Bei der Roten Lache, hier soll es nach unserem Chefredakteur eine gute Schwarzwälder Kirsch-Torte geben, sind bereits 15 Kilometer zurückgelegt. Übrigens, jeder Kilometer ist markiert und etwa alle fünf Kilometer können wir auftanken.
Der Turnverein Bühlertal begann bereits 1967 mit seinen Veranstaltung. Wie woanders auch, stieg die Teilnehmerzahl innerhalb von zwei, drei Jahren auf über 1600 Sportler. Später wurde dann die Veranstaltung von Bühlertal hoch an den Hundseck verlegt, wo weniger Höhenunterschiede belaufen werden mussten. Außerdem sind die Temperaturen im Sommer rund vier, fünf Grad niedriger als im Tal.
Der erste Marathonlauf wurde im Jahr 1973 durchgeführt. Die höchste Teilnehmerzahl auf dem langen Kanten erreichte man mit 939 Sportlern im Jahr 1975. Heute fast unvorstellbar, dass damals die Auswertung per Hand durchgeführt werden musste. Die Konkurrenz der City-Marathons zog natürlich viele Teilnehmer ab, dennoch ist man zufrieden, dass nun jedes Jahr knapp 300 Marathonis auf die lange Reise gehen. 700 Teilnehmer in allen Bewerben lassen sich heute gut organisieren. Ich bin mir jedoch sicher, dass hier viele Stammläufer und viele aus der Region an den Start gehen.
An der Roten Lache habe zuerst ich, dann die Helfer am Getränkestand was zu lachen. Denn am zulaufen glaube ich meinen Ohren nicht. Höre ich eine Lobpreisung von Bier? Dann nach der Rechtskurve ist es soweit, denn es gibt tatsächlich ein bleifreies Weißbier? Ein gescheites Bier steht auch noch da. Dafür sind jetzt die Temperaturen ideal. Denn der Hopfentee ist kühl am besten für die Gurgel. „Denn a lacks Bier kennts selber saufa“. Verstanden?
Gleich daneben ist ein markanter Stein, der uns die Weglängen zu einigen Zielen zeigt. Unter anderem ist der Schwarzenbach-Stausee rund acht Kilometer entfernt, das ist unsere nächste Zwischenetappe. Bei meiner Lauferei und Fotografiererei werden natürlich die anderen aufmerksam. Einer schließt dann auf und bietet sich auch an, von mir ein Bild zu machen. Karl Weidinger, so heißt der Bursche, bleibt dann für rund 20 Kilometer an meiner Seite, so gut passt unser Lauftempo und Diskussionsthema zusammen.
Der Karl, eigentlich will er Kalle genannt werden, betreibt die Lauferei als Grundlage für seinen Sport. Er ist nämlich gerne in den Bergen unterwegs. Auch Hochtouren und Klettern sind ihm nicht fremd. Auch in der Nachwuchsarbeit beim DAV Baden-Baden ist er engagiert. Dass er gleich um die Ecke aus Baden-Baden kommt, hat für mich einen schönen Vorteil. Er kennt die Strecke in- und auswendig und zeigt mir viele interessante Sachen.
Die sogenannte Wegscheide läutet dann die zweite Hälfte des Rennens ein. Bis zur Halbmarathonmarkierung stellen sich uns allerdings noch rund 50 Höhenmeter entgegen. Da können wir uns gleich an die rund 300 positiven Höhenmeter des Kurses gewöhnen.
Kurz danach können wir schon einen ersten Blick auf den Stausee werden. „Der muss erst aufgestaut werden“, erklärt mir Kalle. Nach einer scharfen Linkskurve stehen wir an der V-Stelle (Kilometer 24). Kalle greift zum Brot. Es folgt eine rund zwei Kilometer lange Begegnungsstrecke. Da mein Begleiter getränkebedingt zur Seite muss („Wasser marsch“), kann ich ein wenig langsamer machen und so nebenbei die Entgegenkommenden beobachten. Am Ende des Wechselpunktes werden wir aufgeschrieben. Ich sorge gleich für ein wenig Verwirrung bei den Helfern, als ich um sie noch herumlaufe.
Vom tiefsten Punkt des Kurses beim Stausee (ca. 670 Meter Seehöhe) müssen wir uns nun hocharbeiten. Aber es kann alles belaufen werden. Nach Kilometerschild 28 überqueren wir eine Hauptstrasse. Und 50 Höhenmeter sind schon geschafft. Die hier stationierten Sanitäter haben einen ruhigen Job. Nicht nur mir, sondern auch Kalle fällt jetzt auf, dass einige Konkurrenten mit den Steigungen schon zu knabbern haben.
