Immer wieder komme ich mit Sportlern ins Reden. Viele Stammläufer haben sich eingefunden. Ein schönes Bild sehen wir dann ich Richtung des zahmen Kaisers. Eine Bergspitze lugt aus den Wolken heraus.
Nach 75 Minuten durchlaufe ich ein modernes Tor in Scheffau (Kilometer 14). Diese Gemeinde hat knapp 1400 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Tourismus (2000 Gästebetten). Urkundlich wurde die Ansiedelung 1158 als „Skefenouwen“, also als schiefe Au erwähnt. Wir finden in der Ortsmitte an der Pfarrkirche wieder einen gut ausgestatteten Verpflegungspunkt.
Dann sehe ich ein auffälliges Zweierteam. Roland Beyer und Steffen Klitschka. Einer zieht und weist dem Anderen den Weg. Der Steffen hat nämlich nur ein geringes Sehvermögen und muss deshalb immer dicht am Roland dranbleiben. Abreißen lassen geht nicht. Ich beobachte die beiden und bemerke, dass sie das gut miteinander bewerkstelligen. Selbst eine kleine Unterführung mit einigen Treppenstufen bringt die beiden nicht aus der Ruhe.
Kurz vor Ellmau kann ich auf Oleksiy Arakcheyev auflaufen. Er ist für das Nationalteam Ukraine unterwegs. Wir können uns auf Englisch leidlich verständigen. Am Golfplatz Ellmau herrscht schon ein wenig Betrieb.
Ellmau, Kilometer 20. Wir laufen an der Kirche St. Michael vorbei, die seit mindestens 1436 besteht. Leicht bergauf erreichen wir die Halbzeit bei der Talstation der Standseilbahn auf den Hartkaiser. Es wird auch eine Zwischenzeit genommen.
Ellmau - Hartkaiser
Es folgt jetzt ein Anstieg hoch zum Hartkaiser, sechs harte Kilometer. Am Anfang belaufe ich noch den Forstweg, doch dann biegen wir auf einen Wanderweg ein, teilweise auch mit Stufen. Erste Läufer fallen in den Wanderschritt, ich auch. Später geht es auf einer Skiabfahrt steil bergan. Mir fällt mittlerweile auf, dass unsere Strecke mit stationären Wegweisern ausgeschildert ist.
Es wird etwas weniger steil. Wir laufen unter den Schienen der Standseilbahn hindurch. An der Rübezahlalm finden wir wieder eine Tank- und Futterstelle vor. Ich greife mir ein Gel. Lustige Holzfiguren, mitunter auch an Rübezahl erinnernd, lockern unseren weiteren Anstieg auf. Wir sind nun auf dem Rübezahlwanderweg unterwegs.
Kurz vor der Jägerhütte laufen zwei auf mich auf. „Wir wollen aufs Bild“, verlangen sie. Gesagt, getan. Nur hätten sie die Startnummer da, wo sie hingehört, dann könnte ich die beiden namentlich nennen. Die Nummer ist wohl am A... Selber schuld.
Hartkaiser-Hexenwasser
Unser weiterer Weg wird jetzt flacher, auch Gefälle und wieder Anstiege, aber alles ist zu belaufen. Auf breiten Wanderwegen läuft es mittlerweile bei mir rund. Die Kilometer fliegen nur so dahin.
Ein lustiges Erlebnis findet auf der Terrasse der Tanzbodenalm statt, wo wir Tanzbären durchlaufen. Ich sehe einen Oberbayern, der heißt bestimmt Sepp oder Hias, in Lederhosenkluft, wie er jeden Läufer zu einem Schluck Bier verführen will. Keiner traut sich. Außer ich. Als ich dann das halbvolle Glas mit einem „Zum Wohl“ auf einen Zug leere, dauert es nur Sekunden, bis die Bedienung dem fröhlichen Zecher ein frisches Bier hinstellt.
Kilometer 35, Filzalmsee. Mir ist wieder nach Unterhaltung zumute und so werden die Andrea Kaserbacher und Gabi Eichenmüller angesprochen. Beim Hinunterlaufen zum Hexenwasser sehen wir einen rückwärts laufen. Ich kann ihn gerade noch vor einem Gitterrost warnen.
Hexenwasser (Kilometer 38,6; 1150 m). Wir greifen zu, jetzt folgen noch unheimlich schwere Kilometer. Hier auf dem Hexenwasser finden sich allerlei Sehenswürdigkeiten. So kann man auf Österreichs längstem Barfusspfad entlang schlendern, das eine Moor- oder andere Steinölbad erleben. Auf der Stöcklalm wird noch Brot gebacken und gekast und auf der Koller-Alm Schnaps gebrannt. Das kann man alles beobachten. Für Kinder sind die zahlreichen Wasserspiele, Wasserrinnen und Staubecken natürlich interessant.
Der Berg ruft: Hoch zur Hohen Salve
Hinter einer Hütte geht es links weg, dann stehen wir sprichwörtlich vorm Berg. Unser Kurs lässt sich fast nicht mehr belaufen, dann geht es auf der Graspiste nach oben. Gehen, schnaufen und schwitzen ist angesagt. „Gemma, gemma“, werden wir von der oben verlaufenden Seilbahn motiviert. Ich trau mich gar nicht umschauen, so steil geht es bergan.