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04.08.19 - Kainacher Bergmarathon

Auf Schusters Rappen…

… durch das Land der Lippizaner

 

Gut, dass ich auf Marathon4you den ältesten Bergmarathon Österreichs (erste Austragung 1982) in Kainach entdeckt habe, der sich für den diesjährigen Sommerurlaub geradezu anbietet. So machen wir uns auf den Weg in die Alpen westlich von Graz. Am frühen Nachmittag treffen wir in Kainach ein, um an der Schule die Startunterlagen abzuholen. Erstaunlich, dass sich weit mehr als die Hälfte aller Teilnehmer für den Marathon (der hier 44 km hat) eingeschrieben haben.  Die übrigen angebotenen Varianten mit Dreierstaffel, Bergsprint und Nordic-Walking kommen zusammen auf lediglich etwa 120 Teilnehmer. Den Marathon im Namen hat die Veranstaltung aus dieser Sicht schon mal zu Recht. Wie das mit dem „Berg“ ist, werde ich noch testen.

Da unsere Unterkunft nicht weit entfernt in Köflach ist, habe ich keinerlei Probleme mit der Startzeit um 9.00 Uhr. Auf dem Weg nach Kainach passieren wir das Lippizanergestüt Piber. Die edlen Pferde, von denen viele in der berühmten Wiener Hofreitschule landen werden, kann ich mir nicht leisten. Deswegen werde ich, wie die Schustergesellen, auf meinen eigenen zwei Beinen die heutige Strecke bewältigen.

Pünktlich versammelt sich die Läuferschar im Start- und Zielbereich auf dem Dorfplatz. Die Kinder schwenken schon mal verschiedene Fahnen als Hinweis auf die Internationalität der Veranstaltung. Tatsächlich hat es Teilnehmer u. a. aus Polen, Russland, Ungarn und den USA hierher verschlagen. Jeder wird willkommen geheißen, auch die Deutschen, obwohl bezweifelt wird, ob sie den Bergen gewachsen sind. Was ist dann erst mit den Holländern und Dänen, die statt Berge nur Hügel aufzuweisen haben. Wir werden den Beweis liefern, dass man nicht Österreicher sein muss, um über die Berge zu kommen. Einfach wird es sicher nicht, denn 1.800 Höhenmeter sind ausgeschrieben und den Qualipunkt für den UTMB gibt es auch nicht umsonst. Damit es auch ganz sicher klappt, gibt uns der Pfarrer seinen Segen. St. Georg und St. Christopherus sollen uns sicher über die Strecke helfen.

 

 
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Auffi geht‘s

 

Pünktlich werden wir auf die Laufstrecke entlassen. Ich bin vorsichtig und befinde ich mich deshalb schnell im hinteren Teil des Feldes.  Die ersten 1,5 KM sind flach, weshalb ich durchaus schneller anlaufen könnte. Wer hier zu schnell läuft, wird auch schnell ausgebremst, denn jetzt beginnt der Anstieg. Zwei Drittel der versprochenen Höhenmeter erwarten mich auf dem ersten Drittel der Strecke, also über 1.200 Meter. Der Läuferlindwurm bewegt sich wandernd vorwärts, überholen ist auf dem Trail kaum möglich. Gut, so werden Kräfte für später gespart.

Am nächsten Bauernhof wird uns zünftig auf der Quetsche aufgespielt. Die richtige Motivation - mal sehen, wie lange sie vorhält. Zum Quatschen reicht es jedenfalls noch und nachdem ich Karl abgelichtet habe, revanchiert er sich, bevor ich ihn ziehen lasse. Als Einheimischer und Wiederholungstäter weiß er, was auf ihn zukommt. Langsam gewinne ich an Höhe, schöne  Ausblicke tun sich auf. Diese gefallen nicht nur mir, sondern auch dem Pärchen vor mir. Der Sprache entnehme ich, dass sie nicht von hier sind. „You‘re not from Austria“ frage ich und liege damit richtig, denn Ashley und Kevin kommen aus Pittsburgh und absolvieren heute ihren ersten Bergmarathon

 

 
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Nach 5 KM wartet die erste Labe, wie es hier so schön heißt. Die erste Stärkung haben wir uns auch redlich verdient, schließlich sind wir inzwischen auf über 1.000 Meter angekommen. Weiter geht abwechslungsreich über Schotter- und Waldwege, über Felder und durch Wälder bergauf. Ein Stollen deutet darauf hin, dass hier früher Bergbau betrieben wurde. Wir passieren einen Steinbruch, der aus dem satten Grün hervorsticht. Derweil wird der laufende Reporter erstmals als solcher erkannt. Manfred erzählt, dass er meist Judith und Andreas auf der Strecke trifft.

