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16.10.21 - MOUNTAINMAN Nesselwang

Niemand wird vergessen

Zum dritten Mal schlägt die MOUNTAINMAN-Serie ihre Zelte, bzw. Start- und Zielbogen in Nesselwang auf. Bei den beiden vorhergehenden Auflagen zeigte sich das Allgäu nicht von seiner schönsten Seite, sie wurden jeweils begleitet von ziemlich widrigen Wetterverhältnissen. Besonders betroffen war dabei immer die XL-Strecke, der längsten angebotenen Distanz. Bei der Premiere im Mai 2019 legte der Sturm nach 5 Stunden Laufzeit den Zielbogen um und ließ Zelte im Zielbereich umherfliegen, sodass nach dem 65. Läufer im Ziel abgebrochen werden musste. Im Oktober 2020 sorgte nasskaltes Wetter samt Wintereinbruch auf den Hochlagen für Schnee und eine grenzwertige Schlammschlacht für unvergessene Momente.

Fleißig unterwegs war im Vorfeld bereits Rennleiter und Streckenchef Horst, für heuer hält er eine deutlich veränderte Streckenführung bereit. Nachdem sich die „XL“ im Vorjahr noch aus der „L“ und „S“ Strecke zusammensetzte, wird letztere durch einen neuen Trail-Abschnitt ersetzt. Als großen positiven Effekt sehe ich auch die damit verbundene Streckenverlängerung von bisher jeweils gut 39 Kilometern, auf die heuer erstmals ausgeschriebene Marathon-Distanz. Endlich erwachsen, würde ich da mal sagen. Zu den 42,4 km gesellen sich noch anspruchsvolle 2.400 Höhenmeter. Ebenfalls neu, ist eine integrierte Bergwertung auf der XL-Strecke. „Vertical 500”, nennt die sich und führt über 4,5 km und 500 hm von Pfronten Kappel bis zum Sportheim Böck.

Man muss natürlich nicht zwingend einen Marathon laufen, auch die kürzeren Routen halten anspruchsvolle Trails, wie immer für Trailrunner, Hiker und Vierbeiner bereit. Auf der „L“ müssen 32,8 km und 1780 hm bezwungen werden, die „M“ in Halbmarathonlänge kann 21,8 km und 1160 hm aufweisen. Auf der S-Strecke sind 10 km und 710 hm zu absolvieren. Da sollte für jeden etwas dabei sein.

Um 8.00 Uhr wird die XL gestartet, bis 18.00 Uhr bleibt das Ziel geöffnet, zwischendrin ist bei km 22 ein Zeitlimit von 6:30 Stunden einzuhalten. Wer zu langsam ist, wird auf die M-Strecke geleitet. Wichtigste Pflichtausrüstung ist ein eigener Becher, sonst gibt’s an den sechs VPs nix zum Nachtanken. Fehlen dürfen natürlich auch nicht die üblichen Accessoires an Ausrüstung, welche man aber eigentlich immer dabeihaben sollte auf so einer langen Strecke.

Die letzten Infos können wir uns wieder beim Race Briefing am Freitag auf YouTube ansehen. Chefin Jutta versorgt uns wie immer mit allem, was man rund um die Veranstaltung wissen muss. Gibt nicht mehr viel Neues zu berichten, was wir eh nicht schon per Mail oder auf der Website erfahren konnten. Das Wetter wird es gut mit uns meinen, nachdem gerade noch rechtzeitig das Tiefdruckgebiet zur Wochenmitte wieder die Fliege gemacht hat, aber ein paar Flocken Schnee ganz oben für uns hinterlassen hat. So freue ich mich schon auf die Aussichten vom herrlichen Allgäuer Bergpanorama, worauf wir im Vorjahr komplett verzichten mussten.

Meine Anreisezeit ist mit einer guten Stunde relativ kurz, so reise ich erst am Samstagmorgen direkt zum Start an. Um 4 Uhr aufstehen ist zwar grausam, aber hilft ja nix. Eine längere Parkplatzsuche kann man sich in Nesselwang ersparen, zwar bietet das Trendsportzentrum nur eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen, aber wir dürfen im angrenzenden Industriegebiet von fast allen Firmen die Stellplätze benützen und die sind wirklich üppig, niemand muss lange suchen.

Am Eingang zum Eventbereich wird erstmal genau kontrolliert. Zutritt bekommt nur, wer auch die 3G-Regeln einhalten kann. Als Bestätigung gibt‘s dann ein gelbes Bändchen um das Handgelenk. Die Maskenpflicht im kompletten Start- und Zielbereich entfällt dafür komplett.

