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14.10.07 - Kaisermarathon / Tour de Tirol

Keiner bezwingt Jonathan Wyatt

Dieses Mal wird meine Teilnahme nicht kurzfristig bestimmt, denn schon zeitig im Sommer kommt die Anfrage von Stefan Heidenberger, der Mann für die Pressearbeit, wer denn von m4y dieses Jahr zur Berichterstattung kommt. Ich sage zu, auch wenn am gleichen Wochenende fast vor meiner Haustüre der München Marathon stattfindet. Für einen Landschafts- und Erlebnislauf fahre ich gerne mal ein paar Kilometer weiter. Mich begleitet noch ein Vereinskollege, der Michael Sailer, der schon ganz gespannt auf die drei Wettkämpfe innerhalb eines Wochenendes ist.

 

Als Taktik ist es nicht verkehrt, den Zehner volle Pulle zu laufen und den Marathon zu genießen und sich die Kraft einzuteilen. Und für den abschließenden Halbmarathon halt ich es wie der Kaiser Franz (Beckenbauer): „Schau `mer mal, was no geht.“ Und: „Dann seng mer’s scho!“

 

Der Standort der Tour de Tirol befindet sich dieses Jahr in Söll am Wilden Kaiser. Keine halbe Autostunde von der Grenze Kufstein/Kiefersfelden entfernt liegt der Ort in einem sonnigen, wind- und nebelgeschützten Talkessel zwischen dem Wildem Kaiser und der Hohen Salve.

 

Söll hat gut 3500 Einwohner, die sich auf viele Streusiedlungen und Weiler aufteilen. Der Ortsmittelpunkt, man nennt sich einfach die „Dörfler“, heißt sinnigerweise „Dorf“. Der wird bestimmt durch die mächtige Barockkirche Peter und Paul, die von 1764 bis 1768 erbaut wurde. Mit rund 500.000 Übernachtungen spielt der Tourismus eine tragende wirtschaftliche Rolle. In der Hauptsaison finden viele Veranstaltungen statt wie etwa das „Z’sammkemma im Dorf“, wo nicht nur die Geschäfte länger offen halten, sondern wo auch für den Gaumen Schmankerl bei Volksmusik bereitgehalten werden. Dass auch für ein Kinderprogramm gesorgt wird und alte Volkskunst und Handwerk gezeigt werden, versteht sich von selbst.

 

 
Empfang Startunterlagen
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Mit dem Michi reise ich ohne Probleme über München an. Über Kufstein-Nord, wo ich die Autobahn verlasse (ein Pickerlkauf rentiert sich nicht), folgen wir den Wegweisern Kitzbühel und Felbertauern. Das Festzelt in Söll sehe ich bereits bei der Anfahrt. Wir können also direkt zur Anmeldung fahren, wo wir die Unterlagen in Sekundenschnelle erhalten. Stefan Heidenberger wünscht uns noch viel Spaß. Ganz praktisch ist es, dass eine Beschäftigte vom Tourismusverband hier vor Ort uns bei der Zimmersuche behilflich ist. Wir quartieren uns bei der Familie Feichter im Dorf für die nächsten zwei Tage ein.

 

Tag 1: Der Alpbachtaler Zehner

 

Um 16.00 Uhr fährt dann der Bus beim Festzelt ab. Das ist sinnvoll, wo müssen die Teilnehmer nicht selbst nach Reith im Alpbachtal anreisen. Den Ort mit fast 3000 Einwohnern erreichen wir nach rund 45 Minuten Fahrzeit. Reith selbst liegt am Eingang zum Alpbachtal, das bei Brixlegg vom Unterinntal abzweigt. Reith schmückt sich mit der Bezeichnung „Europas schönstes Blumendorf“. Ja, ich muss sagen, dass der Ort auch jetzt am Ende der Sommersaison noch schön anzusehen ist. Der Tourismusverband hat für Urlauber Laufstrecken ausgeschildert, von leicht bis schwer. Und die schwarze Laufstrecke führt sogar auf den Reither Kogel als Bergziel. Nach Anmeldung wird der laufende Tourist mit der Bergbahn wieder ins Tal gefahren, zum Nulltarif!

