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09.10.10 - Kaisermarathon / Tour de Tirol

Hexenwasser und Wilder Kaiser

 

Ab km 31 darf an Laufarbeit wieder deutlich zugelegt werden, die nächsten 8 km führen bis Hexenwasser überwiegend bergab. Jan ist in seinem Element und kann sich in null Komma nix von mir absetzen, wie immer versuche ich erst gar nicht ihm runterwärts zu folgen. Auf unseren Laufwegen überqueren wir hauptsächlich die Skipisten der SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental. Im Vorjahr und heuer bekam die Ski Arena die Auszeichung „bestes Skigebiet der Welt“. Ich kenne mich hier sehr gut aus, alles kommt mir bekannt vor. Früher war dies ein bevorzugtes Skigebiet für mein Winterfreizeitvergnügen, aber seit Beginn meiner Marathonkarriere komme ich leider kaum mehr zum Skifahren. 91 Lifte und Bahnen, 279 km Pistenspaß und 70 Einkehrschwünge verspricht die Headline des Skiwelt-Prospekts.

Mir würde jetzt auch ein ordentlicher Einkehrschwung gefallen oder wenigstens ein schöner Schluck Hopfenkaltschale an einer unserer zahlreichen VP-Stationen. Ist ja alles schön und gut mit den vielen Zuckerflashs in Form der Energy Shots oder Gels, was Schmackhaftes zur Abwechslung so zwischendrin hätte jetzt schon was für sich. Bei km 35 erreichen wir wieder eine bestens ausgestattete Station, aber leider ist auch da Fehlanzeige. Aber dafür ist die Aussicht wieder großartig. Vor uns türmt sich die Hohe Salve in ihrer ganzen Pracht mit seiner markanten Kegelform in die Höhe. Der Name „Salve“ stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Lateinischen und bedeutet „Sei gegrüßt“ und wirklich der Gipfel grüßt freundlich zu uns herunter.

 

Hartkaiser - Hexenwasser

 

 
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Aber bevor wir den finalen Schlussanstieg zum Gipfel in Angriff nehmen, geht es erst noch weitere 4 km abwärts um den Berg herum auf die andere Seite. Die kompletten Downhill-Kilometer vom Hartkaiser herunter sind überwiegend hervorragend zu laufen, es gibt kaum einmal ein steileres Stück wo man so richtig die Bremsen einsetzen muss. An der Erlebniswelt Hexenwasser in Höchsöll (km 39) beenden wir unsere rasante Abfahrt. An über sechzig feucht-fröhlichen Stationen zum Thema Wasser können sich hier Kinder verführen lassen. Der vielfach ausgezeichnete Wasserspielpark lädt dazu ein, die Schönheit und Kraft des Bergwassers mit allen Sinnen zu genießen und den Wert sauberen Wassers wieder erfahrbar zu machen. Der Umstand beschert uns auch einiges an Zuschauerunterstützung. Beim Durchlauf werden wir zuerst von einem Sprecher und dann von vielen Zuschauern begrüßt.

Finale furioso

Am 39er-Schild zeigt meine Uhr 4:22 Std. Laufzeit an, das würde bedeuten dass ich mit einem 12 Minuten-Schnitt auf den Kilometer noch unter 5 Std. das Ziel erreichen könnte. Ein Blick zur Spitze hinauf lässt mich dann aber doch eher daran zweifeln, dass das machbar ist. An Laufen ist bis zur 40er-Markierung nur noch sporadisch für einige Meter zu denken, aber es lässt sich noch auf einem Kiesweg ganz gut marschieren. Damit Schluss ist aber endgültig als ich in die Wiese kurz vor dem Schild einschwenke. Wie bei einem Abfahrtskurs sind links und rechts unserer Strecke Markierungsfähnchen eingesteckt und es geht fast kerzengerade über’s Grün nach oben. Nur noch mühsam kann ich Meter für Meter aufsteigen, das pfeift jetzt so richtig rein und quetscht einem den letzten Rest Energie aus dem Körper. Ich habe momentan überhaupt kein Zeitempfinden mehr, wie schnell ich denn eigentlich unterwegs bin, das Finale furioso hat es knüppeldick in sich.

