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21.05.22 - Malcesine Baldo Trail

Zwischen Himmel und Hölle

Was wäre der Gardasee ohne den Monte Baldo? Schwer vorstellbar …. Bis in 2.218 m Höhe türmt sich sein mächtiger langgezogener Kamm, zwingen seine steilen Flanken den gen Süden so breiten See im Nordosten in den berühmten „Flaschenhals“. Wie sehr der Monte Baldo den Lago di Garda dominiert, wird einem vor allem bewusst, wenn man See und Berg von der gegenüberliegenden Seeseite aus betrachtet. 2.150 Höhenmeter trennen das Wasser vom höchsten Punkt – fast genau so viel, die etwa Garmisch vom Gipfel der Zugspitze. Mit läuferischer Brille betrachtet drängt sich da förmlich auf, beide in einem Laufevent zu verbinden. Kaum zu glauben: Aber das gab es bisher nicht.        

Die wunderbaren Landschaften rund um den Gardasee sind im Laufsport schon lange kein Geheimtipp mehr. Aus eigener Erfahrung erwähnt seien etwa der 42 km-Bilderbuch-Kurs des Gardasee-Marathons, von Limone via Riva und Arco nach Malcesine führend, oder der Garda Trentino Trail durch die Berg- und Seenwelt im Nordwesten mit Ziel in Riva. Den Monte Baldo durfte ich dabei zwar jeweils als ferne Kulisse genießen, aber als läuferisches Ziel blieb er tabu.

Damit ist 2022 ein Ende. Mit dem Malcesine Baldo Trail schließt sich der große „weiße Fleck“ auf der läuferischen Landkarte am See. Vier Distanzen bietet der Veranstalter bei der Premierenveranstaltung an, um – je nach Lust und Vermögen - Hänge und Gipfelregion des Monte Baldo zu erobern und den ultimativen Blick auf den See zu erleben. Die Königsdistanz ist ein Ultra, bei dem man auf einer 50 km-Runde den Monte Baldo doppelt überschreitet und dabei 3.355 Höhenmeter rauf wie runter wegstecken muss. Mit 2.066 m üNN kommt man dabei auch am höchsten hinauf.

Als „Medium“-Distanz stehen 24 km mit immerhin auch noch +/-1.994 Metern sowie in der Kategorie „Short“ 16 km mit +/- 1.185 Metern im Angebot, daneben als Special der „1k Vertical“ mit 1.000 Höhenmetern auf 3,91 km. All das verteilt auf drei Tage, wobei der Samstag mit dem 50k und 24k Haupteventtag ist. Eingedenk meines aktuell limitierten läuferischen Vermögens einerseits und des Wunsches eines Gipfelerlebnisses andererseits fällt die Wahl nicht schwer: Der „24k“ erscheint mir optimal, Genuss und Qual in ausgewogenem Verhältnis zu halten.    

 

Malcesine

 

Kleinster gemeinsamer Nenner der drei Langdistanzen ist der Start- und Zielort. Dies ist in allen Fällen Malcesine. Wenn es um die Krone des pittoreskesten Ortes am See ginge, wäre Malcesine ohne Zweifel einer der heißesten Anwärter. Einmalig ist die Lage der verwinkelten mittelalterlichen Altstadt direkt am östlichen Seeufer, weithin sichtbar überragt von der auf einem Felsen thronenden, zinnengekrönten Skaliger-Burg. So schön es ist, das Gassengewirr mit seinen zahlreichen lauschigen Plätzen per pedes zu erkunden, in einem der Cafes, Bars oder Restaurants abzuhängen – den nachhaltigsten „Malcesine-Eindruck“ hinterlässt doch immer wieder die Annäherung per Linienboot über den See. Nirgendwo sonst kommt der steil und schroff aus dem See emporragende Festungsfels vor dem Hintergrund des gewaltigen Baldo-Massivs so eindrucksvoll zur Geltung.