Bei KM 11 erreiche ich die Labestation Aiblhütte. Auf  1.450 Metern steht die schmucke Jagdhütte. Die nächsten Kilometer führen weiter hauptsächlich über Schotter. Die Wälder werden lichter, die Aussichten noch schöner. Bei KM 14 wird die Zeit genommen. Auf dem freien Bergrücken bremst mich der angesagte  Nordostwind. Auf diesem Stück wäre eine Jacke gut, sonst ist das Wetter sehr angenehm zum Laufen. Auf den letzten Metern zur Hütte laufe ich auf einem kleinen Begegnungsstück. Fröhlich winken die vorauslaufenden, dann habe ich den nordwestlichsten Punkt des Tages erreicht. Hier wechseln die Staffeln zum ersten Mal.

Ich werde, wie jeder, registriert, bevor ich mich frisch gestärkt in Richtung auf den Weiterweg mache. Ein Drittel habe ich geschafft und es geht mir gut. Die Helfer am Hang vor mir brauche ich nicht in Anspruch zu nehmen.  Obwohl, eine Fahrt mi ihrem Schlitten wäre sicher sehr aufregend. Auf auf mich wartet der höchste Punkt der Strecke, die Roßbachalpe. Also wandere ich weiter munter bergauf, denn schneller ist hier nicht drin. Erst der Kammweg lädt wieder zum Laufen ein. Dann ist das Zwischenziel auf 1.790 m Höhe erreicht. Eine Herde Lippzaner grast friedlich in der Sonne und ich weiß, woher der Name der Alpe kommt.

 

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Sanft geht es hinab

 

Der Streckenplan suggeriert einen gemütlichen Abstieg. Über die Kammwiesen und durch die beginnenden Wälder sieht es auch ganz danach aus. Was folgt, ist ein extremer Trailabschnitt hinunter zum Gleinalmschutzhaus. Ich bewundere die Läuferinnen und Läufer, die locker an mir vorbei springen. Schnell sind sie außer Sichtweite. Ein paar Mal haut es mich fast hin, wie man hier so schön sagt.

Nach der Labe bei KM 19 geht es über eine Wiese in das nächste Waldstück. Nicht steil, dafür aber derart steinig, dass selbst der Mountainbiker absteigt. Konzentration ist gefragt, aber bereits einen Kilometer weiter darf ich wieder einen gut zu belaufende  Feldweg genießen. Auf dem Weg hinab zum Tiefsattel schaffe ich es tatsächlich, auf den Läufer vor mir aufzuschließen. Er  kommt mir irgendwie bekannt vor. Und tatsächlich, ist es Kollege Anton Reiter, an sich der angestammte  Reporter bei diesem Lauf. Knieprobleme haben ihn zuletzt außer Gefecht gesetzt, aber einen seiner Lieblingsmarathons wollte er nicht versäumen. Wir unterhalten uns und nehmen die nächsten Steigung gemeinsam, ehe ich mich nach vorne schicken lasse.

Ich genieße den Lauf weiterhin hauptsächlich allein. Der Weg ist gut markiert, verlaufen kaum möglich. Immer wieder bremsen kleine Gegenanstiege meinen Lauf. Es bleibt nicht aus, dass mich der eine oder andere Läufer einholt. Ich hänge mich dran und laufe mit Maximilian bis zur Labe am Krautwasch bei KM 27,5, dann muss ich ihn ziehen lassen. Immer noch bin ich hier auf 1140 Metern. Wann komme ich denn endlich wieder ins Tal?

 

 
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Wohl bald, denn es geht wieder hinab. Viel schneller werde ich aber nur bedingt, denn es warten zwar schöne Trails auf mich, die sind aber nicht immer gut zu laufen. Manchmal sind sie vom Regen der letzten Tage glitschig und auch den Schotterwegen ist durchaus Konzentration gefragt.  Schlappschritt ist nicht.

