...steht oben auf dem gewaltigen Denkmal. Dem drittgrößten Kaiser-Wilhelm (I)-Monument, das bis heute alle Wirren überstanden hat. Atemlos vom Aufstieg und vor Staunen guckt man hoch und liest diese Zeile und denkt sich so seinen Teil. Etwas darunter reitet der Wilhelm würdig aus dem Turm hervor und im Keller sitzt Barbarossa (Friedrich I) und wartet auf seine Stunde. Wenn es brenzlig wird, erhebt er sich, heißt es.
Wir erheben uns in der Früh zur Startnummernausgabe. Zum 40. Jubiläum des Kyffhäuser-Berglaufes ist ganz schön was los. Jede Menge Nachmelder, das Wetter zeigt sich ja uns Läufern gewogen, schön kühl und sonnig. Im Zelt großes Hallo, die Ultrafamilie ist schon versammelt. Alle üblichen Verdächtigen und noch ein paar mehr. Die Zeit ist knapp bis zum Start. Es reicht kaum, alle zu begrüßen.
Schon fällt der Startschuss und wir traben ab. Erstmal auf Straße, durch den Ort, dann raus nach Westen. Ein lockerer Trab wärmt uns an, die leicht wellige Straße ist von den Blauröcken abgesichert (Dankeschön auch!), ein kurzer Feldweg mit Stolpersteinen bringt uns zur Barbarossahöhle. Es ist nicht ganz klar, in welcher Höhle der alte Kaiser wartet, ein Besuch lohnt sich aber in jedem Fall. Es ist nur lausig frisch da drin. Ein riesiger Bunkerbau davor ist neu und enthält ein Infozentrum Geopark. Sicher auch interessant.
Der VP versorgt uns gut und frisch geht‘s weiter nach Steinthaleben, ein kleiner Weiler mit bunten Häusern und netten Leuten. Und einem VP. Hier empfiehlt sich eine Stärkung, denn nun kommen die Höhenmeter. Auf freier Strecke, in der Sonne, sieht man, was uns so blüht. Oben scharf rechts, auf Feldwegen in den Wald, immer höher und höher. Erste Gehpausen tun not. Erst am Fernsehturm sind wir auf Höhe. VP 3 mittendrin hat alles nach Wunsch. Ist hochwillkommen, ein richtig guter Platz. Ich treffe Dirk, der für M4Y berichten will, wir tauschen uns aus.
Die Steigung ist nicht ohne. Sie fordert ihren Tribut, von allen Altersgruppen. Ein Trost. Die Bundeswehr am VP 4 zu Füßen des Fernsehturmes gleicht alles aus, der Spieß hat sogar für Hopfentee gesorgt. Übrigens auch an allen späteren VPs. Genau richtig: ein Radler!
Die Freude über den Tee wird gesteigert durch die kurze Begegnungsstrecke vor dem Turm. Wen man da so alles trifft... Und dann der TRAIL! Zwar nur kurz, ein paar hundert Meter nur, aber soo schön, leicht abwärts, weicher Boden, trotz Regen in der Nacht nicht modderig.
Wer hier zwischen den Bäumen nach links guckt, entdeckt eine Burgruine: die Rothenburg. Mittendrin ein Bismarckturm. Aber unser Weg führt weitab dran vorbei. Nach Straßenquerung auf altem Asphalt weiter in den Wald, dann auf weichem Forstweg den Berg so längs. Viele, viele Kurven lassen es nicht langweilig werden. Unmerklich aufwärts nähern wir uns dem riesigen Denkmal. Ein Wirtshaus, dann links die steile Rampe hoch.
Und wieder begegnen wir uns: von oben flitzen sie uns entgegen. Geht auch nicht anders: Oben gibts den Stempel auf die Pfote, da ist DER KONTROLLPUNKT. Und ein fantastischer VP, mit allem, vor allem mit grandioser Aussicht. Denn hier fallen die Hänge steil ab. Weit reicht der Blick ins Mansfelder Land. Hier merkt man die Dimension des Denkmals eigentlich noch nicht so richtig, aber es ist immerhin 81 m hoch, 245 Stufen bis oben. Von uns wollte keiner mal eben hoch, alle zog es weiter...