Ich komme gerade rechtzeitig, am Micro bei den Moderatoren Rudi und Stephan ist gerade Mareile Hertel im Interview. Sie ist auf der XL-Strecke am Start und hat einiges auf dem Kerbholz. Die Extrem Ultra Ausdauersportlerin ist Weltrekordhalterin und Weltmeisterin im Triple Ultra Triathlon, das ist die dreifache IRONMAN-Distanz. Dazu u.a. noch Weltcup-Siegerin im Double Triathlon und Weltmeisterin im Ultraradmarathon über 890 km und 12.000 Höhenmeter. Für das Race Across America ist sie bereits qualifiziert. Die Kosten für solch ein Unternehmen belaufen sich auf 70.000 €, erzählt sie uns. Ganz schön heftig.

Sie ist aber nicht die einzige großartige Sportlerin heute bei den Rennen. Später tritt noch Profi-Triathletin Anja Ippach an. Sie ist u.a. mehrfache IRONMAN Siegerin, Europameisterin und Deutsche Meisterin. Sie geht bei der M-Strecke an den Start, nachdem sie das Trailrunning für sich entdeckt hat.

 

 
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Wir haben bereits blauen Himmel, aber es ist zapfig kalt mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Am Nachmittag wird es dafür aber bis zu 15 Grad warm. Da ist die Kleiderwahl wieder sehr schwierig. Ich entscheide mich für kurze Hosen, obenrum etwas mehr, wir haben ja einen Rucksack, um abzulegen. Kurz vor acht wird uns bereits ordentlich eingeheizt, zwar mehr auf die Ohren mit AC/DC und Co., aber das macht schon ordentlich Stimmung. Alle stehen vorbildlich auf den markierten Abständen, wir wären so weit. Das lässt sich der Herr Bürgermeister nicht zweimal sagen, pünktlich schwingt er die Glocke und los geht’s. Erst dürfen wir noch eine Ehrenrunde durch’s Biathlonstadion des Skiklub Nesselwang drehen.

Vom Stadion hinaus sind es nur ein paar Meter zum Einlaufen, schon beginnt der erste deftige Aufstieg. Im Vorjahr hatten wir hier eine Schlammschlacht vom Feinsten, angeblich soll er ja von der Gemeinde extra präpariert worden sein.  Ich kann davon nichts entdecken, die Spurenrinnen sind noch genauso tief wie letztes Jahr. Aber ganz ehrlich, wir Trailrunner wollen doch auch gar keine planierten Naturwege, a bisserl Spaß muss einfach sein.

Nach dem ersten noch kürzeren Aufstieg geht’s auf dem Kreuzweg Maria Trost wieder runter, die Stufen scheinen mir aber hier etwas aufgeschüttet worden zu sein, was das Überqueren der eingearbeiteten Stufen erleichtert. Nach 2 km sind wir bereits an einem der Highlights unserer Strecke, dem Wasserfallweg. Über anfangs Stahlstufen und im weiteren Verlauf mit Holzbohlen verstärkten Naturstufen geht es hoch Richtung Alpspitz. So etwa 1000 Stufen sollen es sein und schwindelfrei soll man dabei sein. Na ja, ganz so wild ist es dann doch nicht. Aber der Aufstieg zieht sich über zwei Kilometer permanent steil nach oben, gespickt mit vielen Wurzeln, je höher wir kommen.

Nach 4,2 km erreichen wir die Streckentrennung, die unsere neue Zusatzschleife einleitet und die S-Strecke wieder ins Tal führt. Die Abzweigung führt uns nach links auf einen Schotterweg weiter, während die M und L-Strecken über den Wurzelsteig weiter nach oben geführt werden. Auf dem kurzen Abschnitt haben wir bereits über 600 Höhenmeter von unserer Vorgabe abgearbeitet.

 

 
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Etwas weiter liegt vor uns auf einer Anhöhe der Transit Tower, praktisch die Mittelstation der Zipline AlpspitzKICK. An einem Drahtseil kann man in zwei Sektionen 1,2 km ins Tal rauschen. Start ist an der Bergstation der Alpspitzbahn, zum Eingewöhnen führen 400 Meter mit Tempo 60 km/h bis hierher. Sektion 2 führt dann ab hier über 800 Meter Länge ganz nach unten. In bis zu 60 Meter Höhe wird dabei Tempo 120 erreicht. Wir rauschen über 2,5 km ebenfalls abwärts, schön gepflegt in Serpentinen auf der Schotterstraße. Ist etwas anstrengender als an der Zipline hängend, aber wesentlich entspannter und mit deutlich weniger Adrenalin im Blut.

