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13.07.19 - Maintal-Ultratrail

Bayerische Traillauf-Meisterschaft in Veitshöchheim

Neue Wege gehen, das habe ich mir hinter die Ohren geschrieben. Und in diesem Jahr führt mich meine Reise nach Veitshöchheim.  Aber nicht zum Fasching, denn ich bin eher eine Faschingsbremse. Viel lieber, da schon lange auf meiner Agenda, ist mir eine Teilnahme am MaintalUltraTrail an, kurz MTUT. Schon seit geraumer Zeit sind beim Bayerischen Leichtathletikverband Bemühungen zu sehen, die „üblichen“ Meisterschaftsbewerbe aufzupeppen. So wird beim MTUT in diesem Jahr zum ersten Mal eine Bayerische Meisterschaft im Traillauf veranstaltet. Und das ist passend für mich.

Veitshöchheim, eine Gemeinde mit knapp 10.000 Einwohnern, liegt nur ein paar Kilometer nördlich von Würzburg, und ist mit allen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Sehenswert ist der Rokokogarten, den die Würzburger Fürstbischöfe angelegt haben, das Schloss, die Synagoge, das jüdische Kulturmuseum, das Rathaus und andere Bauten. Leider reicht meine Zeit nicht, um mir alles anzusehen, da ich erst am Wettkampftag anreise. Vielleicht klappt es ein andermal.

Drei Strecken sind beim MTUT ausgeschrieben, eine kurze mit 13 Kilometer (230 Höhenmeter), eine mittlere mit 30 (720 Höhenmeter) und eine lange mit 64 (1700 Höhenmeter). Da dürfte doch für jeden etwas dabei sein. Die Bayerische Trailmeisterschaft wird auf dem T30 ausgetragen. Um bei Bayerns Besten mitlaufen zu dürfen, braucht es einen Startpass, den man jederzeit beantragen kann, wenn man Mitglied in einem bayerischen Leichtathletikverein ist. Ich bin erstaunt, dass sich annähernd 130 Läufer für die Meisterschaft eingeschrieben haben.

Es gibt ein Reglement, das es zu befolgen gilt. So muss beispielsweise eine Pflichtausrüstung am Mann sein, die 1 l Trinkvorrat,  einen Trinkbecher (die werden an den Verpflegungsstellen nicht vorgehalten), Notfallausrüstung (Erste-Hilfe-Set) und Mobiltelefon beinhaltet. Ob mit oder Stöcke, ist jedem selber überlassen, Trailschuhe sind zwar nicht Pflicht, aber ich schlage für diesen Trail schon Treter mit ordentlichem Profil vor.

Die Anmeldegebühren beim langen Kanten sind mit 40 EUR moderat, 30 EUR sind es beim T30. Wer sich zur Teilnahme später entschließt, legt halt noch einen kleinen Schein drauf. Dafür erhältst du eine gute Versorgung während und nach dem Wettkampf: Von der Gepäckbewachung, Duschen, Medaille, Möglichkeit zum Campen und Urkunde aus dem Internet. Verpflegungsstellen gibt es etwa alle  10 Kilometer.

45 Minuten vor dem Start des T30 (09.00 Uhr) bin ich vor Ort am Sportgelände des SV 1928 Veitshöchheim. Die Startnummern bekommen wir im Sportheim des SV, wo wir uns auch umziehen können. Am nördlichen Ende des Sportgeländes sehe ich ein paar Zelte, dort sind Start und Ziel aufgebaut und dort wird auch die Siegerehrung sein. Für das Briefing des T30 um 08.30 Uhr komme ich gerade rechtzeitig. Die Ultraläufer sind bereits seit 07.00 Uhr unterwegs. Zielschluss ist für alle um 18.00 Uhr, das sind dann elf Stunden für die Ultratrailer und neun für den T30. So lange werde ich wohl nicht brauchen. Schaun mer mal.

Die Verantwortlichen des BLV, Willi Wahl und Hans-Peter Schneider , kenne ich schon seit Jahrzehnten und frage sie, ob wir mit den Bayerischen auch in  Zukunft rechnen können. Der Willi ganz knapp: „Da gibt es nichts zu überlegen, wir werden uns mit dem Thomas Gumpert gleich nach dem Rennen unterhalten.“ Den Thomas habe ich letztes Jahr in Würzburg kennengelernt. Er hat so von seinem Lauf geschwärmt, dass ich nun richtig gespannt bin.

Gut zehn Minuten vor dem Startschuss gehe ich den Startbereich, wo an Zugangsschleusen die Ausrüstung stichprobenhaft überprüft wird.