Bergab, um die Unterburg rum, am Parkplatz vorbei und in den Wald. Gefährliche Abfahrt. Die Biker sollen wohl auch hier vorbei. Für uns zu Fuß ist das kein Problem. Unten wieder scharf rechts und die Forststraße hoch. Höhenmeter machen. Links auf Schlammwegen ab nach Süden, in Kurven bewegen wir uns mal laufend, mal gehend auf den nächsten VP zu.
Die getarnten Kameraden sind gut drauf, freuen sich total, dass mal jemand mit ihnen Scherze macht und ein Dankeschön sagt. Kommt wohl nicht so oft vor. Deshalb. liebe Läufer, sagt mal was an den VP. Es braucht ja nicht viel, um zufrieden zu werden....
Auf dem Bergkamm nach Osten. Wellig, guter, geschotterter Weg, bemerkenswert der Streckenfunk. Mit einer 5,5 m- Antenne wird mittels CB-Funk alles überwacht. Nur für den Fall. Später bei den Bikern könnte ja mal, also wegen dem Tempo, beim Gedränge, ...
Davon ist bei uns nun wirklich nicht die Rede. Die Polonaise ist längst kilometerlang, womöglich ist die Spitze gerade im Zielanflug. Aber nur mit der Ruhe: hier kann man schön entspannt traben, der Blick nach links zeigt dann auch das Denkmal mit seinen enormen Dimensionen, was man direkt davor so gar nicht mitkriegt. Das ist schon ein Trumm. Naja, am VP scharf rechts und runter vom Berg. Gut, nicht ganz sofort, aber kaum raus aus den Bäumen, wird‘s spannend. Früher war der Weg ausgewaschen, hatte tiefe Rinnen, lose Steine, das Verbandszeug beim nächsten VP wurde oft knapp. Heute ist es viel besser. Kaum Stolpergefahr, zum Jubiläum genau richtig.
Udersleben. Hier ist immer was los. Frenetischer Jubel muss aber aus den Zuschauern manchmal herausgekitzelt werden, aber dann...! Musik, Futter, Getränke, man muss es genießen. Denn was nun kommt, braucht nochmal alles. Vom VP am Flugplatz vorbei steil, steil, steil hoch. Und lang. In der Sonne. Mit Gegenwind. Erstmal Straße, dann Wiese, dann Waldweg. Oben wird‘s nochmal richtig schön. Wer noch kann, läuft. So wie Piotr aus Litauen. Der M75er lässt mich einfach stehen. Altes Eisen - klar.
Weiter wellig durch den Wald, reichlich Blumen am Boden. Frühling. Aus dem Wald raus, sieht man die Rotunde. Innen ist ein Gemälde vom Bauernkrieg, eine entscheidende Schlacht fand hier 1525 statt. Wir können uns am letzten VP stärken. Noch 3 km, die nur noch runter, erst auf sehr unebenem Gelände, dann auf Straße.
Der schiefe Turm von Frankenhausen taucht links auf, von hinten die Biker. Die Reifen summen wie ein Bienenschwarm in Aktion. Wenn man das hört, schnell in Deckung. Das Tempo ist mörderisch. Wehe denen, die im Weg sind. Und das bleibt bis zum Ziel so. Noch am Wasserpark vorbei, die Saline rechts, dann ins Ziel. Und auch da schnell beiseite, die flitzen ohne Gnade über die Zeitschiene. Nicht noch Bruch machen.
Fröhliche junge Damen verteilen die Finishermedaillen, die Versorgung schließt sich an. Dann auf‘s Festgelände. Der Bär tobt schon, dabei hat es ja erst angefangen, viele Wettbewerbe sind noch nicht fertig. Abschlussbesprechung der Ultras: Was machen wir nächste Woche?
Ein wirklich gelungener Jubiläumslauf, tolle Strecken, immer wieder schön. Man braucht nichts mitnehmen, unterwegs gibt‘s alles. Auch ganz normale Schuhe tun‘s. Mal ein Grund, sich mit der Historie der Gegend zu beschäftigen. Alles ausklingen lassen kann man schön in der Therme. Lecker Essen gibt‘s überall. Also: April 2019, wir sehen uns!
Einen weiteren Laufbericht mit vielen Bildern
gibt es hier auf Marathon4you.de
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