 

 
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Im Calisthenics Sportpark, gleich oberhalb des bei Sonnenanbetern beliebten kiesigen Lido Paina und nur wenige hundert Meter nördlich der Altstadt, ist das kleine Veranstaltungsdorf errichtet. Hier bekomme ich am Freitagnachmittag ab 17 Uhr meine Startnummer, inklusive Startershirt und gut gefüllter Sponsorentüte. Zumindest für mich gestaltet sich die Abholung dieses Mal ein wenig komplizierter, da ich zwar das in Italien obligatorische ärztliche Attest, aber nicht die gleichfalls geforderte „tessera sportiva“ (Sportkarte) mit der Anmeldung eingereicht habe und so erst einmal nicht auf der Starterliste stehe. Anscheinend ist dem Veranstalter nicht so recht bewusst, dass Ausländer so etwas gar nicht haben. Andererseits: Andere als italienische Laute vernehme ich ohnedies nicht. Letztlich wird das aber pragmatisch gelöst. Ich unterschreibe etwas, was ich nicht verstehe, und bekomme dann eine Startnummer.

Für etwas Belebung sorgt die Siegerehrung der 1k-Vertical-Läufer, die schon am frühen Freitagnachmittag ihr Debut gegeben haben. Ansonsten dominiert entspannte Ruhe auf dem Gelände. Gute Umsätze macht angesichts von Temperaturen an die dreißig Grad vor allem der Bierverkäufer an der eigens eingerichteten Bar. Ein wenig gruselig wird mir angesichts dessen bei der Vorstellung, welche Anstiege morgen vor mir liegen.

 

Start mit Seepanorama

 

Langes Ausschlafen ist am Samstag nicht angesagt, insbesondere nicht für die Starter der Ultradistanz: Schon um 7:30 Uhr fällt für sie der Startschuss. Auch wenn ich als Medium-Distanzler noch eine Stunde länger Zeit habe, lasse ich mir das Startspektakel der Ultras nicht entgehen.

Auf dem Startgelände bringt sich schon der DJ am Mischpult in Schwung, unterbrochen nur von den Ansagen der Startmoderatoren. Corona? War da was? Das ist irgendwie Vergangenheit, nichts erinnert an das beherrschende Thema der letzten beiden Jahre. Wunderbar ist die Kulisse des Felds der 50k-Starter vor dem stillen, dunklen Wasser des Sees und den in der Morgensonne schimmernden Berghängen am gegenüberliegenden Ufer, im Hintergrund die Silhouette der Burg trutzig emporragend. Kurz vor dem Start gibt es letzte Instruktionen, schon ertönt der Countdown. Trappeln erfüllt die Luft und wenige Momente später ist der Tross unseren Blicken entschwunden.

 

 
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Ruhe kehrt ein. Statt Bier ist an der Bar jetzt Espresso gefragt. Angenehm kühl ist es Moment noch, doch das ändert sich schnell, als um Punkt 8 Uhr die Sonne über den Kamm des Baldo-Massiv kriecht und die Landschaft und damit auch das Startgelände in warmes Licht taucht. So schön das ist: Schlagartig überrollt mich ein Wärmeschwall. Kurz darauf erfolgt schon der erste Aufruf zur Materialkontrolle. Vorgaben zum Pflichtgepäck gibt es auch hier, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Mobiltelefon und dem Flüssigkeitsvorrat liegt. Und schon stehe ich im sich schnell füllenden eingezäunten Startkanal. Etwa 250 Läufer sind für den 24k gemeldet, etwa 650 overall in allen Disziplinen.

Die Spannung steigt. Als der muntere DJ von „House“-Musik auf AC/DC umschwenkt, wird klar: Gleich ist es so weit. „Thunder“ und „Highway to hell“ donnern durch die Boxen und sorgen für wahres Gänsehautfeeling. 10, 9, 8 … pünktlich um 8:30 Uhr heißt es auch für uns „Leinen los“ und wir traben zum Auftakt jenes optisch so beeindruckende Wegstück an der Uferpromenade, dem Festungsfelsen entgegen, entlang, das eine Stunde vorher die Läufer des 50k genommen haben. Acht Stunden habe ich nun Zeit, den Weg zurück ins Ziel zu finden. Das klingt machbar.  

Zu Füßen der Burg, vorbei am chicen Hotel „Castello“, geht es links ein schmales Sträßlein hinauf, dem Zugang zur Altstadt entgegen. Deren krumme, gepflasterte Gassen bleiben von unseren Läuferfüßen jedoch verschont. Wir queren kurz darauf die am See entlangführende Hauptstraße, die Gardesana Orientale, und entfernen wir uns über die nun nordwärts führende Via Navene Vecchia schnell vom Kern Malcesines.