 

 
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Ein eigenes Volk sind die Trailrunner schon. Da ist man zwar auch auf Leistung aus, doch für ein freundliches Wort oder für eine Hilfestellung im Rennen ist immer Zeit. Die Brüder Rüdiger und Frank  befinden sich gerade in der Vorbereitung auf die 100 Meilen in Berlin und auf den Spartathlon. Dazu trifft man auf solchen Meisterschaften immer ganz spezielle Bekannte. So auch den Walter, der am Abend noch einen Gesangstermin als Tenor hat. Wo er hat er denn die Luft dafür her?

Wir werden an die Startlinie gebeten und nach den letzten Hinweisen zählt man von zehn herunter und schießt uns dann auf die Strecke. Ich mache noch ein paar Bilder vom Start und begebe mich dann auch auf den Weg, der als Trail kein einfacher sein wird.

Nach ein paar Metern auf dem Sportplatz verlassen wir das Sportgelände. Nur zehn Minuten, vielleicht knappe zwei Kilometer dauert es, und wir verlassen die bequemen Wege.

 

 
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Es wird enger, mitunter können wir nur hintereinander laufen, so schmal sind die Wege. Und du musst laufend ein Auge auf den Boden haben, denn Wurzeln, Steine und andere Unebenheiten lauern dich auf und wollen dich zu Fall bringen. Für einen Fotografen ist so ein Geschäft eine Herausforderung, den du musst auch auf Motive achten.

Wir laufen nun in Sichtweite zum Main, nur leider lassen die Bäume keine gescheite Sicht auf das Tal zu. Später geht es dann auf rustikalen Treppen steil hinunter, so sehr, dass keiner mehr läuft. Eine Läuferin, wohl mit Straßenschuhen unterwegs, hangelt sich von Baum zu Baum hinunter. Wenn man jetzt meint, dass es einfach zu laufen geht, den muss ich eines Besseren belehren. Es sind zwar immer kurze, gut zu laufende  Stücke  dabei, dann wird es wieder rustikal. Beschilderungen mit einem „M“ lassen mich vermuten, dass wir auf dem Mainweg unterwegs sind.

Rainer aus dem tiefer gelegenen Thüngersheim, also fast in Reichweite zu seinem Heimatort, weist mich kurz in das Gelände ein und berichtet, dass in Kürze die erste V-Stelle kommen wird. Zuvor werden noch die letzten 20 Kilometer für uns angezeigt. Alle fünf Kilometer werden wir über die Restkilometer informiert. Wir verlassen den Wald, überqueren eine Landstraße und begeben uns in den Weinberg „Günterslebener Sommerstuhl“.

Gleich danach sehe ich die erste V-Stelle: Wasser, Cola, Apfelschorle, Bananen und Äpfel stehen bereit. Die Läufer greifen zu und nehmen sich wirklich Zeit zur Getränkeaufnahme. Nach zwei, drei Minuten laufe ich dann auch wieder weiter. Mittlerweile hat sich das Läuferfeld auseinandergezogen. Eine gute Stunde bin ich unterwegs.

Ein längeres Stück geht es den Etzburg-Trail hinunter, Thüngersheim, unten am Main, ist einen guten Kilometer entfernt. Wir sind am tiefsten Punkt angekommen und von da geht es ein längeres Stück wieder hinauf. Leider hat es zu tröpfeln begonnen, was mich nicht beeinträchtigt, denn auf dem Waldboden kommt kaum Niederschlag an. Am Ende des Anstieges hat sich ein Helfer an einem Abzweig im Auto unter der Heckklappe verkrochen. Weiterhin ist unsere Laufstrecke nun ansteigend, wir laufen durch Getreidefelder und sehen einige Windräder.

Wir erreichen die Steinhöhe, ein Aussichtspunkt mit einem Feldkreuz. Auf gut zwei Kilometer mussten wir uns von 212 Meter unweit Thüngersheim auf nun 381 Meter hocharbeiten. Ich bin mit meiner Performance zufrieden und kann ohne Gehpausen auskommen. Etwa die Hälfte haben wir nun geschafft, das Schild mit „noch 15 Kilometer“ kommt. Weit sehen wir ins das Land hinein, auf den nicht bewirtschafteten Flächen blühen Sommerblumen.

 

 
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Kurz danach erreichen wir wieder den Wald, wo die Wegverhältnisse wieder mehr Aufmerksamkeit erfordern. Dafür nehmen die Gefälleprozente zu, auf einem Feldweg sind es 50 Höhenmeter auf 300 Meter Strecke. Im Wald rennen wir dann wieder auf Singeltrails, kurzzeitig sehe ich Markierungen des Jakobsweges.

