Nach einem Jahr Pause feiert der Schwarzenbek Marathon am 16.05.2010 Wiederauferstehung. 2009 hatte es erhebliche Probleme bei der Helferrekrutierung der damals viel zahlreicheren Laufstrecken gegeben, die sich nur hätten lösen lassen, wenn man den traditionsreichen Sachsenwaldlauf, aus dem der Schwarzenbek Marathon hervorgegangen war, programmmäßig „abgespeckt“ hätte. Da sich dafür jedoch damals keine Mehrheit fand, fiel er eben ganz aus.
Nun ist der Marathon wieder da und mit ihm der Halbmarathon und ein 10-km-Lauf.
Frühmorgens um 7.30 Uhr hole ich meine Laufkollegin Christine zu Hause ab, und wir fahren gemeinsam nach Schwarzenbek. Zurück werde ich alleine fahren müssen, da ihr Mann sie im Ziel abholen und zu einem Familienbesuch mitnehmen wird.
Wir kommen gut durch und erreichen das Stadion in Schwarzenbek gegen Viertel nach acht.
Vor Ort treffen wir die üblichen Verdächtigen, darunter viele aktuelle und Ex-Mitglieder des 100 Marathon Clubs, dessen 1. Vorsitzender der Veranstalter Peter Genz seit Mitte Februar 2010 ist.
Peter sieht ziemlich mitgenommen aus: Während der letzten beiden Tage hatten unbekannte Vandalen immer wieder einzelne Kilometerschilder entfernt und abseits in den Wald geworfen. So musste er – zusätzlich zu seinen zahlreichen sonstigen Aufgaben – auch noch immer wieder nach den Schildern sehen und sie neu aufstellen.
Das Teilnehmerfeld des Marathons ist überschaubar. 52 Voranmelder hatte ich am Vorabend im Internet gefunden. Hinzu kommen einige Nachmelder, so dass alles in allem 60-65 LäuferInnen an der Startlinie im Stadion stehen.
Peter schickt uns pünktlich auf die Reise, und nach 200 Metern hat uns der Sachsenwald verschlungen.
Unser Quartett, bestehend aus Christine Schroeder, Peter Wieneke, Manfred Noel und mir, findet sich sehr schnell am Ende des Teilnehmerfeldes wieder. Lediglich Walkerin Rita Brähmer, die bei ihrem 19. Marathon in 5:39:40 h eine neue PB aufstellen wird, ist noch hinter uns. Nach einer Viertelstunde haben wir uns zwar um einen Platz verbessert, aber dafür keine Sichtkontakt mehr zu den neuen Vorderleuten.
Das ficht uns indessen nicht an. Zum einen wollen wir einfach die herrliche Natur dieses sehr gut organisierten Marathons genießen, und zum anderen ist dieser Lauf eh nur eine Zwischenstation für unsere nächsten Saisonziele. Während Peter in drei Wochen beim Stockholm-Marathon seinen 800. Marathon/Ultra feiern will (vor Jahresfrist lief er dort seinen 700.), wollen Christine und ich in zwei Wochen beim „Grand Union Canal Race“ von Birmingham nach London starten. Dieses längste und schwerste jährliche britische Rennen ist mit seinen knapp 240 km Trail und 45 Stunden Zeitlimit absolut selektiv. Christine hat es dennoch 2009 noch während ihres ersten Ultramarathon-Jahres souverän gefinisht und strebt nun nach dem zweiten Erfolg. (Von den bislang 25 erfolgreichen Frauen dieses seit 1993 ausgetragenen Rennens hat nur eine, eine Amerikanerin, mehr als einmal, nämlich viermal, das Ziel in Little Venice in London erreicht.) Für mich soll es nach 1998, 2000, 2008 und 2009 mein fünftes erfolgreiches GUCR werden.
Christine trägt ihre 100MC-Clubjacke, und so frotzeln Peter und ich immer wieder: „Hast du wirklich schon über 100 Marathons?“ (sie hat 156, gelaufen in gut drei Jahren), „toll, dass wir uns einer so erfahrenen Läuferin anvertrauen dürfen“ und ähnlichen Quatsch. Dabei haben wir beide viel mehr Läufe als Christine.
Am ersten VP etwa bei km 4 empfängt uns Live-Musik: Ein Vater mit der Trompete und der Filius auf dem Schlagzeug spielen für uns! Wir freuen uns.
