Mit erfrischend zartem Grün präsentieren sich Wälder und Auen beim Kyffhäuser Gebirge. Und weiter nach Bad Frankenhausen, der Kur- und Erholungsstadt am Südhang des Kyffhäusers, empfängt uns ein bunt im Sonnenlicht flimmerndes Stadtbild, denn zwischen den Fachwerkhäusern erblüht es in Weiß und in Rosa, in Gelb und in Violett. Manche Frau zeigt sich zum ersten Mal in diesem Jahr im Sommerkleid Und einige in kurzen Hosen noch bleich aber kräftig wirkenden Männerwaden können nur Kyffhäuser Bergläufern gehören, die sich am zweiten Aprilwochenende auf dem Schlossplatz einfinden.
Der erste Hauch von Sommer freut Teilnehmer wie Organisatoren des Kyffhäuser Berglaufes (KBL) schon am Freitag bei der Startnummernausgabe. Eine Schlammschlacht, wie schon oft, ist nicht zu erwarten, denn die meisten Wege sind nach dem heftigen Regen schon wieder ordentlich abgetrocknet.
Die Marathonläufer sind die ersten, die Samstag morgens um 8:30 Uhr starten. Gut gelaunt versammeln sich die knapp 200 Teilnehmer vor dem Startbogen auf dem Schlossplatz. Ich laufe unterdessen mit der Kamera einen Kilometer hinauf Richtung schiefen Turm der Oberkirche und fange die Marathonis bildlich ein, als sie wenig später angelaufen kommen und dabei sind, die ersten drei bergan führenden Kilometer zu bewältigen. Vorweg fahren beim Kyffhäuser traditionell Motocrossräder. Die Fahrer dienen neben anderen Helfern und Posten auch der Streckensicherung. Und die wird beim KBL großgeschrieben.
Knapp 200 Marathonläufer, das sind jetzt nicht so viele. Aber zum einen pegelt die Teilnehmeranzahl in den letzten Jahren um diese Zahl und zum anderen gibt es noch einige andere Wettbewerbe beim KBL, die alle für sich recht anspruchsvoll sind. Gelaufen werden können noch zwei, sechs, 13,5 Kilometer und der Halbmarathon. Auch hier pegelt die Teilnehmerzahl jeweils um die 200.
Die meisten Teilnehmer bei den Laufwettbewerben hat der Halbmarathon (knapp 300). Es mischt sich also alles ganz gut, so dass nichts überlaufen und nichts leer ist. Eine feine Sache ist das kostenlose Startangebot an alle Teilnehmer bis 15 Jahre. Die vom Kyffhäuser Berglaufverein familiär organisierte Veranstaltung bietet Ausdauersport für die ganze Familie. Vormittags starten zwischen den Läufen noch drei Walking bzw. Wanderwettbewerbe. Und ab Mittag, quasi wenn die Läufer durch sind, werden drei Mountainbikerennen durchgeführt, eins sogar für e-bikes. In Summe freut sich der Veranstalter 2024 über 2 200 Teilnehmer. Das beste Ergebnis nach Corona.
Ich laufe hinunter zum Schlossplatz und reihe mich in das Starterfeld der 13,5 Kilometerläufer ein. Eine klassische Läuferknieverletzung im Winter bremste mein Marathontraining aus. Echt gut, dass es beim KBL mehrere Streckenangebote gibt. Der Lauf ist ein knackiger Berglauf-Fetzer. Meist auf Naturwegen geht es erst drei Kilometer ordentlich hoch, dann rund drei Kilometer am Flugplatz nach Udersleben runter, dort links ab vier Kilometer nicht allzu steil hoch und die letzten drei wieder teils steil runter. Ich komme gut über die rund 250 Höhenmeter. Und ganz wichtig: das Knie hat gehalten!
