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05.10.14 - Kaisermarathon / Tour de Tirol

Was will man mehr?

3. Tag: Pölven Trail

 

Nach unruhiger Nacht steckt mir, wie erwartet, die Müdigkeit noch in den Knochen. Sogar ein DNF ist anstrengend.  Vor allem, wenn es einem kurz vor dem Ziel erwischt. Wir machen uns etwas früher auf den Weg zum Start. Für den Trail sind Schuhe mit mindestens 3 mm Profiltiefe vorgeschrieben. Außerdem müssen mitgeführte Gels und Flaschen mit der Startnummer versehen sein. Beides wird vor dem Betreten des Startblocks kontrolliert. Die Schlange ist noch kurz. Wir zeigen Schuhe und Equipment und dürfen hinein. Bei anderen geht es nicht so schnell. Das mit den beschrifteten Riegeln war wohl von einigen übersehen worden.

 
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Der Start verzögert sich etwas. Ein Läufer hat ungeeignete Schuhe und bekommt von einem der Helfer andere. Dann wird es noch einmal emotional: Der letzte Countdown des Wochenendes wird herunter gezählt und dann geht es los. Es gilt einmal um den Pölven, einem Wald- und Schrofenbuckel zwischen Hoher Salve und Wildem Kaiser, herum zu laufen. Auf 23 Kilometer werden es 1250 Höhenmeter sein. Der Lauf ist neu und ersetzt den Halbmarathon, der bisher am dritten Tag ausgetragen wurde.

Diesmal biegen wir kurz nach dem Start beim Gasthof Greil rechts ab vorbei am Landhaus Strasser und den Berg hinauf. Es geht rechts auf den Sunnseitweg, den wir schon vom Söller Zehner kennen. Das Feld ist dicht beieinander. Wo vorgestern die Verpflegungsstelle war, geht es nun in den Wald und weiter bergauf. Dank der breiteren Straße kann jeder sein Tempo finden. Je höher wir kommen, desto dichter wird der Nebel. Nun wird es trailig und steil, jedoch immer noch gut zu laufen. Sogar überholen wäre möglich, will aber keiner.

 
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Vorne scheint es Probleme zu geben. Ein Bachbett muss durchquert werden. Nacheinander balancieren die Läufer über die nassen Steine. Es kommt zum Stau. Also Puls runterkommen lassen und die Landschaft genießen. Irgendwann bin ich dann dran. Auf der anderen Seite geht es steil nach oben. Es folgt ein enges, aber leicht zu laufendes Stück, bis es dann doch steiler bergab wird. Wir laufen zügig, aber immer noch einer nach dem anderen. Glücklicherweise bewege ich mich genau in meinem Tempo und fühle mich wohl.

Der Wald öffnet sich. Der schmale Weg führt abgesperrt zwischen Kuhweiden hindurch, dann steil eine matschige Wiese hinunter. Kurz hat sich die Sonne gezeigt, nun sind wir schon wieder im Nebel. Hier kann ich ein paar Läufer überholen, bevor es wieder eng wird. Schmal führt der Trail an der Bergflanke entlang auf und ab. Als der Weg sich in Serpentinen den Berg hinaufzieht, kann man die lange Schlange der Läufer zwischen den Bäumen erkennen. Oben befindet sich die erste Zeitmessung.

Ein Helfer passt auf, dass wir nicht versehentlich auf dem breiten Weg weiter laufen. Unser Trail führt nämlich eine Böschung hinauf. Ein Schild warnt uns: „Noch 19 Kilometer, Franzleibl - jetzt wird es steil“. Und steil wird es tatsächlich. Wir müssen eine baumlose Schneise hinauf. Bereits von unten kann man die Läuferschlange beobachten. Laufen tut hier aber keiner mehr. Mit Blick auf die Füße wird hinaufgestiegen.

Glücklich oben angekommen, fällt das Anlaufen zunächst schwer. Wieder stehen Helfer im Wald. Wir sollen aufpassen, denn jetzt geht es eng und steil bergab. Der Hias Ortner Steig liegt vor uns. Hach, das macht Spaß! Laufen, springen, ein bisschen steigen. So geht es tendenziell bergab. Der Trail erreicht einen Forstweg. Es geht nun ein moderates Gefälle bergab. Man kann es laufen lassen. Es wird flacher. Der Nebel hängt noch zäh in den Bäumen. Ich höre Musik, ein einsamer Akkordeonspieler unterhält die Läufer. Bravo!