Kurz vor der Wallfahrtskirche Maria Trost ist unser Downhill vorübergehend beendet, ein schöner Trail führt uns wieder ein kurzes Stück aufwärts zur Kappeler Alp. Wunderschön in der Sonne findet dort unsere erste Verpflegung statt. Viele legen auch schon ihre wärmenden Jacken ab. Kuchen und Gebäck stehen im Angebot, dazu auch Tee, der ist aber leider schon kalt.

Von hier beginnt Teil 2 unseres Downhills, für weitere 2,5 km geht es bergab, diesmal aber auf einem wunderbaren Trail, auf dem auch diverse schlammige Passagen für Abwechslung aber auch für wenig Standfestigkeit sorgen und so manche(r) respektvoll drübereiert, um Bodenkontakt zu vermeiden. Nach ziemlich genau 10 km sind wir am Rande von Kappel angelangt und damit wieder fast unten im Tal.

Eine Zeitmessmatte signalisiert uns den Beginn der Bergwertung „Vertical 500“. Wie der Name schon sagt, sind in etwa 500 Höhenmeter auf den folgenden 4,5 Kilometern zu bewältigen. Der Untergrund ist lauffreundlich, beginnt erst einmal auf einer Teerstraße und wechselt auch mal auf Schotterwege. Aber leider derart steil, dass für unsereins an Laufen kaum zu denken ist. Wie viele wohl dabei sind, die die komplette Bergwertung im Rahmen so einer langen Strecke durchlaufen können? Würde mich interessieren. Ich bin aber auch im Hiking-Modus voll motiviert und versuche mit meinen Möglichkeiten, schnellstmöglich nach oben zu gelangen. Ein paar kurze Laufeinheiten inklusive. 52 Minuten stoppe ich für mich, überholt hat mich keiner.

Ich bin dafür erstmal ganz schön bedient und benötige eine Erholungspause. Dafür bietet sich die zweite Labestelle vor dem Sportheim Böck bestens an. Auf unserer Habenseite stehen mit 14,5 km und bereits über 1200 Höhenmetern die Hälfte aller Aufstiegsmeter. An der VP wuselt es gerade so von Sportlern, hier befindet sich wieder die Vereinigung der M, L und XL-Strecken. Insbesondere die schnelleren M-Starter*innen, die 2 Stunden nach uns gestartet sind, drücken gerade zahlreich nach oben.

 

 
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Für alle geht es weiter aufwärts und wir bekommen auch unseren versprochenen Schnee. Sonderlich viel liegt nicht mehr, aber auf den festgetrampelten Pfaden ist es mitunter ganz schon eisig. Stöcke helfen hier ungemein, um sicher darüber zu kommen. Auf fast 1600 m Höhe erreichen wir auf dem Edelsberg den höchsten Punkt des Rennens.

Ein wunderschöner, aber technisch anspruchsvoller Single Trail führt uns durch den Wald wieder runter von der Höhe. Mir bereitet vor allem der Lichteinfall der tiefstehenden Sonne durch die Bäume mit den wechselnden Hell/Dunkel-Verhältnissen enorme Seeprobleme, so dass mir nichts anderes übrigbleibt, als mein Tempo zu drosseln, um nicht einen Fehltritt zu riskieren und überlasse lieber der überwiegend, deutlich jüngeren Läuferschaft auf den kürzeren Strecken den Vortritt. Nach 17 km wechseln wir ins Gebiet von Jungholz im österreichischen Tirol, was man jetzt nicht unbedingt bemerken muss, ich werde lediglich durch den fotogenen Grenzstein darauf aufmerksam.

Nächste VP und auch Messpunkt des Cut Offs liegt an der Alpe Stubental bei km 21,5. Dazu müssen wir aber erst mal wieder 3 km aufwärts. Der Aufstieg auf einer Forststraße ist doch deutlich gemäßigter als die bisherigen. Nach Verlassen des Waldes bekommen wir schon die Aussicht auf den nächsten Anstieg zur Reuterwanne geboten. Es geht jetzt erstmal wieder leicht bergab und ich kann es etwas laufen lassen. Vielleicht zweihundert Meter vor mir befanden sich ein paar Läufer, die kann ich plötzlich nicht mehr ausmachen, das macht mich schon etwas stutzig. Streckenmarkierungen sehe ich auch keine mehr. Ehe ich mich versehe, bin ich an der Alpe Obere Reuterwanne und wieder auf der markierten Route. Läufer kommen aber von rechts unten herauf. Irgendwas ist da schiefgelaufen?

