Ich hab einen neuen Lieblingevent: das Losheimer Trailfest. Klar, der Hartfüssler Tail e.V. ist bekannt für seine anspruchsvollen, aber immer durchdachten Laufveranstaltungen. Das Losheimer Trailfest jedoch besticht zudem durch ein phantastisches Gesamtpaket. Als Teil des drei Tage dauernden Musik- und Outdoorfestival „Draussen am See“ ergänzen die drei bzw. vier wunderbaren Trailäufe verschiedenster Distanzen das Angebot aufs Vortrefflichste.
Die Gemeinde Losheim am See liegt im nördlichen Saarland im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg. Der 30 Hektar große Losheimer Stausee verfügt über Strandbad, Liegewiesen, Bootsverleih und Minigolf. 2009 eröffnete zudem ein 5 Hektar großer SeeGarten mit Wasserspielplatz, Bistro und angeschlossenem Eventgelände.
Hier findet das Outdoorfestival „Draussen am See“ ein optimales Ambiente. Im Angebot stehen diverse Wasser- und Ballsportarten, Klettern, dazu verschiedene Mountainbiketouren und das Traillaufevent. Food Trucks und regionale Anbieter versorgen die Besucher mit Speis und Trank. Auf der Showbühne gibt es Livemusik.
Für uns beginnt das Wochenende am Freitag mit der Abholung der Startunterlagen. Der Eintritt zum Festivalgelände ist im Startgeld inbegriffen. Norbert und ich haben uns für die TF Challenge, das ist die Kombination von T11, T43 und T23, angemeldet und bekommen jeweils 3 Startnummern.
Der Erste Lauf, der T11 startet um 18 Uhr. Claudia und Friedhelm werden ebenfalls alle 3 Läufe bestreiten. Beim kurzen Briefing erklärt Swen Keller die Streckenmarkierungen und gibt Tipps. Der Start rückt näher. Es wird heruntergezählt, pünktlich laufen wir los.
Norbert hält sich hinten, er hat immer noch Schmerzen in der Wade; ich will mal ausprobieren, was geht und reihe mich ins Mittelfeld. Wir verlassen das Eventgelände steil bergauf. Oben biegen wir auf den Radweg an der kleinen Zufahrtsstraße entlang, dann links auf einen Feldweg am Waldrand. Man bleibt hintereinander, damit keiner ins hohe Gras muss. Scharf rechts führt ein Trampelpfad in den Wald. Im Zick Zack sausen wir auf dem weichen Waldboden dahin. Vom Lauf überraschte Spaziergänger applaudieren für jeden Läufer. Mich motiviert das ungemein.
Obwohl wir erst kurz unterwegs sind, schwitze ich aus allen Poren. Es ist schwül und das Atmen fällt mir schwer. Aber auf der Kurzstrecke gibt es kein Pardon. Ausruhen kann man später.
Wir verlassen den Wald. Wieder auf dem Feldweg wird die Läuferschlange langsam lichter. Mein Puls überschlägt sich bereits, im nehme etwas Tempo raus. Am Waldrand bietet sich grandioser Weitblick, dafür gebe ich Gas beim perfekten Downhill.
Bergauf unterstützen mich meine Stöcke, ich kann aber nicht verhindern, dass eine ganze Gruppe Läufer an mir vorbei stapft. Auch Norbert ist hier dabei. Scharf links, der Wald wird licht, es geht nun steil bergab. Mein Blick bleibt eisern am unebenen Boden. Auf keinen Fall will ich mich hier hinlegen.
Zusätzlich zu meinen Problemen mit Puls und Atmung ist auch fotografieren eine Herausforderung: Stöcke in eine Hand, die Kamera aus dem Rucksack fischen, mit schwitzigen Fingern die Knöpfe ertasten, Bild machen, das gleiche wieder zurück. Seht es mir nach, dass ich unter diesen Voraussetzungen die Strecke nicht lückenlos dokumentieren kann.
