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26.07.20 - Mein Corona-Marathon

Donon, der heilige Berg

Schon seit Jahren reden wir bei den Hartfüßlern darüber, mal zur Quelle der Saar zu laufen. Bei unseren Ultimativen Ultras laufen wir jeweils von Saargemünd oder Saarbrücken bis zur Mündung in die Mosel, aber an der Quelle waren wir noch nicht. Dabei liegt sie an einem sagenumwobenen Berg, dem Donon. Er bildet mit seinen 1009 Metern Höhe den höchsten Punkt der nördlichen Vogesen und ist ein hervorragender Aussichtsberg. Oben auf dem Plateau aus großen Steinplatten gibt es eine 5000 Jahre alte Kultstätte.

Die Elsässer bezeichnen den Donon als heiligen Berg der Kelten, die dort dem Teutates ein Heiligtum geweiht hatten. Danach war es auch für die Römer ein heiliger Ort und die bedeutendste Kultstätte im Osten Galliens bis schließlich die Benediktiner im 17.Jahrhundert eine Kapelle errichteten. Übrig geblieben ist allerdings nur der Nachbau eines Merkur-Tempels aus dem späten 19. Jahrhundert, der schon von weitem zu erkennen ist.

Beim Teutates, das ist doch mal ein Ziel!

Unser Vereinsmitglied Dennis, der in Frankreich in der Nähe von Saargemünd wohnt,  hatte die Idee mit seinem (traillaufenden) Nachbarn entwickelt. Von seiner Terrasse hat man einen wunderbaren Blick auf den Donon. Wenn man also von der Terrasse aus den Donon sieht, müsste man ja auch vom Donon aus die Terrasse sehen. Aber wer weiß das schon. Man müsste einfach mal nachschauen. Also hat sich Dennis um den Hinweg gekümmert. Er hat die Strecke so geplant, dass wir möglichst ohne unnötige Schleifen nach knapp 100 Kilometern zum Donon kommen und dabei möglichst wenig Asphalt laufen, was allerdings nur sehr schwer zu realisieren ist.

Der Einfachheit halber starten wir bei ihm zuhause. Meheza begleitet uns mit dem Fahrrad und passt auf, dass wir uns nicht verlaufen. Christoph ist der besagte Nachbar von Dennis, Trailläufer und ebenfalls mit von der Partie. Wir kennen uns von einem Lauf an der Haute-Königsbourg. Ulrike und Hans-Werner waren letzte Woche noch im Stuibental und haben gerade ihren Muskelkater von dort überwunden. Ich fahre abends mit meinem Freund Ralph zum Ziel an den Donon, wo wir ein Auto abstellen und laden auf dem Rückweg Ulrike und Hans-Werner ein, die ihren Campingbus als Verpflegungsstelle in Troisfontaines an der Strecke geparkt haben.

 

 
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Wir starten kurz vor 12 Uhr in der Nacht und  durchqueren erstmal das beschauliche Cadenbronn. Das Wetter ist perfekt. Die große Hitze der letzten Tage hat sich etwas gelegt und heute Morgen hat es sogar etwas geregnet. Die Nacht ist sternenklar und die Temperaturen sind mit etwa 15 Grad perfekt. Wir tauchen erstmal ein in einen Wald. Hier sind wir noch auf bekanntem Terrain und schöne Single Trails bringen uns flott voran.

 Den ersten Teil der Strecke hat Meheza in den letzten Wochen schon erkundet. Die Planung rein auf der Karte führt ansonsten auch gerne mal zu unangenehmen Überraschungen. So versperren dann mal Zäune oder Privateigentum ein Weiterkommen. Aber bei uns läuft es perfekt. Wir laufen über abgeerntete Felder. Oft steht auch noch der Mais, oder es liegen Kühe im fahlen Mondlicht. Unterbrochen wird die Natur von schnuckeligen Ortschaften, die wir durchlaufen. Ab und zu müssen wir mal ein Stück auf einer Straße laufen, aber Verkehr gibt es in der Nacht keinen. Wir erreichen Hambach, wo wir schon von weitem die Smart-Produktionsstätte erkennen. Erst jetzt? Ich dachte, wir wären schon weiter. Wieder kommen kurze Straßenabschnitte und wir merken am Baustil der Ortschaften, dass wir Lothringen so langsam verlassen. Es wird dörflicher. Auf den Feldern umgibt uns eine unglaubliche Stille.

 

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Ultra zum Gipfel des Donon

 

Start: Cadenbronn (bei Saargemünd/Frankreich)
Ziel: Gipfel des Donon in den nördlichen Vogesen (Frankreich)

Distanz: 98 Kilometer - 1726 HM
Strecke: bis km 70 verläuft die Strecke hügelig oder eher flach (800Hm+), der eigentliche Anstieg zum Donon beginnt erst bei km 80 auf guten Wegen, nur die letzten drei km sind felsig und technisch etwas anspruchsvoller.

