Fotos: Eva & Herbert Orlinger
Margot ist schuld, dass ich zum Linzer Bergmarathon gekommen bin. Sie war es, die mich 2006 auf diesen Lauf aufmerksam gemacht hat. Bis dahin wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, mir 1.000 Höhenmeter und mehr im Zuge eines Laufbewerbes anzutun. Schließlich 2007 unsere erste 2er-Staffel, bei der wir auch prompt - mangels Gegner - den Mixed-Bewerb gewonnen haben, ebenso 2010. Hat sich also bewährt. Heuer, weitere drei Jahre später, sind wir wieder am Start.
Die Gegner sind mehr geworden, in den letzten 5 Jahren ist es zu einer Verdoppelung der Teilnehmerzahl gekommen. Zum 10-jährigen Jubiläum gibt es heuer erstmalig die Möglichkeit, die 4 Berge um und in Linz ein zweites Mal zu erklimmen. 108km, 3.400 Höhenmeter, Start um 2 Uhr früh, 33 Anmeldungen gibt es für diese Ochsentour, 17 sollten ins Ziel kommen.
Der Hauptlauf ist 2013 um zwei km länger geworden, insgesamt 54km, außerdem haben LBM-Chef Reinhard und sein Team noch ein paar Höhenmeter gefunden, alle davon im zweiten Streckenabschnitt. Bei km33, oben am Lichtenberg, kurz Gis genannt, die Gisela-Warte (von 1856). Benannt nach Gisela Louise Marie, Erzherzogin von Österreich und Prinzessin von Bayern, (1856 – 1932), eine Tochter von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth (Sisi).
Diese Aussichtswarte muss nun erklommen werden, steht in der Ausschreibung. Man wird mit einem Ausblick über mindestens ganz Oberösterreich belohnt, vom Böhmerwald bis zum Dachsteinmassiv in den Alpen. Zudem kann man 28km in Angriff nehmen oder 12, flach ist keine der Strecken. 250 Aktive aus 11 Nationen wollen mitmachen.
Die Startnummern können schon Freitagabend im Schönheitssalon „Powder Puff“, der heißt wirklich so, ist aber für Hunde, abgeholt werden. Es ist ein lauer Sommerabend, als Judit und ich um 21 Uhr die Startnummern abholen. Sehr familiär ist es da, Reinhard freut sich über die zunehmende Akzeptanz auch nichtösterreichischer TeilnehmerInnen. Es hat sich in der Ultralaufszene rumgesprochen, dass man für anspruchsvolle Höhenmeter nicht in ein Bergdorf reisen muss. Man kann auch in Oberösterreichs Landeshauptstadt starten, die ist mit sämtlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Samstag früh am Weg zum Start sehe ich auf der Eisenbahnbrücke die ersten Doppel-Ultraläufer, die bereits die zweite 54km-Runde begonnen haben, diesmal bei Sonnenlicht.
Unsere Sporttaschen können wir im Dachgeschoss vom Sport Eybl deponieren. Da oben, auf der Dachterrasse, wird das Ziel sein. Ich treffe viele Bekannte und Freunde. Wiederholungstäter wie Marianne und Martina, Mutter und Tochter ebenso LBM-Novizen wie Hubert und Christoph, Vater und Sohn. Auch zwei diesjährige swiss-alpine-K78-Finisherinnen sind am Start, Christina und Judit.
Start um 9Uhr, 200 Läuferbeine legen los. Ein Polizeimotorrad fährt voraus, bis man am linken Donauufer ist. Wie eingangs erwähnt, mache ich heuer wieder Staffel, ich lasse vorerst laufen. Margot absolviert für uns den ersten Streckenabschnitt, ich steige bei km26 ein.
Gerald bringt uns nach Plesching zu km6, hier müssen alle vorbei, ab hier geht es bergwärts.
Im Schatten stehend warten wir auf die Läufer. Der erste, den wir sehen ist Joschi, er hat nun 60km hinter sich, das erste Pulver ist verschossen. Kurz vor halb 10 kommen die ersten 54er. Es vergehen etwa 15min, bis alle vorbei sind. Während es viele ganz furchtbar eilig zu haben scheinen, sind andere genießerisch unterwegs und freuen sich auf den Ausflug.
