Mittlerweile ist mir die Zeit egal. Mal ist Gabi vorne, weil ich fotografiere, dann wieder ich. Dann rutsche ich mit dem linken Fuß aus, kriege einen Muskelkrampf in der Wade und rufe die Sachsen. „Saxndi!“ Gabi macht sich sogleich Sorgen, aber der Muskelkrampf ist genauso schnell weg wie er da war. Glück gehabt. Mein Hotelier kommt von oben, sieht mich im letzten Augenblick und wünscht ein gutes Finish.
Letzte V-Stelle (Kilometer 40,8). Ich greife mir noch mal Cola, weil’s koa Bier net gibt. Den Red Bull brauch i nett. Wahrscheinlich nerve ich die Gabi, da ich sie immer wieder fotografiere. Es geht soweit, bis sie mir das Ding abnimmt und das gleiche Spiel mit mir treibt.
Es ist gut, dass nun alle 500 Meter angekündigt werden. Es geht mitunter über Steine und über Stufen hinweg. Gabi schickt mich nach vorne. Ich laufe dicht vor ihr, so kann sie meine Tritte benutzen und muss nicht selbst suchen. Dann wartet ihr Mann und reicht ihr eine Laufweste. Mittlerweile ist der Gipfel voll im Nebel. Und windig ist es auch geworden.
Im Ziel
Vom Ziel, noch außer Sichtweite, höre ich, dass in einer Minute die Flower Ceremony sein wird. Dann geht es die letzten 50 Meter nach rechts auf die Graspiste und dann unter dem Zielbogen hindurch ins Ziel. Medaille und Alufolie wird umgehängt. Nach knapp fünf Stunden ist Feierabend auf der Hohen Salve (1828 m). Für heute.
Es dauert nicht lange, bis dann Wolfgang Bürger und Friederike Habighorst erscheinen. Klaus, heute mit Fahrzeug und Bergbahn unterwegs, verabschiedet sich dann nach München, wo er tags darauf selbst laufen will.
Ich ziehe mich um und will dann auf dem Zielhang fotografieren. Lasse das aber bleiben, da es immer stärker windet und nun auch regnet. Die Medaillenmädels in ihren Dirndln tun mir leid, denn da zieht es oben und unten heftig rein.
Der Wind nimmt immer weiter zu, bis er das Zielzelt umwirft. Das wird dann wieder aufgestellt. Ich stelle mich auf die Plane und kann so einem erneuten Abheben entgegenwirken. Die Temperatur sinkt drastisch auf unter fünf Grad. Das Rennen muss dann abgebrochen werden.
Die Rückfahrt geschieht mit der Bergbahn bis nach Söll. Im Hotel stehe ich dann eine ganze Zeit unter der heißen Dusche. Zum Auftauen.
Am Abend besuche ich die Siegerehrung im Festzelt. Ja und diese bringt eine Überraschung, denn es gewinnt Marc Lauenstein mit deutlichem Vorsprung vor dem zum Schluss stärker werdenden Jonathan Wyatt.
Die Weltmeister
Kaisermarathon, Söll – Hohe Salve, Sieger:
Männer:
1. Marc Lauenstein, Nationalteam Schweiz, 3.06.20;
2. Jonathan Wyatt, Team Tour de Tirol, 3.12.05;
3. Ricky Lightfoot, Nationalteam England, 3.14.05.
Frauen:
1. Anna Pichrtova, Nationalteam Tschechien, 3.28.57;
2. Evgeny Danilova, Nationalteam Russland, 3.29.23;
3. Anna Frost, Nationalteam Neuseeland, 3.33.20.
Tag 3: Der Kaiserwinkl Halbmarathon – Gesamtwertung Männer noch offen?
Für den anschließenden Halbmarathon sind vier Runden um den Walchsee vorgesehen. Feuerwehrleute sperren die Bundesstraße zu Hälfte. Ich wähle die Taktik, wie in den Jahren zuvor: Erste Runde und vielleicht auch noch die zweite im gemäßigtem Tempo mit Fotopausen, dann will ich die Geschwindigkeit steigern.
Vor dem Start
Punkt 13.00 Uhr der Start, noch leichter Regen. Der erste Kilometer führt uns in den Ort, wobei das Hotel Schick mit einem Blumenschmuck sondersgleichen auffällt. Der Kurs wechselt schließlich von der Straße zu Uferweg, wo uns schon zahlreiche Zuschauer beobachten. Schließlich laufen wir durch die Schwemm teilweise auf Feldwegen. Mit Doro Hoffmann komme ich kurz zum Reden.