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13.08.23 - Höllwand-Marathon (RennsteigQuerung)

Historisches am Rennsteig

Wenn ich davon ausgehe, dass man meinen Bericht lesen und verstehen kann, dann liegt es vor allem an Martin Luther. Der hat vor über 500 Jahren auf der Wartburg die Bibel ins Deutsche übersetzt und damit die Grundlage für das moderne Hochdeutsch geschaffen. Da ist es gut, dass der heutige Marathon den Höhe- und Mittelpunkt direkt an dieser historischen Strecke hat.

Aber das ist nur das i-Tüpfelchen, denn den zahlreichen Berichten kann ich entnehmen, dass dieser Marathon eine abwechslungsreiche und attraktive Strecke zu bieten hat. Da komme ich natürlich gerne, auch weil ich in Thüringen schon zahlreich schöne Läufe erleben durfte. Um die Landschaft noch ein wenig näher kennenzulernen, haben Silke und ich uns für ein langes Wochenende im Nebenort Bad Liebenstein einquartiert.

Ausreichend Parkplätze sind am Start in Gumpelstadt versprochen und werden auch gefunden. Bei etwas mehr als 60 Teilnehmern nicht ganz so schwierig. Da wir noch recht früh dran sind, finden wir direkt einen an der Kulturscheune, an der sich neben der Startausgabe auch Start und Ziel befinden. Kaum ausgestiegen, werden Silke und ich auch schon von Heike und ihrem Begleiter Dieter begrüßt. Heute wird es ihr Jubiläum mit dem 200. Marathon. Die Presse ist informiert und ein Fernsehteam wartet bereits. Damit bin ich heute Zeuge von zwei Jubiläen, denn die Veranstaltung erlebt ihre 20. Austragung.

 

 
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Klein aber fein ist die Ausstattung im Hof der Scheune. Die Startnummer halte ich schnell in Händen und habe noch reichlich Zeit für nette Gespräche. Nur die Zeit nicht ganz vergessen, denn pünktlich versammelt sich die kleine Läuferschar im Startbereich und wird um 9.30 Uhr mit einer Klappe auf die Strecke geschickt. Vorbei an der Georgskirche führt die Strecke noch durch den Ort, aber gleich bergan. Verwunderlich ist das nicht, denn schließlich sollen heute 1.300 Höhenmeter zu bewältigen sein. Bereits nach wenigen Metern verlassen wir den Ort auf dem Pumpälzweg, der heute meine Richtschnur sein wird. Der Pummpälz residiert in Gumpelstadt und ist der Sage nach ein kleiner Gnom, der Wanderern (und Läufern!) mit schlechten Manieren oder Gedanken und Absichten in den Nacken springt.

Direkt geradeaus tauche ich in den Wald hinein. Die ersten Kilometer werden trotz ordentlicher Höhenmeter noch moderat laufend bewältigt, aber es dauert nicht lange, da werden erste

Gehpausen eingelegt. Zum Laufen wird es noch genug Passagen geben, so hoffe ich. Bereits kurz darauf ist der Weg wieder langsam zu belaufen, an Höhe habe ich bereits gewonnen und erste Blicke ins Tal sind möglich. Am Kroatengraben wurde eine Gruppe Freischärler niedergemacht, die im 30-jährigen Krieg brandschatzend durch die Gegend zogen. Alle 7 Jahre sollen sie um Mitternacht des Tages der Schlacht hier wieder erscheinen. Darauf will ich nicht warten und laufe weiter.

 

 
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Auf der nächsten Kuppe warten die ersten Zuschauer. Es werden nicht die letzten sein. Auch wenn es insgesamt natürlich nicht sehr viele sind, kommt es immer mal wieder zu Begegnungen,. Es gibt ja auch noch den Halbmarathonis und Staffelwettbewerbe. Zudem ist der Pummpälzweg in Verbindung mit dem Rennsteig ein  beliebtes Wandergebiet. Die Wanderwege sind meist breit und gut ausgebaut. Arne holt mich ein, ich schließe mich ihm für die nächsten Kilometer an.