Am Talgrund geht es über eine schmale Holzbrücke, wir queren den Lannenbach, es folgt eine Viehweide, Tor auf, Tor zu. Ein großes Schild weist uns links. Im Wald führt ein schmaler Trail bergauf, bemooste Steine und Felsen sehen aus wie kleine Zwergenhäuschen. Hier liegen Fotografen auf der Lauer; das gibt sicher tolle Bilder.
Oben angekommen, währt das Gipfelglück nur kurz, auf der anderen Seite klettern wir vorsichtig wieder nach unten. Schon einige Zeit höre ich lautes Geknalle, als wenn scharf geschossen würde. Jetzt steige ich im lichten Nadelwald nach oben. Ein Läufer vor mir kehrt um, hier versperrt ein Zaun den Weg. Wir sind wohl zu weit rechts. Der Fehler ist schnell behoben und wir erreichen ein kleines Holztor. Hinter mir fällt es krachend ins Schloss. Dasselbe beim nächsten Tor. Ah, das waren die „Schüsse“.
Wir erreichen eine Straße, über mir liegen die Häuser von Scheiden. Der Ort scheint ausgestorben, die gepflegten Straßen sind verwaist. Am höchsten Punkt erreichen wir die Verpflegungsstelle bei km 7,5. Die Helfer bieten Wasser und ISO. Ich habe einen eigenen Wasservorrat, und verzichte dankend. Die Luft hier oben ist frisch, ich atme richtig durch und kann ein paar Plätze gutmachen.
Richtung Kirche laufe ich weiter, dann zweigt die Strecke nach links auf einen Wiesenweg bergab. Ich lasse es rollen. Unten geht es in den Wald, weiter bergab und dann, unerwartet, direkt durch ein Bachbett. Es ist flach, so dass ich trotz unvermindertem Tempo keine nassen Füße bekomme. Ein breiter Waldweg führt mich erst eben, dann bergauf.
Bevor die Richtungspfeile auf schmalen Trail zweigen kann ich ein paar Läufer überholen. Das passt ganz gut, denn nun geht es steil bergab. Aufmerksam halte ich Blickkontakt mit dem Boden, so erkenne ich rechtzeitig den scharfen Abzweig hinunter zu einem schmalen Holzsteg. Auf der anderen Seite wartet ein großes Schild, das die Weiche auf die verschiedenen Trailstrecken der drei Tage Trailfest anzeigt. Für den T11 müssen wir links.
Auf dem folgenden Downhill kann ich nochmal einige Läufer einsammeln. Wir verlassen den Wald, der Singletrail führt durch hüfthohes Gras. Am Abzweig zeigen Pfeile nach links auf einen breiten Schotterweg, 400 Meter weiter dann nach rechts. Weiter vorne erkenne ich Läufer. Vielleicht kann ich die noch einholen.
Es geht auf schmalen Pfad, der Wald wird düster. Kurvig und flach schlängelt sich der Weg zuerst am Losheimer Bach, ein kurzes Stück auf Asphalt und dann am Seeufer entlang. Langsam geht mir die Puste aus und ich muss Tempo raus nehmen. Außerdem ist es teilweise steinig und wurzelig – konzentriertes Füße heben bleibt notwendig.
Endlich erreiche ich den Park. Höre ich nicht schon die Lautsprecheransagen? Zwischen Spaziergängern verfolge ich die Pfeile, die mich erneut auf einen schmalen Pfad führen. Ich hoffe, das ist die letzte Steigung. Im Wald ist es traumhaft schön, die Abendstimmung macht eine romantische Stimmung. Endlich wird es flach, ich mache nochmal Tempo. Bergab lande ich auf dem Spazierweg, hier muss ich rechts und sofort links.
Am Eingang des Minigolfgeländes winkt mir die Kassenfrau zu. Mit Schwung geht es hinein und an der Rückseite weiter im Park. Ich sehe den Zielbogen, werde angesagt und lasse es austrudeln. Zu spät höre ich von hinten schnelle Schritte und kann nicht verhindern, dass Julia und Simon an mir vorbei sprinten.