Es geht nun wieder bergauf. Auf dem breiten Forstweg kann ich Luft holen, bevor es wieder auf den Trail geht. Schon von weitem kann man den Wasserfall von Bad Häring hören. Über Brücken steigen wir direkt am Wasser nach oben. Ich treffe Rafael aus Brasilien. Er kommt auf seiner Europatour gerade vom Münchner Oktoberfest und will weiter nach Wien und Budapest. Wir freuen uns gemeinsam über den schönen Lauf, wobei er meint, das Wetter sei für einen Brasilianer zu kalt. Als ich berichte, dass es in den Vorjahren auch schon Schnee gegeben hat, ist er ganz schön erschrocken.
Es kommen Häuser in Sicht. Hier ist eine von drei Verpflegungsstellen. Es gibt das volle Programm, inklusive Cola und Red Bull. Ein Helfer verspricht uns Sonne.

Es geht gleich wieder auf den Trail und dann eine Kuhweide hinunter. Bevor wir Bad Häring erreichen, geht es nach links auf den Weg zum Steinbruch. Die Warnhinweise gelten für uns heute nicht. Der Besitzer des Steinbruchs konnte als Sponsor gewonnen werden. Daher hat er heute das Gelände für Läufer und Besucher geöffnet.

 
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Wir laufen einen Schotterweg hinauf. Dann geht es auf die Straße und über eine großen Viadukt. Beim Blick ins Tal erkennen wir, dass die Sonne den Nebel schon fast aufgelöst hat. Wir laufen zwar noch im Schatten, was sich aber demnächst ändern wird. Ein paar Zuschauer feuern uns an. Im Steinbruch wurde unser Empfang liebevoll vorbereitet. Zwei Muldenkipper bilden ein Spalier, dazwischen hängt ein Willkommenes-Banner. Eigens für die Läufer wurde eine Rampe aufgeschüttet, den „SPZ-Steig - steinig aber schön“. Von hier aus sind es noch 10 Kilometer bis zum Ziel. An den Biertischen sitzen eine Menge Schaulustiger und klatschen während eine Kapelle musiziert. Die Atmosphäre ist ausgelassen und das steckt auch uns an. Vergnügt lassen wir uns die Verpflegung schmecken.

Jetzt geht es noch ein Stück auf Schotter, dann hat uns der Trail wieder. Laut Streckenplan geht es nun mehrere Kilometer bergauf. Wald, Weide und wieder Wald. Der Streckenplan hat nicht zu viel versprochen. Zwischendurch kommen wir einmal kurz auf einen Weg, aber die meiste Zeit geht es auf einem wunderbar abwechslungsreichen Trail bergan. Mit der Zeit werden nun die Beine schwer. Wir sind mittlerweile eine kleine Gruppe, die sich mit Jammern und Scherzen bei Laune hält. Sind wir endlich oben? Nein, da vorne geht es wieder bergauf. Mehrere Male glauben wir den Gipfel erreicht zu haben. Dann aber kommt eine Kurve und es geht immer noch weiter steil nach oben.

 
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Am weithin sichtbaren Gipfelkreuz ist endlich der höchste Punkt der Strecke erreicht. Das Schild am Juffinger Jöchl (1186 hm) verspricht „jetzt geht’s bergab“. Und so ist es auch. Ich bin begeistert. Nur ein längeres matschiges Stück ist nicht so meins. Gerade war mein Fuß wieder getrocknet. Aber den Mann an der Zeitmessung scheinen die schlammigen Läufer zu begeistern.

Genauso abwechslungsreich wie es hinauf ging, geht es nun wieder hinunter. Der Untergrund wechselt ständig. Manchmal muss man ganz schön die Füße heben, um nicht über Wurzeln und Steine zu stolpern, meist ist der Weg aber einfach nur toll zu laufen. Mittlerweile ist es Mittag und die Sonne brennt vom Himmel. An der Lengaukapelle stehen Helfer, damit man den Abzweig nicht verpasst. Die ersten Häuser kommen in Sicht. Es gibt tatsächlich noch Schaulustige. Hier kam gestern auch der Marathon vorbei. An der VP gibt es bereits Erdinger. Nanu, das können doch keine 3 Kilometer mehr sein bis zum Ziel?