Etwa bei km 5 erreichen wir die Landstraße nach Kollow und laufen nun an Feldern und Viehweiden, u. a. auch an einer Herde Galloways entlang. Am Ortseingang sehen wir auf einem Teich eine Gänsefamilie.
Hier in Kollow biegen wir von der Landstraße nach rechts ab, erreichen wenig später den zweiten, (wie alle anderen auch) hervorragend ausgestatteten Verpflegungspunkt und laufen nun auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg, wenig später dann auch teilweise auf unbefestigten Wald- und Feldwegen, an herrlich duftenden Rapsfeldern entlang.
Mehrfach wechseln wir die Richtung und müssen dabei auch ein längeres, völlig ungeschütztes Wegstück gegen einen steifen Gegenwind anarbeiten.
Auch wenn wir alle drei noch den Kalkminen-Marathon in Daubjerg und Mönsted (DEN) vom Himmelfahrtstag in den beiden spüren, so sind wir uns einig: Heute macht das Laufen ganz einfach Spaß, und es läuft ganz einfach prima!
Das Wetter klart zunehmend auf, die Wolken sind wie weggeblasen, und die Temperatur steigt von anfänglich 9 °C auf angenehme 16 °C. Und die herrliche Landschaft im steten Wechsel zwischen Wiesen, Rapsfeldern und dem Laubwald in seinem frischen Grün lässt einfach nur gute Laune zu.
Wir passieren die VPs 3 und 4 und stellen fest, dass diese auch Cola und Malzbier im Angebot haben. Alle Helfer, vor allem die Kinder, sind eifrig um unser Wohlergehen bemüht.
VP 4 werden wir nach gut 20 Minuten noch einmal als VP 5 erleben, denn dazwischen laufen wir im Wald ein Pendelstück mit einer großen Wendeschleife.
Auf den verbleibenden drei Kilometern bis zum Rundenende steigt die Strecke mehrmals leicht an, was unseren Rhythmus jedoch nicht stört. Nach 2:40:07 h passieren wir die Start-/Ziel-Linie und gehen in die zweite Runde. Diesmal allerdings nur noch als Trio, denn Manfred Noel, der seinen Startplatz am Jahresanfang bei einem Preisrätsel gewann, steigt wie angekündigt aus.
Keine zehn Minuten nach Beginn dieser zweiten Runde haben wir unseren Vordermann – Klaus Lüthje aus Hamburg – im Visier und arbeiten uns ohne Hast langsam heran. Beim Erreichen der Landstraße nach Kollow haben wir ihn erreicht und erklären ihm, dass er heute „vvTTT“ in sein Tagebuch schreiben kann: „versägt von Tines Turtle Team“!
Das mag er scheinbar nicht, und so leisten wir drei und er uns während der nächsten knapp zehn Kilometer ein munteres Katz-und-Maus-Spiel, ehe er schließlich zurückfällt. Am Ende wird er gut 15 Minuten nach uns im Ziel eintreffen.
Wir genießen nochmals die Rapsfelder und die anschließenden Waldabschnitte, verabschieden uns an den Verpflegungspunkten von den netten Helfern und ziehen auf den letzten zwei Kilometern leicht das „Tempo“ an. Dank eines tagesschnellsten Kilometers zum Schluss erreichen wir das Ziel nach 5:19:00 bzw. 5:19:01 h und haben damit eine schnellere zweite Streckenhälfte zu Buche stehen.
Wir vertreiben uns die Zeit am Stand der Zielverpflegung und warten zusammen mit den Helfern auf Klaus Lüthje und Walkerin Rita Brähmer, die nach dem Natursti-Marathon in Silkeborg (DEN) am Himmelfahrtstag gleich zweimal in einer Woche eine neue Marathonbestzeit aufstellt und natürlich aus dem Häuschen ist.
Der Schwarzenbek Marathon ist wieder da, besser denn je! Die neue Strecke ist super-schön und sehr kurzweilig, dabei bestens ausgeschildert. Die fünf Verpflegungspunkte auf der zweimal zu laufenden Runde bieten alles, was man sich als Läufer wünscht, und auch die Duschen im Ziel sind schön warm.
Allein die Teilnehmerzahl ist noch steigerungsfähig…
Marathonsieger
Männer
1 Franz Matthias Rostock 02:55:03
2 Reinke Bernd 03:07:40
3 Zernial Marcus Hamburg 03:09:07
Frauen
1 Jänicke Kathrin TSV Winsen 03:44:49
2 Oestreich Daniela SC Wentorf 03:54:24
3 Brauer Birgitta LG Pumpkerl 04:10:54
50 Finisher