 

Wir legen unsere Bekleidung in der Nähe des Startes ab und erkunden die Strecke. Eine Runde von 2,5 Kilometern dient dem Einlaufen. Der Michi wundert sich über die eigenartige flache Strecke, die für ihn doch einige Höhenmeter hat. „Ja, wir san in Tirol, und da ist es halt nicht so eben wie bei uns im Donaumoos,“ kläre ich ihn auf. Tirolerisch eben ist der Kurs, aber schnell belaufen kann man ihn schon. Die Runde weist einige Wellen auf, besonders zum Wendepunkt und nach der Kirche geht’s bergan. Ja, und auf der zweiten Hälfte der Runde kommt ein kurzes Stück mit Grasbelag und Wurzeln.

 

 
Pfarrkirche in Reith
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Wir stehen kurz vor 18.00 Uhr am Start. Die Favoriten werden noch vorgestellt und interviewt. Die Moderatoren, Stefan Steinacher und Othmar Peer, sind sachkundig und unterhalten die Zuschauer informativ. Mit einem Schuss werden wir auf die Strecke geschickt. Vor der Wende kommt mir bereits der mit ein paar Metern führende Albuin Schwarz entgegen. Weitere schnelle „Gazellen“ folgen, den Michi sehe ich in der zweiten Gruppe. An der Wende steht ein grüner Fussball. „Tirol:08“ sehe ich als Aufschrift. Ein Hinweis auf die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft im nächsten Jahr. Wegen der problematischen Lichtverhältnisse lasse ich dann meine Kamera in der Tasche. Es würde zu lange dauern, einzelne Bilder zu schießen. Und dann ist auch noch die Frage, ob die aufgrund der schnellen Bewegung der Läufer auch noch brauchbar sind.

 

Die erste Runde geht schnell vorbei. Ich vergesse wieder einmal auf die Uhr zu schauen. Knappe zehn Minuten für die 2,5 Kilometer-Runde, so glaube ich, deutet einen Schnitt von unter vier Minuten hin. Gut. In der zweiten Runde kann ich dann gleich einige überholen, da die Fotopausen entfallen. Ich schließe auf einen wohl einheimischen Jugendlichen auf, der zum Ende der zweiten Runde wieder aufgrund des vielen Zuspruches einen Sprint hinlegt. Er kann aber dann das Tempo nicht mehr halten, ich überhole.

 

 
Wendepunkt
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In der dritten Runde kann ich mein Tempo halten. Ich duelliere mich mit einer ganzen Gruppe des Lauftreffs Breitenbach, die mit vielen Sportlern hier angetreten sind. Zu Beginn der vierten Runde werde ich vom Moderator angesagt. Und ich bin gerade noch rechtzeitig, da der führende Jonathan Koilegei sich bereits dem Ziel nähert. Und am Ende der vierten Runde versuche ich nochmals unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer einen Zielsprint hinzulegen, wobei der Michel, bereits wartend, mit einem „Quäl Dich Du Sau“ mich nochmals anspornt. Geschafft. Die erste Aufgabe ist erfüllt. Wir laufen kurz aus, es wird jetzt schnell dunkel. Angebrachte Scheinwerfer beleuchten den Kurs für die noch im Rennen befindenden Sportler. An der Verpflegungsstelle erhalten wir Äpfel, Bananen, Iso, Cola und alkoholfreies Bier. Zum Duschen geht es in die fünf Minuten entfernte Schule. Das Wasser ist mollig warm.

 

Bei der Siegerehrung werden Jonathan Koilegei (29.47 Minuten, neuer Steckenrekord), Ambrose Bitok (30.28) und Jonathan Wyatt (Daniel Kiplimo Bett, 30.39) bei den Herren und Inna Lebedeva (37.24), Patrizia Rausch (37.56) und Zubeyde Tunc (38.55) prämiert.

 

Für meine Zeit (39.37) erhalte ich zwar keinen Preis, aber ich werde damit Elfter in meiner Klasse M45. Der Michi schafft sogar den Sprung aufs Podium als Dritter der Klasse M30 in 33.28 Minuten. Sein Eindruck ist bärenstark. Er gibt mir zu, heuer noch keine so starke 10-Kilometer-Zeit hingelegt zu haben wie heute.

