Die Schneegarantie, die uns von den Mountainman-Veranstaltern für den Wintertrail im Januar versprochen wird, lösen sie nun schon einige Wochen früher beim Nikolaus-Trail ein. Die gesamte Strecke führt dieses Jahr durch eine Wintermärchenwelt.
Von Nürnberg brauche ich mit der Bahn 38 Minuten bis Pommelsbrunn, das in der Hersbrucker Schweiz liegt, einem Teil der Fränkischen Alb. Ich reise bereits am Samstagmittag an. Der viertelstündige Weg ab dem Bahnhof ist gut ausgeschildert.
Die Startunterlagen wurden zusammen mit einigen Geschenken wie z.B. einem Mountainman-Lebkuchen-Nikolaus schon vor Tagen mit der Post an die Teilnehmer geschickt. Am Startgelände kann man bei Messeständen Stöcke, Stirnlampen und Schuhe ausleihen und bei einem kostenlosen 5 km Gruppenlauf testen, der um 16 Uhr startet. Ich nehme an diesem Lauf teil, mit der Nebenwirkung, dass ich anschließend meine Stirnlampensortiment um eine besonders kleine und leichte Variante ergänze. Danach stehe ich noch eine Weile Glühwein trinkend mit anderen Teilnehmern am Feuer. Als ich anschließend am Bahnhof eine Lauffreundin treffe und dann mit ihr in unserem Hotel in Hersbruck zu Abend esse, bin ich sehr froh darüber, dass ich mich nicht von den Nachrichten über das heutige Schneechaos im Großraum München abschrecken lies.
Am Sonntagmorgen bietet uns ein einheimischer Läufer eine Mitfahrgelegenheit zum Start. Zur Auswahl stehen beim Nikolaus Trail vier verschiedene Disziplinen, bei denen sich auch Läufer mit Hunden für eine gesonderte Wertung sowie (mit Ausnahme der Marathonstrecke) auch Wanderer ohne Rangliste anmelden können. Der XL-Kurs hat 42,9 km mit 1340 Höhenmetern, L 31,6 km mit 1060 Höhenmetern, M 16,7 km mit 540 Höhenmetern und S 11 km mit 330 Höhenmetern. Die insgesamt 1000 Startplätze sind seit Wochen ausgebucht. Lange Zeit gab es für mich selten eine Ausnahme von der Devise, immer die längste angebotene Strecke zu laufen. Mit fortgeschrittenem Alter nehmen die Ausnahmen zu. Auch heute genügen mir 31 Kilometer Trailgenuss und begnüge mich damit, vom Marathonstart Fotos zu Machen.
Den ganzen Tag über bleibt es heute mit 4 Grad minus deutlich unter dem Gefrierpunkt, aber bei entsprechender Ausrüstung ist das egal. Das Gepäck gebe ich in einem großen Zelt ab, Kaffee und Kuchen bekomme ich im Vereinsheim. Die Kontrolle der Pflichtausrüstung geht schnell voran, und schon stehe auch ich im Startkanal. Wie bei den Mountainman-Veranstaltungen gewohnt, sorgen gleich zwei Moderatoren mit unterhaltsamen Sprüchen für Stimmung. Um 8:26 stoppt plötzlich die Digitaluhr an der Startlinie, doch nach drei Minuten ist das Problem rechtzeitig behoben. Los gehts!
Kurz laufen wir am Ufer des Högenbach entlang und dann über einen flachen Feldweg. Am Waldrand beginnt der erste von vielen Aufstiegen. Mal laufend, mal marschierend, komme ich anfangs recht schnell voran. Der Schnee auf dem Trail wurde hier von den vielen Leuten vor mir bereits weggetreten. Dann stehe ich vor der ersten wirklich steilen Stelle kurz im Stau. Egal, heute hat jeder genügend Zeit.
Über ein paar Serpentinen steigen wir bergauf, dann laufen wir auf leichterer Strecke durch wunderschönen Winterwald. Trailrunning im Schnee ist schon etwas Besonderes! Mir gefällt es so viel besser als an grauen Wintertagen. Obwohl auf Schnee noch einmal mehr Aufmerksamkeit erforderlich ist. Aber wer sich für einen Wintertrail anmeldet, weiss das.
Nach einem rasanten Downhill komme ich kurz am Ortsrand von Pommelsbrunn vorbei. Und schon beginnt der nächste Aufstieg. Bei der Felsengruppe des Zankelstein genieße ich die Aussicht. Die Felsen im Jura sind Reste ehemaliger Korallenriffe. Mit Schnee verziert wie heute fällt mir die Vorstellung von bunten Fischen in warmem Wasser schwer. Das Läuferfeld wird lichter und weiterhin geht es mal steil bergab, mal anstrengend bergauf, dazwischen aber auch oft genug gut laufbar, meist durch Wald, dazwischen aber auch über Wiesen mit weiter Aussicht.