 

Aufstieg Hohe Salve km 39 - 41

 

 
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Die Piste wird immer rustikaler und beschwerlicher, aber irgendwann meine ich, müsste langsam doch das 41er erscheinen. Nach Durchqueren eines kleinen Wäldchens kann ich das Schild ausmachen, meine Enttäuschung ist allerdings doch riesen groß. Man hat hier noch eine 40,5 km-Markierung dazwischen geschoben, der Raumgewinn ist also doch beträchtlich geringer als ich dachte. Hilft mir natürlich jetzt auch nicht weiter, irgendwie muss es ja weiter gehen. Nach einer Kuppe gibt es dafür wieder einen Versorgungsstand. Energy Shot und Cola müssen bei mir wieder für etwas Auftrieb sorgen. Und es geht jetzt auch glücklicherweise wieder etwas leichter weiter, weil wir die Wiese überwunden haben und auf einem ausgetrampelten schattigen Pfad diagonal über den Hang geleitet werden. Mittendrin steht auch die ersehnte 41er-Markierung. Puhh, der Gipfel muss wirklich beinhart erarbeitet werden. 

 

Hohe Salve km 41 - Ziel

 

 
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Die nächste Kuppe bringt uns wieder ins grelle Sonnenlicht und auf richtige Wege zurück. 41,5 km sind durch und beim Blick entlang der Liftanlage hinauf sind schon schemenhaft die Gipfelaufbauten zu erahnen. Auf den letzten 200 Metern geht’s noch einmal durch eine Wiese, angetrieben von einer Trommlergruppe und vielen Zuschauern die sich dieses Schlussspektakel nicht entgehen lassen. Ja, ich würde hier auch gerne mal sitzen und zuschauen wie denn die Spitzenläufer wie z.B. Jonathan Wyatt diesen Abschnitt bewältigen. Für mich und die Leistungsklasse unmittelbar vor und hinter mir ist das wieder nur im Schneckentempo zu absolvieren. Nach über einer Stunde für die letzten 3 km bin ich glücklich im Ziel, wo mir nach Medaille und Wärmefolie auch gleich ein Becher Erdinger überreicht wird. Das nenne ich doch einen Service. Jan wartet auch schon, wie immer hat er mir beim runter brettern einige Minuten abgenommen. Mario folgt 10 Minuten später, allesamt dachten wir ernsthaft daran die 5 Stunden-Grenze zu knacken, aber letztendlich waren wir dann doch weit weg. Eine Stunde, +/- 10 Min. je Leistungsniveau darf man schon in etwas ab km 39 einplanen. Im hinteren Bereich bekommen wir noch ein sehr schönes Finishershirt ausgehändigt und reichhaltige Verpflegung.

 

Gipfel Hohe Salve

 

 
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Schlusserkenntnis

Sehr gerne würde ich den Kaisermarathon Söll auch Läufern empfehlen die gerne einmal den Einstieg in die Welt der Bergmarathons wagen möchten ...wenn, ja wenn denn bei km 39 Schluss wäre. Da dies aber nicht der Fall ist, muss ich alles wieder zurücknehmen. Mit dem Schlussanstieg auf die Hohe Salve ist er dann doch wieder etwas nur für die Hartgesottenen. Aber, da gibt es ja noch die schon beschriebene Möglichkeit die Strecke einmal ohne Wettbewerbsdruck auszutesten. Hierbei kann man dies sogar abschnittsweise in zwei oder gar drei Tagen erfolgreich durchziehen und evtl. das „Finale furioso“ auf die Hohe Salve als separate Tagestour einmal ausprobieren.

 
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Sieger Kaisermarathon


Männer
1. Kemboi, Henry KEN  3:12:02
2. Chemungor, Raymond KEN 3:16:03
3. Bett, Daniel KEN 3:16:33

Frauen
1. Staicu, Simona HUN 3:41:17
2. Huser, Andrea SUI 4:02:51
3. Amiet, Tanja SUI 4:04:56

 

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