Frischer Wind in Deutschlands Trailrunning-Szene – so bleibt mir der Jokertrail vom vergangenen Samstag in Erinnerung.
Bereits am Freitagabend hatte Michael Frenz, auch bekannt als „Hexer“, zu diesem besonderen Event nach Heidelberg/Dossenheim eingeladen. Mehr als 50 Freiwillige wollten dabei sein.
Mit einem gemeinsamen Abendessen, dem Streckenbriefing und der anschließenden Übernachtung begann die Veranstaltung im Hotel Hirsch in Dossenheim, nur etwa 5 km von Heidelberg entfernt. Start und Ziel für den Trail war ebenfalls vor dem Hotel. Samstags um 8.30 Uhr sollte es dann auch losgehen und die letzten Läufer sollten bis 18.00 Uhr wieder in Dossenheim eintreffen. Das wären maximal 9,5 Stunden Zeit für ca. 53 Kilometer oder 33 Miles, gespickt mit etwa 2300 Höhenmetern, so der Plan.
Nachdem die vergangenen Wochenenden sehr verregnet waren, versprach dieser Samstag optimale Bedingungen für den Jokertrail. Um kurz nach 8.00 Uhr versammelten sich die ersten Läufer bei kühlen 5°C vor dem Hotel und warteten gespannt auf Michael, der uns zu seinem Lauf begrüßte. Da wir ohne Zeitmessung und Startnummer liefen, kontrollierte Michael vor der Startfreigabe die Namen auf der Teilnehmerliste und schickte uns dann mit fünfminütiger Verspätung auf die Strecke.
Michael wollte sich ebenfalls der Herausforderung des 33 Meilen-Jokertrails stellen und hatte wie alle anderen sein Trail-Outfit angezogen. Auch wenn es auf der Strecke vier Versorgungsstellen gab, sollte jeder Teilnehmer seine Trailausrüstung mit allem Wichtigen für unterwegs dabei haben. Die fehlende Streckenmarkierung zwang die Läufer, bereits im Vorfeld die Laufstrecke auf ihr GPS-Gerät runterzuladen. Zur besseren Orientierung waren auch noch Karten zu den einzelnen Streckenabschnitten verfügbar. Meist befand sich der Trail auf ausgeschilderten Waldwegen und Pfaden, doch manchmal ging es auch querfeldein.
Damit jeder Teilnehmer eine ungefähre Vorstellung von der Beschaffenheit der Strecke hatte, war die Gesamtstrecke wie folgt aufgeteilt: 14,8 % Asphalt, 41,5 % Wald- und Wirtschaftswege, 31,5 % Pfade und 12,2% Schotterwege bzw. wegloses Gelände. Anhand des Höhenprofils war auch unschwer zu erkennen, dass die meisten Bergauf-Höhenmeter auf der ersten Streckenhälfte zu bewältigen waren und somit eine gute Krafteinteilung erforderlich sein würde, um noch genug Reserven für die zweite Hälfte zu haben.
Die ersten 7 Kilometer brachten die Läufer schon kurz hinter Dossenheim auf gut zu laufende Trails zum Waldparkplatz Turnerbrunnen, oberhalb von Handschuhsheim. Die nächste wichtige Wegkreuzung „Zollstock“ (380 m) brachte uns dann in Richtung Neckartal nach Heidelberg. Laubbedeckte, steil abfallende Trails ließen unsere Oberschenkel zum ersten Mal glühen, bevor wir den Philosophenweg erreichten. Doch nicht lange konnten wir die Aussicht auf Heidelberg und das Neckartel genießen, dann bog auch schon die Strecke erneut talwärts über eine Steintreppe und einen steil abfallenden Pflasterweg mit hohen Mauern zu beiden Seiten ab.
Nur noch wenige Meter trennten uns vom Neckar, an dessen Ufer wir knapp einen Kilometer flussaufwärts liefen, bevor wir auf der Fußgängerbrücke die Neckarseite wechselten. Vorbei am Karlstor begann dann der steile Aufstieg zum Schloss und drum herum, um dann die „Himmelsleiter“ in voller Länge Stufe für Stufe zu besteigen.
Die Himmelsleiter brachte uns über 1200 ungleich hohe Sandsteinstufen hinauf auf den 568 m hohen Königsstuhl, der uns wiederum eine tolle Aussicht in die Rheinebene bot. Hier oben war auch eine erste Verpflegungsstelle (km 11) aufgebaut, die die Läufer mit Getränken versorgte.
Nun ging es auf wunderschönen Trails weiter zum Felsenmeer, eine Ansammlung von riesigen, moosbedeckten Steinbrocken. Kurz hinter der Jugendeiche folgte die Strecke dann dem Neckarsteigweg hinab nach Schlierbach, wo wir wieder am Neckarufer angelangt waren. Über die Autobrücke erreichten wir Ziegelhausen. Dort machten wir einen kleinen Abstecher zu einer weiteren Verpflegungsstelle, der Bäckerei Bernauer. Nach nunmehr 20 Kilometern hatten wir hier Gelegenheit, unsere Speicher vom kräftezehrenden Auf- und Abstieg zum Königsstuhl wieder aufzufüllen und uns für den nächsten Streckenabschnitt zu stärken.
Erneut ging es steil bergauf vorbei an den Wegkreuzungen „Tanzplatz“ und „Münchelbrunnen“, wo uns unsere GPS-Trackaufzeichnung den richtigen Weg zeigte. Hier gab es die ersten Streckenabschnitte auf kaum erkennbaren bzw. zugewachsenen Trails. Dann weiter auf breiten Waldwegen am „Siebenbrunnen“ vorbei. Immer wieder wechselte die Strecke auf wegloses Gelände und war fast nur mit dem Track auszumachen. Durch Gestrüpp und über quer liegendes Gehölz ging es nur noch langsam voran, bis wir die Wegkreuzung „Holzapfelbaum“ (505 m) erreichten.