Bringen tut mir das nichts, denn fast zeitgleich überholt mich in unwiderstehlicher Manier Vater, Mutter und Sohn Weiler. Das ist zu viel. Auf einen Schlag bin ich platt. Oder hat einer von den Dreien im Vorbeilaufen bei mir einen Schalter umgelegt? Es kommt mir genau so vor. Die „Fiess“ tun mir weh wie Teufel. Man muss wissen, der Badener hat keine Beine. Die „Fiess“ gehen bei ihm von den Zehenspitzen bis dorthin, wo die Oberschenkel eingehängt sind. Und das tut mir alles weh. Ich muss auf dem bequemen Forstweg Gehpausen machen.
Schande. Oder doch nicht? Vor zwei Wochen beim Zermatt Marathon war ich nach 26 km froh, dass es endlich bergauf ging und ich ungeniert gehen konnte. Jetzt bin ich erst nach 34 km platt. Das würde ja heißen, dass ich den nächsten Marathon voll durchziehen kann! Blöd, das ist der K 42 in Davos nächste Woche.
Aber zuerst muss ich das hier zu Ende bringen. 100 m laufen, 100 m gehen. 90 m laufen, 120 m gehen. So ungefähr geht es weiter. An der letzten Verpflegungsstelle bei km 40 kommen mir die Kinder mit Getränken entgegen gelaufen. „Bleibt da, Kinder, ich bin’s, der Fotograf.“ Seit Jahr und Tag stehen hier die gleichen Leute. Ich glaube, die Kinder habe ich schon gesehen, da lagen sie noch im Kinderwagen.
Mit Cola spüle ich ein Gel runter. Ich glaube an die Wirkung. Und das hilft. Der letzte Kilometer, ein elendes und dazu steiles Stück Teerstraße nehme ich teilweise im Laufschritt. Von unten links kommen geduschte Finisher, einer fotografiert meine heraushängende Zunge. Jetzt noch den Wiesenhang rauf, dann sind es noch 195 m. Ein paar Zuschauer klatschen. „Sind welche vor mir?“ will ich wissen. „Ja, ein paar. Aber die holst Du noch ein.“ Die wahren Spaßvögel sind die Badener. „Gratuliere, unter fünf Stunden“, wird mir dann im Ziel verkündet. Na also.
Als ich kürzlich in Brixen mit 8:01 gestoppt wurde, habe ich noch gedacht: Wenn das der Eberhard erfährt, lacht er sich tot. Das würde dem Mathematiker und ehrgeizigen Läufer nämlich nie passieren. Also habe ich mir vorgenommen, diesmal entweder 4:59 oder 5:59 zu laufen. Beides war heute möglich.
Männer
1. Bauer, Thomas TF Feuerbach 2:53:19
2. Mürb, Stefan TV Bühlertal 2:53:57
3. Wagner, Thomas Spiridon Frankfurt 2:54:33
Frauen
1. Benning, Nicole EK Schwaikheim 3:24:25
2. Schwaninger, Silvia LG Hardt 3:32:46
3. Rottach, Marita 3:39:41
196 Finisher
24.07.11 | Laufen im Grünen |
Anton Lautner | ||
18.07.10 | Wie Urlaub |
Klaus Duwe |