße sogleich die Führung. Wer von denen clever ist, wechselt sehr häufig. Ein Paar, das im Vorjahr Dritter wurde, spricht von einem Wechsel in der zweiten Hälfte bei jeden zweiten Kilometer. Wer guter Berg- oder Trailläufer ist, wird sicher bei ruppigen Streckenteilen zu Fuß unterwegs sein, während der Straßenläufer auf den Asphaltstrecken besser aufgehoben ist.
Behringen hat heute rund 1600 Einwohner und ist seit 2007 Ortsteil der Gemeinde Hörselberg-Hainich. Unser Kurs führt zu Beginn durch einige Ortsstraßen, die durch Feuerwehrkameraden gesichert sind. Wir verlassen Behringen auf der Bahnhofsstraße an der Milchviehanlage vorbei Richtung Süden. Zu Beginn noch asphaltiert und recht eben, endet die Befestigung und eine Schotterpiste bringt uns nach Haina. Das Läuferfeld hat sich gehörig auseinander gezogen. Von den Run & Bike Paaren liegt eines noch hinter uns. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob diese auch zu uns gehören. Wir können die erste Wasserstelle aufsuchen.
Nach einem kurzen Aufschwung in Haina wird der Kurs etwas gefällig, denn er führt hinunter ins romantische Nessetal. Die Nesse ist ein rund 50 Kilometer langes Gewässer, das unweit von Erfurt entspringt und das später in die Hörsel einmündet. Wir verlassen später den Wald und sehen vor uns die 380 Meter lange Talbrücke Nessetal der Autobahn 4, die im Rahmen des Projektes Deutsche Einheit in diesem Bereich neu trassiert und gebaut wurde. Wie bei manchen anderen Autobahnneubauten und -modernisierungen holte sich der Bund das Geld von der Privatwirtschaft. Via Solutions Thüringen hat hier den Bau übernommen und erhält im Gegenzug für 30 Jahre die anfallenden Mautkosten. Ob sich das auch rechnet, wird sich zeigen.
In Ettenhausen können wir wieder Wasser fassen, zudem liegen schon Bananenstücke für den Verzehr bereit. Am Unterstand markiert ein Schild einen Rettungspunkt für den Fall, dass jemand Hilfe benötigt. Bei einer Alarmierung würde unter Angabe der entsprechenden Nummer die Anfahrt der Blaulichtorganisationen schneller verlaufen. Nach einem guten Kilometer über Felder laufen wir nach Hastrungsfeld hinein, wo ein Anwohner nach unserm Weiterweg fragt. „Ach du grüne Neune“ höre ich ihn noch reden, als ich ihm das Ziel in Bad Salzungen mitteile.
Informationen: Höllwand-Marathon (RennsteigQuerung)