Gut, dass es TRAILRUNNING.DE gibt. Denn jetzt gibt es nicht nur Berichte von Läufen mit 42,195 Kilometern und mehr, sondern auch von „Unterdistanzen“, sofern sie „Runter von der Straße“ gehen.
Da ich über den Winter gerne ein paar Crossläufe (hervorragendes Training für Trailrunner und die, die es werden wollen!) einstreue, will ich euch die Vorzüge eines solchen Erlebnisses, einmal näher bringen. Schaden bringt ein solcher Lauf nicht, nur dass vielleicht die Schuhe und die Kleidung hinterher einer Reinigung bedürfen. Wie es mir in Indersdorf (nordwestlich von München) ergangen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Der Ort, der übrigens nicht nur Markt ist, sondern auch so heißt, Markt Indersdorf nämlich, heute knapp 10000 Einwohner. Urkundlich erwähnt wurde die Ansiedlung bereits im Jahr 972. 1120 gründeten die Augustiner-Chorherren ein Kloster und waren daher geistiges und wirtschaftliches Zentrum der Region. 1783 wurde das Kloster, das südlich des Ortskerns liegt, von den Münchener Kanonikern übernommen. Die Barmherzigen Schwestern führten das Kloster später weiter. Heute ist da eine Schule untergebracht. Den Komplex dominiert die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, die 1128 Maria, Petrus und Paulus geweiht wurde. Von der Urkirche sind noch Grundriss und Portal erhalten.
Die Kirche im Ortskern ist dem St. Bartholomäus geweiht. Um 1250 entstand das Gotteshaus an dieser Stelle. Teile der Seitenwände des Langhauses sind noch davon erhalten. Ein Besuch beider Kirchen wäre lohnend.
Wirtschaftlich steht die Region gut da, denn der Großraum München bietet Arbeitsplätze en masse und ist auch verkehrsmäßig über Autobahn und Eisenbahn schnell zu erreichen.
Was mich zum Cross verschlagen hat? Nun, wir Läufer sollten nicht nur geradeaus auf Asphalt laufen, wenn möglich eben, ohne Kurve, ohne Wind, vielleicht nur noch bergab, nein, wir sollten auch mal die bequemen Laufwege verlassen und ins Gelände gehen, auf der Tartanbahn einen Wettkampf herunterreißen und auch vor einem Berglauf nicht zurückschrecken. Wer dies beherzigt, der wird feststellen, dass es gut für die Kondition, für die Wettkampfhärte, für den Willen und für die Koordination ist. Und Spaß machen tut das bestimmt auch. Und wer gar einen der vielen anspruchsvollen Trails im Visier hat, für den sind Crossläufe im Winter geradezu Pflichtprogramm. Crossläufe werden in allen Regionen angeboten. Also hinein, in den Schnee und Dreck!
Für einen vermeintlich kleinen Cross braucht es überhaupt keinen großen Aufwand. Trailschuhe (hat mittlerweise jeder im Sortiment), ein paar Euros als Startgeld und der Wille, sich vom Wetter nicht abschrecken zu lassen, das genügt vollends. Wer öfter zum Crossen gehen will, sollte sich vielleicht Spikes zulegen, man tritt damit viel sicherer auf. Wenn sich der Interessierte dann einen Jedermann-Crosslauf aussucht, hat er alles richtig gemacht. Wer dagegen an einer Kreis- oder Landesmeisterschaft teilnehmen will, braucht es schon härtere Bandagen. Beim Indersdorfer Cross ist dieses Mal beides möglich, denn für Allrounder finden Rahmenwettbewerbe statt und für die „Gußeisernen“ die Bayerische Meisterschaft. Und da will ich hin. Ach ja, für Meisterschaften ist Mitgliedschaft in einem dem DLV angeschlossenen Verein Voraussetzung und der Sportler muss einen Startpass besitzen. Das ist aber nicht schwierig zu bewerkstelligen. Fragt einfach im Verein nach.
