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14.08.16 - Monschau-Marathon

Kleiner Marathon ganz groß

Am Brather Hof beginnt also die zweite Hälfte des Monschau-Marathons, und sie hat den Vorteil, leichter als die erste Hälfte zu sein. Die Anstiege sind jetzt weit harmloser, das Profil des Laufs glättet sich. Zunächst geht es allmählich abwärts ins Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal, in dem sich etwa zwischen Ende März und Anfang Mai das zehnmillionenfache Wunder wild wachsender, blühender Gelber Narzissen vollzieht. Dieses Wunder erleben wir natürlich jetzt, Mitte August, nicht, aber trotzdem hat die Landschaft mit ihren Wiesentälern ihren Reiz. Nach einem kurzen Anstieg verläuft die Route wieder leicht talab; am linken Rand der uns begleitenden Talwiese fließt ein Bach, der hier die Grenze zu Belgien markiert. Unser Nachbarland im Westen besteht übrigens nicht nur aus Flandern und Wallonien, sondern hat hier als gleichsam dritten Landesteil die „Deutschsprachige Gemeinschaft“ um und südlich von Eupen; folglich gibt es auch vielfältige, staatsgrenzüberschreitende Beziehungen wie beim Tourismus im Deutsch-Belgischen Naturpark. Die Ultra-Auftaktrunde, die zu einem großen Teil dem Ende Mai stattfindenden Mützenicher Vennlauf entspricht, verläuft sogar großteils in Belgien und von den 21 Kilometern des Vennlaufs liegen 16 Kilometer auf belgischem Staatsgebiet. Europa ist hier schon lange keine Vision mehr, sondern gelebter Alltag: Gut so!

Nachdem es mehrere Kilometer lang nur leicht bergauf und bergab gegangen ist, folgt hinter Kilometer 26 ein kurzer, steil Aufstieg zum Gut Heistert – wieder ein Verpflegungs-, aber auch Stimmungshöhepunkt. Orangen, Bananen, Äpfel und Müslischnitten – die Verpflegung ist optimal. Und nachdem die große Masse der Läufer schon vorbei ist, geht es jetzt gelassen zu. Weil es inzwischen auch deutlich wärmer geworden ist, die Sonne nicht mehr von Schleierwolken gedämpft wird, habe ich bei meinem vierten Monschau-Marathon zum ersten Mal den Eindruck, dass es zu warm ist. Aber fast überall gibt es jetzt prall wassergetränkte Schwämme, mit denen es sich gut erfrischen lässt.

 

 
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Als Läufer bleiben wir sehr gut versorgt, denn es ist nicht weit zum nächsten Ort Kalterherberg. Hier reiht sich ein Verpflegungspunkt an den nächsten, weil für viele Anwohner die Unterstützung der Marathoni ein wichtiges Anliegen ist – nicht oft erlebt man als Läufer so viel tatkräftige Unterstützung! An einer Verpflegungsstation erhalten zwei Ultraläuferinnen sogar Erdbeereis! Die Straße durch Kalterherberg zieht sich zwar, ist aber nahezu flach, und so gelangen wir recht entspannt zum nächsten kulturellen Höhepunkt: Die 1897 bis 1901 im neuromanischen Stil erbaute Kirche St. Lambertus hat eine solch beeindruckende, doppeltürmige Fassade, dass sie fast wie die Verkleinerung einer großen Kathedrale wirkt. Jenseits der Straße erschallt Blechmusik: Ich verlasse kurz die markierte Laufstrecke und fotografiere die Musiker mit dem beeindruckenden „Eifeldom“.