 

400 Teilnehmer, davon 150 Kinder gingen auf die Laufstrecke. Nach der Siegerehrung beginnt die After-Running-Chillout-Party mit den Los Hermanos. Mit dem Bus kehren wir spät nach Söll zurück.

 

Tag 2: Der Kaisermarathon, noch schwerer als 2006?

 

Punkt acht Uhr springe ich aus dem Bett für den Morgenwaschgang, der Michi schnarcht inzwischen noch eine Runde. Unser Frühstückstisch ist reich gedeckt. Ich haue mir den Bauch voll. Was sich mir in den Weg stellt, wird verdrückt. Nicht nur Semmeln und Vollkornbrot, sondern auch Bergkäse, Wurst, Ei und Marmelade wird von mir weggeputzt. Michi hält sich dafür zurück. Er wird schon wissen, was er zum Frühstück darf und was er sein lassen sollte.

 

 
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Gegen 10.00 Uhr spazieren wir mit unserer Wechselbekleidung zum Start, der etwa 300 Meter von unserer Unterkunft direkt vor dem Gemeindeamt Söll bereits eingerichtet ist. Ich kann schon reges Interesse bei Sportlern und Einheimischen feststellen. Wir geben unsere Wechselbekleidung ab, die markiert und sogleich verladen wird. Diese Sachen werden dann zum Ziel auf der Hohen Salve transportiert.

 

Wir laufen uns kurz auf der Laufstrecke ein und sind dann 15 Minuten vor dem Start im Startbereich. Die Minuten zum Start verlaufen flugs. Ein Hubschrauber des ORF kreist Augenblicke vor den Startschuss über Söll. Dann geht’s los. Ich mache noch hier in der Ortsmitte (698 Höhemeter über NN) zwei Bilder und befinde mich dann schon fast am Ende des 183köpfigen Feldes.

 

 
Jonathan Wyatt (1) und Michael Sailer (19) optimistisch eingestellt
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Wir haben gerade Söll verlassen, da sehe ich auf der rechten Seite Kühe, von denen einige hin- und herhüpfen. Eine schaut mich wieder an, worauf ich wieder zum Fotoschuss stehen bleibe. Wir laufen jetzt eine Schleife von rund sieben Kilometer Richtung Wörgl. Es ist ein munteres Auf und Ab. Nach Kilometer 2 kommt bereits eine erste längere Steigung von rund 70 Höhenmeter. Eigentlich nichts im Vergleich zu den rund 2000 Höhenmetern, die uns versprochen wurden. Kilometer 5, nach einem Stück Trailweg erhalten wir erste Verpflegung in Form von Wasser und Mineral beim Alpenschlössl (770 Meter). Ein Naturweg führt uns über Dorfbichl nach Söll zurück. Erneute Verpflegung. In der Ortsmitte ist der Teufel los. In mehreren Reihen stehen die Zuschauer an der Strecke.

 

 
Wir verlassen Söll
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Am Panoramabad vorbei laufen wir die nächsten Kilometer im Tal des Stampfangerbaches (Kilometer 9). Das Tal ist eng und auch zuweilen von Felsen begrenzt. Rechts oberhalb ist Unterhauning zu erkennen. Wir bekommen wieder mehr Sicht und biegen rechts ab. Die Weissache ist jetzt unsere Begleiterin auf den nächsten Kilometern. Auf befestigten und geteerten Feldwegen kann so richtig Tempo gemacht werden. Ich schaue auf die Uhr und errechne einen Durchschnitt von 5 Minuten pro Kilometer.

 

Nach 70 Minuten durchlaufe ich ein modernes Tor in Scheffau (Kilometer 14). Diese Gemeinde hat knapp 1400 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Tourismus (2000 Gästebetten). Urkundlich wurde die Ansiedelung 1158 als „Skefenouwen“, also als schiefe Au erwähnt. In der Ortsmitte an der Pfarrkirche finden wir wieder einen gut ausgestatteten Verpflegungspunkt.