Oh, es geht nochmal bergauf. Wir laufen unterhalb des Waldes entlang. In der Kurve wird wieder gejubelt. Jetzt ist das Ziel in Sicht. Ich gebe ein letztes Mal Gas. 3:45, ich bin zufrieden, das ist ein ordentliches Ergebnis. Die Zielverpflegung ist wieder vom Feinsten.

Zur Siegerehrung sind die meisten wieder dabei. Den Traillauf hat der österreichische Berglaufmeister Stefan Paternoster mit über 5 Minuten Vorsprung vor  dem Gesamtführenden Robie Simpson gewonnen. Gerd Frick aus Südtirol ist nur knapp dahinter. Katharina Zipser macht den österreichischen Doppelsieg perfekt. Die Gesamtsiegerin Timea Merenyi wird Zweite und Kathrin Götz aus der Schweiz Dritte.

Mit dieser Leistung ist dem Briten Simpson der Tour Sieg nicht zu nehmen. Am Ende hat er bezogen auf alle Rennen 7 Minuten Vorsprung vor Gerd Frick. Dritter wird Ralf Birchmeier. Auch der Sieg der Ungarin Tímea Merényi ist keine Überraschung. Simona Staicu, die zweite Ungarin, freut sich über den zweiten Platz und Tanja Amiet aus der Schweiz wird Dritte.

 

Fazit:


Die Tour de Tirol ist etwas ganz Besonderes. Vor grandioser Kulisse wird Leistungssport auf höchstem Niveau geboten. Spezialisten können sich hier auf ihren Lieblingsstrecken austoben, aber auch der Normal-Marathoni kommt auf seine Kosten. Die Stimmung an Start und Ziel ist erstklassig, was auch an der souveränen Moderation, der ausgesuchten Musik samt der guten Akustik liegt.

Die Verpflegung lässt keine Wünsche offen, außerdem gibt es nach jedem Lauf noch ein hochwertiges Finishergeschenk. Die Strecken sind anspruchsvoll und mit der Kombination verschiedener Disziplinen äußerst reizvoll. In diesem Jahr kam noch das fantastische Wetter dazu. Was will man mehr?

 

Weitere Bilder gibt es auf
Marathon4you.de

 

 

Ergebnisse

 

Söller Zehner
Männer:

1. Robbie Simpson (GBR), 0:34:05,5
2. Adam Kovacs (HUN), 0:34:10,4
3. Gerd Frick (ITA), 0:34:13,2
Frauen:
1. Tímea Merényi (HUN), Salomon Hungary, 0:38:45,4
2. Simona Staicu (HUN), TEAM SCOTT International, 0:39:45,4
3. Kathrin Götz (SUI), SCOTT, 0:40:57,0

Ergebnisse Kaisermarathon
Männer:

1. Robbie Simpson (GBR), 3:11:38,4
2. Gerd Frick (ITA), 3:18:12,2
3. Ralf Birchmeier (SUI), 3:18:47,0
Frauen:
1. Tímea Merényi (HUN), 3:47:54,5
2. Simona Staicu (HUN), 3:54:16,2
3. Tanja Amiet, (SUI3:56:26,9

Ergebnisse Pölven Trail
Männer:

1. Stefan Paternoster (AUT), 1:42:18,2
2. Robbie Simpson (GBR), 1:47:31,3
3. Gerd Frick (ITA), 1:47:45,6
Frauen:
1. Katharina Zipser (AUT), 2:06:53,9
2. Tímea Merényi (HUN), 2:12:38,0
3. Kathrin Götz (SUI), 2:14:15,5

Ergebnisse Tour de Tirol 2014
Männer:

1.Robbie Simpson (GBR), 5:33:15,3
2. Gerd Frick (ITA), 5:40:11,2
3. Ralf Birchmeier (SUI), 5:52:20,3
Frauen:
1. Tímea Merényi (HUN), 6:39:18,0
2. Simona Staicu (HUN), 6:54:47,3
3. Tanja Amiet (SUI), 7:00:16,5

 

 

Informationen: Kaisermarathon / Tour de Tirol
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