Im Ziel gibt es eine schöne Medaille und das Finisher-Bier.
Den Abend verbringen wir mit Friedhelm und Claudia auf dem Festival. Es gibt Schwenker (das ist der Saarländische Grill), Radler und super Livemusik. Nach der letzten Zugabe verlassen wir zufrieden die wunderbare Lokation.
Am nächsten Morgen sind wir schon um 6 Uhr wach, so dass wir vom Hotel aus den Läufern des langen T75 nachschauen können. Der Start des T 43 ist um 9 Uhr. Wir checken noch die Pflichtausrüstung, wie Handy und Wasservorrat, dann begeben wir uns zum Eventgelände. Wegen des gestrigen Gewitters ist die Luft klar und frisch, der Wetterbericht verspricht Höchsttemperaturen von 24 Grad bei meist bewölktem Himmel. Das werden optimale Laufbedingungen.
Die Route ist zunächst gleich wie Gestern, das Tempo, zumindest im hinteren Feld, aber deutlich niedriger. Trotz morgendlicher Kühle habe ich sofort wieder Schweißausbrüche. Das bedeutet, vor allem bergauf nicht überpacen. Schnell bin ich bei den Letzten.
Hinter km 4 kommt es zur Streckentrennung. Hier durften wir Gestern direkt nach Scheiden, heute führt der Weg rechts. Wir laufen an einer großen Pferdeweide vorbei, im Wald bergauf, über ein Sträßchen und dann von hölzernen Weidezäunen begrenzt wieder bergab. Mittlerweile hat sich eine kleinen Gruppe zusammengefunden: Norbert und ich, Diane und Louis aus Luxemburg, Ursula und Ingo die Schlussläufer.
Wir sind zügig unterwegs, freuen uns über die schönen Trails und tauschen so manche Lauferfahrungen. Zwei Teiche des örtlichen Angelvereins liegen beschaulich in der Sonne, der Barfußpark lädt zum Erkunden ein. Bald liegt Waldhölzbach über uns. Die Ortsstraße führt steil bergauf, Feuerwehrmänner sichern die Straße. Hinter der Kirche geht es gleich wieder auf steilen Trail, an dem versteckt liegenden Eingang der Mariengrotte vorbei.
Die Helfer an der VP bei km 8 am Backhaus bieten Wasser und ISO. Ich lasse meine Flasche auffüllen. Heute muss man viel trinken, es ist doch wieder warm geworden.
Erster Höhepunkt auf der „Traumschleife Felsenweg“ ist der „Teufelsfels“, ein ca 5 m hoher Felsblock, der umklettert werden muss. Hinter einer Biegung hat sich der Fotograf postiert. Ich hatte mir an der VP Wasser über den Kopf gegossen und sehe sicher nicht sehr fotogen aus. Da muss ich jetzt durch.
Der Abstieg gestaltet sich schwierig, es gibt verschiedene Möglichkeiten alle sind steil und unwegsam. Ich bin froh, unfallfrei hinunter zu kommen. Im Hölzbachtal führt ein Steg über den Bach. Jetzt geht es steil bergauf. Stufen machen die steilsten Passagen gemütlicher, Stöcke bieten mir gute Hilfe. Wir haben den höchsten Punkt der Strecke mit 599 Hm erreicht.
Die nächsten 1,1 km laufen wir auf dem Grenzweg, der die Grenze zwischen Saarland und Rheinland Pfalz markiert. Mannshohe hölzerne Schilder informieren über den Grenzverlauf. Es geht tendenziell bergab, ist aber stellenweise sehr verwurzelt und schwierig zu laufen.
Jetzt wird es wieder steinig. Das Gebiet um den Bärenfels ist nicht leicht zu begehen. Besonders der Abstieg macht mir zu schaffen.