Ab hier geht es steil rauf, bald schon hat man einen guten Ausblick über den Hafen von Linz bis zu den Alpen. Kühe weiden hier. Ab der ersten Labestelle bekommt man von der nahen Stadt nichts mehr mit. Es folgt ein besonders steiler aber nicht langer Anstieg im Wald zum Gipfelkreuz des Pfenningbergs, nach einer Senke ein zweites Kreuz.
Beachtlich: die 108er waren hier erstmals um etwa 3 Uhr früh, da war es stockdunkel. Kein Wunder, dass sie nur mit Stirnlampe starten durften. Ich kenne diesen Streckenabschnitt von zwei Teilnahmen am LBM über die volle Distanz sowie von mehreren Trainingsläufen. Aus dem Wald raus geht es auf einem verkehrsarmen, gut asphaltiertem Güterweg weiter. Kurze Anstiege und kurze Gefälle, bis man die Mühlkreis-Autobahn überquert und die Trasse der Pferdeeisenbahn erreicht.
Das war der erste Schienenweg auf europäischen Festland, ursprünglich für den Salztransport vom Salzkammergut nach Hamburg gebaut. Auf dem Traunsee gelangte das Salz nach Gmunden. Von da mit der Pferdeeisenbahn über Wels, Linz und Budweis an die Moldau. Weiter über die Elbe in den Nordseehafen.
Mit kleinen Unterbrechungen läuft man mehrere km bis nach Linz-Urfahr auf dieser ehemaligen Bahntrasse. Minimales Gefälle, das meiste davon entweder mit sehenswertem Ausblick oder im schattigen Wald. Eine meiner bevorzugten Trainingsstrecken. Im Wald kann man auch trainieren, wenn hochsommerliche Temperaturen herrschen. Sommerlich warm ist es heute auch schon.
Km26 an der Leonfeldner Straße, große Labestelle und Startort des Halbmarathons, der mit 28km eher ein 2/3-Marathon ist. Es ist dieselbe Strecke, die ich laufen werde. Aber nicht um Punkt 11 Uhr wie die Solisten, sondern dann, wenn Margot an mich übergibt. Ich rechne um etwa 11h30 mit ihr. Mit Evi fahre ich zu meinem Startort. Ein kleines Volksfest findet am Vorplatz der Feuerwehr statt. Ich kann mir die ersten Teilnehmer ansehen, wie sie nach 550 Höhenmetern ankommen und sich vor dem längsten Anstieg stärken, bzw. im Falle der Staffel-Startläufer, wie sie ins Ziel kommen.
Viele Wespen haben sich eingefunden. Fruchtsäfte, Bananen, Brote, Manner-Schnitten, das mögen sie besonders. In „Terminator 3“ kauft sich Arnold Schwarzenegger solche Manner-Schnitten, hier hätte er sie im Startgeld inklusive bekommen.
Früher als erwartet trifft Margot ein und ich muss los. Vielleicht 200 flache m habe ich zum Einrollen, dann beginnt der Anstieg auf den Lichtenberg. 7km mit 700 Höhenmetern, fast ständig bergwärts, zu Beginn auf Asphalt und viel im Wald. Ich bin ausgeruht, so lege ich zügig los. Später im freien Gelände kühlt der Wind etwas. Kann ich gut gebrauchen. Sirenenprobe, ah ja, 12 Uhr!
Ich konnte seit 6. August kein ernsthaftes Lauftraining machen. Klar habe ich Sport gemacht, aber zu laufen war meist recht schmerzhaft, da lässt man es bleiben. Den Berg rauf, das schreckt mich nicht. Runter, das wird interessant. Ich komme mit einigen Eingeborenen ins Gespräch, die auf der 54km-Strecke unterwegs sind. Da ist heute auch nicht jeder fit und beschwerdefrei ins Rennen gegangen.So ein schönes Heimrennen lässt man sich aber ungern entgehen. Mir geht es genau so.
Für ein paar Minuten bekomme ich Gesellschaft von Thomas, der gerade mit dem Rennrad unterwegs ist und mich erkannt hat. Den schönen Gruß an meine Frau richte ich gerne aus.
Wieder rein in den Wald, noch 1km bis ganz nach oben. Hier hat mich im Sommer ein Wolkenbruch erwischt. Diesen Streckenteil wünscht sich keiner bei starkem Regen! Das wird nämlich binnen Minuten ein Bachbett mit reißendem Wasser. Und da, wo das Wasser nicht fließt, ist es sehr rutschig. Heute aber ist alles gut.