Die Infrastruktur und Organisation sind bestens. Die SG Indersdorf, ein junger Verein mit 200 Mitgliedern, hat mit seinem Chef Michael Rauch alles bestens im Griff. Start, Ziel und Strecke sind im Umfeld des Schulzentrums kurzläufig zu erreichen. Parkplätze sind vor Ort genug vorhanden.
Insgesamt finden sieben Rahmenläufe (für Kinder und Jedermann) und zehn Meisterschaftsläufe statt, bei denen bayerische Meistertitel vergeben werden. Zu laufen sind dann für die Senioren (ab M40 bzw. W35) jeweils 5,25 Kilometer bzw. 6,25 Kilometer. Für die Jugendlichen ist die Strecke kürzer. Interessant dürfte dann die Mittelstrecke der Männer und Jugendlichen über 3,25 Kilometer sowie die Männer Langstrecke über 8,25 Kilometer werden.
Wie schaut denn die Strecke aus? Es ist ein Rundkurs von rund 1000 Meter mit einer Startrunde von 250 Meter. Die Runde verläuft dann mit einer Böschung und zwei Steigungen sowie mit Richtungswechseln so, wie sich ein Crosser oder Trailer das wünscht. Also ohne Langweile und mit viel Abwechslung. Für die Zuschauer ist der Kurs optimal, denn das Geläuf ist fast komplett einsehbar und man kann seinen Schützling pro Runde mehrmals ansprechen und zur Not auch in den A... treten.
Ein Vereinsfreund, unser schneller Pizzabäcker und waschechter Italiener Filippo, kommt mit zum Crossen. Wir sind zeitig vor Ort und können so noch das Rennen der Frauen über fünf Runden verfolgen. Die Zeit dient dann dem eigenen Warmlaufen und Kennenlernen des Kurses. So nebenbei muss meine Kamera Schwerstarbeit verrichten, denn ihr sollt ja als Trailrunner für so ein Laufabenteuer motiviert werden. Die letzte Aufwärmrunde drehe ich mit Nagelschuhen an den Füßen.
Doch dann sind wir an der Reihe. Alle Läufer der Klassen M50 und älter werden an den Start gerufen. Als Vorbereitung für die Bayerische habe ich nicht nur zwei Crossläufe in den letzten drei Wochen absolviert, sondern auch noch ein Trainingslager auf Mallorca durchgezogen, wo es allerdings wenig frühlingshaft war. Bei einer Radausfahrt im Tramuntana-Gebirge war es nicht nur saukalt, sondern es graupelte über eine Stunde lang.
Was mein Ziel ist? In der Meisterschaftswertung nicht Letzter werden, sondern ein gutes Rennen an den Tag legen und viel Spaß haben. 84 Crosser stehen schon an der Startlinie bereit, während Artur Schmidt, Marathonis von vielen großen Marathons her bestens bekannt, sich noch letzte Infos bei den Läufern holt. Mich hat er längst als m4y-Reporter entlarvt. „Heute kein Marathon für den Anton, jetzt ist Crossen angesagt,“ so der sympathische Laufexperte aus Herborn.
Der Startschuss erfolgt vom Laufwart des BLV Hans-Peter Schneider und das große Feld macht sich sprichwörtlich vom Acker, denn auf der Startrunde auf dem Fußballplatz fliegen schon Schnee- und Dreckbatzen durch die Luft. Nach 300 Meter wartet das erste Hindernis, die angesagte Böschung mit knapp fünf Höhenmeter. Maximal zwei, drei Athleten können da gleichzeitig hinauf. Damit es nicht zu leicht wird, hat man von oben eine Ladung lockeren Sand drauf gekippt. Mehr schlecht als recht komme ich hoch. Wegrutschend mit einem Schuh und den Ellenbogen eines Gegners in der Fresse bekommend schaffe ich es. Prost Mahlzeit!
Nach der Engstelle rennen wir ein kurzes Stück auf einem grasigen Feldweg bergab, der schon von den Vorläufen teilweise ramponiert wurde. Es folgt eine Linkskurve und der folgende Untergrund weist mehr Schnee auf. Nach kurzem Erholungsstück (keine 100 Meter!) müssen wir durch eine Baumreihe hindurch, Markierungsbänder weisen uns den Weg. Und damit keiner an einen Stamm sich das Hirnkastl einrennt, wurden diese noch auffällig gekennzeichnet.
