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07.08.15 - Malberglauf

Alpinfeeling im Westerwald

Was lässt einen Lauf zu einem besonderen Ereignis werden? Länge? Höhenunterschiede? Seine Trails? Oder das Ambiente und wie sehr sich darum der Veranstalter, der VfL Waldbreitbach, bemüht?

Der Malberglauf im vorderen Westerwald, zwölf Straßenkilometer östlich von Linz am Mittelrhein, ist zwar nur kurz – gerade einmal sechs Kilometer –, führt aber 370 Meter hinauf und zwischendurch 100 Meter hinab und bietet einige sehr schöne Trailabschnitte. Erst recht große Klasse ist das „Gipfelerlebnis“ am Ziel: Zuschauer mit Kuhglocken säumen die letzten 500 Meter, und drei Alphornbläser verleihen dem steilen Schlussanstieg alpines Gepräge!

Meine beiden letzten Marathone, kaum zwei und drei Wochen zurückliegend, boten in Füssen – dort auch mit Alphornbläsern! – und in der Bergwelt von Davos ebenfalls Alpinfeeling. Schön, dass es das auch hier im Westerwald gibt, obwohl der Malberg gerade einmal 373 Meter misst. Es handelt sich um einen ehemaligen Vulkan, dessen Basaltfüllung bis 1932 abgebaut worden ist, so dass es heute einen hübschen Bergsee nahe dem höchsten Punkt gibt. Auf diesem steht die Malberghütte, das Ziel des Berglaufs.

Kurios ist die Anreise: Obwohl es sich um einen Streckenlauf aus dem Wiedtal bei Hausen hinauf auf den Malberg handelt, fährt man besten schon vorweg bis fast auf den Berg, wo es vor dem Parkplatz eine weitere Wiese zum Parken für die Läufer gibt. An der Malberghütte gibt es die Startnummern. Dann kann man sich entscheiden, ob man zu Fuß auf einer verkürzten Strecke zum Start hinunter gehen oder mit einem von zwei Buskursen hinunter fahren möchte. Das Auto nahe dem Ziel ist natürlich praktisch, weil man dort trockene Kleidung deponieren kann, denn statt nach dem Lauf unten im Tal kostenfrei im Wiedtalbad zu duschen, ist es schöner, das Lauferlebnis mit dem Aufenthalt an der Malberghütte, sehr guter Verpflegung und Siegerehrung ausklingen zu lassen.

Sportlich hat der Malberglauf, bei dem 2003 und 2008 die Westdeutsche Berglaufmeisterschaft ausgetragen wurde, einige Bedeutung: Der Lauf auf den Malberg ist Auftakt für den Siebengebirgscup, eine sehr anspruchsvolle Laufserie mit vier Läufen, die man alle absolvieren muss, um in die Cupwertung zu kommen. Die ersten drei Läufe haben jeweils knapp 400 Höhenmeter – der Malberglauf nur aufwärts, der folgende Löwenburglauf und zwei Wochen später der Rheinhöhenlauf jeweils hinauf und hinunter. Die Lauflänge steigert sich dabei von 6 über 14 auf 21 Kilometer (Halbmarathon), ehe am dritten Adventssonntag mit dem Siebengebirgsmarathon das Finale mit dann rund 800 Höhenmetern folgt.

 
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Für jeden der Läufe gibt es maximal 300 Punkte, so dass „Sprinter“, „Mittelstreckler“ und Marathoni gleichwertig zum Zuge kommen: Wer schließlich die Cupwertung gewinnt, ist dann sozusagen Bester der „kompletten Bergläufer“, zumindest was das Mittelgebirge angeht. Und jeder der weiteren rund 50 Finisher des Siebengebirgscups zeigt, dass er neben kurzen Strecken auch die Marathondistanz meistert.