Dann wird es wieder angenehm. Auf breitem Weg erreichen wir den kleinen Bärenfelsweiher. Am Brunnen versuche ich nochmal den Kopf zu kühlen. Die Kollegen von der Feuerwehr helfen über die Eichenwaldstraße zu unserem nächsten Felsenglück, dem Adelsfelsen. In schneller Folge erreichen wir die Ruine der Römerburg und eine weitere vermutliche Mittelalterliche Burgruine. Leider sind von beiden nur noch die Moosbewachsenen Grundmauern übrig. Ingo entpuppt sich als kompetenter Reiseleiter. Er kennt sich aus und weist immer wieder auf Kleinigkeiten, die ich sonst übersehen hätte.
Wir verlassen den Wald, Scheiden, unser nächstes Ziel, liegt zum Greifen nah. Leider müssen wir nochmal ins Tal und hinten wieder hinauf. Das ist aber auch gut so. Der sagenhafte Schlangenfels ist wirklich sehenswert. Außerdem erkenne ich hier den Weg von gestern, und weiß, dass wir Scheiden gleich erreichen.
Die Verpflegungsstelle bei km 16 steht am selben Platz. Heute gibt es hier Vollverpflegung mit allem, was ich mir wünsche. Ich entdecke Alkoholfreies Bier, dazu ein paar Käsewürfel. Was will man mehr?
Der nächste Kilometer folgt dem Weg von gestern bergab, bis zum großen Weichenschild. Hier laufen wir diesmal geradeaus. Die nächsten 10 Kilometer haben keine erneuten Höhepunkte, dafür aber dauerhaftes Trailvergnügen. Unsere Gruppe ist mittlerweile zerfallen. Norbert, ich und Ingo bilden das Schlusslicht. Louis und Ursula sind vor uns, Diane hat Gas gegeben. Mir wird auch klar warum: Der Cutt Off am nächsten VP bei km 26 wird knapp werden.
Wir überqueren eine Straße, nun ist es eigentlich nicht mehr weit; wir müssen aber noch über den 517 m hohen Judenkopf. Tatsächlich erreichen wir die Windräder mit den gastlichen Helfern erst nach der geforderten Zeit von 13Uhr30. Ingo ist entspannt: „ Wenn wir so weiter laufen, sind wir weit innerhalb des Zielschluss in Losheim zurück, das passt schon.“
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Trotzdem können wir das Angebot an der VP nicht richtig genießen. Hier herrscht eine Invasion von Mücken, denen wir nur mit Mühe entgehen. Unser Mitleid gilt den Helfern, die nicht einfach abhauen können. Hier treffen wir auf einen Läufer des T 75. Er sieht mitgenommen aus. Die Hitze scheint auf der 77 km langen Strecke mit knappen 2.700 Hm ein größeres Problem zu sein.
Lichtblick könnte sein, dass wir die meisten Höhenmeter nun hinter uns haben. Läufer, die die Strecke kennen wissen aber, dass ca 5 km vor dem Ziel noch eine fiese Steigung auf uns wartet. Das ist aber noch eine Stück zu laufen. Zunächst geht es ca 3 km tendenziell bergab ins Saarhölzbachtal.
Wir verlassen das Tal über die alte Mettlacher Straße, einem gut ausgebauten Wanderweg. Ein steinernes Kreuz erinnert an die Gefahren, die noch im 18 Jahrhundert auf dem Weg von der Saar in den Hochwald lauerten. Hier gibt es seit 2006 den Losheimer RuheForst, ein 22 ha großes Areal für naturnahe Bestattungen. Nur kleine Täfelchen zeigen, wer hier wo seine letzte Ruhe gefunden hat. Auch die offene Kapelle schmiegt sich ins Gesamtbild des heimeligen Waldes.
Der Weg steigt kontinuierlich an. Wir passieren die Brittener Steinbrüche. Abgebaut wurde roter Sandstein. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es etwa zwanzig Steinbrüche vor Ort, von denen einer bis heute besteht. Kurz vor Britten gibt es nochmal bei km 34 Essen und Trinken. Eine Flasche Alkfreies reicht mir schon nicht mehr aus. Trotz eigener Wasserflasche für unterwegs bin ich richtig durstig.