 

 
Scheffau am Wilden Kaiser
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Wir verlassen Scheffau und laufen in ein Tal. Ein Wegweiser zeigt einen Klettersteig an. Es geht bergauf, zwar noch laufbar, aber wieder zahlreiche Höhenmeter. Wir biegen vom breiten Wanderweg ab, es wird wieder trailartig. Dann Treppen, vor mir gehen erste Sportler, ich auch.

 

Weiter auf Radwegen erreichen wir Auwald und den Golfplatz Ellmau. Bei Kilometer 20 sind wir in der Ortsmitte Ellmau, das war im letzten Jahr der Standort der Tour. Ellmau hat gut 2500 Einwohner. Die Geschichte dieses Ortes geht weit zurück, so wurde der Ort in einer Urkunde des Klosters Herrenchiemsee im Jahr 1155 als „Elmouwe“ genannt. Wir laufen an der Kirche St. Michael vorbei, die seit mindestens 1436 besteht.

 

Leicht bergauf erreichen wir die Halbzeit bei der Talstation der Standseilbahn auf den Hartkaiser. Es wird auch eine Zwischenzeit genommen und gut verpflegt. Mittlerweile komme ich ins Reden mit Franz Wagner aus Westendorf, gleich um die Ecke. Auch er liebt Erlebnis- und Landschaftsläufe wie diesen heute.

 

Es folgt jetzt ein Anstieg hoch zum Hartkaiser, sechs harte Kilometer. Am Anfang belaufe ich noch den Forstweg, doch dann biegen wir auf einen Wanderweg ein, mitunter auch mit Stufen. Erste Läufer fallen in den Wanderschritt, ich auch. Später geht es auf einer Skiabfahrt steil bergan. Mit fällt mittlerweile auf, dass unsere Strecke mit stationären Wegweisern ausgeschildert ist. Die haben sich richtig Mühe gemacht, denn die Hinweisschilder zeigen auch die zurückgelegte Distanz an.

 

 
Die Bahn kommt
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Es wird etwas weniger steil. Wir laufen unter den Schienen der Standseilbahn hindurch, ich kann dann eine Bergbahn mit meiner Kamera abschießen. An der Rübezahlalm (Kilometer 23,6) finden wir wieder eine Tank- und Futterstelle vor. Ich greife mir ein Gel. Lustige Holzfiguren, mitunter auch an Rübezahl erinnernd, lockern unseren weiteren Anstieg auf.

 

Bei der Jägerhütte klettern zwei Buben in ein Baumhaus und sind etwas schüchtern, als ich sie anspreche. Nach gut 2,5 Stunden Laufzeit erreiche ich schließlich den ersten Höhepunkt, das Panoramarestaurant am Bergkaiser (Kilometer 26,7; 1555 m). Franz läuft wieder auf, da ich wieder fotografiere.

 

 
Daniela Zahner
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Unser weiterer Weg wird jetzt flacher, dann kommen Gefälle und wieder Anstiege, aber alles ist zu belaufen. Wir überholen Daniela Zahner, die Schweizerin. Sie ist seit einem Autounfall auf Gehhilfen angewiesen und unwahrscheinlich zäh. So hat sie bereits zahlreiche 4000er in den Alpen bestiegen. Unter www.danielazahner.com findet Ihr erste Eindrücke von ihr, die auch sehr viele gemeinnützige Taten vollbringt. Heute hat sie der Veranstalter zwei Stunden früher losgeschickt, damit sie auch innerhalb des Zeitkorridors ins Ziel kommen kann. Franz und ich feuern die Daniela an.

 

Auf breiten Wanderwegen läuft es mittlerweile bei Franz und mir rund. Wir tauschen uns aus, reden über Gott und die Welt und was jeder beruflich macht. Die Kilometer jenseits der 30 rauschen nur so dahin. Tanzbodenalm, Eibergalm, Holzalm, Filzalmsee (Kilometer 35), die Strecke wird jetzt fallend. Wir zählen schon die Kilometer, die noch vor uns liegen, wohl wissend, dass es am Ende sauschwer werden wird. Aber jetzt haben wir noch Flügel.