Vorbei geht es an der markant weiß strahlenden Talstation der Funivia Malcesine – Monte Baldo. In zwölfeinhalb Minuten überwinden ihre großen Panoramagondeln direttissima 4,3 km Distanz und 1.650 Meter Höhenunterschied bis zur Bergstation und liften die Bergbesucher so bequem von 110 auf 1.760 m üNN. Auch unser Ziel ist besagte Bergstation, nur auf einem zweieinhalbmal so langen Weg und in einem Vielfachen der Zeit.   

Beständig geht es schon hier bergauf, aber eben noch so, dass man das gut laufen kann und so machen wir auf dem Asphalt zu Beginn relativ schnell Strecke. Dünner wird die Besiedelung, dafür die Olivenbäume umso zahlreicher. Nach 1,2 km zweigen wir nach rechts ab auf die schmale Via Bassinel und ab km 1.5 weiter auf die noch schmalere, nurmehr holprig gepflasterte Via Prea, direkt der Natur entgegen. Schnell wird die Via so steil, dass wir kollektiv vom Lauf in den Marsch umschwenken. Und so löst schnell das Geklacker der Laufstöcke das Getrappel der Schuhe ab.    

 

Endlose Kilometer „up“

 

Nicht mehr lange dauert es und wir lassen endgültig die letzten Reste eines Wegebelags und damit die letzten Boten der Zivilisation hinter uns. Die zunächst noch breiteren Forstwege verengen sich zunehmend zu durch dichten Laubwald führenden Pfaden. Dicht an dicht wachsen die meist schmalen Stämme der Bäume zu beiden Seiten des Weges. Als Lichtblicke im wahren Sinne des Wortes reißen uns seltene Panoramablicke auf den nun schon tief unter uns liegenden See aus dem Trott. Aber das sind immer nur Momentaufnahmen, ehe uns der Wald wieder verschluckt. Auch wenn wir nicht viel sehen, so spendet der Wald andererseits reichlich Schatten, angesichts der schnell dem Zenit zustrebenden Sonne im Anstieg ein Segen. Nichtsdestotrotz strömt bei mir der Schweiß in Strömen. Immer steiler und ausgesetzter werden die Pfade, wobei sich oft trockenes Altlaub wie ein Teppich manchmal ein wenig tückisch auf Wurzeln und Gestein legt.

 

 
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Nach knapp fünf Kilometern haben wir eine Höhe von etwa 700 m üNN erreicht. Auf dem Streckenprofilplan schaut es so aus, als könnten wir es nun einen knappen Kilometer lang entspannt mal wieder laufen lassen. Die Realität sieht freilich anders aus. Luftiger, lichter wird es zwar und das frische Blattgün leuchtet motivierend im Sonnenschein. Aber ein Schild mit der Aufschrift „Attenzione Pericolo“ macht deutlich: Schnell geht hier gar nichts. Auf einem schmalen Singletrail geht es immer wieder steil den Hang, teilweise an Felswänden entlang, hinab. Überholen geht hier gar nicht. Einer nach dem anderen tasten wir uns konzentriert hinab, ab und an zumindest für ein paar Meter in den Laufschritt verfallend. Am Ende haben wir an die hundert der mühsam erarbeiteten Höhenmeter wieder abgegeben.

Wieder und weiter geht es aufwärts durch den Wald, noch steiler, noch ausgesetzter. Jeder ist mit sich und seinem Trott beschäftigt, „dackelt“, ohne viel nachzudenken, dem Vorderläufer hinterher. So kommt es, dass auf einmal von weiter vorne laute Rufe durch den Wald schallen. Retour bedeutet das: meine Läuferkette hat einen falschen Abzweig genommen und keiner hat es gemerkt. Innerlich muss ich grinsen und zum Glück nur ein kurzes Stück Weg zurückgehen, um festzustellen: Die Strecke ist – wie auch sonst – mit roten Flatterbändern und Pfeilmarkierungen vorbildlich gekennzeichnet, der falsche Abzweig zudem mit Ästen verbarrikadiert. Trotzdem ist es passiert.   

Die langen Geraden durch den schier endlosen Wald mutieren zunehmend zu Serpentinen. Zumindest der immer höhere Gesteinsanteil lässt die zunehmende Höhe erahnen. Ansonsten vermitteln allein seltene Wegweiser mit den Wanderzeiten einen Anhaltspunkt, wie weit es bis zu unserem ersten Zwischenstopp ist. Und der taucht für mich nach mühevollen fast zweieinhalb Stunden und neun Kilometern fast wie aus dem Nichts aus dem Blätterdach über mir auf. Hoch oben thront das Ristorante Bocca di Navene am gleichnamigen Bergsattel.   