Die Marathonis sind unterdessen durch die Reichspfalz Tilleda, in der ein Mittelaltermarkt abgehalten wird, gelaufen. Sie sind auch den sechs Kilometer langen Anstieg mit 300 Höhenmetern zum Kyffhäuser Denkmal hoch. Sie haben dort den Haferschleim und vielleicht auch ein Bier genossen. Jetzt laufen sie auf Trails und auf Wanderwegen runter und rauf. Nach der 30 Kilometermarke tut das vielen weh. Aber das Ziel rückt näher.
Die ersten und die letzten drei Kilometer sind bei den 13,5 Kilometern, dem halben und dem ganzen Marathon die gleichen. Wieder mit der Kamera begebe ich mich auf die letzten Kilometer zurück und fotografiere die den Schlachtberg hinunterlaufenden Läufer und Walker. Es ist anfangs gar nicht so einfach, die Marathonläufer mit den 4 000’er Startnummern auszumachen. Denn es laufen jetzt auch die 6 Kilometer, die Halbmarathonis und die Walker den Schlachtberg hinunter. Das ist ein buntes Bild, aber es wird mitunter auch eng, wenn die Läufer die Walker überholen. Aber mit freundlichen Zurufen und gegenseitiger Rücksichtnahme funktioniert das ganz gut.
Die Mittagssonne brennt echt sommerlich. Auf dem Naturweg zwischen Tilledaler Tor, gute drei Kilometer vor dem Ziel, läuft es aus dem Wald heraus und durch eine pittoresk blühende Obstbaumallee, am Panoramamuseum vorbei, den Schlachtberg hinunter nach Bad Frankenhausen - mit wenig Schatten. Am Wanderdrehkreuz Tilledaler Tor stärken sich die Läufer am letzten der überall gut bestückten und auch gut besetzten Verpflegungspunkte. So mancher kippt sich einen kühlenden Becher Wasser über den Kopf.
Aber den meisten Marathonis sieht man die körperliche Anstrengung nicht an. Sie lächeln und winken und laufen mit lockerem Schritt. Ja, sie freuen sich auf die letzten drei Kilometer, denn es läuft nur noch bergab. Sie werden dabei vom Bad Frankenhäuser Frauenchor mit volksliedhaften Weisen und von einer Musikbox mit rockigen Klängen musikalisch unterstützt. Der letzte Kilometer ist dann auch noch weniger steil, so dass, wer noch Reserven hat, es mit einem ausgedehnten Zielsprint auf den Schlossplatz ordentlich krachen lassen kann.
Im Ziel dann eine schicke Medaille, wieder Verpflegung und auch ein Gratisbier. Viele freuen sich aber auch auf den Klassiker: die Thüringer Bratwurst vom Grill. Die haben wir uns alle gut verdient.
Die Marathonis haben eine abwechslungsreiche Strecke mit 700 positiven wie negativen Höhenmetern hinter sich. Knapp 20 Starter konnten den anspruchsvollen Lauf nicht beenden. Älteste Teilnehmerin und erfolgreiche Finisherin des Bergmarathon war die 84-jährige Berlinerin Sigrid Eichner vom 100 Marathon Club. Gewonnen hat den Marathon Adrian Panse vom USV Erfurt in 2h49min21sec. Bei den Damen siegte Nicole Keßler vom Salomon Running Team nach 3h26min03sec.
Am Nachmittag und bis in den späten Abend hält sich die sommerlich und sportlich angehauchte Volksfeststimmung in ganz Bad Frankenhausen. Hotels und Pensionen, Cafés und Restaurants sind gut besucht. Bei der kleinen Abendparty auf dem Schlossplatz feiert der Kyffhäuser Berglaufverein mit seinen Fans gemeinsam seine gelungene 46. Veranstaltung. Auch der Grill ist noch heiß. Und zum Abschied heißt es ein um das andere Mal: „Bis zum nächsten Jahr!“
Link zu einem Video zum 46. Kyffhäuser Berglauf
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