Jedes Jahr im Sommer habe ich am ersten Freitag im August ein Date im vorderen Westerwald, denn hier gibt es den kleinen Berglauf auf den Malberg. Und der ist für mich ein absolutes Muss in meinem Laufkalender.
Ich fahre von der Arbeit aus Bonn in aller Ruhe zur Skihütte oberhalb von Hausen. Hier veranstaltet der VFL Waldbreitbach bereits zum 18. Mal den Malberglauf. Der Lauf hat zwar nur 6 Km Länge, dafür aber knackige 370 Hm aufwärts. Das ist eine optimale Vorbereitung für den Allgäu Ultra in einer Woche.
Ich parke auf gewohntem Terrain unterhalb der Skihütte. Von der Wiese gehe ich über den Gipfel, wo ich einen Blick in den Kratersee werfe, den kurzen Weg vorbei an den Häusern des Ortsteils Hähnen hinauf zur Hütte und hole mir die Startunterlagen. Und gaaanz wichtig: Vorher noch erwerbe ich am Kuchenbuffet 2 Stücke Mohnkuchen. Die kommen für nachher in meine Tasche. Sicher ist sicher.
Und wer überreicht mir mit einem strahlendem Lächeln die Startunterlagen? Es ist Hannelore, der ich beim Wiedtal Ultra Trail (WUT) im Frühjahr noch den Fuß tapen durfte. Überhaupt treffe ich viele Bekannte vom WUT und vom Staffelmarathon in Waldbreitbach, aber auch von den vorigen Malbergläufen.
Wolfgang Bernath und sein Team vom ausrichtenden VFL Waldbreitbach haben wieder alles perfekt organisiert. Alles funktioniert reibungslos. Der Erfolg gibt dem Team Recht. 388 Läufer und Walker stehen am Start. Glückwunsch zum neuen Teilnehmerrekord.
Der Bus fährt ohne mich
Im Zielbereich werden Läufer von einem Fernsehteam interviewt. Auch Jörg aus der WUT-Läuferschar 2017 wird vor die Kamera geholt. Ich mache mich auf den Weg nach unten. Dabei verzichte ich wie immer auf das Angebot des kostenlosen Shuttlebusses zum Start in Hausen und laufe hinab. Oben und unten geht es auf jeweils 1,2 Km Originalstrecke zum Start. Wolfgang kommt und erläutert noch kurz die Strecke. Es ist ein wechselndes Auf und Ab, was den meisten aber bekannt sein dürfte.
Der Startschuss lässt die Läuferschar los. Die Schnellen ziehen ab. als wäre eine Hundemeute hinter ihnen her. Ich lasse es gemütlich angehen, weiß ich doch, dass nach 400 m flacher Strecke in Hausen der erste längere Aufstieg bis an den Waldrand ansteht.
Der Beginn des Aufstiegs bringt mich gleich mächtig ins Schwitzen. Am Ende der Deutschherrenstraße biegen wir scharf nach links und es heißt steigen. Ab hier sind wir ein Stück auf der Strecke des WUT unterwegs. Ich falle rasch in den Laufschritt. Nur keine Körner verschenken. Über einen frisch gemähten Wiesenweg kommen wir zum Waldrand.
Die Markierung weist aus, dass 1.200m hinter uns liegen, Musik spielt für uns auf. Der Malberg hat schon was. Uns wird hier so einiges geboten. Kuchen und Musik, das fängt ja schon mal gut an. Ein weiteres Schild macht Mut. Gleich geht es bergab, wird uns in Aussicht gestellt.
Und es geht richtig bergab. Nach dem ersten harten Anstieg steht mein Lieblingsstück an. Das ist 1.700 m lang und lässt uns etliche der gerade hart erkämpften Höhenmeter verlieren. Ich lasse es krachen. Gefühlt ist nur Fliegen schöner. Herrlich! Ich liebe diesen Abschnitt.