 

Bocca di Navene

 

Die Bocca di Navene auf 1.420 m üNN bildet den tiefst gelegenen Einschnitt im Bergkamm des Monte Baldo-Massivs. Hier haben die Veranstalter neben dem Ristorante an der über die Ostflanke des Monte Baldo heraufführenden Strada Provinciale 3 den ersten Verpflegungspunkt platziert. Erschöpft wie erleichtert genieße ich den herrlichen Tiefenblick in Richtung Gardasee, der sich hinter dem Pavillon auftut, während ich mir reichlich kühles Nass in meinen mitgebrachten Becher einschenken lasse. Einen solchen sollte man tunlichst dabeihaben. Nachhaltigkeit im Sinne von Müllvermeidung ist auch hier angesagt. Erstmals eröffnet sich von hier auch ein Blick auf den seeabgewandten Osthang des Monte Baldo, der zumindest dem ersten Anschein nach deutlich lieblicher wirkt. 

 

 
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Abgelenkt von den Eindrücken schaffe ich es doch tatsächlich, meine Laufstöcke am Pavillon liegen zu lassen. Das fällt mir zum Glück schon bald auf, denn auf einem sich gen Süden fortsetzenden, weiter steil ansteigenden Trail vermisse ich sie als Anschubhilfe schnell. Eilig trabe ich zurück und nehme einen weiteren Anlauf.

Weitere 300 Höhenmeter sind auf dem nächsten Kilometer zu bewältigen. Nur das erste Wegstück müssen wir erneut im Wald verbringen. Dann endet dieser schlagartig. Wir treten hinaus in weite Almwiesen, um nach einem flachen Zwischenstück, nunmehr in der prallen Sonne, dem sich in kurzen, steilen Windungen empor schraubenden Pfad zu folgen. Herrlich ist der weite Blick gen Osten. Dunst liegt über den fernen Tälern, etwa dem Etschtal, durch das sich die Brennerautobahn ihren Weg gen Süden bahnt.     

 

1.700 Meter über dem Lago

 

Etwa zehn Kilometer liegen hinter mir, als ich erneut die Kammhöhe, nun auf 1.730 m üNN erreiche. Der grandiose Blick über weite Teile des Gardasees und die Gebirgslandschaft am jenseitigen Ufer des Sees machen die Mühen kurzzeitig vergessen. Überaus erfrischend fühlt sich der kühlende Wind an, der über den Kamm weht. Nicht minder beeindruckend ist der Blick über den vor und auch hinter mir noch weiter ansteigenden, gen Westen scharf abbrechenden Kamm des Baldomassivs. Und über allem wölbt sich unendlich weit der lichtblaue Himmel.

Der Pfad führt über besagten Kamm noch ein Stück weiter hinauf und läuft in einem relativ flach über den nun zu beiden Seiten sanft gerundeten Kamm aus. Zahlreich sind die Ausflügler, die hier oben beim Höhenspaziergang flanieren oder – sportiver – mit dem Gleitschirm starten. Lage und Thermik sind hierfür ideal und versprechen langen Fluggenuss.

 

 
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Der breite flache Spazierweg über den Kamm führt, vorbei an einem großen Berggasthaus, zum Passo Tratto Spino, wo ich nach 12,5 km die schwungvoll futuristisch gestaltete Bergstation der von Malcesine heraufführenden Seilbahn und damit auf 1.769 m üNN den höchsten Streckenpunkt unseres Rundkurses erreiche. Schon seit 1962 existiert die Funivia Malcesine – Monte Baldo, allerdings erst seit 2002 im heutigen modernen Gewand.

Binnen fünf Stunden, also bis 13:30 Uhr muss man diesen Punkt erreicht haben, sonst wird man aus dem Rennen genommen und „darf“ mit der Seilbahn abfahren. Ohne Zweifel eine Verlockung, aber dafür bin ich dann doch deutlich zu früh dran. Eine weitere Verpflegungsstelle ist hier eingerichtet. Die genieße ich nochmals in vollen Zügen. Denn die nächsten zehn Kilometer bin ich wieder ganz auf mich allein gestellt.