Bei KM 5 ist die erste Verpflegungsstation erreicht. Hier werden wir auf dem Rückweg nach links abbiegen müssen, doch das interessiert noch nicht. Eher schon die Cola und das Wasser, denn Schweiß ist habe ich schon reichlich vergossen. Da das bis zum Ende des Laufes nicht nachlassen wird, möchte ich lieber rechtzeitig nachfüllen. Damit bin ich nicht alleine, der Andrang auf die frischen Getränke, dazu Äpfel und Bananen ist groß. Frisch gestärkt geht es weiter fleißig bergan. Der Pummpälweg ist mit zahlreichen Schildern markiert, von den angepriesenen Skulpturen sind mir bisher wenig aufgefallen. Das kann daran liegen, dass ich zu sehr im Gespräch vertieft bin. Zudem geht es gerade mal wieder bergab und ich bin laufend unterwegs. Vorbei an einer Kutsche, das gute Wetter wird für alle möglichen Aktionen genutzt.

 

 
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Die meiste Zeit ist die Strecke ein Hin- und Rückweg. Da muss ich jetzt schon daran denken, dass ich zurück wieder hier hinauf muss. Bis dahin ist aber noch Zeit. Ich genieße den Wald, beobachte die Mitstreiter. Es ist ein munteres Überholen und überholt werden, laufen und gehen. An der nächsten Kreuzung sind rechts zahlreiche Holzschnitzereien zu bewundern.

Es geht auf Kilometer 10 zu, der Wald wird lichter. Die ersten Läuferinnen und Läufer kommen mir wieder entgegen. Bin ich so langsam, dass die Spitze bereits so weit voraus ist? Nach etwas mehr als einer Stunden kann ich mir das schwer vorstellen. Es sind wohl die schnellsten Halbmarathonis, die eine Viertelstunde nach uns gestartet sind. Locker sehen sie noch aus und haben die Hälfte ihrer Strecke bereits hinter sich. Ich bin froh über die Feuerwehr mit ihrer nächsten Verpflegungsstelle, um erfrischt weiter in Richtung Wartburg zu laufen.

Nächster Stopp auf halbem Weg: Wanderparkplatz Hohe Sonne. Bis dahin mehren sich die Anzeichen, dass wir bereits auf dem Rennsteig unterwegs sind. Das markante R am Wegesrand ist unverkennbar. Der Wald wird durchbrochen von verschiedenen Schneisen. Kyrill hat auch hier 2007 gewütet und zahlreiche Weitblicke geschaffen. Heute mischen sich zudem des Öfteren dürre Bäume zwischen dem ansonsten noch grünen Nadelwald. Aber hier hat die Trockenheit der letzten Jahre noch keine so großen Spuren hinterlassen. Da musste ich im Harz schon anderes erleben. Liegt vielleicht aber auch am Wasserreichtum der Gegend. Am Wegesrand zähle ich schon die dritte Quelle, hier kombiniert mit einem Kneippbecken. Den nächsten Kilometer geht es leicht bergab und schon habe ich die Hohe Sonne erreicht. Fast könnte man die Stelle historisch nennen, denn am 12. Mai 1973 wurde hier der erste offizielle Rennsteiglauf (damals 100 km) gestartet.  

 

 
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Locker laufen wir weiter, bis wir Heike einholen, die gemeinsam mit Anke unterwegs ist. Hinter mir Maximilian und Silvio, die ich schnell ablichte. Frank kommt mir als erster von der Wartburg entgegen, er wird den Marathon gewinnen. Im Auf und Ab der Strecke begegnen mir immer mehr Läuferinnen und Läufer. Kann jetzt nicht mehr weit sein bis zur Halbmarathonmarke. Eine lange gerade Steigung noch, dann führt der Weg auf schmalem Pfad um Felsen herum. Ein kleiner Stau, denn links schaut man auf die Wartburg. Dieses Bild wollen sich die wenigsten entgehen lassen. Da gebe ich gerne ein paar Minuten zu, auch wenn Silke bereits auf mich wartet.