In einem Wiesenstück endet nun das lange leichte Gefälle und wir wechseln wieder auf einen Feldweg, wo in der Fahrspur das Schmelzwasser steht. In der Mitte sind noch Eisplatten vorhanden. Mit Spikes ist es egal, wo man läuft. Entweder spritzt man sich seine Rückseite mit Dreckwasser voll oder man bleibt sauber, aber da musst du sauber auf dem Vorfuß laufen, damit sich die Nägel im Boden einkrallen.
Wir verlassen den Feldweg, laufen kurz durch eine Senke und dann geht es einen Rodelhang steil hinauf. Auch dem braucht es wegen der Eisreste noch einen sicheren Tritt. Am Ende der Steigung haben sich einige Zuschauer und Betreuer versammelt und machen den vorbei hastenden Crossern lautstark Beine. Gleich danach springen wir wieder einen Abhang hinunter. Wer nicht die Kurve kriegt, der verliert seinen Schwung in der tiefen Weitsprunggrube und hat dann Sang in den Schuhen!
Doch dann wird der Streckenverlauf ein wenig einfacher. Eine leichte Steigung bringt uns hoch zu einem Hartplatz, den wir fast ganz umrunden. Am Ende müssen die Athleten abermals eine kleine Böschung hochspringen. Dann sind wir wieder auf dem Fußballplatz, wo nach knapp 100 Metern die erste Runde endet. Artur Schmidt moderiert an dieser Stelle und hat für die Vorbeilaufenden ein gutes Wort übrig.
So vergeht eine Runde nach der anderen. Mir gelingt es sogar, den einen oder anderen Gegner einzusammeln. Nur, als ich an einer günstigen Stelle das Feld nach hinten beobachte, sehe ich keinen Verfolger. Die werden doch nicht aufgegeben haben?
So was ist mir tatsächlich schon mal passiert. Bei meinem ersten Crosslauf in Ingolstadt, vor über 20 Jahren, hatten die fünf, sechs nach mir Laufenden die Schnauze gestrichen voll und gaben auf. So wurde ich damals Allerletzter.
Auf meinen letzten beiden Runden werde ich dann eingesammelt, denn die Führenden kommen von hinten und lassen mich sprichwörtlich stehen. Dafür kann ich bei den Letzten des Feldes revanchieren. Unter ihnen ein 79jähriger! Allerhöchsten Respekt!
Ich höre bereits das Sieger-Interview übers Mikro und muss mich noch auf die letzte Runde machen. Mittlerweile sind die Wege teilweise sehr tief geworden. Nicht nur einmal habe ich größte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, kann aber einen Sturz gerade noch vermeiden. Im Ziel wartet dann Willi Wahl, Vizepräsident des BLV, und klatscht mich ab.
Nach einer kurzen Erholungszeit mache ich mich mit Filippo auf zum Auslaufen, wo wir dann das spannende Rennen der Klasse M40/45 beobachten, bei dem sich der Sieger erst zum Ende der letzten Runde durchsetzen kann.
Unser Italiener Filippo findet den Streckenverlauf mit den vielen Tempowechseln und tiefen Boden schwer. Verstehe ich, denn ein Ferrari liebt geraden Streckenverlauf! Die Ergebnisliste weist für mich Rang 23 aus, unser Pizzabäcker liegt drei Ränge vor mir. Ich werde das wieder umdrehen, wenn es mit ihm auf eine längere Strecke geht, versprochen.
Ja, und wer jetzt mal in einen Cross hinein schnuppern möchte, der Laufkalender wird im Herbst 2013 wieder einige Möglichkeiten bieten. Schaut auf den einschlägigen Laufkalendern oder bei TRAILRUNNING.DE nach, ihr werdet sicher fündig. Viel Spaß beim Crossen.
08.03.15 | Zamghogd und aufgspuit |
Anton Lautner |