Dieses Jahr fand der Monschau Marathon bereits zum 35. Mal statt und gehört damit zu den „Institutionen“ in der Deutschen Marathonszene. Für mich persönlich hat in Monschau meine Leidenschaft zum Langstreckenlauf begonnen und das ist nun immerhin schon 33 Jahre her.
Ich bin Monschau über diese Zeit hinweg auch treu geblieben und so war dies nun immerhin meine 13. Teilnahme. Bei der Zahl 13 hätte mir eigentlich schon etwas klar sein müssen. Irgendetwas wird anders sein als sonst.
Früher war alles besser, sagt man, aber mein Lauftagebuch sagt mir, früher hatten wir in Monschau meist 35 Grad, was nicht gerade ideal ist, aber in den letzten Jahren wurden die Temperaturen deutlich gemäßigter und auch die Luftfeuchtigkeit nahm ständig zu. Nun aber am 14. August 2011: Mein erster Monschau-Marathon im Dauerregen.
Regen schon in der Nacht und auch noch bei meiner Ankunft in Monschau-Konzen. Der große Vorteil dieser Veranstaltung ist neben der tollen Laufstrecke die gute Organisation, der auch das schlechte Wetter nichts anhaben kann. Die Wege von den Parkplätzen sind kurz, die Startunterlagen hab ich schnell bekommen.
Schon um 6.00 Uhr (bis 7.15) waren Wanderer, Walker und gemütliche Läufer individuell gestartet. Um 8.00 Uhr geht es dann pünktlich für das Hauptfeld und die Staffelläufer los. In diesem Jahr waren insgesamt mehr als 700 Läufer am Start.
Als der Startschuss fiel, rannten nur die Spitzenläufer so richtig los. Die anderen starteten verhalten, denn der Teerweg wird gleich noch schmaler und es geht einen rutschigen Trampelpfad steil nach unten. Normalerweise ist hier immer ein kleiner Stau, der sich in diesem Jahr durch den starken Regen und den Matsch deutlich länger ausdehnte. Die meisten Läufer waren wie ich Wiederholungstäter und kannten dieses Nadelöhr und verhielten sich diszipliniert, und so ging es doch recht gesittet zu. Danach wird die Straße breit und führt leicht abwärts, an der historischen Senfmühle vorbei, nach Monschau.
Das Eifelstädtchen, das dem Marathon den Namen gibt, hat nur etwa 1700 Einwohner. Von allen Ortsteilen, die zusammen auf ungefähr 12.000 Einwohner kommen, ist es fast der kleinste. Aber Monschau ist ein Juwel. Bis 1918 hieß die Stadt Montjoie (Freudenberg), davor hatte sie wechselnde Namen. Als Läufer nimmt man nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten, zu denen alleine 200 denkmalgeschütze Häuser, meist mit uraltem Fachwerk, gehören, wahr. Am auffälligsten sind noch das Haus Troisdorff (1783), das Rote Haus der Tuchfabrikantenfamilie Schreiber von 1768 (heute Museum) und die ev. Stadtkirche (1787), weil man direkt vorbei oder darauf zuläuft. Über der Stadt und dem Läuferfeld sieht man die Burg Monschau aus dem 13. Jahrhundert.
Auf Kopfsteinpflaster geht es, genau wie noch vor 100 Jahren, durch diesen historischen Stadtkern. Man ist einfach erschlagen von dieser kompakten Romantik und meint durch ein Museumsdorf zu laufen, doch aus den Fenstern jubeln Anwohner den Läufern zu. Bis hierhin geht es praktisch nur bergab und dann noch 2 km entlang der Rur relativ flach weiter. Der heftige Dauerregen hatte den schmalen Weg in eine „Parallel-Rur“ verwandelt, denn auch hier stand teilweise das Wasser 10 bis 15 cm hoch. Längst hatten die Läufer es aufgegeben um Pfützen herum zu laufen, denn es gab eigentlich kein „Drumherum“ mehr. Die Schlammspritzer an Beinen und Armen wurden einfach in Ein-Tages-Tattoos umgetauft und die Stimmung stieg wieder. Zum Glück hielten die Temperaturen sich bei ca. 15 Grad und so kühlten wir nicht richtig aus.
An der Kluckbachbrücke bei km 7,5, hatte der Spaß dann doch ein Ende, denn der tiefste Punkt der Strecke war erreicht und nun hieß es: Auf zu neuen Höhen.
Gut, dass es zuvor an der bereits zweiten Verpflegungsstelle reichlich zu Essen und zu Trinken gab. Überhaupt ist die Verpflegung beim Monschau Marathon sehr reichhaltig und die Helfer immer bestens motiviert.
Danach geht es ständig rauf und runter, bis dann bei km 12 der erste eigentliche Hammer kam. Im Hölderbachtal geht es nämlich fast 2 km nur bergauf. Ab hier trifft man dann die früher gestarteten Walker. Oben angekommen liegt die nächste Verpflegungsstelle mit Ultra-Sports-Buffer, Riegel, Tee und Wasser, Bananen und Äpfeln. Ab km 20 gibt es dazu auch noch Cola und auch Bier.