Im Wald drehen wir eine Schleife auf der Heisborner Höhe über Britten. Während der nächsten 2 Kilometer verliere wir 150 Hm das letzte Stück in der prallen Sonne. Ich hab das Gefühl, mein Gehirn beginnt zu schmelzen. Ich will nur, dass das bald zu Ende ist. Ursula vor mir scheint es ähnlich zu gehen. Die Männer haben wir irgendwo verloren. Ich bin am Limit.
Endlich erreichen wir wieder den Wald. Sofort wird es besser. Eine letzte VP steht noch aus. Als vor mir Häuser auftauchen bin ich sicher diese gleich zu erreichen. In Hausbach geht es zunächst bergauf, auf die Straße. Oben am Ende einer langen Treppe sehe ich applaudierende Helfer. Bei ihnen angekommen realisiere ich, dass die erhoffte Erfrischung noch nicht erreicht ist. Die Feuerwehrmänner und -fauen sichern nur die Straße.
Tatsächlich liegt die VP etwas außerhalb an den Hausbacher Weihern. Eigentlich sollte es hier bei km 40 nur Wasser, Cola und ISO geben. Tatsächlich sehe ich diverse Süßigkeiten Salzbrezeln – und Alkfreies Bier! Vorsichtig erkundige ich mich, ob ich eine ganze Flasche bekommen kann, schließlich kommen ja noch die Läufer des T75. Der Helfer beruhigt mich: „Die werden wir auch noch satt bekommen!“
Ich habe von der vorigen VP ein Stück Honigkuchen. Bier und Honigkuchen, das ist ein angemessenes Abschiedsessen. Schließlich sind es keine 10 Kilometer mehr. Während sich die Anderen noch stärken, mach ich mich schon mal vom Acker. Louis hängt sich gleich an.
Der Trail führt im Wald oberhalb der Teiche entlang. Nach der Pause geht es mir wieder gut. Der Weg ist super zu laufen, unterhalb fließt der Hausbach. Bald mündet der Pfad auf breiten Waldweg, von dort müssen wir eine schmale, steile Treppe hinauf. Ein Läufer der langen Strecke schimpft: „Die jagen uns auch jede Stufe hinauf!“ Ich merke an, dass die meisten Höhenmeter geschafft seien. Er meint nur, dass ja 5 km vor dem Ziel noch eine fiese Steigung zu erwarten ist. Das hatte ich schon wieder vergessen.
Bald haben uns Ursula, Ingo, und Norbert wieder eingeholt.
Der ominöse „letzte Anstieg 5 km vor dem Ziel“ ist ein breiter Waldweg mit hohem Bewuchs. Jeder sucht den besten Weg für sich. Weil es nicht brutal steil ist finde ich das gar nicht schlimm. Oben angekommen wird der Weg besser. Ich rolle hinter Ursula her ein bequemes Gefälle hinunter, die Männer halten sich hinten.
An der B 268 harren Feuerwehrmänner aus. Helfen können sie hier nicht, man kann die Autos auf der Bundesstraße ja nicht anhalten. Ich warte eine Lücke ab, drüben geht es weiter. Bald kommt mir der Weg bekannt vor. Hier war ich Gestern schon, es ist nicht mehr weit.
Im Ziel warte ich auf Norbert. Wir genießen unser Zielbier und, als Zielverpflegung, lecker Reispfanne im Schatten.
Abends schlendern wir noch übers Festival Gelände, das Wetter heute Abend ist optimal. Bald bin ich müde und muss ins Bett.