Kilometer 30, Birkenau. Weiterhin ist unser Kurs nur leicht steigend. Die an der Seite stehenden Wasserwannen werden kaum benützt. Das Wasser dient nur zur Abfrischung und sollte nicht getrunken werden. Nicht dass dann der Trinker zum (Medizin-)Jodler wird („Diarrhö, Diarrhö“). Regelmäßig können wir auf uns Platzierte auflaufen und überholen. So macht das Rennen Spass.
Kilometer 35, kurz zuvor muss Kalle nochmals in die Büsche. Ich schwitze das zuviel Gesoffene lieber hinaus. Ich mache ein wenig langsamer, aber Kalle schließt nicht auf. So beschließe ich die letzten Kilometer im gleichen Tempo herunterzureißen.
Zwar scheinen jetzt die einzelnen Kilometer länger zu werden, aber jeder Schritt bringt mich dem Ziel näher. Zwar ist ein kurzes Wegstück bei Kilometer 38 durch die zuvor erfolgte Holzarbeit ein wenig ruppig, aber in der Mitte ist der Untergrund griffig und die Schuhe bleiben einigermaßen sauber.
Bei der letzten Tankstelle hole ich mir einen Schluck schwarze Brause. Dann kurz nach dem Schild mit der 40 höre ich von der Verkehrsstrasse schon einzelne Autos fahren. Es geht auf die Asphaltpiste. Der härteste Kilometer bricht an. Der bedeckte Himmel ist jetzt eine Wohltat. Denn bei Sonne hätten wir jetzt kaum Schatten. Der letzte Läufer, den ich nach der 41. Markierung überhole, klopft mir auf die Schulter.
Das Hundseckhaus und die Kreuzung mit der Bundesstrasse 500 sind dann schneller da, als ich erhofft habe. Der Kurs verlässt dann den Asphalt auf einem zehn Meter langen Stich. Und wer nicht aufpasst, der holt sich noch im Wiesenweg noch nasse Füße.
Das letzte Wegstück könnte ich rückwärts laufen, das ist nämlich kein Problem mehr. Kurze Lautsprecheransage, ein Blitz eines Fotografen und dann ist der Hornisgrinde Marathon geschafft.
Gleich daneben gibt es Iso, Tee und was zu Futtern. Nur, mit meinem Lieblingsgetränk können nicht mal die aufpassenden Sanis dienen. Ich werd wohl mein Portemonnaie im Festzelt zücken müssen. Das Shirt oder das Handtuch wird uns auf der Seite überreicht. Die warmen Duschen in der Skihütte sind etwa 300 Meter entfernt.
Im Festzelt haben Wolfgang und ich noch ein wenig Zeit, um uns auszutauschen. Dazu lassen wir uns Maultaschen mit passendem Kartoffelsalat (net forztrocke und net soichnass) schmecken. Beim Nachtisch (Kaffee und Kuchen) muss ich geschaut haben wie ein Hungerleider, denn die Helferin lädt mir auf dem Kuchenteller eine doppelte Portion auf.
Beim Gehen hole ich mir die Urkunde: 3.40.46 Stunden, Rang elf in der Klasse M50, das passt. Für 2012 gebe ich gleich zwei Empfehlungen, denn die 40. Veranstaltung steht am 21./22 Juli dann an. Ein Jubiläum. Und am 18.05. bis 20.05.2012 findet die Berglauf-Seniorenweltmeisterschaft da statt. Infos gibt es auf der Homepage der Bühlertaler unter www.tv-buehlertal.de.
Sieger Marathon Frauen:
1. Heuer, Susanne SV Oberkollbach 3:21:31
2. Knopf, Valerie LSG Karlsruhe 3:26:22
3. Hofmann, Irene LSG Karlsruhe 3:32:23
Sieger Marathon Männer:
1. Kurek, Jacek Schöck 2:54:14
2. Wegner, Rüdiger IM Stuttgart 2:58:35
3. Arndt, Michael o.V. 2:59:30
Teilnehmer:
244 Marathonis im Ziel. Je 219 Halbmarathonis und Zehn-Kilometer-Läufer im Ziel
Streckenbeschreibung:
Eine große Runde. 100 Prozent Wald. Befestigte Wege, nur kurze Teile auf Asphalt und unbefestigt.
Wettbewerbe:
Marathon, Halbmarathon, 10 Kilometer, Schülerlauf.
Zeitnahme/Ergebnisse:
Manuell.
Auszeichnung:
T-Shirt oder Handruch für jeden, Urkunde zum mitnehmen.
Verpflegung:
Alle fünf Kilometer Iso, Wasser, Obst, Brot, Tee und Cola.
Zuschauer:
Wenig Zuschauer.
Logistik:
Kleidung im Auto hinterlegen. Parkplatz in unmittelbarer Nähe zu Start und Ziel.
Umkleide- und Duschmöglichkeit im Haus des Skiclubs.
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