Wieder rauf
Nach 2,9 Km ist Schluss mit lustig. Der nächste Aufstieg steht an. Eine 1,5 km lange Steigung wirft mich vom Fliegen wieder in einen langsamen Bergauflaufschritt zurück. Dabei achte ich sehr auf den Untergrund. Es hat hier reichlich Wurzeln und natürlich auch Steine. Aber ein Kompliment an das Organisationsteam: Alle Wurzeln und Steine sind markiert. Aber nicht mehr in weiß wie bisher immer. Dieses Jahr leuchtet alles Markierte in neongrün. An etlichen Wurzeln und Steinen sind jedoch noch immer die alten weißen Markierungen zu sehen.
Gibt es noch einen Berglauf, bei dem Wurzeln und Steine markiert sind? Ich kenne nur einen und der liegt in Hausen im schönen Naturpark Rhein-Westerwald. Hier hat der Veranstalter keine Mühen gescheut den Läufern eine perfekte Strecke zu präparieren.
Im Übrigen ist das Wetter bestens zum Laufen. Es hat um die 20 Grad, aber die kann man aushalten. Dazu ist es trocken und windstill. Perfekt. Das steilste Stück gehe ich, eine gute Übung für die Steigungen im Allgäu, entschuldige ich mich innerlich. Zudem werden wir durch ein Schild zum Gehen aufgefordert: Geh(t) doch.
Links ist der Eingang zum Stollen Pluto zu sehen. Während oben am Malberg Basalt abgebaut wurde, schürfte man an den Hängen in mehreren Bergwerken Eisenerz, das früher auch vor Ort verhüttet wurde. Daher sind neben den Stolleneingängen noch oft Reste von Halden und Meilerplätzen sichtbar.
Für weitere akustische Unterstützung sorgt ein Fan mit Kuhglocke am oberen Teil des Aufstiegs. Kurz nach Pluto ist der lange Aufstieg geschafft. Wir werden mit einer Wasserstelle für den Aufstieg belohnt. Ein kurzes Stück ohne Steigung lässt mich bei diesem Bergsprint wieder zu Atem kommen.
Vom breiten, leicht geneigten Hauptweg führt uns eine scharfe Linkskurve auf das Herzstück der Strecke, den Wurzeltrail. Hier sind wir wieder auf der WUT-Strecke. Noch ein Kilometer liegt vor uns. Allein wegen des Wurzeltrails lohnt sich der Lauf. Wieder sorgen Kuhglocken für alpenländische Atmosphäre, neongrüne Pfeile weisen den Weg. Ich genieße jeden Zentimeter des Wurzeltrails. Einfach nur schön, hier zu laufen bzw. zu gehen. Trailläufer, was willst Du mehr? Ist doch klar: der Trail könnte länger sein.
Das Alphorn ruft vom Berg
Von oben hören wir schon Wolfgang seine Ansagen machen, untermalt von Alphornklängem. Es ist nicht mehr weit. Wir queren gut gesichert die Kreisstraße 3. Ein letztes kurzes Steilstück durch den Wald führt uns zu einer Wiese. Hier dürfen wir uns mit Blick auf die oberhalb gelegene Skihütte auf einer flachen Passage erholen. Das Stück über die Wiese ist mit Holzspänen bestens präpariert. Links geht es über wenige Treppenstufen – neongrün markiert – hinauf an den Alphornbläsern vorbei auf die wieder richtig stimmungsvollen letzten Meter.
Der Applaus der Zuschauer und die Aussicht auf ein kühles, bleifreies Bier und meinem gebunkerten Mohnkuchen mobilisiert die letzten Reserven. Ich greife im Ziel bei Speis und Trank kräftig zu. So lässt sich die Regenerationsphase gut und geschmackvoll einleiten.
Fazit
Toller Lauf, leider nur 6 Km lang. Schöne, abwechslungsreiche Strecke, perfekte Organisation, absolut empfehlenswert!
Ein Muss im meinem Terminkalender auch 2018. Am ersten Freitag im August erklingt dann wieder für mich und viele weitere Wiederholungstäter der Lockruf der neongrünen und weißen Wurzeln und Steine. Oder ist es der Lockruf der Alphornbläser und Kuhglocken?
Sieger
Frauen
1 Sabine Duck 28,51 Min.
2 Anna Schneider 31,33 Min.
3 Asteria Wagner 31,52 Min.
Männer:
1 Semere Fsehafsion 24,38 Min.
2 Gary Wilberforce 24,47 Min.
3 Tim Dally 24,56 Min.
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