 

Hexenwasser (Kilometer 38,6; 1150 m). Wir greifen zu, jetzt folgen noch unheimlich schwere Kilometer. Hier auf dem Hexenwasser finden sich allerlei Sehenswürdigkeiten. So kann man auf Österreichs längstem Barfußpfad entlang schlendern, das eine Moor- oder andere Steinölbad erleben. Auf der Stöcklalm wird noch Brot gebacken und gekast und auf der Koller-Alm Schnaps gebrannt. Das kann man alles beobachten. Für Kinder sind die zahlreichen Wasserspiele, Wasserrinnen und Staubecken natürlich interessant.

 

Unser Kurs lässt sich gerade noch bis Kilometer 40 belaufen, dann geht es auf der Graspiste nach oben. Gehen, schnaufen und schwitzen ist angesagt. „Gemma, gemma,“ werden wir von der oben verlaufenden Seilbahn motiviert. Ich trau mich gar nicht umschauen, so steil geht es bergan. Es fehlt nicht viel, dann könnte man auf allen Vieren sich vorwärts bewegen.

 

 
Iris Jaschky freut sich
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Letzte V-Stelle (Kilometer 40,8). Ich greife mir noch mal Cola. Franz läuft mir jetzt davon. Es geht mitunter über Steine und über Stufen hinweg. Aufgrund des teilweise feuchten Untergrundes kündigt sich ein Muskelkrampf an, den ich gerade noch vermeiden kann. Meine Muskulatur ist total blau. Ich sehe vor mir zwei Schweizer, die am Nordic Walking Festival teilnehmen. Ich kann sie langsam einholen. Die Moderatoren Stefan und Othmar höre ich schon eine geraume Weile. Dann sehe ich den Zielbogen. Es geht nochmals durch die Graspiste. Vor mir der Engländer Chris Hogg, er kämpft mit Muskelkrämpfen und wird von Angehörigen weitergetrieben. Ich kann ihn noch überholen.

 

Der Michi wartet, eine große Silbermedaille hat er um den Hals. Was er spricht, nehme ich nicht mehr auf, nur mehr unter dem Zielbogen will ich durch. Irgendjemand gratuliert mir, ich weiß nicht mehr, wer es ist. Tunnelblick. Medaille umgehängt. Feierabend. Für heute.

 

Aber dann werde ich wieder lebendig, als mir einer der Organisatoren ein richtiges Bier bringt. So, des war jetzt richtig zach, so spricht nicht nur der Franz, der eigentlich mit mir einlaufen wollte. Aber, nachdem er noch so stark drauf war, war es richtig, einen Kilometer vor dem Ziel noch mal anzuziehen.

 

Im Zielbereich erhalten wir wieder reichliche Verpflegung. Neben dem bisherigen Spezialitäten erhalten wir auch Red Bull, Apfelschorle und alkoholfreies Bier. Bestimmt habe ich da noch was vergessen. Wir genießen die Sonne auf der Hohen Salve (1828 m). Ich schaue in das Salvenkirchlein, das ist Österreichs höchst gelegene Wallfahrtskirche.

 

Die Rückfahrt geschieht mit der Bergbahn bis nach Söll. Dort kann dann im fünf Minuten entfernten Panoramabad geduscht und massiert werden.

 

 
Die schnellsten Marathonmänner
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Am Abend besuchen wir die Siegerehrung im Festezelt. Ja, und diese bringt keine Überraschung, denn es gewinnt Jonathan Wyatt (3.03.40 Stunden) mit deutlichem Vorsprung vor dem zum Schluss stärker werdenden Albuin Schwarz (3.21.09) und Daniel Kiplimo Bett (3.21.41). Der Keniner war am Ende total platt.

 

Bei den Frauen siegt wie im Vorjahr Patrizia Rausch (4.04.01) vor Monika Feuersinger (4.08.36) und Michaela Habring (4.18.46).

 

Mit meiner Zeit von 4.30.34 Stunden bin ich als Neunter in meiner Klasse geführt. Ein Läufer berichtet mir, dass die Strecke auf seinem GP 2100 aufaddierte Höhenmeter hat. Der Michi hat heute wieder die Sau rausgelassen. Er finisht in 3.35.23 als Zehntbester. Seine Taktik, am Anfang etwas Disziplin im Tempo zu zeigen und dann am Berg Dampf zu machen, ging voll auf.