Kurz darauf folgt ein Straßenabschnitt, an den ich mich zwar gut erinnere, den ich aber nicht sehr mag: Denn ausnahmsweise geht es ordentlich abwärts – ich bin für das steile Bergablaufen auf befestigten Wegen nicht zu begeistern. Schon bald sind wir aber im oberen Rurtal und laufen flach weiter. Teilweise nahe unserem Weg befindet sich links, mittlerweile als hervorragender Qualitätsradweg ausgebaut, die Vennbahn-Trasse, auf der es heute wegen des prächtigen Wetters lebhaften Radverkehr gibt. Leider nur kurz sehen wir zwischen den Bäumen Kloster Reichenstein; der große Teich vor dem Kloster bleibt rechts, weil es stattdessen unter einer hübschen Brücke der Vennbahn hindurch in die Enklave Mützenich geht. Dieser nächste Ort der Stadt Monschau, der uns langgestreckt für mehrere Kilometer begleitet, ist umgeben von belgischem Staatsgebiet.

Die Vennbahn war einst eine verkehrsreiche Schienenstrecke zwischen der Aachener Industrieregion und Luxemburg und wurde nach der Integration von Eupen-Malmedy in den belgischen Staat 1920 belgisches Hoheitsgebiet, auch wenn dadurch mehrere deutsche Enklaven entstanden. Heute ist die Vennbahn ein 130 Kilometer langer Fernradweg von Aachen bis Luxemburg, der trotz der Höhenlage von hier oben über 500 Meter als ehemalige Eisenbahntrasse keine übermäßigen Steigungen aufweist. Während wir die Brücke der Vennbahn unterqueren, laufen wir gleichzeitig unter belgischem Hoheitsgebiet hindurch – ein kurioser Umstand.

Hinter der Brücke sind wir im „Leyloch“, in einem fast schon berüchtigten Abschnitt des Monschau-Marathons, weil nun bei Kilometer 35 noch einmal ein relativ langer, allerdings eher überbewerteter Anstieg auf einer verkehrsfreien Straße folgt. Aber die Wahrnehmung ist unterschiedlich. Als ich einen Läufer überhole, keucht er: „Ist das brutal!“ Berüchtigt kann dieser Abschnitt eigentlich nur deshalb sein, weil er die letzte Ausdauerprüfung des Monschau-Marathons darstellt; wirklich steil ist der Anstieg keineswegs, und wer fit ist, läuft hier sogar hinauf. Der nächste Ort ist Mützenich. Überwiegend am Rand des Ortes geht es mit stetem, aber leichtem Auf und Ab weiter, während sich ständig großartig-weite Ausblicke nach Osten auf die Eifellandschaft bieten. Aber auch die Kulturlandschaft, die wir durchlaufen, ist als „Monschauer Heckenland“ eine Augenweide: Insgesamt ist dieser Abschnitt für mich einer der Höhepunkte der gesamten Marathonstrecke.

Der letzte offizielle Verpflegungsstand ist legendär: Vorher durch über die Laufstrecke gehängte Laufshirts angekündigt, gibt es am „Honigzelt“ für jeden Läufer einen Löffel mit Honig – Kraftnahrung für die letzten drei Kilometer. Auf verkehrsfreier Straße geht es dann sanft talab, und die Vennbahnstraße wird kurz hinter Kilometer 40 ebenerdig überquert: Für uns Läufer heißt das, wenige Meter Lauf durch Belgien zu laufen. Unten im Tal schreckt dann der Anblick der plötzlich steil ansteigenden, in voller Sonne liegenden Straße – aber keine Sorge, kurz vorher geht es links auf einen Trail in den schattigen Wald.

Tatsächlich gibt es jetzt noch einmal einen schönen Trailanstieg, der uns überraschend schnell in die Nähe des Ziels führt. Aber erst gut einen halben Kilometer davor erblicken wir erstmalig die Kirche von Konzen und wissen damit endlich, dass der weite Rundkurs sich nun doch auch schließt. Der letzte halbe Kilometer bietet keine Steigungen mehr; schön, dass ich hier trotz fortgeschrittener Zeit beileibe nicht einsam dem Ziel entgegenlaufe, sondern gemeinsam mit zahlreichen anderen Marathoni und Ultraläufern. Kurz an der Kirche vorbei und leicht abwärts ins Ziel: Wunderbar, dass dort mehrere Wasserleitungen zur Erfrischung und zur Abkühlung angeboten werden – der Veranstalter weiß offensichtlich auch hier, was der Läufer gerade am meisten begehrt.

