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11.04.15 - Kyffhäuser Bergmarathon

Generalprobe

 

Auf dem Rennweg zum Kulpenberg

 

Nach wenigen Metern können wir zum zweiten Mal verpflegen. Und das ist bitter nötig, denn auf den Rennweg (nicht zu verwechseln mit dem im Thüringer Wald) geht es weiter bergauf. Nicht nur ich muss in den Gehschritt fallen. „Das ist der Rennweg, nicht der Gehweg“,  sage ich und Wolfgang und ich traben wieder an. Vom Waldrand, wo wir die Straße verlassen haben, bis zum Kulpenberg (der höchste Punkt des Rundkurses und des Kyffhäusergebirges mit 473 Meter) müssen wir uns rund 200 Höhenmeter erarbeiten. Eine halbe Stunde dauert die Schinderei und Schwitzerei, dann haben wir die kleine Wendestelle unterhalb des Fernsehturmes erreicht. Ganz in der Nähe liegt der Kulpenberg, der mit einer fast vier Meter hohen Sandsteinsäule aus dem Jahre 1879 markiert ist.

 
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Die Tankstelle hier wird von Soldaten betrieben. Als ich mit meiner Futterei zu Ende bin, höre ich noch unseren Wolfgang die Soldaten fragen, wen er denn im BMVg lobend erwähnen solle. Der gefragte Soldat betet sogleich seinen Dienstgrad, Namen und Einheit herunter. Ob der Wolfgang den Landser noch stramm hat grüßen lassen, ist nicht überliefert. Ich mache mich vom Acker.

Ein paar Meter nach der Verpflegungsstelle wartet ein Singletrail, der uns hinunter zu einer Straße bringt. Heute ist der Untergrund trocken und es gibt keine gefährlichen Stellen. Aber wenn es regnen sollte, dann kann man sich hier im Schlamm suhlen.

Die Ruine Rothenburg kann man wegen der Bäume nur schemenhaft erkennen. Die Salzstraße, die von Bad Frankenhausen nach Kelbra führte, wurde hier früher von der Burg aus kontrolliert. Tief unten im Tal können wir die Ortschaft Sittendorf erkennen. Den 20. Kilometer haben wir bei den Sittendorfer Köpfen hinter uns gebracht. Alle fünf Kilometer wird die Distanz angezeigt, die letzten 15 Kilometer werden einzeln herunter gezählt.

 

Kyffhäuser-Denkmal

 

Ein Wegweiser zeigt an, das Kyffhäuser-Denkmal ist einen Kilometer entfernt. Zuerst laufen wir an einer Wirtschaft vorbei. Gegrillte Thüringer Rostbratwürste werden gleich daneben um 1 EUR je Stück verkauft. Wir laufen auf eine Zubringerstraße, die uns hoch zum Denkmal bringt. Auf der anderen Seite kommen uns Läufer entgegen. Mitläuferin Kerstin Rosemann erhält ein Gummibärchen zugereicht, das sie mit mir teilen will. Doch auf den Autor wartet in wenigen Augenblicken eine andere Spezialität.

 
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Ronald Werner, der ein paar Meter weiter vorne läuft, gibt gerade seine Position an seine Angehörigen telefonisch durch. An der Plattform vor dem Denkmal wartet dann der Kontrolleur, der mir dann denn Stempel auf die Hand verpasst. Nur einige Sekunden später ist Wolfgang wieder auf mich aufgelaufen. Gegenseitig wird dann fotografiert und dann hole ich mir mein bayerisches, ääh thüringisches Manna aus Köstritz. Ihr wisst schon, um was es da geht. Hell, schwarz oder ohne Algohol, fragt mich der Einschenker.

Zu Ehren Kaiser Wilhelm I wurde das Denkmal im Jahr 1888 nach Plänen des Architekten Bruno Schmitz erbaut. Durch eine Arkade hindurch erkenne ich die Sandsteinfigur, das Kaiser Friedrich I Barbarossa zeigt. Oberhalb davon ist das Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I zu sehen.

Ich verlasse die Plattform, Wolfgang ist mir auf den Fersen. Mit Schwung geht es die Zugangsstraße hinunter, dann biegen wir scharf rechts ab. Ein gefälliger Wanderweg bringt uns hinunter zur Unterburg mit der gut erhaltenen Ringmauer, die in den 1930er Jahren freigelegt wurde. An der Burghof Denkmalwirtschaft kann man sich ein Bild von der Größe der ganzen Anlage machen, denn weit oberhalb sehe ich den Turm des Kyffhäuser-Denkmals.

Ein Singletrail bringt uns schließlich hinunter ins Lange Tal. Das Gefälle endet und wir müssen uns wieder knapp 150 Höhenmeter in Richtung Dreitorstein erarbeiten. Wenige Waldblumen sind am Blühen, ein Motiv für den Fotografen und dann als Verschönerung für dessen kahles Haupt.