 

Endlose Kilometer „down“

 

Etwa die Hälfte des Kurses ist geschafft, aber schon fast alle positiven Höhenmeter. Es gibt wohl nur wenige alpine Läufe, bei denen man so viele Höhenmeter auf so kurzer Distanz bewältigen muss. Umso besser fühlt es sich an, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Ab hier geht es - fast – nur noch abwärts. Zunächst noch gemütlich über eine durch offenes Almgelände führende Schotterpiste, aber dann schnell steiler, schmaler, ausgesetzter werdend und sich erneut im Bergwald verlierend.

An lockeres Herunterlaufen ist, zumindest bei mir, nur eingeschränkt zu denken. Steinig sind viele Passagen, auch wiederum tückisch durch aufliegendes Laub. Andere sind da nicht so zimperlich wie ich und rauschen wie entfesselt hinab und an mir vorbei. Sei’s drum: Mein Wohlgefühl ist mir wichtiger und so „schleiche“ ich downhill.

 

 
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Für Abwechslung sorgen zwei weitere „Pericolo“-Passagen, die sich durch besondere Steilheit bei gleichzeitiger Rutschigkeit des Untergrunds auszeichnen. Zum Glück ist der Boden nicht feucht und die Stollen meiner Trailtreter sind griffig. Auflockerung versprechen auch einige felsige Wegstücke sowie der sich wiederum ab und an lichtende, Fernblicke auf See und Malcesine ermöglichende Bergwald.

Über tausend Meter Höhenverlust zu verbuchen sind, als ich nach 19 km die Alm Malga Fiabio (719 m üNN) erreiche. So etwas wie ein Weg führt auf diese einsame Alm, doch ist sie letztlich unbewirtschaftet, was auch das hohe, saftige Gras erklärt. Weiter geht es, auf einem nun zunehmend breiteren Forstweg, hinab in die Tiefe. Nach 21,7 km wartet am Rande des Waldes eine dritte und letzte Verpflegungsstelle. Kaum zu glauben: Ein weiteres Mal lasse ich meine Stöcke stehen, was mich zur Strafe zu einem abermaligen Rücklauf nötigt. Zumindest sorgt der damit verbundene Adrenalinschub für zwischenzeitliche Tempobeschleunigung.

 

 
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Ab hier treten wir wieder ein in die Region der "Riviera degli Olivi“, den mit reichlich Olivenbaumkulturen gesegneten Küstenstreifen am See. Über kleine Sträßchen und Schotterwege laufen wir die letzten drei Kilometer weiterhin steil abwärts durch besiedeltes Gebiet, Malcesine geradewegs entgegen. Erneut passieren wir die Talstation der Bergbahn und gelangen – die Gardesana Orientale querend – auf die so schöne Seepromenade, die wir schon beim Start erleben durften, nur jetzt in umgekehrter Richtung. Zuschauer säumen ab der Altstadt die Läufer anfeuernd den Weg und zu unvermindert heißem Discosound, individuell begrüßt durch die Zielmoderatorin, quere ich die Ziellinie unter dem Start-/Zielbogen am Seeufer.

 

Hitzewallungen im Ziel

 

Medaillenbehängt und mit kühler Bierdose in der Hand sinke ich auf die Wiese im Parkgelände. Wie eine Hitzewand kommen mir die 30 Grad Celsius vor, die mir im Stillstand ohne den Laufwind entgegenschlagen und mich nun erschöpft, aber innerlich überaus gut gelaunt hinstrecken. Nur vereinzelt tröpfeln die weiteren Finisher des 24k und 50k ein, aber ein herzlicher Empfang wird jedem bereitet.

 

 
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Ein beeindruckendes Erlebnis war die Premiere des Malcesine Baldo Trails – und froh bin ich, die Hitze und den anspruchsvollen Parcours gut bewältigt zu haben. Himmel und Hölle liegen hier gefühlsmäßig nahe beieinander. Beides zu erleben macht aber gerade den besonderen Reiz einer Laufveranstaltung wie dieser aus. Ohne Zweifel könnte dieser Trail gerade auch bei der gardaseeaffinen deutschen Läufergemeinde viele Fans finden. Allerdings bedarf das bereits erwähnte Anmeldeprozedere dafür einer Revision.

 

Informationen: Malcesine Baldo Trail
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