Im vergangenen Jahr gab es eine Stunde vor dem Malberglauf einen heftigen Wolkenbruch – da kommt Spannung auf, was der Hitzesommer in diesem Jahr bringt. Für das nahe Linz sind für 18:30 Uhr, den Startzeitpunkt, 31 Grad angesagt. Auf dem Malberg angekommen, empfinden wir –  meine junge Kollegin Laura, die gerade 18 gewordene Camille und ich – die Hitze noch als erträglich, zumal sich die Westerwaldlandschaft von der phantastischen Hüttenterrasse über dem Zieleinlauf ziemlich klar, nicht hitzeverdunstet, präsentiert. Von der Gewitterfront, die erst acht Stunden später durchzieht, ist am fast wolkenlosen Himmel noch nichts zu sehen.

Während auf der Hütte der Grill angeheizt wird und die Kuchentheke schon aufgebaut ist, können wir uns kaum von der tollen Aussicht lösen: Da freut man sich umso mehr, dass wir gleich aus dem sicher heißeren Wiedtal hier hinauflaufen dürfen! Mit Laufveranstalter Wolfgang Bernath gibt es ein Gruppenfoto, und während erste Läufer auf einen verkürzten Weg hinunter zum Ziel aufbrechen, ziehen wir die Fahrt im Bus vor – unglaublich, dass es für die geringe Startgebühr ein so tolles Angebot gibt!

Am Startort im Wiedtal beeindruckt dann in der Tat mehr noch als die schöne Tallandschaft die stehende Hitze: Schon ganz leichtes Aufwärmen führt zu Schweißausbrüchen. Allmählich traben sich aber immer Läufer und Läuferinnen warm, was trotz der Hitze notwendig ist, denn vom Start weg geht es nur 400 Meter flach, ehe der Anstieg immer steiler wird: Da sollten die Muskeln dann schon warm sein!

 
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Für den Start hat der Veranstalter noch rasch etwas Wasser organisiert; Camille freut sich derweilen darüber, dass sie hier trotz noch weniger Wettkämpfe einen älteren Läufer wieder trifft, mit dem sie drei Monate zuvor schon einige Kilometer beim Vulkan-Halbmarathon gemeinsam gelaufen ist. Unvermittelt erfolgt der Start, und einige Fotos bringen mich rasch an das Ende der Läuferschlange: Seit meinem Marathon-Doppelschlag finde ich ohnehin mein richtiges Tempo nicht mehr – mal sehen, wie ich demgegenüber heute hier am Berg unterwegs bin! Am Dorfausgang, wo es bereits sehr steil aufwärts geht, stehen anders als im Vorjahr kaum Zuschauer: Da könnte man also schon früher auf Gehen umschalten ... Aber heute geht es mir gut, selbst im Gehen überhole ich viele Mitläufer, so dass sich gute Gelegenheiten für weitere Fotos mit dem schönen Wiedtal im Hintergrund ergeben.

Bei 1,2 Kilometer ist der erste Anstieg geschafft, und es gibt eine „feine Belohnung“: Auf den nächsten 1,7 Kilometern verlieren wir immer leicht abwärts laufend fast sämtliche Höhenmeter, die wir vorher gewonnen haben, denn der „vertikale Wendepunkt“ liegt nur noch wenige Meter oberhalb der Wied. Trotz des Abwärtslaufens ist es Camille, die ganz schön flott läuft, und mir fast zu warm: „So bequem müsste es hinauf ins Ziel gehen!“ Geht es natürlich nicht, denn eine mit Kreide auf dem Weg markierte „2,9“ verheißt zwar, wir haben fast die Hälfte des Laufs geschafft, aber vertikal gesehen gilt wie im bekannten Spiel „gehe nach Null“.

Der folgende Anstieg ist einstweilen aber gnädig: Noch lange können wir gut laufen, ehe sich der Weg immer mehr versteilt. Und mir geht es je steiler, desto besser! Während meine junge Mitläuferin die umgekehrte Erfahrung macht – für sie ist das hier heute der erste Berglauf-Wettkampf: Kein Auf und Ab wie sonst im Mittelgebirge, sondern irgendwann nur noch bergauf. Da tut es gut, dass wir bereits nach vier Kilometern in dem Steilstück hinter einer Kehre von links oben die Alphörner im Ziel hören!