Am Waldparkplatz Talwald steht eine Läufertraube am  zweiten Verpflegungsstand, wo es nun zum vorherigen Angebot sogar noch Melonen, Kartoffeln und Salz hinzukommen. Die meisten nehmen sich Zeit für die Verpflegungsaufnahme, nur ein Mädel saust vorbei, sie  braucht wohl nichts mehr. Der Helfer meint, es sind noch rund acht Kilometer zum Ziel. Nach zwei Minuten gehe ich die letzten Kilometer an. 2.5 Stunden bin ich nun unterwegs. Die drei Stunden-Marke werde ich reißen müssen, egal.

Nach knapp zwei Kilometer verlassen wir wieder den Wald, der folgende Feldweg ist stellenweise zugewuchert. Gut, dass die Spitze alle Zecken und anderes Ungeziefer eingesammelt hat. Wie laufen nach Güntersleben hinein, angefeuert von einigen Zuschauern. Man weiß, dass bei solchen Läufen Zuschauer eher selten sind. Die letzten fünf Kilometer werden angezeigt.

Auf einem Grasweg geht es ganz hinunter und auf einer Brücke über den Dürrbach hinweg. Einige Helfer sperren die belebte Würzburger Straße für uns ab, dann führt ein Stich am Wertstoffhof steil bergan. Ich muss gehen. Seit geraumer Zeit ist mir Leo vom RV Viktoria Wombach auf den Fersen. Noch vier Kilometer werden anzeigt. Dann verlaufe mich für ein paar Meter, da ich zwei Läufern vor mir hinterherrenne. Die Verfolger pfeifen mich zurück. Wir wechseln wieder in den Wald. Leo kann auflaufen und geht nach vorne. Vor uns sehen wir eine größere Gruppe, die wollen wir uns noch holen. Was auch gelingt.

Wir verlassen den Wald, der Feldweg wird deutlich laufbarer. Noch ein guter Kilometer, ich will Gas geben und kann mich schnell von Leo und den Verfolgern lösen. Ich kann sogar noch das Mädel einholen, das an der letzten Tankstelle vorbei gesaust ist. Die Strecke führt nochmals in den Wald beim Friedhof. Ich höre die Moderation vom Ziel und biege dann nach wenigen Metern auf den Sportplatz ein.

Von Thomas, dem OK-Boss, angekündigt laufe ich durch’s  Ziel. 3.16 Stunden, damit lande ich in der Klasse M55 auf dem zehnten Rang. Ich bin hochzufrieden. Es war doch nicht ganz so schwer, wie ich gerechnet habe.

 

 
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Im Ziel wird mir die Medaille umgehängt, auf die Schulter geklopft und ein Helfer bringt mir sogar noch ein alkoholfreies Weißbier. Das nenne ich Service. Neben der üblichen Zielverpflegung wartet noch süßer Streuselkuchen. Wer es deftig mag, die Unterfranken machen auch sehr gute Bratwürste.

Ich halte es noch lange im Zielgelände aus und kann so noch viele Ultratrailer begrüßen und die Siegerehrungen miterleben.  Gibt es was zu meckern? Mir fällt nichts sein. Außer dass auf  dem Medaillenband der Ultraläufer TRIAL statt TRAIL steht. Aber irgendwie ist ein Trail auch immer ein Trial. Das passt schon.

 

Ergebnisse


Ultratrail Frauen
1. Andrea Pfister, Lauffreunde HADI Wezel, 6.15.37
2. Monty Samantha,  6.41.08
3. Jana Seel, 6.46.23

Ultratrail Männer
1. Dr. Toms Komass, -, 5.41.41
2. Tilman Bertram, -, 5.36.56
3. Stefan Flessa, -, 5.40.50

 

Trail T30, Frauen
1. Kim Schreiber, LG Bamberg, 2.21.39
2. Anke Friedl, SC Kemmern, 2.29.53
3. Susanne Haßmüller, SC Ostheim/Rhön, 2.37.02

Trail T30 Männer
1. Markus Brennauer, TSV Penzberg, 2.03.17
2. Marcel Höche, LAC Quelle Fürth, 2.04.41
3. Kevin Karrer, LG Bamberg, 2.05.31

 

Finisher
Ultratrail: 102
T30: 276 (davon Bayerische Meisterschaft: 113)
T13: 96

 

Informationen: Maintal-Ultratrail
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