Fotos: Klaus Duwe
Trailrunning Indoor! In der Halle ? Geht das? Diese Fragen stellen sich Trailläufer und solche die es werden wollen. Die Antwort lautet: JA und es macht richtig Spaß!
Bereits zum zweiten Mal fand der Ecco Indoor Trail in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Was hier geschaffen wurde, ist ein klasse Event.
Trailrunner bewegen sich in der Natur auf schmalen Pfaden (Trails) und rennen kreuz und quer durch die Landschaft. Hoch, runter, links und rechts. Und nun soll das Ganze in einer Halle stattfinden.
Die Organisatoren zauberten einen riesigen Spielplatz für Läufer in drei Hallen und nutzten auch die Außenfläche um eine Strecke zu gestalten, die es in sich hatte.
Die Teilnehmerzahlen stiegen beträchtlich gegenüber dem Premierenjahr. Über 2.000 Läufer hatten an drei Tagen richtig viel Spaß beim Trailrunning und kamen auch teilweise an ihre Leistungsgrenzen.
Es gab insgesamt drei Wettbewerbe. Freitagabend war ein Sprint über eine Runde mit ca. 1,4 km. Samstag ging es dann über vier Runden, während am Sonntag gar acht Runden gedreht wurden. Man konnte sich für einen einzigen Lauf entscheiden oder an der sogenannten „Trail-King“- Wertung teilnehmen, bei der man alle drei Rennen bestreiten musste. Dazu gab es weitere Läufe wie den Kids-Run, den Stirnlampenlauf oder auch die Finals der Zeitschnellsten. Es war an den drei Tagen immer etwas los in den Hallen.
Man denkt sich vielleicht so als Läufer: Naja eine 1,4 km Runde bzw. ca. 6 km kann ja nicht schlimm sein. Ich habe mich gewaltig getäuscht. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann meine Oberschenkel vor lauter Laktat fast geplatzt wären. Geschweige denn an Schnappatmung und Sauerstoffzelt.
Ich startete am Samstag und machte mich auf vier Runden Indoor Trailrunning. Die Teilnehmer wurden im Zehn-Sec-Takt auf die Strecke geschickt. Man steht am Start und die Uhr läuft rot zehn Sekunden bis zum Start runter. Feuer frei und die Füße unter die Arme.
Sofort läuft man in eine Matschkuhle und über kleine Erdhügel. Der anschließende Sandtrail stoppt einen abrupt und man muss die Füße schon richtig hoch nehmen, um vorwärts zu kommen. Kaum durch, wartet der erste, mit dicken Felsbrocken garnierte Hügel. Man muss sich richtig nach oben kämpfen. Den Peak geschafft, öffnet man die Handbremse und stürzt sich nach unten in den kleinen Wald, durch den es in Felix Neureuther-Manier im Slalom durchgeht und mit voller Geschwindigkeit die Steilkurve passiert wird. Wow, was für ein Spaß- richtig geil!
Über die Buckelpiste und querliegende Baumstämme geht es weiter. Ups- was kommt da? Eine ca. fünf Meter hohe Steiltreppe, an welcher nur Latten quer auf Holzplatten als Stufen befestigt sind. Hier bedarf es schon einer entsprechenden Technik, um hoch zu kommen. Und oben? Man ist jetzt bereits völlig ausgepowert. Ich ringe nach Luft und denke mir, oh Gott, wenn das so weiter geht, fall‘ ich auf der Strecke um. Ich nehm erst mal Tempo raus und genieße den Lauf über die Zuschauerränge mit Blick auf den Parcours in der Mitte der Halle.
Jetzt geht es raus aus der Halle und man läuft in den Gängen der Halle im Zickzack an Betonteilen vorbei. Ich hasse seit heute Treppenhäuser. Nun darf man eine Treppe runter laufen, durch die Katakomben und wieder hoch. Das wiederholt sich vor dem Ziel noch einmal. Das ist hart, auch keine Zuschauer feuern Dich an. Raus aus den Katakomben läuft man in Halle zwei. Über kleine Erdhügel und Baumstämme erreicht man eine Brücke. Ich hab mich wieder erholt und sprinte den steilen Anstieg nach oben, rüber über die Brücke und den Downhill runter. Yes - das macht wieder richtig Spaß.