 

Ja, und das Ergebnis des Fussball-Freundschaftsspieles Österreich gegen Schweiz wird totgeschwiegen. Einer sagt am Tisch, die Schweizer sind nicht gekommen, daher die Wertung 3 : 0 für Österreich. Michi trinkt gerade und spuckt dann das Mineralwasser vor lauter Lachen aus. Tatsächlich haben aber die Schweizer 3 : 1 gewonnen und jetzt wird wohl für Nationaltrainer Josef Hickersberger die Luft dünn werden.

 

Tag 3: Der Kaiserwinkl Halbmarathon – gibt es noch Verschiebungen im Gesamtfeld?

 

Ich schlafe mehr schlecht als recht und erschrecke, als ich am Morgen aufstehe. Ich glaube, neben mir schläft eine Oma mit Schlafhaube. Es ist Michi, den ich sogleich fotografiere. Das Frühstück ist genauso umfangreich wie Tags zuvor. Wir räumen dann unser Zimmer, vertreten uns noch die Beine, bevor wir uns ins Auto setzen und an den Walchsee im Kaiserwinkl fahren.

 

Diese Gegend besteht aus den Gemeinden Kössen, Schwendt und Walchsee, wobei in letzterer Ortschaft am gleichnamigen See als letzte Aufgabe der Halbmarathon stattfindet. Der Ort hat gut 2000 Einwohner und liegt nordöstlich von Kufstein an den Abhängen des Zahmen Kaisers. Hier ist mit der Schwemm Nordtirols größte erhaltene Moorlandschaft.

 

 
Jonathan Wyatt und Thomas Heigl
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Für den anschließenden Halbmarathon sind vier Runden um den Walchsee vorgesehen. Durch die Zurücklegung des Startes und das Vorziehen des Zieles in Richtung Tenniszentrum entfällt der kleine Umweg auf der letzten Runde wie im Vorjahr. Feuerwehrleute sperren die Bundesstraße zur Hälfte. Ich wähle die Taktik wie 2006. Erste Runde im gemäßigten Tempo, dann will ich die Geschwindigkeit behutsam erhöhen.

 

Punkt 13.00 Uhr - der Start bei herrlichen Sonnenschein. Der erste Kilometer führt uns in den Ort, wobei das Hotel Schick mit einem Blumenschmuck sonders gleichen auffällt. Der Kurs wechselt schließlich von der Straße zum Uferweg, wo uns schon zahlreiche Zuschauer beobachten. Schließlich laufen wir durch die Schwemm teilweise auf Feldwegen. Etwa nach 2,5 Kilometer finden wir eine Verpflegungsstelle, da bleibe ich stehen und fotografiere. Ich ernte ein Kopfschütteln bei einer Zuschauerin und vernehme: “Der hat noch Zeit zum Fotografieren!“ Durch Oed hindurch mit leichter Steigung und anschließendem Gefälle beende ich Runde eins mit einigen weiteren Fotostopps. Knappe 4.30 Minuten pro Kilometer höre ich einen Gegner murmeln.

 

 
Vor dem Hotel Schick
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Runde Zwei. Ich laufe mittlerweile wieder auf Franz Wagner auf, komme kurzerhand ins Reden mit ihm und verabschiede mich dann nach vorne. Was er gestern an Pulver zum Ende hin hatte, das verspüre ich jetzt und heute. Eine Läuferin rennt mit Camelbag. Einen Sinn dafür sehe ich nicht. Es gibt ja genug Trinkstellen. Aufheiternd wirken auf mich die Holländer, die mich mit „Anton aus Tirol“ anfeuern. Und das jede Runde.

 

Ein wenig zäh wird es in Runde drei. Aber als ich zum Ende dieser Runde die Führenden von hinten höre, kann ich es laufen lassen. Aber leider nicht vermeiden, dass Jonathan Wyatt und Daniel Kiplimo Bett an mir vorbeisausen. „Go, go,“ schreie ich denen hinterher. Etwas Tohuwabohu herrscht dann für Sekunden am Durchlauf, da das Motorrad unseren Weg fast versperrt.