 

Dreiforststein, Seebersbrunnen

 

Am Dreitorstein vereinigt sich der Halbmarathonkurs mit dem unsrigen. Nur, die Halbmarathonis sind längst auf und davon. Wer jetzt sich Körner aufgespart hat, kann es laufen lassen. Eine breite Waldautobahn, zwar nicht geteert, dafür ohne Steigungen, wartet auf uns. Auf Höhe des Resegedenksteines können wir nochmals das Kyffhäuser-Denkmal in etwa zwei Kilometer Entfernung sehen. Noch zwölf Kilometer besagt kurz danach eine Tafel.

 
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Am Seebersbrunnen dreht der Kurs nach Süden, wir verlieren viele Höhenmeter und verlassen schließlich den Wald. Es geht bergab nach Udersleben. Zuerst überholen wir einzelne Walker, dann laufen wir in das Hauptfeld der Halbmarathongeher hinein. Anfangs sind die noch diszipliniert und gehen am Rand, später beherrschen einzelne ihre Gehstöcke nicht und fuchteln damit wie wild herum. Katrin von Iven läuft sehr gleichmäßig, was ich ausdrücklich loben muss.

 

Udersleben, Flugplatz

 

Das üble, holprige Kopfsteinpflaster in Udersleben habe ich noch in schlechter Erinnerung. Aber ich glaube, da hat man in den letzten Jahren für den Straßenbau etwas Geld in die Hand genommen. Ich komme gut hinunter in den 800 Einwohner zählenden Ortsteil von Bad Frankenhausen. An einem großen Gebäude (wohl die ehemalige Schule) hat sich der harte Kern der Dorfgemeinschaft zum Marathonschauen versammelt.

 
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Noch sieben Kilometer zeigt ein Schild an und wenige Meter später (am Ende einer Steigung) können wir nochmals verpflegen. Den Berglauf-Musikexpress sehe ich zum zweiten Mal. Mittlerweile brennt die Sonne herunter, man will im Schatten laufen.

Wir verlassen Udersleben auf dem Verbindungsweg zum Flugplatz. Der Weg steigt spürbar an. Mittlerweile hat der  Wind aufgefrischt und kommt frontal von vorne. Eine harte Prüfung. Mario Hasenstein geht langsam an mir vorbei. „Gleich sind wir im Wald“, meint er am Flugplatz, doch der Grasweg, nunmehr flach, zieht sich hin.

 

Irgendwie geht’s immer (ins Ziel)

 

Ein anderer Läufer hat Probleme mit der Muskulatur, zuerst dehnt er an einem Masten, dann nach einer Minute muss die Rastbank am Waldrand herhalten. Ich gehe vorbei. 2,7 Kilometer zum Stadtpark zeigt ein Wegweiser im Wald an, noch ungefähr 4 bis ins Ziel. Konzentration ist erforderlich, denn der Feengrottenweg, so der Name, ist crossig und trailig.

 
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Letzte Tankstelle und letztes Bier wieder im freien Gelände unweit des Panoramamuseums. Ich greife zu und mache mich auf das letzte Stück, das mich recht rustikal hinunter in den Stadtbereich bringt.

Wir laufen an Hausmannsturm vorbei, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und der als Befestigung auf einem winzigen Felssporn errichtet wurde. Wohnstraßen bringen uns immer weiter hinunter. Vor mir ist dann die Oberkirsche zu sehen, die auch Kirche Unserer Lieben Frauen am Berge genannt wird. Im 14. Jahrhundert wurde das Gotteshaus als Basilika fertiggestellt. Markant ist der schiefe Kirchturm, den Salzauslaugungen aus der Vertikale gebracht haben. Fast 5 Grad neigt er sich zur Seite und ist damit schiefer als der Turm in Pisa.

Von hinten droht mir keine Gefahr, so kann ist es noch im Kurbereich ausrollen lassen. An zwei letzten Entfernungsschilder (noch 200, noch 100 Meter) laufe ich vorbei, dann renne ich unter dem Zieltransparent durch und wieder ist ein langer Kanten geschafft.

 

Zielimpressionen

 

 
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Mir wird die Medaille umgehängt und gratuliert, Schulterklopfen. Gleich daneben können wir uns an der Zielverpflegung laben: Mehrere Sorten Isogetränke, Tee, Kuchen, Salzgebäck. Aus der Feldküche werden Grillwürste, Steaks und Gulaschsuppe zubereitet. Weizen, Bier und Pils wird im Stehausschank verköstigt. Ja, man mag es hier schon deftig.

Henriette freut sich über ihr Finish beim Halben, der sogar noch einen Kilometer länger ist. Auch wenn sie auf dem letzten Stück beim Flugplatz regelrecht kriechen musste, so ihre Worte. Der Kyffhäuserlauf ist ihr Favorit geworden. Meiner ist er schon lange.

Was motiviert, ist die familiäre Organisation. Viele Sportler kommen aus der Region und sind der feste Stamm der Veranstaltung. Platz ist noch genügend, besonders beim Marathon, wo sich bis zum Ziel die 283 Finisher sehr verteilen. Für die Vorbereitung zum Rennsteiglauf ist der Kurs auf und um den Kyffhäuser ideal. Eine Generalprobe sozusagen.

 

Einen weiteren Bericht und  Bilder
gibt es hier auf Marathon4you.de

 

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Informationen: Kyffhäuser Bergmarathon
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