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14.06.14 - LGT Alpin Marathon Liechtenstein

Ein Stück vom Fürstenglück


Wie eine Raupe am Stilfser Joch


Kurz nachdem ich das Schloss Vaduz hinter mir gelassen habe, führt die Strecke noch steiler in den Wald. „Waldiweg“ nennen die das hier. Das habe ich inzwischen gelernt, wenn etwas verniedlicht wird, dann wird es hart. Und nun geht es wirklich in die Höhe, rauf zu den Sommeralpen.

 
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Wir folgen schwitzend einer Raupe gleich den Serpentinen die sich höher und höher winden. Ein Blick zurück zeigt wie hoch ich schon bin und wer noch alles hinter mir liegt. Das beruhigt. Dennoch, immer ist was: Jetzt sind es meine beiden Hände, die geschwollen sind wie aufgeblasene Hygienehandschuhe oder wie die Euter der Kühe, an denen ich nun vorbeigehe. Ich bleibe einen Moment am Aussichtplateau stehen.

 
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Was für ein kitschig schöner Blick hinunter ins Rheintal. Auch andere Genießer schätzen diesen Ausblick. Ich stelle fest, manche Menschen wohnen einfach schön. Auf dem weiteren Weg führt übrigens noch immer mit 15 % Steigung, die Strecke am Berggasthof Masescha vorbei. Abseits der Straße wird die Stecke flacher und man sollte nun wieder rennen. Leichter gesagt als getan, nach über einer Stunde des ständigen Bergauflaufens. Und schon ist der Spaß auch wieder vorbei und führt nun weiter auf einen im Zickzack bergauf steigenden Weg.

 

1170 Höhenmeter – WalserSagenWeg

 

Wie mystische Zauberwesen aus einer fremden Welt wirken die Holzfiguren zwischen den alten Bäumen des WalserSagenWeges. Die Streckenführung treibt uns höher in die Berge. Dort kann binnen einer Stunde die Temperatur um zwanzig Grad fallen – wo eben noch die Sonne scheint, folgen Regen im schlimmsten Falle Schnee. Heute wissen wir, oder sollten es zumindest wissen, auf was wir uns einlassen, wenn wir in die Berge laufen. Leinen- und Lederkleidung statt Goretex und andere Membranen. Für die ersten Sommerfrischler, heute Flip-Flop-Touristen, kam der Wetterumsturz unerwartet und endete nicht selten tödlich. Selbst beim besten Wetter stießen, damals wie heute, viele an ihre Leistungsgrenze. Wetterkreuze zum Schutz gegen Unwetter aufzustellen ist seit dem Mittelalter als Brauch bezeugt.

 
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Auch heute noch sieht man sie zahlreich an Feld- und Wegkreuzen überall in der Landschaft. Sichtbar am Haus und Hof befestigt, stellte man sein Hab und Gut unter Gottes Schutz. Weniger Schutz bot die Armee. Im 18. Jahrhundert rekrutierte der Fürst für sein Land ganze fünf Fußsoldaten und immerhin auch noch einen halben Kavalleristen. Das aber auch nur auf den Befehl des deutschen Kaisers, der dies als Lehnherr befahl, was dem Fürsten gerade einmal egal war. So hat bis heute Liechtenstein, neben Island, Andorra und Monaco, keine eigene Armee.

 

1469 Höhenmeter  – Gasthof Silum


Die aufziehenden Nebelwolken machen alles noch ruhiger. Licht und Schatten wechseln sich ab. Die im Viereck angelegten Holzhäuserreihen der alten Walsersiedlungen Gross- und Kleinsteg, die nur dank Denkmalschutz bis heute erhalten sind, schälen sich aus dem Weiß, so gespenstisch, dass ich mir zu diesem Wetter gratuliere. Über einen schmalen Almweg am Kulmgrat führt die Strecke sehr schmal weiter angenehm abwärts, ein Überholen ist kaum möglich.

 
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An dem typischen Abdruck und der Größe erkennt man, dass hier erst kürzlich noch ein Läufer in eine stolze Portion Kuhdung gelaufen ist. Die Grundstücke außerhalb der Häuser sind, so erfahre ich, Gemeindebesitz, während im inneren des Karres das Grundstück Privatbesitz ist. Das Heu für das Vieh war früher jedoch über das komplette Gemeindegebiet verteilt und das Vieh wurde im Winter von Stall zu Stall gezogen, um das im Sommer eingebrachte Heu zu verfüttern. Manch eine rauchdunkle Almhütte kann gemietet werden. Die hölzernen Herzen und Wappen, die einst die Tiere beim Almauf- und -abtrieb zierten, zieren heute die Hauswände - Tradition, die langsam verwittert.

Auf 884 Höhenmetern ist der malerische türkisblaue Stausee Steg erreicht. Schneebedeckte Berge spiegeln sich in ihm. Toll muss das sein, im Winter, bei Flutlicht auf der über fünfzehn kilometerlangen Loipe um den See zu skaten.


Mittagspause für die fürstlichen Wiederkäuer


Idyllisch zwischen den Wiesenhängen verteilt liegen die hellbeigen Kühe wie Kuscheltiere. Bilde ich mir das ein, oder blicken die etwa arrogant zu mir herunter? Noch langsamer wie ich gehe, trottet eine bimmelnde Kuh neben mir her – ihr Euter ist gut gefüllt und prall wie ein Fußball, erschwerte Bedingungen, um mit mir das Rennen aufzunehmen.

 
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Bunte Wildblumen satt. Schmetterlingsfänger und Blütenpresser kämen hier auf ihre Kosten. „Ahhh, ist das schön“, sagt eine Läuferin neben mir und spricht das aus, was ich gerade denke. Über den Malbunbach laufe ich an der hübschen kleinen Kapelle beim Steg vorbei.  Dieses landschaftliche Schmuckstück ist den Bauernheiligen St. Wendeling und St. Martin geweiht, Behüter von Mensch und Vieh.

 

Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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