Trailrunning ist eine junge Sportart – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Jugend hat das Laufen entdeckt, aber natürlich nicht wie unsereins auf Wegen und Straßen. Nein, schmal, steil und rutschig muss es sein. Erst das bringt den richtigen Fun-Faktor.
Zum 4. Mal lädt die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck zum Alpine Trailrun Festival. Seit letztem Jahr wird dieses durch den 7 km langen Nighttrail eröffnet. Er findet bereits am Donnerstagabend statt, so dass auch den Hauptwettbewerbe genügend Zeit zum Regenerieren bleibt.
Die Startunterlagen gibt es ab 18 Uhr auf dem Festivalgelände vor dem Landestheater, das an diesem Wochenende einfach Trailcity genannt wird. Die Trailcity ist eine Zeltstadt, wo namhafte Sportartikelhersteller ihre Ausrüstungsartikel anbieten. Sie wird ergänzt durch eine große Bühne, den abgesperrten Start- und Zielbereich mit Marathontor, Startnummernausgabe, Taschendepot und Umkleidezelt. Das Kongresszentrum liegt nach hinten versetzt und ist ebenfalls für die Läufer geöffnet.
Als wir gegen 19 Uhr eintreffen, ist noch nicht viel los. Bevor man seine Startnummer erhält, wird die Pflichtausrüstung für den Nighttrail kontrolliert: Ausweis und Krankenversicherungskarte, Trailschuhe und Stirnlampe. Angemessene Kleidung ist ebenfalls Pflicht, wobei dies wohl eher dem persönlichen Empfinden überlassen wird. Trotz angesagtem Regen sehe ich viele in kurzen Hosen und Shirts.
Es beginnt zu tröpfeln und so ziehen Norbert und ich uns in die Kongresshalle zurück, Laura ist als Zuschauerin ebenfalls dabei. Um 20Uhr15, es ist schon recht dunkel, begeben wir uns zum Startbereich, wo sich bereits eine Menschentraube gebildet hat. Die Pflichtausrüstung, vor allem die Funktion der Stirnlampe, wird nochmals überprüft, bevor wir den Startbereich betreten dürfen.
Die Landeshauptfrau von Tirol wünscht uns alles Gute, und wie auf Befehl beginnt es plötzlich zu schütten. Allgemeines Gelächter nach dem Motto ist die Folge. „Das war ja angekündigt.“ Die Musik wird lauter gedreht, es wird heruntergezählt und im Dunst von Regen und farbig beleuchtetem Nebel verlassen wir den gastliche Areal in die ungewisse Nacht.
Zunächst geht es durch einen kleinen Park, dann über die von Helfern gesperrte Straße auf den Gehweg oberhalb des Inn entlang. Es ist noch relativ hell und von Straßenlaternen beleuchtet. Links führt uns eine überdachte Holzbrücke für Fußgänger über den Fluss. Auf der anderen Seite laufen wir einige Stufen nach oben und erneut über eine von Helfern gesicherte Straße.
Dann geht es schon bergauf. Zunächst ist der Weg asphaltiert und bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Die Steigung ist moderat, denn in Serpentinen geht es nach oben. Wir passieren die Sophien Ruhe und ein paar Höhenmeter weiter den Eingang zum Innsbrucker Alpinzoo.
Der Weg wird nun schmaler, plötzlich geht es eine steile Böschung hinauf. Der Regen, der zwischenzeitlich aufgehört hatte, setzt jetzt wieder ein. Ich bin warmgelaufen, deshalb macht es mir nichts mehr aus. Wir gehen ein schmalen weichen Pfad hinauf. Ich könnte auch laufen, will aber meine Kraft für Samstag aufsparen. Vor und hinter uns sind als Lichtpunkte der Mitläufer zu erkennen. Norbert und ich laufen zusammen.
Schon aus einiger Entfernung erkennen wir, dass es weiter vorne einen steilen Anstieg gibt. Ich muss langsam machen, trotzdem sind wir bald oben. Eine Stimme aus der Dunkelheit, es ist einer der vielen Streckenposten, leitet uns weiter.
Ich spüre, dass mir der Anstieg keine Schwierigkeiten bereitet und genieße daher die kurzen Ausblicke auf das beleuchtete Innsbruck unter uns. Plötzlich geht es den Berg runter und ich lasse es laufen. Unten bittet mich der Streckenposten erneut bergauf.
Wir sind mittlerweile alleine, als Norbert plötzlich stutzt: “Hast Du in letzter Zeit noch Streckenmarkierungen gesehen?“ Zunächst warten wir ab, ob jemand folgt, dann kehren wir um. Eine Läuferin kommt uns nun entgegen und meint, sie hätte eben ein Schild passiert. Gemeinsam laufen wir wieder zurück und erkennen, dass dieses Schild nicht zu unserem Lauf passt.
Wir müssen also weiter zurück. Gott sei Dank treffen wir jetzt den Besenläufer, der gerade dabei ist, die Streckenmarkierung zu entfernen. Wir haben tatsächlich vorhin einen Pfeil übersehen. Wenn wir etwas später gekommen wären, wäre auch dieser Pfeil nun nicht mehr vorhanden gewesen. Die Vorstellung bringt mich leicht ins Schwitzten, denn hier ist nur ein kleiner Abzweig auf einen Singletrail.
Auf jeden Fall sind wir nun richtig, es geht bergab. Aber wie. Steile Stellen wechseln mit noch steileren Passagen ab. Norbert rutscht sogar einen steilen Absatz hinunter und landet trotz Stöcken unsanft auf dem Hintern, während mir vom Helfer empfohlen wird: “Links vorbei geht es auch!“
Weil wir aber noch Kraft in den Beinen haben, kommen wir letztlich gut hinunter. Nun stehen wieder an allen Abzweigen Helfer, die uns sicher durch die Dunkelheit nach unten geleiten. An der Straße angekommen, ist die Wegweisung wieder eindeutig und gleich kommt der hell erleuchtete Theaterplatz in Sicht. Es gibt eine originelle Medaille aus Holz, und eine kleine Zielverpflegung mit Wasser, Obst und Glückwünschen der Helfer.
Der Auftakt zum Innsbruck Alpine Trailrun Festival ist geglückt. Der Panoramatrail am Samstag mit 67 km und 2300 Höhenmetern kann kommen.