 

 
Jetzt ist die Tour geschafft!
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In der letzten Runde kann ich noch wenige Gegner überholen und bin dann überglücklich, als ich nach 1.31.08 Stunden unter dem Zielbanner durchlaufe. Damit kann ich die Vorjahreszeit hier um über zwei Minuten verbessern.

 

Über die Verpflegung will ich nichts mehr berichten, denn da gibt es weiterhin nichts auszusetzen. Lediglich die Dusche mit frischen Temperaturen ist fast gewöhnungsbedürftig.

 

Bei den Männern gewinnt in neuem Streckenrekord Jonathan Wyatt (1.08.04 Stunden) vor Daniel Kiplimo Bett (1.08.07) und Ambrose Bitok (1.09.50) und beim gar nicht so schwachen Geschlecht Inna Lebedeva (1.20.32) vor Patrizia Rausch (1.25.41) und Tania Harpes (1.29.32).

 

Ja, auch der Michi hat heute wieder zugeschlagen. Er ist überglücklich, dass er als Siebter insgesamt und das Dritter seiner Klasse nach 1.14.02 Stunden einläuft.

 

 
 
Die besten Männer der Tour
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In der Gesamtwertung gibt es keine Überraschung, denn der Riesenvorsprung ist Jonathan Wyatt nicht zu nehmen. Er siegt in 4.42.34 Stunden vor Daniel Kiplimo Bett (5.00.28) und Albuin Schwarz (5.05.43). Bei den Frauen gewinnt wie im Vorjahr Patrizia Rausch (6.07.38) vor Katharina Rossi (6.30.57) und Maria Strasser (6.33.22). Ich belege in meiner Klasse den sechsten Rang in 6.41.19 Stunden. Michi wird Gesamtachter in 5.22.54 Stunden. Nur um wenige „Augenblicke“ rennt er am Klassenplatz drei vorbei.

 

 
 
Die besten Frauen auf der Tour
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Teilnehmer:
Zehner 400 (davon 150 Kinder); Marathon 183; Halbmarathon 400; Gesamtwertung 92 Finisher. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2006.

Streckenbeschreibung:
Prolog welliger Vierrundenkurs in Reith. Kaisermarathon von Söll über Ellmau auf den Hartkaiser zum Ziel auf der Hohen Salve mit über 2000 Höhenmeter. Halbmarathon über vier flache Runden am Walchsee. Alle Kilometer beschildert.

Wettbewerbe:
Tour kann als Einzelläufer oder als Staffel gelaufen werden. Einzelne Wettkämpfe auch möglich. Beim Prolog Kinderläufe. Beim Marathon zusätzlich Nordic Walking vom Hexenwasser nach Ellmau.

Zeitnahme:
Chip auf der Startnummer.

Auszeichnung:
Geldpreise für die Besten, Medaillen für die drei Klassenbesten. Reichhaltige Startergeschenke (funktionelles T-Shirt, Laufsocken, funktionelles Cap). Beim Marathon für alle Medaillen.

Drumherum:
Übernachtungen können bei der Einschreibung gebucht werden. Jeder Lauf wird mit einer Siegerparty bei Livemusik beendet. Massagemöglichkeit. Gepäckbewachung. Rücktransport von der Hohen Salve mit der Bergbahn. Transport mit Bussen nach Reith und zum Walchsee.

Verpflegung:
Reichhaltig Verpflegungsstellen mit Wasser, Tee, Iso, Bananen, Äpfel, Riegel, Orangen, Cola, Bier, Red Bull. Diese Aufzählung ist wahrscheinlich nicht vollständig.

Zuschauer:
Auf der ganzen Strecke waren Zuschauer vorhanden. Besonders viele in den größeren Orten.


Fazit:
Eine schöne Veranstaltung für den Naturliebhaber und Landschaftsläufer. Mir persönlich ist die Tour heuer noch leichter gefallen als im Vorjahr. Eine weitere Steigerung der Teilnehmerzahlen, gerade in der Gesamtwertung, wird angestrebt und ist auch realistisch.

 

Informationen: Kaisermarathon / Tour de Tirol
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