 

 
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Der Dorfplatz ist voll mit Menschen: Zum Marathon gehört hier auch  die „After-Run-Party“ – oder schlicht das Dorffest. Für große Auswahl bei Essen und Getränken ist gesorgt, während gerade die Siegerehrung für die Ultras zu Ende geht. Aber es sind noch die Staffeln auszuzeichnen und ein besonderer Höhepunkt ist es, als gleich alle sieben Kinder- und Jugendstaffeln auf die Bühne kommen. Vorher sind noch zahlreiche Mitglieder des „MoMa Clubs 10+“ auf der Bühne, die dieses Mal wegen des 40er-Jubiläums einen Freistart erhalten haben. Und schließlich wird auch noch der älteste Marathoni, ein M75 aus Belgien, auf die Bühne gerufen und erhält ein Präsent.

Endlich treffe ich auch eine junge Arbeitskollegin, die noch vor Tagen unsicher war, ob sie den Marathon packt. Kurzentschlossen ist sie mit ihrem Laufpartner sogar den Ultra gelaufen und ebenfalls begeistert vom Lauf wie vom der Veranstaltung. Auch mein Fazit zum Monschau-Marathon fällt nach meiner vierten Teilnahme sehr positiv aus: Wieder war es ein großartiges Landschafts- und Lauferlebnis, das absolut perfekt organisiert war. Vielleicht werde ich doch noch Mitglied im „MoMa Club 10+“!

 

 

40. Monschau-Marathon 2016:

Teilnehmer: Marathon 500 Finisher, 247 Ultra-Finisher und 138 Marathon-Staffeln; außerdem zahlreiche Walker (nicht nach Zeit gelistet; auch für langsame Marathoni ohne Zeitmessung und mit früherem Start).

Am Vortag Eifel-Panorama-Walk über 12,3 und 4,2 KIlometer sowie Mini-Marathon über 4,195 Kilometer, mit Startberechtigung ohne Startgebühr für Marathon- und Ultramarathon-Teilnehmer.

Insgesamt verzeichnete die Veranstaltung des TV Konzen 2016 über 1.600 Teilnehmer.

Sehr schöner Landschaftslauf mit rund je 750 Auf- und Abwärtshöhenmetern (Marathon), abwechslungsreiche Strecke, auf der Trailschuhe gelegentlich sehr angenehm sind, sofern sie auch auf den häufigen Asphaltstrecken gut zu laufen sind.

Sieger Marathon:
1. Markus Werker, M30, TV Konzen/Peters Sportteam, 2:40:13
2. Christian Niessen, M35, Peters Sportteam/TuS Schmidt (Rur), 2:42:21
3. Matthias Büchel, M30, o.V., 2:55:39


Siegerinnen Marathon:
1. Eva Offermann, W30, TV Konzen, 3:08:24
2. Dr. Doris Marquadt, W30, LAV Bonn Bad Godesberg, 3:18:08
3. Annette Frings, W50, Selbstläufer SV Altenahr, 3:25:34

Staffelsieger:
LG Mützenich, Jugendstaffel (vor den 131 Erwachsenenstaffeln), 2:58:01

Sieger Ultramarathon (56 km):
1. Andreas Probst, M30, Skikeller, 3:40:14
2. Markus Mey, M45, Peters Sportteam, 4:02:16
3. Gert Mertens, M50, AC Lierse/Belgien, 4:05:26

Siegerinnen Ultramarathon:
1. Sandra Fätsch, W40, Team Erdinger, 4:49:45
2. Marion Braun, W55, SV Germania Eicherscheid, 5:02:14
3. Anne Staeves, W45, LG Trampeltier, 5:02:26

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