Zu lange möchte ich sie auf dem nächsten Bergrücken trotzdem nicht warten lassen und mache mich wieder auf den Weg. Meine liebe Angetraute hat sich strategisch günstig auf dem kommenden kleinen Bergrücken postiert und hat hier neben einem guten Blick auf die Wartburg auch die Läufer bestens vor der Kamera. Schnell macht sie auch ein Heldenfoto von mir, bevor ich die Wartburg umlaufe und die Serpentinen zur Burg erklimme. Kurz vor der Zugangsbrücke ist die Verpflegungsstation und der Wendepunkt. Einen Abstecher in den Burghof erspare ich mir.

Die fast 1000 Jahre alte Wartburg ist eine der bekanntesten Burgen Deutschlands und seit 1999 als erste Burg auf der UNESCO-Welterbe-Liste. Ihre außergewöhnliche Strahlkraft verdankt die Wartburg nicht nur ihrer besonderen Architektur, sondern auch den historischen Ereignissen um Martin Luther, der hier das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, wie eingangs bereits erwähnt.

 

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Impressionen

Silke Pitz

 

 
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Die Serpentinen liegen gerade hinter mir, da überholt mich Heike mit Anke noch einmal, sie haben sich Zeit für eine Besichtigung genommen. Silke schickt mich derweil auf den Rückweg. Über den schmalen Pfad verlasse ich endgültig den Höhepunkt des heutigen Laufes. Schnell bin ich wieder auf den breiten Wanderpfaden des Rennsteigs. Neben den Wanderern nutzen auch zahlreiche Radfahrer das gut ausgebaute Wegenetz. Ich komme wieder an die Sängerwiese, die  an den berühmten Sängerkrieg auf der Wartburg erinnert, bei dem sich sechs bekannte Dichter des Mittelalters im Wettstreit gemessen haben. Unter ihnen die auch heute noch bekannten Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Ein Gasthaus lädt zum Verweilen ein, doch auf mich wartet noch eine zu lange Strecke, um dieser Einladung zu folgen. Unsere nächste Getränkestelle ist erst an der hohen Sonne.

Schnell bin ich nicht mehr unbedingt, weshalb mich Maximilian und Silvio erneut überholen. Leidlich hänge ich mich an sie dran, wenn auch der Abstand allmählich größer wird.  Die Verpflegungsstelle ist bereits abgebaut, Hilfe in der Not des Durstigen leistet eine Familie, die sich gerade für eine Wandertour fertig macht. Dabei fällt mir jetzt erst der Gedenkstein auf, der auf die erste Austragung des Rennsteiglaufes 1973 erinnert. An einer nahe gelegenen Quelle kann ich mich erneut erfrischen. Das haben auch Peter, Maximilian und Silvio, die ich hier einhole, nötig. Die nächste Verpflegungsstation erreichen wir bei KM 32,  wo wir mit einem Bierchen entschädigt werden.

 

 
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Kurz vor KM 37 ein Mammutbaum, der noch relativ jung ist, und zwischen den hohen Tannen nicht sofort auffällt.  Jetzt ist auch der Punkt der Strecke erreicht, ab dem es fast nur noch bergab geht. Die letzte Verpflegungsstation ist kurz darauf erreicht. Es gibt sogar Cola. Hurra! Dann lassen wir es Rollen. Der Weg führt links herab, sodass die Puste noch für eine angeregte Unterhaltung reicht.

Bei der offenen Wiese vor Gumpelstadt genießen wir die Aussicht, dann ist auf dem unebenen Geläuf noch einmal Aufmerksamkeit gefragt. Ja nicht noch stürzen, so kurz vor dem Ziel. Im Ort müssen wir tatsächlich noch ein paar Meter bergan, bevor die Straße zum Ziel an der Georgskirche zurückführt. Da können wir die letzten Meter noch einmal locker laufen. Als Gruppe erreichen wir glücklich das Ziel und nehmen Medaille und Urkunde stolz entgegen.

Heike kann ich herzlich gratulieren, sie wurde vom Veranstalter besonders geehrt. In Erinnerung bleibt ein Marathon mit einer wundervollen, abwechslungsreichen Strecke und engagierte,  freundliche Helfer. Bei der Verpflegung wird bestimmt beim nächsten Mal nachgebessert. .

 

 

 

 

 

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