Kaum führt der Weg in einen Hohlweg mit grobem Schotter, ist es aber vorbei mit dem fernen Alphornklang: Stattdessen verspreche ich Camille die nahe Verpflegungsstelle. Doch das ist leider umsonst, wie uns die fast schon verzweifelte Frau an der Verpflegungsstelle zuruft: „Wir hatten dieses Jahr dreimal so viel Wasser wie sonst, aber es ist alle – lauft weiter, da geht es zum Ziel!“ Immerhin hat kurzzeitig der Weg ein Einsehen: Statt steil bergauf geht es wieder lauffreundlich bergab. Was mich natürlich nur bedingt freut: Unser Ziel liegt schließlich oben, und jeder Meter abwärts war schon mal erarbeitet und muss so noch einmal bergauf gelaufen werden!

Das Schöne am Malberglauf ist aber, dass er fast durchweg im Wald verläuft – es bleibt also immer schattig. Und nach einer Spitzkehre laufen wir bergauf über einen wunderschönen Trail, dessen Wurzeln vom Veranstalter weiß markiert sind. Die Zufahrtsstraße zum Gipfel wird überquert, und eine Zuschauerin lässt fleißig ihre Kuhglocke läuten: Viele Zuschauer vom letzten Jahr, die hier alle mit Kuhglocken den Weg säumten, müssen wohl in Urlaub sein. Dafür endet jetzt rasch der Wald, in den letzte Sonnenstrahlen fallen, und entlässt uns auf einen etwas holprigen Wiesenweg, der unterhalb des Ziels – jetzt mit vollem Alphornklang – quer über die ehemalige Skipiste zum Zielhang führt.

Dann geht es, mehrfach an Fotografen vorbei, ins Ziel – großartig, dass mein Spurt von Zuschauern mit den Worten kommentiert wird: „Der hat noch Power!“ Das ist mir bislang selten im Ziel passiert ... Und endlich gibt es für Camille auch das ersehnte Wasser. Trotz der Anstrengung aber auch den Kommentar: „Das ist ein toller Lauf!“ Und wenig später: „Hier möchte ich auch im nächsten Jahr laufen!“

Am Auto ziehen uns etwas Trockenes über und gehen wieder zum Ziel zurück: Auf der Terrasse gibt es von den Hüttenbewirtschaftern neben Gegrilltem, Flammkuchen und süßen Kuchen kühle Erfrischungsgetränke. Vor allem aber wieder auch die tolle Aussicht. Weil es angenehm warm ist, drängt auch nicht die Siegerehrung, die dann aber in toller Kulisse stattfindet: Das Podest steht unterhalb der Terrasse vor dem Wiedtalpanorama. Dieses Finale auf dem Malberg toppt den Abschluss mancher viel größerer Laufveranstaltung! Wofür dem veranstaltenden VfL Waldbreitbach herzlich zu danken ist.

Der Verein ist so rührig, dass in noch nicht einmal zwei Monaten das nächste Event ansteht: Der „Staffelmarathon“ am 3. Oktober im nahen Waldbreitbach, bei dem sich bis zu sieben Läuferinnen und Läufer 21 Zweikilometerrunden beliebig aufteilen können. Trotz der terminlichen Konkurrenz zum einen Tag später stattfindenden Köln-Marathon ist dem Marathon in Waldbreitbach, der auch von Einzelläufern absolviert werden kann, und seinen Veranstaltern genügend Nachfrage zu wünschen.

Ergebnisse
Männer:

Marek Spriestersbach (1995), 25:21
Tim Dally, TuS Deuz, in 25:48
Frank Herdenack, Neuenkleusheim, in 25:52

Frauen:
Sarah Kistner (1997), 26:10, neuer Streckenrekord
Adele Blaise-Sohnius, 28:55
Annika Peiler, 29:12

Insgesamt errreichten 316 Läufer und Nordic Walker das Ziel.

 

Informationen: Malberglauf
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