Ich suche mir einen schönen Platz in der Sonne und packe erstmal mein GPS aus. Ich hab es bisher noch gar nicht in Betrieb genommen, da die Beschilderung vorbildlich und ein Verlaufen kaum möglich ist. Den Original-GPX-Track der Strecke habe ich installiert. Ja, tatsächlich, jetzt ist es doch passiert. Irgendwo weiter oben während des Downhills habe ich eine Abzweigung in den Wald, zur Alpe Blöße verpasst und so eine komplette Schleife von etwa 3,5 – 4 km ausgelassen.

Ich weiß nicht genau, wie weit ich jetzt wieder zurück und vor allem wieder aufwärtssteigen müsste. Ich erspare mir das, aber der Frust sitzt tief, somit bin ich ja praktisch raus aus dem Rennen. Ein Verlaufen ist auf Trails ja fast normal und üblicherweise hat man am Tagesende immer mehr Kilometer auf seiner Uhr. Umgekehrt ist mir das so noch nie passiert.

Ich gehe davon aus, dass bei der Cut Off-Messung auch eine Messmatte liegt. Viel Vergnügen bereitet mir der anschließende, eigentlich wunderschöne Aufstieg durch die sonnenbeschienene Flanke der Reuterwanne, nicht. Auch die herrliche Aussicht vom Gipfelkreuz, kann ich kaum genießen. 

 

 
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Ziemlich einsam gestaltet sich mein Abstieg vom Gipfel, was mir gerade ganz recht kommt, ich habe wenig Lust noch auf die Tube zu drücken.  Zu tief sitzt der Stachel der unfreiwilligen Abkürzung. Nach dem Ausfall von VP3 freue ich mich aber auf eine Brotzeit an der Alpe Untere Reuterwanne. Die Hüttenwirtin hält einige Leckereien für uns bereit. „Jetzt nur noch den kurzen Aufstieg da vor uns hoch“, lausche ich dort einem Läufer auf die Frage seiner Partnerin, was noch kommt.

Auf dem Höhenprofil sieht die Herausforderung tatsächlich nicht mehr sonderlich spektakulär aus, das Unterfangen entpuppt sich in Folge aber dann doch herausfordernder als beschrieben. Zwar nur einen Kilometer lang, dafür aber dermaßen steil, dass nicht nur mir fast die Spucke wegbleibt. Boah eh, das Ganze grenzt schon fast an Körperverletzung. 30 bis deutlich über 40 % betragen die Steigungsprozente fast durchgehend durch rustikales Terrain.  Erst weiter oben wird es etwas leichter. Ich komme nur mehr im Schneckentempo hoch.

Nur 2,5 km sind es bis zur Alpe Blöße, zeitlich liegen bei mir aber 45 Minuten dazwischen. Sehr lecker ist dafür das Angebot, das uns hier angeboten wird, da kann man schon einmal eine schöne Pause einlegen. Neben hygienisch in Papiertüten verpackten Broten, belegt mit Käse, Salami, Schinken und veganem Aufstrich steht u.a. auch Cola im Angebot.

Von oben bekommen wir bereits einen herrlichen Ausblick auf unser nächstes Ziel, den Grüntensee, geboten. Auf und neben der Buron-Skipiste im Wald ziehen wir hinunter ins Tal. Permanentes Klingeln meines Smartphones im Rucksack zwingt mich zu einem Stopp. Rennleiter Horst ist an der Strippe und frägt nach wo ich denn bleibe? Ich werde seit geraumer Zeit vermisst, da ich den Cut Off an der Alpe Stubental nicht passiert habe. Niemand wird vergessen. Ich erzähle ihm von meinem Lapsus und dass ich mich bereits kurz vor dem Grüntensee befinde.

An der Grüntenseestraße steht die Feuerwehr und hält uns den Verkehr vom Leibe. Durch den Campingplatz gelangen wir ans Ufer des Grüntensee, der nicht natürlichen Ursprungs ist, sondern ein Stausee der Wertach und dem Hochwasserschutz und zur Stromerzeugung dient. Somit könnte ich theoretisch auch nach Hause schwimmen, da die Wertach bis Augsburg und dort in den Lech fließt.