In vollem Flug lasse ich mich in Halle drei treiben. Mit hohem Speed rase ich auf einen Baumstamm zu, der der Länge nach als Hindernis liegt. Mit meinem ganzen Gleichgewichtssinn kann ich mich bei hohem Tempo gerade so rüber retten. Dann steht er vor mir, der Mount Jeverest. Wie geil. Ein künstlich angelegter Berg von ca. 5-6 Metern. Man hat die Wahl über Erdtreppen außen rum hoch zu laufen, oder die Abkürzung, steil zwischen Felsbrocken, direkt nach oben. Klar, direkte Linie, oder? Aber wie hoch fünf Meter sein können. Nach einer gefühlte Ewigkeit bin ich oben. Ich kann nicht mehr und lasse mich auf der anderen Seite einfach den Berg wieder hinunter fallen. Mir fehlt etwas der Atem.
Es geht raus aus der Halle ins Freie. Ahhh, frische Luft. Toll. In Dortmund sieht es momentan so aus wie in den Alpen. Es ist kalt, minus 2 Grad, es schneit ein wenig und es ist nass. Aber was jetzt kommt, ist mehr als funny: Der Snow Trail, passend zum Wetter. Über ein großes Schneefeld muss man laufen. Was leicht aussieht, erweist sich als heimtückisch. Kaum bin ich wieder zu Luft gekommen und im Schneefeld, sacke ich bis fast zu den Knien in den weichen Schnee. Hallo ? Ich bringe kaum meine Beine aus dem Schnee und komme nur langsam und kraftraubend vorwärts. Die Oberschenkel brüllen und wollen sich nicht mehr heben lassen. Ich bin durch. Gott sein Dank.
Über eine Fluchttreppe geht es hoch und gleich wieder runter. Ich kann nicht mehr und wechsle in den Walking-Modus. Ich bin aber nicht alleine. Viele der Läufer unterschätzen die Strecke und auch ihnen geht die Puste aus. Wieder durch das Treppenhaus, auf den Zuschauerrängen eine kurze Laufstrecke, runter in die Katakomben, wieder hoch und runter durch die Treppenhäuser gelangt man wieder in die Westfalenhalle.
Jetzt geht es über den letzten Berg, der noch mal die Reserven aus den Oberschenkeln und der Lunge holt und über die Steilkurve gelangt man ins Ziel. Ein Überholen auf der Strecke ist meist kaum möglich. Trails sind halt schmal und es geht eng her. Racing pur für die schnellen Läufer.
Ich höre den Hallensprecher: „Hier kommt Franky, er hat die erste Runde geschafft, nun muss er noch drei laufen!“
Nein, noch drei Runden. Mir brennen bereits die Oberschenkel und der Puls ist schon außerhalb des Hallendachs. Ich renn die drei Runden im Endorphinrausch mit Halbgas weiter. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hab ich es geschafft und erreiche erschöpft das Ziel. Es ist einfach große Klasse. Auch wenn ich mir vorkomme, als hätte ich gerade einen Marathon gefinisht.
Mein persönliches Fazit: Ein Heidenspaß, um einmal Trailrunning von einer anderen Seite zu erleben. Der Parcours ist eine echte Herausforderung. Wer es sich geben möchte, der läuft alle drei Rennen und weiß danach, er was er getan hat. Ein tolles Wochenende mit einer guten Organisation. Es ist alles übersichtlich beschildert, wo was zu finden ist. Verpflegung gibt es im Zielbereich und auf der Strecke reichlich.
Eine große Expo mit vielen Herstellern lädt zum Bummeln, Testen und Kaufen ein. Und das bunte Völkchen der Trailrunner ist einfach erlebenswert.
Wer also mal eine Alternative sucht und sich auf einem großen Spielplatz austoben möchte, sich auspowern will oder aber einfach nur Spaß haben und genießen möchte, der sollte an den Indoor Trails teilnehmen.
Zum Sieg reichte es leider nicht, schließlich waren die Raketen der Szene am Start. Meine Erwartungen wurden aber bei weitem übertroffen und beim nächsten Mal werd ich mich für die Treppenhäuser besser vorbereiten und an der Trail-King-Wertung teilnehmen.
15.03.14 | Hauptsache Trail |
Klaus Duwe |