KM 30 passiere ich nach knapp 4,5 Stunden. Unter 6 Stunden werde ich es heute wohl nicht mehr machen. Schon jetzt könnte ich einen Liegestuhl gebrauchen. Stattdessen folgt ein steiler Abstieg zum heiligen Wasser. An der gleichnamigen Wallfahrtskirche aus dem 17. Jahrhundert bekomme ich selbiges zwar nicht, aber ich bin auch für das gereichte Iso-Getränke dankbar. Die der heiligen Radegundis geweihten Kirche steht bei einer Quelle, deren Wasser schon Blinde geheilt haben soll.

Ich traue meinen Augen kaum, denn schon steht der nächste Anstieg bevor. Kaum  aus dem Wald, spüre ich deutlich die Hitze. Die Sonne hat mittlerweile die meisten Wolken vertrieben und strahlt vom Himmel. Die Straße endet und über sanfte Hügel laufe ich über die nächste Wiese. Auf der Höhe blicke ich zurück und sehe meine Verfolger. Muss ich mich noch einmal überholen lassen? Die Kühe vor mir sind geduldig und friedlich und ich kann ohne Aufenthalt passieren. Vielleicht halten sie die Läufer hinter mir auf. Ich gebe mein Bestes und trabe weiter. Wenn doch nur die Steigungen endlich aufhören würden. Immerhin schaffe ich es, meinen Vorsprung bis zur Labe bei KM 36 zu halten. Dort werde ich freudig begrüßt, als erster, der heute Fotos macht.

Als ich die Station verlasse, treffen meine Verfolger ein. Ich mache mich auf den Weg, so schnell wie es mir bergauf möglich ist. Als es dann auf einem Wiesenweg endlich abwärts geht, will ich doch mal sehen, was noch drin ist. Vorbei an einem Bauernhof erreiche ich die Straße, die mich direkt nach Kainach führt. Es geht immer nur bergab. Kurz vor KM 40 am Pinegger-Sattel greife ich eine Cola und fliege hinunter ins Tal. Ich erreiche Geschwindigkeiten, damit könnte ich den Spitzenläufern sogar Konkurrenz machen. Zumindest meine ich das.

Zur Belohnung hole ich noch zwei Läufer ein und erreiche Kainach.  Der Kirchturm auf dem Dorfplatz winkt bereits, aber der Veranstalter gönnt mir noch zwei zusätzliche Kilometer. Natürlich noch einmal bergauf. Noch einmal ein wenig Trailrunning, dann warten am Ortsrand ts Fahnen schwenkend die Kinder. Ich leihe mir die Deutschlandfahne und laufe entspannt ins Ziel.

Zu meiner Überraschung bekomme ich eine Medaille umgehängt. Da wird der Anton sich aber freuen, denn eine solche hat er bisher immer vermisst. Vielleicht liegt es am Jubiläum, denn heute war die 30. Austragung. Ich bin begeistert, genau wie Ashley und Kevin. Ganz happy ist der Veranstalter, denn heute waren so viele Läuferinnen und Läufer auf den Strecken, wie noch nie.

Wer aufgepasst hat, der bringt die erste Austragung 1982 mit dem 30. Jubiläum in diesem Jahr nicht zusammen. Dies liegt einfach daran, dass früher ein anderer Verein den Lauf organisierte.  Wegen Vereinsauflösung und Querelen war dann erst einmal Pause, ehe der TuS Kainach die Veranstaltung wieder aufleben ließ. Mit Bravour, wie ich dieses Jahr feststellen durfte.

 

Impressionen

 

 
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Sieger Marathon:

 

Damen
1.    Sarah Riffel, 4:08:17
2.    Elisabeth Schmolle, 4:18:20
3.    Veronika Limberger, 4:21:24

Herren
1.    Lukas Vasold, 3:30:11
2.    Stefan Schriebl, 3:30:40
3.    Lukas Gärtner, 3:31:20

 

Streckenbeschreibung:
Kurs über eine Runde.

Zeitnahme:
Transponder

Startgeld:
Marathon: 40,00 € - 45,00 € - 50,00 € - 60,00 €, nach Anmeldezeitpunkt

Auszeichnungen:
Medaille, Finisher-Shirt, Urkunde über das Internet, Startersackerl, Thermengutscheine

Verpflegung:
9 Verpflegungs- und Erfrischungspunkte an der Strecke und Verpflegung im Ziel.

 

Informationen: Kainacher Bergmarathon
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