Die Monschauer Strecke bietet wegen der schönen Tannen- und Laubwälder, den Weidewiesen, kleinen Orten und herrlichen Aussichtspunkten sehr viel Abwechslung. Und weil es ständig mal rauf, mal runter oder gemütlich flach dahin geht, werden die Muskeln nicht einseitig belastet, man ermüdet nicht so bald und erholt sich zwischendurch mal wieder.
Die vier Kilometer hinauf zum Brather Hof (km 20) kann man trotz ständiger Steigung ganz gut laufen. Kaum hat man die Höhe erreicht, empfängt einem ein kräftiger Wind. Die Windräder stehen also nicht zufällig hier. Die Bundesstraße ist rechts und links ziemlich zugeparkt. Hier versorgen die Begleiter ihre Läufer und die Staffeln wechseln ihre Läufer aus. Kaum haben wir dank dem aufmerksamen Personal die Straße gefahrlos überquert, gibt es nämlich an der Verpflegungsstelle wieder das volle Programm. Und bald darauf ist auch schon der Halbmarathonpunkt erreicht. Der beschwerlichere Teil der Strecke liegt hinter uns.
Die nächsten Kilometer im Fuhrtsbachtal kann man richtig genießen, sie sind landschaftlich wunderschön und einfach zu laufen, da es keine wesentlichen Anstiege gibt. Aufgrund der gut befestigten Waldwege in diesem Bereich spielte der Regen hier auch keine große Rolle.
Laub- und Nadelwälder wechseln sich mit Viehweiden ab, die meist mit Stacheldraht, Hecken und Büschen eingezäunt sind. Die nächste nennenswerte aber nur kurze Steigung wartet erst bei km 26,5 hinauf zum Gut Heistert, wo die Läufer wieder vom freundlichen Team der dortigen Verpflegungsstelle in Empfang genommen werden. Jetzt ist die Wegstrecke sogar geteert, was den Lauf noch etwas leichter macht. Besonders hilfreich sind hier die dichten, teilweise 6 Meter hohen Buchenhecken, die den Wind abbremsen, der wie immer fast nur von vorne zu kommen scheint. Gegen den immer noch anhaltenden Regen helfen sie jedoch nicht.
In Kalterherberg neben dem „Eifeldom“ ist eigentlich immer Partystimmung, so auch diesmal, trotz heftigem Regen. Aber auch hier hat der Veranstalter, der TV Konzen, vorgesorgt: Die Band spielt auf einer überdachten LKW Bühne und die Zuschauer halten wacker in Partyzelten aus.
Dann ist man schon aber wieder im tiefen Eifelwald und läuft an einem idyllischen kleinen Weiher mit Seerosen und einer Kirche im Hintergrund vorbei, und unter einer hohen historischen Eisenbahnbrücke durch. Dieses Wahrzeichen steht nicht nur für die alte Vennbahn, sondern auch für den nächsten langen Anstieg, der sich wieder über fast 2 km hinzieht, vorbei am Gasthof Leyloch, wo die Läufer früher noch immer reichlich mit Bier versorgt wurden. Na ja früher war manches besser, hatten wir ja schon und das Bier gibt es jetzt bei km 39. Ab da läuft man dann abwärts zur Rochusmühle und zum Troisdorfer Weiher bei km 41.
Dann kommt noch einmal ein beschwerliches Stück auf schmalem und rutschigem Pfad hinauf nach Konzen. Oben angekommen, sieht man schon den Kirchturm und man hört den Sprecher. Gleich ist es geschafft. Vorbei an der Kirche geht es zum Zieleinlauf. Viele Zuschauer gab es wegen dem Regen diesmal nicht.
Trotzdem, Monschau ist immer ein Erlebnis – bei jedem Wetter!.
Marathonsieger
Männer
1 Collet, Andre (GER) Aachener TG 02:43:05 (Auch Vorjahressieger)
2 Werker, Markus (DEU) TV Konzen 02:43:48
3 Mason, Andrew (GBR) AIRBUS BSV HH 02:50:28
Frauen
1 Van Rinsum, Ines (NL) 03:26:48
2 Klaassen, Lara (NL) STB Landgraaf 03:28:49
3 Alice, Modignani (ITA) 03:38:09
Streckenbeschreibung:
Landschaftlich überaus reizvoller Rundkurs, aber auch anspruchsvoll. Besonders die erste Hälfte es in sich.
Auszeichnung/Starterpaket:
Medaille, Urkunde, Funktions-Shirt
Logistik:
Alles bei der Schule konzentriert: Startnummernausgabe, Duschen, und Kleiderdepot. Parkplätze gibt es ausreichend in der Nähe. Zum Start bei der Kirche sind es ein paar hundert Meter.
Verpflegung:
8 Verpflegungsstellen mit Wasser, Tee, Ultra-Buffer, Obst und Riegel, Wasserschwämme. Dazu viele private Verpflegungsstellen
Zuschauer:
In Monschau, Kalterherberg und Mützenich geht richtig die Post ab. Sonst nur vereinzelt.