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Nach wenigen Kilometern erreichen wir schon die Barbarossahöhle. Rechts oben sind die Reste der Raubritterburg Falkenburg zu sehen. Nordöstlich befindet sich ein tiefer Karsttrichter, der als Teufelsgrube bezeichnet wird und mit der Barbarossahöhle verbunden ist. Die 800 Meter lange Karsthöhle, die 1865 entdeckt wurde, ist weltweit einzigartig, weil bizarre Gipslappen von der Decke hängen. Faszinierend sind die kristallklaren Seen mit verwirrenden Deckenspiegelungen, die durch eine mineralienbedingte einzigartige Lichtbrechung entstehen. Wir laufen am Eingang des Entdeckungsstollen von 1865 vorbei. Der ist seit über 100 Jahren verschlossen, da ein andere Grundbesitzer Anrecht auf die Eintrittsgelder erhoben hatte.

Vor dem Touristeneingang steht doch der Kaiser höchstpersönlich  an der Lauftstrecke.Nun bin ich aber froh, dass ich meinen  Look von  letzter Woche stark ziviliseirt habe, sonst hätte man mich jetzt verwechselt.

Ab hier wird es happig. Kilometerlanger Anstieg, nicht steil genug zum Gehen. Als ich ddenke, ich bin oben,  geht es hinter der nächsten Kurve weiter aufwärts. Der Kyffhäuser hat es in sich und der Weg hoch zum Fernsehturm  ist quälend steil. Fantastische Ausblicke weit ins Land. Ein wunderbarer Trail. An der Ruine Rothenturm vorbei, das ist wunderbar, das ist schön. Aber bis zum Kyffhäuserdenkmal ist es noch ein harter Kampf. 

Über die eindrucksvollen Steinbrüche der Mittelburg gelangen wir zum steilen Weg, hoch zur Oberburg, von der nur wenige Teile erhalten sind: das Erfurter Tor, der tiefste Burgbrunnern der Welt (176 Meter) und der Bergfried der Oberburg, der noch in Originalhöhe zu sehen ist.

Dann das Denkmal, super Atmosphäre. Auf den Ruinen der Reichsburg, genauer, der Oberburg, in die 10mal die Wartburg passen würde, thronen die gewaltigen Steinblöcke des Denkmals, das zu Ehren des Kaiser Wilhelm I errichtet wurde. Wilhelm über Friedrich, na sowas! Dem Wunsch des Auftraggeber folgend, ist am Turm die Traditionslinie Hohenstaufer-Hohenzollern zu erkennen: „ Der Weißbart auf des Rotbarts Throne.“ So sehen wir im unteren Teil die in Stein gehauene Barbarossafigur. Darüber erhebt sich auf einem Sockel das monumentale Reiterstandbild von Wilhelm I. Den Abschluß bildet eine stilisierte deutsche Kaiserkrone, in die man 247 Stufen hinauf steigen kann. Ich finde diese Art Monumentalismus richtig gut, deswegen laufe ich ja auch hier hoch, klasse!

Marathon-Kontrollpunkt – weil von hier geht es dieselbe Strecke wieder abwärts und niemand soll schummeln. Und rettender Verpflegungspunkt. Endlich gibt es  Haferschleim, wie habe ich den vermisst in Wessi-Deutschland! Ich bin ja Profi und mische den Haferschleim mit köstlichem Köstrizer, hahahaha, mein Frühstück!  Ich will jetzt hier auch nicht weg, habe mich hochgekämpft. Dies ist mein Lohn, ich genieße die Erhabenheit dieses Ortes, quatsche mich fest, um noch mehr von meiner Mischung genießen zu dürfen, brauche ja auch Zeit für Fotos, denn der Leser will ja informiert sein. Die Zeit verrinnt......was soll ich machen ? Ich will nicht!

Doch irgendwann muss ich weiter. Der Weg abwärts ist quälend.  Wunderbar die Passsage durch die Unterburg, uralte Mauern, einfach atemberaubend. Angela („Nam-Nam“) überholt mich, kann mich mitreissen, weckt mich auf. Jetzt läuft´s  endlich.  Beim nächsten VP hänge ich sie sogar wieder ab, das Köstrizer wirkt!

Wunderbare Strecke auch hier auf der Rückseite des Kyffhäusermassives. Weite Blicke ins Land und angenehme Laufstrecke. Wenige Steigungen noch und dann...und dann lege ich los. Ewig lange Passage, wunderbar zu laufen. Ich laufe, laufe und laufe! Herrlich, dieser Teil.  Vergessen ist die Quälerei, ich rechne mir eine Spitzenzeit aus, ja es läuft! Und dann geht es abwärts! Noch 9 Kilometer steht da, es verwirrt mich, dieses Rückwärtszählen der Kilometer, doch ich klinke jetzt die Beine aus und fliege  abwärts, es ist mir alles scheissegal, ich fliege! Keine Rücksicht auf Nix! Gleich kommt das Ziel, und ich brauche keine Reserven, wozu auch?

Schild: Flugplatz. Passt doch! Dann kann ich weiterfliegen. Nee, denkste. Passt nicht, es geht steil aufwärts. Oh Mann! Nach der langen Abwärtstrecke sind die Beine geschockt. Diese Steigung passt einfach nicht. Nix mit Fliegen, das hier ist der Horror! Der Kyffhäuser hat es in sich, wir quälen uns, nein wir krebsen hier hoch, keiner sagt ein Wort, jeder leidet still für sich. Keine Blicke zu den Laufkameraden, es ist verdammt hart! Ewig lang zieht sich die Strecke am Flugplatz. Und als ich denke, ich bin oben, da kommt noch eine Steigung, und noch eine. Eigentlich muss es doch noch mal runter gehen nach Bad Frankenhausen, aber nein, die letzten Kilometer haben es in sich. Die Zielzeit kann ich hacken, dieser Marathon hat es in sich!

Als es schließlich doch abwärts geht, geht nichts mehr. Es ist so steil, daß mir die Oberschenkel jaulen. Noch 3 Kilometer. Kluge Schilder mit super Lebenssprüchen, willkommenes Alibi, um für ein Foto anzuhalten, von Flug keine Rede mehr.

Irgendwann bin ich dann doch unten. Gas geben! Wenn man am Festzelt ist, ist nicht Ende, nein! Quälende Ehrenrunde rund um die holprige Wiese. Zielkanal, welche Gasse nehme ich denn jetzt ? Da sind ja ganz viele!  Egal. Ziel erreicht.

Gute Quälerei, hat prima Spass gemacht! War klasse, ein wunderbarer, großartiger Lauf. Unerwartete  Härte, aber es ist halt so: Der Kyffhäuser hat es in sich!

Am nächsten Tag gehe ich noch in die Barbarossahöhle, der Berg hat´s ja in sich! Doch der Kaiser schläft. Aber irgendwo in den bizarren Spiegelungen der kristallklaren Seen meine ich etwas zu erkennen.....

Marathonsieger

Männer

1. René Strosny, Bautzener LV  2:47:51,6 
2. Patrick Ratzka, SV Turbine Hohenwarthe 2:53:00,6
3. Benjamin Sperl. Lauffreunde Gotha 2:53:48.1

Frauen

1. Birgit Schwarz-Reinken, TV Meckenfeld 3:24:31,1
2. Sanna Almstedt, ASFM Göttingen 3:29:10,7
3. Cornelia Heinze 3:30:25,3

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