Heute lassen wir es ruhig angehen. Start um 10 Uhr ist komfortabel. Ich habe Muskelkater, aber lange nicht so schlimm wie beim Pfälzer Berglandtrail. Norberts Wadenbeschwerden sind schlimmer geworden. Er überlegt, ob er überhaupt starten soll. Leichtes Joggen zum Start bringt Gewissheit: Es hat keinen Sinn, er bleibt hier. Auch Louis, unser Begleiter von gestern, meldet sich ab.
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Die ersten 16 Kilometer werden gleich wie gestern sein, die letzten 8 sind identisch mit vorgestern. Ich finde es angenehm zu wissen, was mich erwartet. Nach dem Start nehme ich mir das Recht, schon die erste kleine Steigung hinauf zu gehen. Wenn ich angenommen habe, dass bei über 200 Teilnehmern auch langsamere Anfänger dabei sein werden, habe ich mich getäuscht. Bald bin ich allein, vor und hinter mir sehe ich niemand. Auf dem ersten Downhill kann ich immerhin eine Läuferin überholen. Beim steilen Bergabstück nochmal zwei. Die haben mich aber gleich wieder an der nächsten Steigung eingeholt.
Heute ist es nun wirklich bewölkt, sehr angenehm. Obwohl bergauf eindeutig die Kraft fehlt, bergab meine Oberschenkel brennen und im flachen die Spritzigkeit fehlt, fühle ich mich gut. Ich nehme mir Zeit zum Fotografieren, freue mich an der schönen Natur, bewundere die tolle Streckenführung und die optimale Markierung.
An der ersten VP am Backhaus in Waldhölzbach halte ich für einen Becher Wasser und ein Schwätzchen mit den Helfern. Der Fotograf steht diesmal am schwierigen Abstieg vom Teufelsfels. „Ich wollte mal was anderes sehen,“ meint er.
Vor dem Schlangenfels überholt mich Thomas. Wir wechseln ein paar Worte. Auf dem Anstieg nach Scheiden fängt es zu regnen an, bei diesen Temperaturen ist das gerade noch angenehm. An der VP gibt es einiges an Süßzeug, Obst und Salzbrezeln. Aufs Bier verzichte ich heute, irgendwie hab ich das nicht verdient. Cola ist mehr als genug.
Jetzt geht es eigentlich nur noch bergab, unten im Tal überhole ich Thomas nun wieder. Etwas wehmütig jogge ich dem Ziel entgegen, schade dass es zu Ende ist. Norbert erwartet mich, er konnte dank Livetracking meine ungefähre Zielzeit ermitteln. Wir erleben noch die Siegerehrung des T 23 und der beiden Kombiwettbewerbe. Jeder Finisher der Kombis bekommt ein hochwertiges Handtuch.
Dann ruft der Veranstalter Hendrik Dörr die anwesenden Helfer auf die Bühne, um sich bei ihnen zu bedanken. Auch von uns: Vielen Dank!!! Ihr wart klasse.
Am Nachmittag freuen wir uns auf einen Vortrag des Abenteurers Jonas Deichmann, dann beschließen wir den Tag mit Schwenker und einem Gläschen Rotwein am See.
Das war ein schönes Urlaubswochenende ganz nach unserem Geschmack. Die Trails sind knackig, teilweise steinig und verblockt, aber machbar. Die Streckenmarkierung ist perfekt, das Flatterband nicht nur an Abzweigen, sondern in guten Abständen angebracht, so dass keine Unsicherheit aufkommt. An Kreuzungen sind nicht nur Pfeile für den richtigen Weg, sondern Striche dort, wo man nicht laufen soll. Jeder Tag wurde neu markiert, so dass auch Starkregen in der Nacht nichts ausgemacht hat.
Die Verpflegung ist top, die großen Abstände bringen ITRA und UTMB Punkte. Eigener Trinkbecher sollte mittlerweile bei jedem Lauf zur Grundausstattung eines Läufers gehören.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist super, die Orga perfekt, die Helfer mit Leidenschaft dabei.
Ich wüsste nicht, was man besser machen könnte.
24.06.23 | Draussen am See ist wieder was los |
Birgit Fender |