Untergrund: 35% Asphalt, 35% Feldwege, 20% Waldwege, 10% Singletrails

Laufzeit: 14,5 Stunden

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Bei Saaralbe folgen wir für einige Kilometer dem Saar-Kohle-Kanal, der aber irgendwann in Richtung Mittersheim abbiegt. Wir laufen direkt auf unser Ziel zu und erreichen nach 45 Kilometer unseren ersten Verpflegungspunkt in Fenetrange. Es ist jetzt hell und wir können die Kopflampen ablegen. Wir essen Melone und ziehen uns frische Klamotten an. Dann warten wir, bis die gegenüberliegende Bäckerei  öffnet und ich gönne mir einen warmen Kaffee und ein frisches Croissant. Ralph steigt hier aus. Seine Achillessehne hat heute keine Lust mehr, weiter zu laufen.

Für die anderen läuft es nach der langen Pause dafür überraschend gut. Wir kommen zügig voran, haben wir doch das Ziel jetzt  immer im Auge. Ab hier ist der Weg zum Donon mit einem blauen Kreuz gekennzeichnet, was die Orientierung sehr erleichtert. Noch 55 km zeigt der Wegweiser. Wir laufen jetzt immer  in der Nähe der Saar und sind jetzt im Elsass. In den Dörfern sehen wir die Storchennester auf den Dächern. Die kenne ich eigentlich nur aus dem südlichen Elsass.

Sind wir zu Anfang noch froh über die wärmenden Sonnenstrahlen, freuen wir uns jetzt über jede Wolke. Es ist sehr warm und auf den offenen Feldern läuft der Schweiß in Strömen, wenn die Sonne durchkommt. Hinter Sarraltroff  überqueren wir die ursprüngliche Saar, um später wieder einem Kanal zu folgen. Viele Leih-Hausboote bevölkern diese Kanäle. Man kann darauf fahren bis nach Straßburg. Wir biegen aber ab in Richtung Süden immer auf den Berg zu, der aber irgendwie nicht näher zu kommen scheint. Noch ein oder zwei Höhenrücken und wir kommen zu unserer nächsten Verpflegung in Troisfontaines.

 

 
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Im Schatten der Heckklappe des Fahrzeuges  machen wir eine ausgedehnte Pause und essen und trinken. Schuhe werden gewechselt und neue Energie getankt. Wir haben erst  500 Höhenmeter  auf der Uhr. Das heißt, es fehlen noch 1200 bis zum Ziel. In Abreschviller  füllen wir an einer Reitanlage nochmal die Wasservorräte auf. Jeder hat 2,5 Liter dabei. Das muss reichen bis zum Ziel.

Ab hier beginnt der eigentliche Aufstieg zum Donon. Wir haben jetzt die Stöcke ausgepackt,  gewinnen auf gut zu laufenden Wegen stetig an Höhe und genießen den schattigen Wald. Vor allem aber das laue Lüftchen, das ständig weht. Kurze flache Bergabpassagen lockern die Muskulatur und bringen etwas Abwechslung. Meheza ist mit dem Bike vorrausgefahren. Die steilen Passagen muss er schieben, der Arme.

Wir laufen parallel zur Passstraße, die man zwar nicht sehen, aber weiter oben gut hören kann. Der Donon ist ein Ausflugsziel  für Motorradfahrer, die zum Teil einen Höllenlärm verbreiten. Einiges davon kommt auch bei uns an. Ab dem Parkplatz an dem Col d‘entre deux Donons wird es ruhiger. Dort in der Nähe ist auch die Quelle der Saar. Zweihundert Meter den Berg hinunter und noch etwas Klettern über ein paar Felsbrocken und man steht vor einem kleinen unscheinbaren Rinnsal.

Erfrischt und mit neuen Vorräten geht an den letzten Anstieg. Waren wir die ganze Zeit auf gut zu laufenden Wegen unterwegs, wird es jetzt etwas schwieriger. Steil und mit Felsen durchsetzt windet sich der Pfad zum Plateau. In der Hälfte des Anstiegs treffe ich auf Meheza, der sein Bike hier tragen muss.

 

 
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Zwischen den Bäumen haben wir fantastische Aussichten auf die Vogesen und die darunter liegende Ebene. Schließlich stehen wir oben auf den Felsplatten des Gipfels. Eine Aussichtstafel aus Bronze zeigt die markanten Punkte der Umgebung. Etwas weiter dann der Merkur-Tempel, ein schlichter aber durchaus beeindruckender Steinbau. Der Ausblick ist überwältigend. Wir haben es geschafft. 95 Kilometer stehen auf der Uhr. Beim Teutates, das hat sich gelohnt! Und wenn man ganz genau hinschaut, kann man sogar die Terrasse in Cadenbronn sehen. Ob es die von Dennis oder die von Christoph ist, wird dann noch lange beim wohlverdienten Finisherbier auf der Hotelterrasse diskutiert, wo uns die Familien der beiden erwarten.

 

Fazit:

Es braucht keine Veranstaltungen, um großartige Lauferlebnisse zu haben. Kleine und große Abenteuer gibt es oft direkt vor der Haustüre. Die Vogesen sind ein hervorragendes Laufrevier. 

 


 
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