 

 
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Auf einem gut ausgebauten Rad- und Wanderweg um den See laufen wir knapp zwei Kilometer entlang bis ans östliche Ende, wo wir wieder Richtung Berge abbiegen. 600 Meter auf dem Radweg neben der Grüntenseestraße und auf kleinen Landstraßen bescheren uns einige Asphaltkilometer. Kurz nach Bayerstetten wartet inmitten der Felder die Labe des Skiklub Nesselwang. Die Nussecken sollte man unbedingt probieren.

Abwechslungsreich führen uns Trails, Naturwege und kleine Sträßchen weiter nach Nesselwang. Das schöne und warme Wetter lässt den Gedanken in mir reifen: „Das kann‘s doch noch nicht gewesen sein“. Mir schwebt vor, noch irgendwie die ausgelassenen Kilometer nachzuholen, damit ich wenigstens mit mir im Reinen bin und meinen Marathon voll habe.

Nach 36 Kilometern auf meiner Uhr erreiche ich den Ortsrand von Nesselwang, bis ins Ziel sind es geschätzt noch etwa 3 km, so kann ich mir ungefähr ausmalen, was ich noch an Strecke gut machen müsste. Über Feuerwehr, Brauerei und an der Zinkenbüchel-Kapelle vorbei, erreichen wir den Wohnmobilstellplatz unterhalb der Alpspitzbahn. Ohne groß zu planen, schlage ich mich auf gut Glück Richtung Alpspitzbahn durch und versuche wieder zurück auf den bereits absolvierten Streckenabschnitt zu gelangen. Verrückt, oder? Es klappt tatsächlich, über den PKW-Parkplatz gelange ich wieder zurück zur Feuerwehr und auf die Strecke. Nach 1,25 km bin ich wieder am Ausgangspunkt. Das reicht natürlich noch nicht, ich wiederhole meine Runde noch zwei weitere Male.

Zurück auf der Original-Strecke schließe ich mich zwei Mitstreitern an und frage mal nach, wie denn gerade der Kilometerstand auf ihren GPS ist? Die Info deckt sich mit meinem Stand, ich bin zufrieden und nehme Kurs auf das Zielgelände.

Fünfzig Höhenmeter oberhalb der Trendsportanlage passieren wir die Hans-Riefler-Schanze, bzw. deren Schanzentisch, der Rest, der noch von ihr übrig geblieben ist. 1928 wurde die Schanze erstmals aufgebaut und diente dem Verein für viele regionale Sprungläufe. Nachfolgend wurde sie noch mehrmals umgebaut und an internationale Normen angepasst. Der letzte größere Umbau mit Neuprofilierung war 1983. Ab hier erlebte Nesselwang fast jährlich große internationale Wettkämpfe der Nordisch Kombinierten. Der Schanzenrekord liegt bei 84 Metern. Erfolgreichster Sportler des Vereins war Franz Keller, der Weltmeister und Olympiasieger 1968 in Grenoble wurde.

Auf dem rustikalen Weg, auf dem wir am Morgen gestartet sind, geht es die letzten 500 Meter wieder runter bis ins Ziel. Da werden Erinnerungen wach, denn im Vorjahr konnte man sich hier kaum mehr auf den Beinen halten, heute ist der Boden nur leicht rutschig. Wäre der Baaz hier wieder zu groß gewesen, wäre sogar eine kurze Alternative zur Verfügung gestanden.

 

 
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Rudi und Stephan warten bereits auf mich und halten ein spezielles Finishergeschenk für mich bereit: Ein Helles mit Umdrehungen. Der Bann ist gebrochen, endlich war das Wetter auch in Nesselwang so, wie es sein sollte. Wäre mir nicht mein Fauxpas passiert, würde ich von einem Traumtag sprechen, so bleibt doch ein kleiner Makel übrig. Ich bin aber letztendlich doch zufrieden und sehr glücklich, meine Extra-Runden noch gedreht zu haben.

Bei der Analyse der GPX-Daten stellte sich heraus, dass meine Verkürzung genau 3,7 km betrug, zufällig exakt so viel wie meine Zusatzschleifen. Aber lediglich 400 Meter hätte ich vor dem Aufstieg zur Reuterwanne zurücksteigen müssen und ich hätte mir das ganze Prozedere ersparen können. Shit happens.

 

 
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Großes Kompliment an Streckenchef Horst, mit der neuen Streckenführung und der Verlängerung auf Marathonlänge hat der MOUNTAINMAN Nesselwang nochmals an zusätzlicher Attraktivität gewonnen. Aber der Kurs hat es auch in sich, aus einem gemütlichen Samstagsspaziergang wird hier nix, die meisten Trailabschnitte sind höchst anspruchsvoll.

 

Informationen: MOUNTAINMAN Nesselwang
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