Die gesamte Strecke ist hervorragend markiert. Bald erreiche ich die Stelle, an der die Marathonis abzweigen und elf zusätzliche Kilometer laufen dürfen. Da ich mich für die L-Distanz angemeldet habe, muss ich nun auf einige der schönsten Felsen verzichten und auf überwiegend leichter Strecke direkt hinab nach Hubmersberg laufen, wo für mich bei km 10 die erste Verpflegungsstelle steht. Warmer Tee ist bei der Kälte ideal. Außerdem gibt es Wasser, Iso, Kuchen, Obst und vieles mehr. Ab haben Marathonis und die L-Läufer den gleichen Weg.
Die nächsten Kilometer sind recht leicht, nur ein kurzer Abstieg erfordert erneut Trittsicherheit. Dann erreiche ich wieder Pommelsbrunn, wo am Rande des Start-Ziel-Geländes die zweite Verpflegungsstelle steht. 15 km habe ich nun bereits geschafft und 63 Minuten Vorsprung vor dem Zeitlimit. Hier gibt es sogar Wurst- und Käsebrot. Ich halte mich nicht lange auf und laufe gleich weiter.
Nachdem bereits am Morgen ab und zu blaue Flecken am Himmel zu sehen waren, scheint nun immer häufiger die Sonne. Da es den ganzen Tag über völlig windstill ist, spüre ich die Kälte kaum. Nach einem relativ flachen Streckenabschnitt folgt bald wieder ein anstrengender Aufstieg.
Ich fühle mich heute wirklich gut und genieße jeden Höhenmeter, obwohl ich jetzt etwas langsamer vorankomme als auf der ersten Streckenhälfte. Auf einem harmlosen Streckenabschnitt über Wiesen kann ich wieder etwas schneller laufen. Dann folgt der anspruchsvollste, aber auch schönste Teil der heutigen Tour. Vorbei an vielen Felsen steige ich auf schmalen Pfaden bergauf. Hier ist auch ohne Schnee Trittsicherheit erforderlich, und heute natürlich ganz besonders. Absturzgefahr besteht aber an keiner Stelle. So soll es sein!
Einige meist harmlose Kilometer bringen mich dann hinab nach Arzlohe. Dort komme ich an der Ruine der Kapelle „Zum Heiligen Baum“ vorbei, die erstmals 1480 erwähnt wurde. Dann erreiche ich die nächste Verpflegungsstelle, die vor einem alten Backofen aufgebaut ist. Hier gibt es unter anderem auch Cola und Kuchen, aber mich freut am meisten die warme Bouillon. Was wäre eine Laufveranstaltung ohne die vielen Helfer und Helferinnen, die selbst bei eisiger Kälte ihre gute Laune nicht verlieren und uns bestens versorgen. Vielen herzlichen Dank!
Wieder ein verschneiter Feldweg über Wiesen, wieder schmale Trails bergauf und bergab durch den Wald, wieder ein paar kleine Felsen - es wird nie langweilig. Der mit weitem Abstand beste Aussichtspunkt liegt wenige Meter abseits der offiziellen Strecke. Die auf Bestleistung getrimmten Läufer rennen hier ungebremst vorbei, aber Genussläufer und Wanderer nehmen sich natürlich ein paar Minuten Zeit, um vom Hohlen Fels hinab zum Happurger Stausee zu blicken.
Die schwersten Trails liegen nun hinter mir. Man kann jetzt meist relativ schnell bergab laufen, muss aber immer aufpassen, nicht auszurutschen oder gar zu stürzen.
Unterwegs weist ein Schild auf einen keltischen Ringwall hin, aber von dem kann ich kaum etwas erkennen. Bald laufe ich durch den stillen Weiler Reckenberg. Es geht auf breiten Wegen bergab, dann wieder auf der bereits bekannten Straße entlang des Högenbach zum Start- und Zielgelände. Zielschluss für die L-Distanz ist um 16 Uhr, ich komme bereits 14:12 Uhr an. Platz 192 von 200 Finishern und 13 DNF, damit bin ich mehr als nur zufrieden. Aber die Platzierung ist mir ohnehin egal. Ich hatte heute fast sechs Stunden lang nonstop Spaß am Laufen, nur das zählt.
Die XL-Strecke hat heute 144 Finisher, M 214 Finisher und S 82 Finisher, dazu kommen noch die separat gewerteten mehr als 70 Teilnehmer mit Hunden und die Wanderer ohne Zeitwertung.
Ich bin sehr froh darüber, dass auch ich trotz meinen vielen Wochenenddiensten dieses Wochenende Zeit hatte, bei einem Mountainman-Event zu starten. Jutta und die anderen sind schon seit vielen Jahren für ihre hervorragend organisierten Veranstaltungen bekannt, die sich nicht nur an Leistungssportler richten, sondern vor allem an jene, die es etwas gemütlicher angehen wollen. Im Kalender für nächstes Jahr stehen schon 6 Events.