Was hat die Lausitz bloß mit Kängurus zu tun? Wölfe, ja klar, die gibt es. Aber diese Beuteltiere? Die Lösung der Frage liegt in Trebatsch. Dort beginnt er, der LeichhardtTRAIL.
Eigentlich ist es ein Radweg, gelbe Schilder mit einem Känguru drauf markieren ihn. Wie in Australien eben. Und warum ausgerechnet Trebatsch? Tja, hier ist Ludwig Leichhardt aufgewachsen, der 1847 als Australienforscher berühmt wurde. Und der TRAIL berührt die Orte seiner Kindheit… 55 km bis hinter Cottbus. Normalerweise ist das ein knallharter Winterlauf, aber heute, bei 13° und praller Sonne ist es ein Traum, nur etwas anders eben.
Stahlblauer Himmel spannt sich über uns. Am Ziel versammeln wir uns , Aldo und Volker begrüßen jeden, man kennt sich. Ein Großraumbus befördert uns dann nach Trebatsch, am künftigen Cottbuser Ostsee längs. Das wird mal der größte See in der Lausitz, nur Wasser muss da noch rein. Viel Wasser. Das ist bereits im Schwielochsee drin, dem größten See Brandenburgs. Der Trail führt uns an dessen Ufer entlang.
Am Start ist fast der ganze Ort auf den Beinen, bunt verkleidet und in bester Laune bei Musik und Tanz. Das hält warm. Ein kleines Schnäpsken kann das auch. Zamern heißt das, ist ein Brauch der hier ansässigen Sorben und Wenden und vertreibt schlechte Laune und den Winter gleich mit. Kirche, Museum, Denkmal, alles auf Ludwig Leichhardt abgestimmt. Noch ein Gruppenbild mit unserem Motto drauf und los geht’s, mit der Sonne immer von vorn. Gegenlicht, nicht gerade ideal für Fotos…
Gut 60 Beuteltiere – mit Rucksack - traben an. Es ist Selbstversorgung hier. Futter für ist mitzunehmen, Getränke gibt es unterwegs an zwei VPs, wegen der Wärme heute bekommen wir noch einen dritten dazu. Aldo und Volker sind eben Läufer und wissen daher genau, was wir brauchen. Der TRAIL ist auch fürs Radfahren angelegt, es gibt aber außer asphaltierten Teilstrecken jede Menge Pfade und Sandwege. Allerdings werden die Schilder gerne geklaut… sind auch einfach zu verführerisch. GPS schadet also nicht.
Von der Straße weg zum See runter und am Ufer weiter. Ganz, ganz herrlich. Dünnes Eis auf dem Wasser erinnert an den Winter. Und erstmal das Licht – ein Traum. Manche Häuser wirken wie aus der Zeit gefallen, wie die alte Dorfschule oben am Hochufer. Toll. Und diese Ruhe, nee, besser diese totale Stille. Einmalig. Rasch erreichen wir Goyatz. Es gibt einen alten Bahnhof , einen ausrangierten Personenwagen, und vorbei sind wir. Der Wald nimmt uns auf. Breite Sandwege, schön zu laufen. Ein Berg liegt vor uns, mit 30 Höhenmetern im Sand. Links ein altes Militärgelände mit Munitionsresten, oben Rampe 6, ein Grillplatz mit altem Güterwagen. Nun nur noch bergab nach Byhlen, der 1. VP lockt und hat alles: Getränke, festes Futter, ein tolles Team, eben einfach alles.
Nun packt Lorenz seine ganze Kraft aus. Es ist gegen Mittag und die Strahlung ist intensiv. Nur ein kurzes Stück Wald noch, dann kommt lange, lange Zeit kein Schatten mehr. Wie das wohl bei Schietwetter ist? Ich will gar nicht drüber grübeln. Hocherfreut werde ich in Byhleguhre von einem sehr netten Paar in traditioneller Sorbentracht begrüßt, auch mit Willkommensschluck- super! Da war noch viel in der Buddel drin, meine Kameraden hatten wohl weniger Durst…
Nächstes Ziel – die Spree. Aber erstmal muss man an den heiteren Eingeborenen von Schmogrow vorbei, die feiern da schon ganz ordentlich. Auch sie vertreiben so den Winter, was ihnen ja auch gelungen ist. Zapust nennt man dieses Fest. Vornehm und bunt sind ihre Gewänder, wie die unsrigen. Das passt.
Rauf auf den Spreedamm und schnurgerade weiter. Eine Brücke leitet nach Süden, Alleebäume spenden Schatten. Hinter Briesen kommt aber wieder Wald und der VP2. Wieder ist alles zur Stärkung und Aufheiterung gerichtet. So ist das Klasse. Jetzt nur noch nach und durch Cottbus. Straßen und Häuser mehren sich, in der Stadt sind es riesige Kästen. Nicht unbedingt ein Fest fürs Auge. Einfach geradeaus durch. Aldo hat ein Video vorbereitet, das den Weg durch die Stadt beschreibt. Es geht wohl an der alten Stadtmauer längs, heute ein Park mit reichlich Betrieb darin. Die Altstadt mit Schloss und Kirchen liegt etwas erhöht dahinter, ein Extrabesuch sollte dafür eingeplant werden. Es wuselt nur so – kein Wunder, bei dem Wetter.
Über die Spree und dann rechts. Nur ein Zick und ein Zack und schon hat man die Stadt hinter sich. Achtung Hauptverkehrsstraßen! Aber am Park Branitz mit Fürst Pücklers Schloss, ist die Natur wieder präsent. Die Schönheiten des Parks, etwa die Pyramiden, sind nicht Thema des TRAILs, da sollte man extra für kommen. Am Schloss war früher Schluss mit laufen. Aber weil es hier nicht klappt mit der Infrastruktur, kommen noch 31/2 km bis zum Ziel dazu. Sehr schöne Waldwege, zwei Straßenquerungen und so manche kleine Falle…
Das Vereinsheim, das neue Ziel, ist ideal. Parken, Duschen, Gepäck und die Abschlussfeier. Bei der Siegerehrung wird auch die letzte Gurke (ich!) geehrt – mit einem Kilo Spreewaldgurken, einer tollen Urkunde und dem Känguru-Orden am gelben Band. Aldo und Volker und natürlich die vielen, vielen Helfer haben schon zum 6. Mal ganze und hervorragende Arbeit geleistet. Mein Dank und meine Hochachtung! Ich liebe euch!
Fazit
Unbedingt teilnehmen und dem Känguru-Orden beitreten. Egal wie das Wetter sein wird, es ist ein toller Lauf durch eine klasse Gegend. Technisch nicht schwer, Straßentreter reichen. Wind- und Regenschutz und ein kleiner Vorrat im Beutel, das reicht für ein Superlauferlebnis!